Wenn Schule auf Ideen bringt – Update
Die erste Auflage dieses außergewöhnlichen Buches habe ich bereits Herbst letzten Jahres vorgestellt. Nun hat der Herausgeber Leonard Sommer nachgelegt. Mit einem neuen Verlag, mit einem geänderten Titel (statt „Bildung neu“ nun „Lernen Neu“) und mit ergänzenden Beiträgen zur Digitalität. Aber der Reihe nach. So stellt der Vahlen Verlag das Buch vor:
Wir leben im digitalen Zeitalter – unser Schulsystem jedoch ist im Industriezeitalter stehen geblieben. Davon ausgehend, dass Lernen in vielen Ländern der Welt einen radikalen Wandel durchlaufen muss, hat Leonard Sommer im Rahmen der Initiative CLASSROOM THINKTANK mehr als 100 Kreative und Bildungsvordenker aus 35 Ländern eingeladen, darüber nachzudenken, wie Schule heute aussehen sollte.
Um die gemeinsam entwickelten Ideen jedem, der Kinder hat, oder sich mit schulischem Lernen beschäftigt, zugänglich zu machen, entschied sich Leonard Sommer, ein Buch über die Initiative zu veröffentlichen. Auf mehr als 425 Seiten findet der Leser eine Analyse des Dilemmas unserer Schulen, normbrechende Ideen und konkrete Praxis-Methoden. Diskutiert werden innovative Ansätze rund um Themen wie Organisations-Design, Lernkultur, Rolle der Lehrer und Eltern, innovative Lehrmethoden, alternative Bewertungsmodelle aber auch das Potenzial innovativer Technologien.10 zukunftsorientierte Schulen aus 3 Kontinenten, die den Wandel vollzogen haben, werden persönlich von ihren Gründern oder Schulleitern vorgestellt. Die englische Erstauflage des Buches wurde bereits in 15 Ländern verkauft. Die deutsche Erstauflage war bereits nach 3 Monaten vergriffen. Warum?
(Meine) Antwort
Die Beispiele guter Praxis zeigen, wie der Wandel gestaltet wurde und wie es Schulen gelungen ist, die Zukunftsperspektiven von Kindern zu verändern. Schulen müssen sich an eine sich ständig verändernde Welt anpassen, indem sie ihre Strukturen und Lehrmethoden aktualisieren und an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler anpassen. Das Bildungsumfeld hat sich dramatisch verändert, und Schulabgänger benötigen heute andere Kompetenzen, um in dieser komplexen und digitalen Welt zurechtzukommen. Schulen müssen daher zunehmend gemeinsam an komplexen Problemen arbeiten und sich mit Themen auseinandersetzen, die der Einzelne nicht mehr alleine lösen kann. Genau dafür gibt das Buch Anregungen und Anleitungen. Durch das Aufzeigen neuer Methoden, wie z.B:
- Futuropoly mit dem Ziel, den Schülerinnen und Schülern den Umgang mit verschiedenen Zukunftstechniken und deren praktische Anwendung zu vermitteln – vom Denken auf der Makroebene bis hin zu praktischen, berufsorientierten Zukunftsanwendungen.
- Design Thinking eignet sich für den Unterricht, weil es einen strukturierten Ansatz zur Generierung und Entwicklung von Ideen bietet. Es kann dazu beitragen, den Unterricht kreativer und ansprechender zu gestalten und den Lernenden beizubringen, wie man Probleme auf systematische und kollaborative Weise löst. Es kann auch dazu beitragen, Fähigkeiten wie Empathie, Kreativität, kritisches Denken und Problemlösung zu entwickeln, die in vielen Lebensbereichen nützlich sein können.
- Das Radikale Spiel ist eine Methode, die von TrendOne, einem Hamburger Trendforschungsunternehmen, entwickelt wurde, um Schülerinnen und Schülern Innovation spielerisch zu vermitteln und sie mit Innovationsaufgaben zu konfrontieren. Das Spiel basiert auf der Analyse von Mikrotrends, die für neue, intelligente, richtungsweisende und strukturverändernde Innovationen stehen und erste konkrete Anzeichen für entstehende Trendbewegungen sind. Im Spiel erhalten die Spieler diese Trends in Form von Spielkarten, die vor ihnen ausgelegt werden. Ziel des Spiels ist es, die Trends zu analysieren und daraus Ideen für innovative Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln. Das Radical Game soll den Lernenden helfen, ihre Innovations-, Kreativitäts- und Problemlösungsfähigkeiten zu verbessern.
- World Café ist eine kollaborative Lernmethode, die darauf abzielt, eine offene und kreative Umgebung zu schaffen, in der die Teilnehmer Ideen und Perspektiven austauschen und gemeinsam lernen können. Die Methode beginnt damit, dass die Teilnehmer in einem Stuhlkreis Platz nehmen und ein Moderator das zu diskutierende Thema vorstellt und eine oder zwei offene Schlüsselfragen stellt. Die Teilnehmer diskutieren dann in Kleingruppen und wechseln nach einer bestimmten Zeit in andere Gruppen, um ihre Ideen und Perspektiven auszutauschen und zu erweitern. Die Methode wird bisher eher in der Aus- und Weiterbildung eingesetzt, eignet sich meiner Meinung nach aber auch für den schulischen Kontext, sowohl im Unterricht als auch in der Projektarbeit.
Die neuen Beiträge ergänzen die 1. Auflage um Überlegungen, wie Kultur der Digitalität Rechnung tragen kann. Dies beginnt mit Uta Hauck-Thum/Jana Heinz und ihrem Beitrag zur Grundschule (Kapitel 4), setzt sich fort mit Björn Nolte und seinen Aussagen zur Notenproblematik (Kapitel 7) und endet schließlich mit einem neuen Kapitel 10, das sich mit einer Pädagogik der Digitalität befasst und neben theoretischen Überlegungen auch praktische Beiträge bietet, z. B. mit Andreas Dengel. Letzterer hat auf seiner Homepage drei Materialien zum Download bereitgestellt: Eine WarmUp Aktivität mit beißenden Pinguinen, eine Aufgabenstellung für kreative Medienprodukte mithilfe von AI sowie ein Beispielprodukt, das ich mit meiner sechsten Klasse entwickelt habe …
Schlussbemerkungen
Das Buch befasst sich mit der zukünftigen Rolle von Lehrkräften und Eltern und wie sie von kreativen Menschen inspiriert werden können. Die Autorinnen und Autoren betonen die Bedeutung der Vorbereitung auf die VUCA-Welt und fordern dazu auf, sich mit Verletzlichkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit vertraut zu machen. Sie stellen Ideen und Anleitungen vor, wie Schülerinnen und Schüler lernen können, korrekte und verlässliche Informationen zu erkennen, wo sie zu finden sind und wie sie überprüft werden können. Darüber hinaus laden sie die Lehrkräfte dazu ein, einen aktiven und erfahrungsorientierten Lernansatz zu verfolgen, der die Kraft der visuellen Wahrnehmung nutzt. Lehrende sollten Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, Mut und Selbstvertrauen zu entwickeln, um schwierige Phasen kreativen Schaffens zu überwinden. Sie können (und sollten) die Schülerinnen und Schüler mit Menschen in Kontakt bringen, die an kreativen Projekten arbeiten, um sie an deren Erfahrungen und Herausforderungen teilhaben zu lassen.
Sie wollen das Buch kennenlernen?
Gerne stelle ich das Buch für einen ersten Ein- und Überblick zur Verfügung. Ich stelle mir einen Ringversand vor, der das Buch von Schule zu Schule „wandern“ lässt. Zwei Bedingungen gibt es allerdings:
- Ich bekomme einen Praxisbericht, den ich hier veröffentlichen darf.
- Jede Schule übernimmt die Versandkosten an den nächsten Interessenten.
So profitieren wir alle von den gesammelten Erfahrungswerten! Bei Interesse bitte dieses Kontaktformular (Betreff Ringversand) ausfüllen …
Übrigens habe ich einen Newsletter eingerichtet. Wer ihn abonnieren möchte, geht hier … zum Formular.
… Stay tuned …
Bildnachweis: Ausschnitt aus Titelbild