KI in der Schule (5): Fortbildung – Methodik
In den letzten Wochen habe ich mich insbesondere mit dem Umgang mit KI-Sprachmodellen auseinandergesetzt und dafür geworben, ergebnisoffen in die Diskussion einzusteigen. Prof.’in Birte Platow hat in diesem Zusammenhang in einem Interview die bildungspolitischen Ziele kurz und prägnant so zusammengefasst:[1]https://www.bildung.sachsen.de/blog/index.php/2025/08/11/ki-macht-schule-interview-mit-prof-birte-platow/
Der schulische Umgang mit Künstlicher Intelligenz lässt sich in drei Dimensionen denken – bildlich wie drei konzentrische Kreise.
- Im Innersten ist der kleinste Kreis: KI als Instrument. Hier geht es um den praktischen Einsatz – etwa durch Sprachmodelle, tutorielle Systeme oder Apps.
- Der nächstgrößere Kreis ist für mich die materielle Ebene: Hier wird KI selbst zum Unterrichtsgegenstand. Das ist in jedem Unterrichtsfach möglich. Der Mathematikunterricht könnte beispielsweise zeigen, auf welchen mathematischen Grundlagen KI beruht. Der Religionsunterricht könnte die Frage beleuchten, welches Menschenbild hinter einer KI steckt. Der Deutschunterricht könnte sich damit auseinandersetzen, wie sich Sprache verändert, wenn wir Texte nicht mehr selbst schreiben.
- Die dritte Dimension ist in meiner Wahrnehmung im schulischen Alltag am wenigsten im Blick. Sie sollte es aber sein – bei Menschen, die Schule entwickeln, in der Politik und ganz konkret vor Ort – bei Schulleitungen. Denn die dritte Dimension ist die systemische Ebene: Wie verändert sich mit KI das Lernen? Wie verändert sich die Idee von Bildung? Wie verändert sich die Idee vom Menschen? Was kommt da an weiteren Eindrücken aus der Gesellschaft, wo KI ja im Moment auch eine alles durchdringende Technologie ist?
In meinem letzten Beitrag habe ich für eine (regionale) Vernetzung und Zusammenarbeit des pädagogischen (Fach-)Personals geworben. Mit den im Ausland (Japan, Kanada) erfolgreichen Methoden „Lesson Study” und „Spirals of Inquiry” habe ich vorgestellt, wie sich die eigene Unterrichtspraxis reflektieren lässt. Diese Methoden wurden vor Jahrzehenten entwickelt und sind natürlich unabhängig von der Einführung von Sprachmodellen im Unterricht entstanden.
In diesem Beitrag geht es um Methoden, die eine individuell orientierte Fort- und Weiterbildung ermöglichen oder erleichtern. Sie ergeben sich aus einem mit dem pädagogischen Personal abgestimmten Fortbildungsplan. Daher widmen sich meine ersten Überlegungen zunächst der Erstellung dieses Plans.
Fortbildungskonzept: Erste Überlegungen
Fromman wurde zum Ende des SWK Talks [2]https://www.youtube.com/watch?v=iUxlmUxa1Jc gefragt, welche Forderungen er an ein Fortbildungskonzept hat. Im Wesentlichen schlägt er die Einführung in ein LLM vor. Zunächst allgemein, anschließend mit fachspezifischen Bezügen. In Abhängigkeit von der Schulform schließen sich dann praktische Experimente im Umgang mit den Werkzeugen der Künstlichen Intelligenz und deren Auswüchsen (Deepfakes, Fake News und vielem mehr) an. Von der KMK wie auch der Bildungsforschung wünscht er sich in naher Zukunft ein kohärentes Fortbildungscurriculum.
Wie wird die Fortbildung geplant?[3]https://seb-ghs.de/wp-content/uploads/2017/10/hessischer-referenzrahmen-schulqualitaet-hrs.pdf
- Im Kollegium wird der Fortbildungsbedarf erhoben (schulische Entwicklungsvorhaben, fachliche Aktualisierung, neue fächerübergreifende Kompetenzen, persönlicher Fortbildungsbedarf).
- Es wird in einem Abstimmungsprozess entschieden, welcher Stellenwert den
einzelnen Vorhaben zukommen soll. Entsprechende thematische und zeitliche Priorisierungen werden vorgenommen. - Passende Fortbildungsangebote werden gesucht und organisiert.
und woran zeigt sich eine angemessene Berücksichtigung der unterschiedlichen Fortbildungsbereiche? [4]ebda.
- Es liegt ein Fortbildungsplan vor, der die Grundlage für Entscheidungen ist.
- Er lässt Prioritäten erkennen, die auf die Schwerpunkte des Schulprogrammsverweisen.
- Schulspezifisch relevante Handlungsfelder sind berücksichtigt.
In meinem ersten Beitrag habe ich im Rahmen der datengestützten Schulentwicklung ein Verfahren vorgestellt, mit dem sich der Einsatz von Sprachmodellen im Unterricht vorbereiten lässt. Doch wie lässt sich der Nutzen gemeinsamer LLM-Fortbildungen für Lehrkräfte messen?
Bildungsforschung
Ko-Kognition
In seiner fünften Folge setzt sich der Podcast „Kompass KI“ mit der MIT-Studie über die Nutzung generativer KI im Bildungskontext auseinander.[5]https://www.podcast.de/episode/694488905/folge-5-verdummung-durch-ki Zur Erinnerung: In der Studie wird untersucht, wie sich die Nutzung von KI-Tools wie ChatGPT auf die kognitiven Prozesse beim Schreiben von Essays auswirkt. Dazu wurden drei Gruppen von Studierenden beobachtet: eine mit ausschließlicher KI-Nutzung, eine mit klassischen Suchmaschinen und eine ohne Hilfsmittel. Die Hirnaktivität wurde mittels EEG gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei ausschließlicher KI-Nutzung die kognitive Aktivität (z. B. Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Gedächtnisabruf) deutlich reduziert ist. Die Forschenden interpretieren dies als „kognitives Offloading“, also die Auslagerung von Denkprozessen an die KI. Die Studie liefert jedoch keine Hinweise auf langfristige kognitive Schäden oder „Verdummung“ durch KI. Die Autorinnen und Autoren betonen, dass die Ergebnisse nicht überinterpretiert werden dürfen und keine Aussagen über langfristige Effekte oder strukturelle Veränderungen im Gehirn zulassen.
Kritisch gesehen wird die mediale Rezeption der Studie: Die Ergebnisse wurden oft als Beleg für eine angebliche kognitive Verblödung durch KI interpretiert, obwohl die Studie selbst keine solchen Schlussfolgerungen zieht. Dabei werden die methodischen Limitationen (kleine Stichprobe, spezifische Population, kurze Beobachtungsdauer) häufig ignoriert. Die Podcast-Moderatoren betonen, dass KI-Tools Denkprozesse verbessern können, wenn sie erst nach eigener kognitiver Auseinandersetzung eingesetzt werden. Eine unreflektierte und zu frühe Nutzung kann jedoch tiefes und nachhaltiges Lernen untergraben.
In eine ähnliche Richtung zielt ein Beitrag von Ulf Ehlers, dem wissenschaftlichen Direktor von NextEducation. [6]https://www.linkedin.com/pulse/von-der-nutzung-zur-ko-kognition-warum-ki-neue-ist-ulf-daniel-vrmwe/ Er fordert, dass KI nicht nur als Werkzeug zur Informationsbeschaffung, sondern als aktiven kognitiven Partner zu verstehen, der Lernprozesse verändert und neue Methoden der Zusammenarbeit ermöglicht. Der Beitrag bezieht sich auf die Hochschullehre, lässt sich aber auch auf das Schulsystem übertragen: Lernende und Lehrkräfte nutzen KI, um Ideen zu entwickeln, Aufgaben zu reflektieren und gemeinsam Wissen zu konstruieren. Dies fördert einen kooperativen, dialogischen Zugang zu Wissen anstelle einer reinen Konsumhaltung. Laut Ehlers müsse die Nutzung von KI immer einhergehen mit der Vermittlung von Future Skills: metaanalytisches Urteilsvermögen, kritische Bewertung und die Fähigkeit, algorithmische Entscheidungen zu hinterfragen. Konkret:
- KI als Werkzeug im Sinne von „Ko-Kognition“: Schülerinnen und Schüler erstellen gemeinsam mit KI eine Mindmap, entwerfen Erklärtexte oder reflektieren unter Anleitung die Antworten der KI.
- KI-gestützte Projekte fördern: Schülerinnen und Schüler entwickeln gemeinsam mit KI kreative Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme oder naturwissenschaftliche Fragestellungen.
- Es werden „KI-Labors“ im Unterricht geschaffen, in denen Arbeitsgruppen KI-Ergebnisse verifizieren, verbessern und kritisch diskutieren.
Der Ansatz kann durch fächerübergreifende und -verbindende Projekte sowie gezielte Aufgaben zur Diskussion von Chancen und Risiken von KI vertieft werden. Ein Beispiel hierfür ist die (Über)Prüfung von KI-generierten Daten. Der Fokus sollte auf einer bewussten Auseinandersetzung und partizipativen Nutzung liegen, anstatt KI nur anzuwenden – so wird sie zum „Mit-Denker“ und Mitgestalter im Lernprozess.
Vier-Ebenen-Modell
Lipowsky und Rzejak empfehlen ein Vier-Ebenen-Modell, um eine umfassende Bewertung der Wirkung zu ermöglichen. Dieses Modell ist allgemein gehalten und bezieht sich nicht auf bestimmte Fortbildungsinhalte: [7]https://madipedia.de/wiki/Wirksamkeit_von_Lehrerfortbildungen
- Zufriedenheit und Akzeptanz: Erfassung der Einschätzung der Lehrkräfte zur Nützlichkeit und Relevanz der Fortbildung, zum Beispiel durch Feedbackbögen, Umfragen oder kurze Interviews nach Abschluss der Einheit.
- Kompetenzzuwachs: Erhebung des wahrgenommenen oder messbaren Kompetenzgewinns, üblicherweise per Vorher-Nachher-Befragung zu Wissen, Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit im Umgang mit LLM-Tools im Unterricht.
- Transfer in den Unterricht: Beobachtung oder Befragung, inwiefern Fortbildungsinhalte den Unterricht und das pädagogische Handeln tatsächlich beeinflussen und ob neue Methoden oder Tools regelmäßig genutzt werden.
- Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler: Optional und langfristiger ist eine Analyse, ob gezielte Fortbildungen zu einer messbaren Verbesserung von Lernerfolgen oder zur aktiven Nutzung von LLM-Angeboten durch Schüler*innen führen.
Für eine gelungene Schulentwicklung ist darüber hinaus die Dokumentation von Veränderungen auf Organisationsebene wünschenswert, etwa in Form von Anregungen zu Innovation, Verbesserung der Zusammenarbeit oder Entwicklung einer gemeinsamen Haltung. Als konkrete Instrumente und Methoden bieten sich hierfür an:
- Feedbackbögen (analog/digital) unmittelbar nach der Fortbildung
- Online-Selbstchecks zur Kompetenzentwicklung
- Hospitationen und Reflexionsgespräche mit Kolleginnen und Kollegen
- Dokumentation der konkreten Anwendungen im Unterricht (z. B. Projektberichte)
- Entwicklung und Vergleich von Schulentwicklungszielen vor und nach der Fortbildungsreihe
Dadurch wird deutlich, welche Faktoren eine Fortbildung tatsächlich wirksam machen und wie kontinuierliche Verbesserungen zielgerichtet umgesetzt werden können.
4A-Modell
Prof. Weßels plädiert für eine verbindliche Auseinandersetzung mit dem Thema, auch im Rahmen der schulischen Ausbildung, und empfiehlt zunächst die Umsetzung von 4A.
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- Aufklären: Fortbildungsveranstaltung organisieren oder besuchen
- Ausprobieren: Allein und/oder mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Fachbereich
- Akzeptieren: Wer denkt: „Auch dieser Kelch geht an mir vorüber“, dem sei gesagt: Dieser definitiv nicht. Die bisherigen Entwicklungen sind unumkehrbar und werden sich rasant fortsetzen.
- Aktiv: Das eigene Erleben, das Mitdiskutieren, das Einflussnehmen auf die Entwicklungen sorgen für eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema.
In ihren Präsentationen wird immer wieder deutlich, dass eine Validierung der Ergebnisse erst durch den persönlichen Austausch ermöglicht wird.
Im Folgenden stelle ich zwei Methoden vor, die sich dafür eignen: die Doppeldeckermethode und das Barcamp.
Doppeldeckermethode
Die Doppeldeckermethode ist kein einzelnes Verfahren in der Fortbildung von Lehrkräften, sondern ein übergeordnetes pädagogisches Prinzip, bei dem Lehr- und Lernprozesse doppelt stattfinden. Das bedeutet konkret, dass im Kurs genau das passiert, worum es inhaltlich geht: Die Lehrkräfte erleben und reflektieren die Lerninhalte sowohl theoretisch als auch praktisch und in ihrem eigenen Handeln. So werden theoretische Inhalte im Rahmen der Fortbildung ganz konkret gelehrt, erlebt und verknüpft. Dadurch entsteht ein „doppelter Blick“ auf die Inhalte aus der Perspektive der Lehrenden und Lernenden zugleich.
Das Prinzip zielt darauf ab, dass Lehrkräfte das Wissen und Handeln, das sie weitergeben, selbst authentisch vorleben. Es begünstigt die Reflexion der eigenen Handlungen und unterstützt den nachhaltigen Kompetenzaufbau mit dem Ziel, den Inhalt weiterzuvermitteln. In der Praxis bedeutet dies oft einen Wechsel zwischen dem Darstellen von Wissen und dem gleichzeitigen Erleben dessen im Unterrichtsgeschehen, gefolgt von gemeinsamer Reflexion.
Ich möchte das einmal skizzieren. So ist es nach einer datengestützten Erhebung im Kollegium entstanden. Das vereinbarte Ziel lautet, dass die Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler dazu anregen möchten, über den Einsatz von Sprachmodellen im Unterricht nachzudenken. Zunächst fachspezifisch. Mit dem/der Fortbildungsbeauftragten haben wir uns dieses Modul überlegt:
- Einstieg und Sensibilisierung
Einführung ins Thema „LLMs und KI-Tools“ im Rahmen der Fachkonferenz.
Offener Austausch über Vorerfahrungen, Erwartungen und mögliche Bedenken gegenüber KI und LLMs.
Didaktischer Doppeldecker: Lehrkräfte erleben selbst, wie glaubwürdig KI-Fehler wirken, und reflektieren zugleich, wie Schülerinnen und Schüler solche Situationen einschätzen könnten. - Eigene Erfahrung sammeln (Lehrerebene)
Praktisches Ausprobieren ausgewählter KI-Tools durch die Lehrkräfte. Jede/r erstellt z.B. einen Text, lässt ihn von einem LLM verbessern/generieren und achtet bewusst auf Reaktionen, Verzerrungen, Authentizität und mögliche Fehlerquellen.
Diskussion: Was hat mich überrascht? Wo lagen Stärken und Schwächen? Wo war Anpassungsbedarf?
Didaktischer Doppeldecker:Lehrkräfte erforschen aktiv die Fehlermechanismen und entwickeln parallel didaktische Schutzstrategien (kritisches Prüfen, Quellenbewusstsein). - Reflexion und Ableitung für die Unterrichtsgestaltung
Gemeinsame Reflexion: Welche Erfahrungen sind für die Schülerperspektive relevant?
Sammlung von Ideen, wie Transfer für Schüler aussehen könnte: Welche Aufgaben eignen sich? Wie viel Anleitung brauchen die Schüler? Wo sind Reflexionsphasen nötig?
Meta-Reflexion:Wie können Schülerinnen und Schüler lernen, KI als Hilfsmittel und nicht als Wahrheitsquelle zu begreifen? - Planung zur Umsetzung auf Schülerebene
Entwicklung von Unterrichtskonzepten, die analog zur eigenen Lehrerfahrung gestaltet werden (z.B. “Erst ausprobieren, dann reflektieren”).
Auswahl geeigneter Aufgabenstellungen, die Schüler genauso wie die Lehrkräfte anregen, die Funktionen und Grenzen der Tools selbst zu erleben.
Überlegungen zu begleitenden Reflexionsformaten (z.B. Feedbackrunde, Lerntagebuch).
Fehler-Portfolio, in dem Schülerinnen und Schüler eigene KI-Erfahrungen dokumentieren („Was war richtig, was falsch?“). - Austausch und Weiterentwicklung
Präsentation und Diskussion der Konzeptentwürfe in der Fachkonferenz: Was spricht dafür, was sind potenzielle Stolpersteine?
Gemeinsame Weiterentwicklung und Abstimmung im Team.
Dokumentation der Konzepte und geplanter Reflexionsmethoden für die weitere schulweite Verbreitung und Evaluation. - Implementierung im Unterricht und Evaluation
Durchführung der erarbeiteten Unterrichtsmodule in der Praxis.
Sammlung von Rückmeldungen aus Unterricht und von den Schülerinnen und Schülern.
Nachbereitendes Treffen in der Fachkonferenz zur Anpassung und Verbesserung der Konzepte nach den ersten Erfahrungen.
Diese Struktur stellt sicher, dass das pädagogische Personal auf Grundlage der eigenen Auseinandersetzung mit KI-Tools tragfähige, reflektierte und authentische Lernsettings für Schülerinnen und Schüler entwickeln. In diesen Settings werden die Chancen und Risiken von LLMs erfahrbar gemacht.
Ergänzung:
Im aktuellen KI-Podcast von BR24 wurde das Thema „Wann macht KI Fehler – und wann wir?“ mit den folgenden Schwerpunkten behandelt:
- Die vier Arten von KI-Fehlern (ab 3:20)
- Wie verhindere ich KI-Fehler? (ab 16:00)
behandelt. Dieser Podcast kann gut als Begleitmaterial dienen, oder? Hier könnte er beispielsweise dazu dienen, einen schulweiten „KI-Kompetenzrahmen“ um den Baustein Fehleranalyse und Quellenkritik zu ergänzen.
Welche weiteren Fortbildungsformate bieten sich (noch) an? Bei vergleichbaren Fragestellungen wird sehr häufig das folgende Format genutzt:
Barcamp
Die Dokumente stehen als PDF bzw. Indesign-Datei und als bearbeitbares Dokument in Google Drive zur Verfügung. In Google Drive kann über den Menupunkt „Datei“ eine Kopie angelegt oder eine docx- oder odt-Version heruntergeladen geladen werden.
Teil einer typischen Einführung in die Methode Barcamp sind Regeln für die Ausgestaltung des Formats. Diese Regeln haben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Fassungen für solche Richtlinien, die sich in einzelnen Punkten unterscheiden. Es gibt weder ein offizielles Regelwerk, noch eine „Barcamp-Polizei“, die vor Ort die Einhaltung bewacht. Im Folgenden ist unsere Version „10 Goldene Regeln“ vorgestellt,
die sich in unserer Praxis gut bewährt haben.
Ein Barcamp geht von morgens bis abends, jede Session dauert 45 Minuten, und alle Sessions müssen zu Beginn vorgestellt werden. Oder? Es geht auch anders. Es ist gerade eine große Stärke des Barcamp-Formats, dass es flexibel angepasst werden kann. Wir zeigen die wichtigsten Stellschrauben für Barcamps und Online-Barcamps. Dazu gibt es Tabellen mit Muster-Zeitstrukturen zum Download.
Einsatzszenarien
- Barcamps als partizipatives Fortbildungsformat an Schulen
- Erik Grundmann: Thread zum Thema
- Corinna Lammert (@lammatini), Timo Karsch (@timoka10): Ein virtuelles Barcamp an der Schule organisieren – Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung im Padlet-Format
- Tobias Schreiner (@Tob_Sch): Pädagogischer Tag als BarCamp
Weitere Formate
Als ergänzende Möglichkeiten für eine Lehrkräfte- und Schulleitungenfort- und weiterbildung bieten sich an (in Kurzform):
- Spezialisierte Online-Kurse und Workshops
Plattformen mit Kursen speziell für Bildungskontexte (z.B. Basics zu KI, KI-Tools im Unterricht, KI-Ethik).
Oft auch hybride Formate mit Präsenzworkshops.
Beispiele: Fortbildungen über Landesinstitute - Netzwerke und Social Media
Aktive Nutzung von Instagram, LinkedIn, BlueLZ, FediLZ und anderen Netzwerken zum informellen Lernen.
Folgen von Accounts und Gruppen, die Best Practices, neue Tools und niedrigschwellige Anwendungen vorstellen.
Besonders beliebt: Tipps zu Tools wie Copilot, MidJourney etc., oft mit kurzen, leicht umsetzbaren Tutorials. - Peer-to-Peer-Lernen
Austausch in Kollegien, Makerspaces, mit Schüler*innen (vom „Learning by Doing“ profitieren).
Experten (aus Schule, Hochschule, Start-ups) im Gespräch befragen, um praktische und alltagstaugliche Anwendungsideen zu bekommen. - Experimente und Projekte im Unterricht
Eigene, praktischen Erfahrungen mit KI-Tools sammeln – gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern
Zum Beispiel: KI-basierte Chats mit literarischen Figuren, kreative Aufgaben, mit Bildern oder Musik-Generatoren arbeiten. - Fachliteratur und Studien
Lesestoff: Bücher, Studien („Big Data“), Blogbeiträge, Fachartikel und aktuelle Berichte.
Für die Vertiefung: Audiobooks und Podcasts, die praxisnah Einblick geben und Diskurse vertiefen. - Podcasts und Audiomedien
Regelmäßige Podcast-Folgen mit Experteninterviews, praxisnahen Tipps und Erfahrungsberichten sowie ethischen und gesellschaftlichen Fragestellungen. - Interdisziplinäre Kurse und Projekte
Teilnahme an Kursen, die didaktische und technologische Expertise kombinieren
Fokus auf den Transfer von Technik in die Unterrichtspraxis. - Selbstgesteuertes Lernen
Offene Haltung: Tägliches Ausprobieren, Testen neuer Features, konsequente Recherche zu aktuellen KI-Entwicklungen und Trends. - Ethische und reflexive Diskursforen
Beteiligung an digitalen oder analogen Diskussionsrunden über gesellschaftliche, ethische und medienpädagogische Herausforderungen rund um KI.
Eine Kombination aus formellen und informellen Lernformaten führt zu dem größten Lernerfolg. Besonders niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten (Social Media, Podcasts, Austausch mit Schülerinnen und Schülern, Experimente) können Berührungsängste abbauen, während vertiefende Fortbildungen und Fachdiskurse nachhaltiges Wissen und Reflexion fördern. Es lohnt sich, ein persönliches Fortbildungskonzept zu entwickeln, das kontinuierliches Lernen, Praxisbezug und kritische Reflexion umfasst. Und: Wenn man die eigenen Fortbildungswege innerhalb des Kollegiums teilt und gemeinsam entdeckt, ermöglicht das einen Kompetenzgewinn und mehr Sicherheit rund um KI in der Schule.
Schlussbemerkung
In meinem Band 4 habe ich eine anlässlich der Einführung des Kerncurriculums in Hessen entwickelte Fortbildungsinitiative aufgegriffen und fortgeschrieben. Die inhaltliche Ausrichtung meiner Fortbildungsmodule orientiert sich an Merkmalen der Tiefenstruktur von Unterricht, greift relevante Kernpraktiken von Lehrkräften auf und stellt Methoden vor, die der Digitalität gerecht werden. Abschließend führe ich in unterschiedliche Mindsets zum fächerübergreifenden Projektunterricht ein. Diese regen zu einer Zusammenarbeit sowohl unter den Lehrkräften als auch unter den Schülerinnen und Schülern an. Der Praxisband soll vor allem denen Unterstützung bieten, die eine Übersicht über mögliche Fragestellungen rund um eine moderne Schule in der digitalen Welt haben wollen. Stichworte sind hier: Constructive Alignment, Prüfungskultur, Design Thinking, Deeper Learning und vieles mehr.
Das Buch ist während der Corona-Zeit entstanden, also vor der aktuellen KI-Entwicklung. Und doch lassen sich die Inhalte gut übertragen. Wichtig ist dabei eine reflexive, transparente und partizipative Praxis, die gesellschaftliche, pädagogische und technische Perspektiven integriert. Wenn Schulleitungen und Kollegien die Einführung von KI-Tools als lernendes System gestalten, kann aus anfänglicher Skepsis konstruktive Gestaltungskompetenz entstehen. Dies ist ein entscheidender Schritt, um den Bildungsauftrag im digitalen Zeitalter zu erfüllen.
Der nächste Beitrag stellt eine Reihe von Materialien vor, die im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen entstanden sind.
… Stay tuned …
Bildnachweis:
Photo by Headway on Unsplash
References












Datengestützte Schulentwicklung kann eine Schlüsselrolle spielen. Schulen, die den Einstieg in das Thema KI systematisch gestalten möchten, können zunächst Befürchtungen und Wissensstände erheben, beispielsweise durch Befragungen von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern. Auf dieser Grundlage lassen sich gezielte pädagogische Tage oder interne Fortbildungen entwickeln, die eine technische Einführung mit kritischer Reflexion verbinden. Die so entstehende Datengrundlage dient nicht nur der Evaluation des Fortbildungsprozesses, sondern auch der strategischen Steuerung weiterer Schulentwicklungsmaßnahmen.
