Lernen im 21. Jahrhundert geschieht in Netzen. Kollaboration, Kooperation, Kreativität und Kritik geschehen im ständigen Austausch. 4K gilt somit auch für uns Lehrkräfte. Wer sich also ernsthaft mit zeitgemäßer (digitaler) Bildung beschäftigen will, baut sich nach und nach ein Persönliches Lernnetzwerk (PLN) auf. Ich habe erst spät meine ersten Erfahrungen mit einem in einem sozialen Netzwerkumfeld aufgebauten PLN gemacht. Twitter und Co. haben mich durch TV- und Zeitungsberichte eher abgeschreckt. Eine Kollegin führte mich dann in einer 1-1-Fortbildung in die Twitternetzwerke ein. Dazu gleich mehr.
Was in diesen Netzwerken steckt, vermittelt dieses Video, das je eine Protagonistin, je einen Protagonisten aus den 16 Bundesländern zu Wort kommen lässt:
Darüber hinaus beschäftigt sich die Bildungsforschung mit diesem Netzwerk. Conze, Drossel und Eickelmann sind der Frage nachgegangen, welche Gründe die Lehrkräfte für eine Nutzung dieses Netzwerks anführen [1]vgl. Conze, Daniela; Drossel, Kerstin; Eickelmann, Birgit (2020): Lehrer*innenbildung in virtuellen Lernnetzwerken – Warum engagieren sich Lehrkräfte im #twitterlehrerzimmer? In: Kaspar, Kai et … Continue reading. Zunächst konstatieren sie mit Blick auf bisherige Forschungsarbeiten,
[…] dass Lehrkräfte Twitter als Quelle für neue Ideen nutzen, z. B. um sich über Best-practice-Beispiele zu informieren oder um selbst Informationen mitzuteilen und um emotionale und fachliche Hilfe sowie Unterrichtsmaterial zu erhalten. Die Tätigkeiten auf Social Media beschränken sich jedoch meist auf den kurzfristigen Informationsaustausch („smash-and-grab“) und bleiben so auf einem „oberflächlichen“ Niveau. […] Aus motivationaler Sicht ist wenig über die Faktoren bekannt, die beeinflussen, ob und in welcher Form Lehrkräfte auf Twitter kooperieren. Die individuelle Entscheidung, Twitter für berufliche Zwecke zu nutzen, wird grundsätzlich eher auf extrinsische als auf intrinsische Faktoren zurückgeführt. Erste Untersuchungen zu Entscheidungslogiken von Lehrkräften deuten darauf hin, dass sowohl die Absicht, Twitter zu nutzen, als auch die Twitter-Nutzung selbst direkt und signifikant von zwei Faktoren abhängen: der eingeschätzten Nützlichkeit der Twitter-Nutzung und der Einschätzung, inwiefern Aufgaben durch die Technologie sinnvoll gelöst werden können.
[…] Bisher scheint im deutschsprachigen Raum der Austausch von Unterrichtsmaterial über Twitter eine weniger zentrale Rolle zu spielen als im angloamerikanischen, was möglicherweise auf die selektive und nicht-repräsentative Stichprobe der eigenen Untersuchung zurückgeführt werden könnte.
Meine eigene Wahrnehmung ist tatsächlich eine andere, aber genauso wenig repräsentativ:
- Lehrkräfte erhalten anregende Unterrichtsideen mit Tipps zu einer konkreten Umsetzung, häufig mit einem Link versehen (Material, Tool, Blogbeitrag etc.).
- Man kann Fragen zum Unterricht stellen. In der Regel dauert es keine 24 Stunden, bis eine Vielzahl von Anregungen in der Timeline erscheint.
- Besonders bemerkenswert: Die Entwicklung eines „deutschen Padlets“ (taskcards.de) wurde unter Zuhilfenahme der Twitterhashtags vorangetrieben, sei es durch die Einladung der Entwickler, ein Feedback zu geben und/oder sich an einer Abstimmung über eine Priorisierung zu beteiligen. Zudem haben sich Twitternutzer*innen aktiv am Coding beteiligt. Das ist absolut ungewöhnlich, erfolgreich und damit als Vorbild dienend.
Ansonsten kann ich aus eigener Beobachtung eine hohe emotional-soziale Motivation, gerade auch in Pandemiezeiten, bestätigen:
- Die Lehrkräfte können Luft ablassen. Gerade während der Lockdowns setzten sich viele Tweets mit der Sorge um die eigene Gesundheit und dem Frust über fehlende Wertschätzung der Kultusministerien und
Schulaufsichtsbehörden auseinander. Man erfährt Solidarität und sieht sich mit der eigenen Meinung nicht allein auf weiter Flur. - Nicht zuletzt wird das Netzwerk auch für Kurzweil genutzt. Manche Lehrkräfte kommentieren zuweilen ironisch und mit augenzwinkernden GIFs. Für Entspannung sorgen darüber hinaus zum Beispiel Bilder
von Gärten, Haustieren und dem sportiven Umfeld.
@JochumPeter hat eine schöne Grafik erstellt, die ich den nun den folgenden Beispielen voranstellen möchte:
Einige Blogartikel …
#FediLZ: Alternative zu Edutwitter
Nun ist es bald so weit, der Edutwitter-Handle @Bot_twLehrerZ stellt bald seine Arbeit ein. Denn ab dem 13. Februar wird die Nutzung der dafür notwendigen APIs kostenpflichtig. Das Preismodell beginnt bei 100 US-Dollar/ Monat. Und nicht nur das. Auch Tweets werden...
@edutwitter: sommerlese ’22
Es ist wieder so weit. Auch im Sommer sind eine Reihe von Veröffentlichungen entstanden, die sich mit dem Thema Schule in der digitalen Welt unter verschiedenen Gesichtspunkten beschäftigen. Online wie Print, #OpenAccess wie #OER. Die Auswahl richtet sich an...
Buch- und Lesetipps (2. Quartal 2022)
Es ist wieder so weit. Auch im Frühsommer sind eine Reihe von Veröffentlichungen entstanden, die sich mit dem Thema Schule in der digitalen Welt unter verschiedenen Gesichtspunkten beschäftigen. Online wie Print, #OpenAccess wie #OER. Die Auswahl richtet sich an...
… Booksprints in der Edu®-Szene
Blended learning
Tim Kantereit, Lehrer aus Bremen, hatte nach Ausbruch der Pandemie die Idee, einen Leitfaden zu entwickeln, der den Präsenzunterricht in der Schule in Kombination mit online gestützten Lehr- und Lernkonzepten beschreibt (sogenannte Blended Learning Ansätze). Durch die von ihm dann gewählte Autorinnen- und Autorensuche ist eine Handreichung für ausgebildete Lehrkräfte, Schulleitung, Elternteil, Studentinnen und Studenten entstanden.
SCRUM
Agiles Arbeiten mit Scrum, das ist in vielen Unternehmen die Antwort auf die digitale Transformation. Der Herausgeber, Tom Mittelbach, schreibt: Im Team zu denken und zu handeln war und ist eines meiner zentralen Anliegen und erklärtes Ziel in jedem Unterricht, sei es in den Naturwissenschaften, im Sport oder in Ethik. Ich setze die Methode im Unterricht ein und bin davon begeistert.
Ergänzende Informationen, Materialien, Meinungen:
Julia Freia & Tom Mittelbach via Hopp Foundation: Kartenset Scrum in der Schule.
Diklusion
Im Herbst 2021 haben 51 Autorinnen und Autoren sich über die sozialen Medien vernetzt und ein Buch über Diklusion (digitale Medien und Inklusion) geschrieben.
Mit der Publikation wollen die Autorinnen und Autoren nicht nur die bereits digital-affinen Lehrkräfte erreichen, sondern auch die Menschen, die vielleicht noch nicht so digital unterwegs sind und gerade dabei sind, die Chancen digitaler Medien zu entdecken.
Außerdem gibt es – passend zum Thema – von Lea Schulz & Traugott Böttinger ein Padlet zu Universal Design for Learning diklusiv.
#MoodleKannMehr – nicht nur im Distanzunterricht!
Dieses Buch ist eine Schatzkiste voller Inspiration für didaktische Einsatzmöglichkeiten von Moodle. Dabei war es uns sehr wichtig, so viele Praxisbeispiele wie möglich einzubauen. Unser Grundsatz lautete so viel Theorie wie nötig, so viel Praxis wie möglich!
In diesem Sinne findet man sehr viele Beispiele aus den unterschiedlichsten Lehr-Bereichen. Autor- :innen aus Grund-, Förder-, Sekundar I und II- und berufsbildende Schulen sowie Universitäten und Hochschulen laden die Leser:innen ein, in allen Lehr-Bereichen und Themen zu stöbern und sich inspirieren zu lassen.
Tipps aus der Edu®-Szene . . .
Kann und mag vielleicht jemand einen #wowdw Bot programmieren, um die vielen tollen Ideen zu teilen?#twlz https://t.co/p32ugAMjfq
— Verena ¯_(ツ)_/¯ (@VerenaKnoblauch) September 24, 2022
Ich habe mal einige #wowdw von euch aus dem #twlz gesammelt, die zur Entwicklung des Digital Mindset einen Beitrag leisten können: Danke an alle Macher*innen! 👏 Ihr seid großartig! https://t.co/DnQR41dWlV
— Katrin Biedka (@KatNRWBiedka) August 4, 2022
Wow, da kam echt einiges zusammen – danke an all die Ideengeber:innen.
Ich habe das mal hier zusammengefasst: https://t.co/sndCsvHpWcGerne nehme ich weitere Tools, Tipps und Ideen auf. #twlz https://t.co/GMF6GDf8Na
— DomBruck – #eduBW (@DomBruck) February 20, 2022
💛💛Vielen Dank für all Eure Ideen #twitterLZ!
Sind nun in einer @TaskCards_ final zusammengestellt!
Danke auch an @siegert_steffen fürs Ergänzen.https://t.co/5iIdolW4z3 pic.twitter.com/GZQYmGwD2x— Cornelia Stenschke | MedienTipps (@coolschooltoday) July 26, 2022
Liebes #twlz, die die mir folgen, haben bestimmt gemerkt, dass ich in letzter Zeit relativ viele Fragen gestellt habe. Diese Threat soll zeigen, wie geil das #twlz und wirklich als Fortbildung anerkannt werden sollte 😁1/11
— Darja (@dar_bue) November 21, 2021
Liebes #twlz. Ich brauch mal eure besten Gründe dafür, Unterricht projektartig zu organisieren. (Also Richtung Scrum, Design Thinking, Kanban, Deeper Learning, LdL…. [hab ich hier noch was vergessen in der Aufzählung?])
— ⭐ Gratian Riter ⭐ (@GratianRiter) June 24, 2022
Hat eigentlich jemand hier im #twlz eine Weiterbildung erlebt, die wirklich das schulische Leben entscheidend verändert hat?
— Emanuel Nestler (@Emanuel_Nestler) May 11, 2022
And here’s how you can create awesome animated gifs / motion graphics with @powerpoint on #iPad . So many applications for teachers and student! Super easy. Also giving a tip for speeding up frame rate. Hope you enjoy. @MicrosoftEDU @AppleEDU @mtholfsen @Usingtechbetter pic.twitter.com/P4qAxseB5a
— Paul Hamilton (@PaulHamilton8) March 1, 2023
. . . inkl. der Campus-Szene
Frage aus meinem brandneuen Ausbildungscoaching (Referendar:innen): Hat sich euer Unterricht signifikant unter dem Einfluss des #twlz verändert? Und wenn ja – wie?
(Hoffe mit diesem Tweet auch Werbung machen zu können..;))#fl_seminar @seni_bl @Noelte030 @insidexyz— Jan Marenbach (@jjjmare) February 11, 2022
Ich darf einen Workshop für Lehramtsstudierende zu Fragen der "Selbstorganisation" halten (Zeitplanung, Informationsbewältigung usw. usw.). Daher würde mich interessieren: Welche Probleme in diesem Bereich haben aus Eurer Sicht insbesondere Berufseinsteiger? #twlz
— Herbert Hertramph (@_DigitalWriter_) February 14, 2022
Dass innerhalb von nur 30 Minuten so viele U-Ideen und -Projekte genannt wurden, ist selbst das beste Beispiel für Kultur der Digitalität, danke! https://t.co/6yfRwodGy1
— Axel Krommer (@mediendidaktik_) January 26, 2021
Und nun, wie angekündigt noch eine kleine Anleitung, wie man sich den Weg ins EduTwitter bahnen kann. Ganz einfach: Zunächst bei Twitter einen Account organisieren. Dann: Den Betrieb erst einmal beobachten. Die Terminologie erschließt man sich recht schnell, vor allem unter Zuhilfenahme der folgenden Links mit Erläuterungen rund um die Nutzung des Twitternetzwerks:
- Sebastian Schmidt (@FlippedMathe) mit einem Videobeitrag
- Ein weiterer Videobeitrag stammt Sören Korth (@soerenkohrt).
- Jan Marenbach (@jjjmare) hat einen Link zu einer Präsentation via I. Bieler/H. Scheika (@seni_bl, @Elihesch) gepostet, der einen ersten Zugang in die Twittersprache ermöglicht.
- Dieser Beitrag eines Journalisten vermittelt weitere Hintergrundinformationen.
- Jens Lindström mit einem Twitter als Fortbildung vorschlagenden Blogbeitrag.
- Reply, Retweet, Quote – Erläuterungen von Armin Hanisch (@derLinkshaender)
- Und für diejenigen, die bereits erste Erfahrungen gesammelt haben, lohnt sich ein Blick in diesen FAQ: Twitter für Fortgeschrittene.
Ich empfehle darüber hinaus, dem (Maschinen)Account @Bot_TwLehrerZ zu folgen, da er die Tweets der Twitterlehrkräftenetzwerke (#Twitterlehrerzimmer, #twlz, …) in die sogenannte Timeline spült. Und wer als Twitter*in regelmäßig über die WOWs der Woche informiert werden will, folgt dem „Account“ @wowdw_bot …
In diesem Sinne:
… Stay tuned …
Titelbild von D. Koeltzsch (@dkoeltzsch)
References
↑1 | vgl. Conze, Daniela; Drossel, Kerstin; Eickelmann, Birgit (2020): Lehrer*innenbildung in virtuellen Lernnetzwerken – Warum engagieren sich Lehrkräfte im #twitterlehrerzimmer? In: Kaspar, Kai et al. (Hg.): Bildung, Schule, Digitalisierung. Münster, New York: Waxmann, S. 31 ff |
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