Big Data: Schulbarometer 2025

Big-Data-Erhebungen im Bildungswesen basieren auf der systematischen Analyse großer, oft heterogener Datenmengen. Dabei werden Informationen von Schülerinnen und Schülern, von Lehrkräften oder Schulen erfasst – teils auf nationaler oder internationaler Ebene (z. B. PISA, ICILS, TIMSS). Es fließen viele verschiedene Daten ein: Fragebogendaten, Hintergrundinformationen (z. B. sozioökonomischer Status), Feedbackdaten oder digitale Logdaten (z. B. Klickverhalten in Lernplattformen). Die Erhebungen folgen strengen methodischen Standards und erlauben Vergleiche über Länder, Schulformen oder Zeiträume hinweg. Teilweise werden Daten regelmäßig erhoben (z. B. Schulbarometer), um Trends sichtbar zu machen und Entwicklungen zu analysieren. In der Analyse kommen fortgeschrittene statistische Verfahren wie multivariate Analysen, Clusterverfahren oder maschinelles Lernen zum Einsatz, um Muster zu erkennen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar wären.

Warum ist Big Data für Schulen sinnvoll…
Sie zeigen systemische Probleme frühzeitig auf, beispielsweise Digitalisierungslücken, Leistungsdefizite oder Ungleichheiten. Die Ergebnisse liefern Anhaltspunkte für strategische Entscheidungen in Bereichen wie Unterrichtsqualität, digitale Ausstattung oder Lehrkräftefortbildung.

… und wie lassen sie sich vor Ort nutzen?

Schulen benötigen Formate, die es ermöglichen, abstrakte Daten auf die eigene Realität zu beziehen. Das gelingt beispielsweise durch die Nutzung von Fragebögen aus der „großen“ Erhebung. Es werden Vergleichswerte generiert, die es der Schulleitung ermöglichen, gegenüber dem pädagogischen Personal, den Eltern und dem Schulträger zu begründen, warum bestimmte Veränderungen notwendig sind.

    Schulbarometer 2025: Ergebnisse

    Die Studie „Deutsches Schulbarometer 2025 – Lehrkräfte“ der Robert Bosch Stiftung basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von 1.540 Lehrkräften (inklusive Schulleitungen) an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland, durchgeführt im Zeitraum 11. November bis 2. Dezember 2024. Sie untersucht zentrale Herausforderungen, Einstellungen und Bedarfe im Schulalltag aus Sicht der Lehrkräfte und liefert Handlungsempfehlungen für das Bildungssystem.

    Größte Herausforderungen im Lehrerberuf

    • Verhalten der Schüler:innen ist mit 42 % die am häufigsten genannte Herausforderung (Vorjahr: 35 %), besonders an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (52 %).
    • Arbeitsbelastung und Zeitmangel werden von 34 % genannt (Vorjahr: 28 %).
    • Heterogenität der Schülerschaft bleibt mit 32 % auf hohem Niveau ein Problem.
    • Weitere Belastungen: Bildungspolitik und Bürokratie (23 %), Personalmangel (20 %), Zusammenarbeit mit Eltern (20 %)

    Demokratiebildung und Partizipation

    • 54 % der Lehrkräfte wünschen sich mehr Demokratiebildung an ihrer Schule, insbesondere an Haupt-, Real-, Gesamt-, Förder- und beruflichen Schulen.
    • Haupthemmnis ist fehlende Unterrichtszeit (77 %), gefolgt von mangelndem Fachwissen im Kollegium (45 %) und fehlendem Unterrichtsmaterial (35 %).
    • Schüler:innen dürfen vor allem bei Klassenregeln (86 %) mitbestimmen, aber selten bei Unterrichtsinhalten (39 % „gar nicht“).
    • Im internationalen Vergleich ermöglichen deutsche Schulen weniger Partizipation

    Heterogenität und Inklusion

    • 71 % der Lehrkräfte sehen in inklusiver Beschulung keinen Vorteil für alle Schüler:innen.
    • Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen sowie solche mit einem „Growth Mindset“ (Glaube an die Veränderbarkeit von Fähigkeiten) stehen Inklusion positiver gegenüber.
    • 83 % empfinden Heterogenität als große zusätzliche Arbeitsbelastung.
    • Der größte Fortbildungsbedarf besteht beim Umgang mit psychisch belasteten Schüler:innen (43 %) und beim Unterrichten von Schüler:innen mit Förderbedarf (35 %).

    Berufliche Zufriedenheit und Belastung

    • Über 80 % der Lehrkräfte sind grundsätzlich zufrieden, 70 % würden den Beruf wieder wählen, 90 % arbeiten gerne an ihrer Schule.
    • Fast ein Drittel fühlt sich mehrmals pro Woche erschöpft, 10 % sogar täglich.
    • Besonders jüngere Lehrkräfte berichten häufiger von Erschöpfung und Zynismus.
    • Vier Wohlbefindens-Profile wurden identifiziert; etwa ein Drittel ist „glücklich“, ein weiteres Drittel „zufrieden – leicht erschöpft“, 19 % „unzufrieden – erschöpft“, 14 % „erschöpft – zynisch“.

    Psychosoziale Unterstützung

    • Nur 61 % der Lehrkräfte halten die psychosoziale Infrastruktur ihrer Schule für ausreichend.
    • 60 % berichten von einem Konzept zur Weitervermittlung psychisch belasteter Schüler:innen.
    • 38 % sehen die schulpsychologische Unterstützung als völlig unzureichend an.
    • 47 % beobachten psychische oder physische Gewalt unter Schüler:innen.

    Fortbildung und kollegiale Zusammenarbeit

    • Am häufigsten wurden Fortbildungen zu digitalen Medien (58 %) und unterrichtsbezogenem Fachwissen (44 %) besucht.
    • 43 % sehen Fortbildungsbedarf beim Umgang mit psychisch belasteten Schüler:innen.
    • 45 % unterrichten mehrmals im Jahr im Team, aber nur 24 % hospitierten im vergangenen Jahr regelmäßig bei Kolleg:innen.
    Die Studie empfiehlt gezielte Maßnahmen zur Entlastung von Lehrkräften, zur Verbesserung der psychosozialen Unterstützung an Schulen, zur Förderung von Demokratiebildung und Partizipation sowie zur systematischen Integration von KI in den Schulalltag. Besonders hervorgehoben werden der hohe Fortbildungsbedarf in nahezu allen Bereichen sowie die Notwendigkeit, Lehrkräfte im Umgang mit Heterogenität und Inklusion besser zu unterstützen.

    Das Schulbarometer 2025 als Ausgangspunkt für eine schulindividuelle Schulentwicklung

    In Zeiten wachsender Komplexität und multipler Herausforderungen im Schulalltag wird eines immer deutlicher: Schulentwicklung braucht eine verlässliche Datengrundlage. Das Schulbarometer benennt nicht nur zentrale Problemlagen wie Verhaltensauffälligkeiten, Personalmangel oder Unsicherheiten im Umgang mit KI, sondern stellt auch die vollständigen Fragebögen offen zur Verfügung. Das schafft Transparenz, Nachvollziehbarkeit und vor allem die Möglichkeit, zentrale Erhebungsinstrumente für die eigene Schule zu adaptieren.

    Somit kann das Schulbarometer zum Impulsgeber werden. Welche Fragen lassen sich auf Ihre Schule übertragen? Welche Themen verdienen bei Ihnen besondere Aufmerksamkeit? Und wie können schulinterne Befragungen und Datenauswertungen dabei helfen, aus vagen Eindrücken konkrete Entwicklungsziele zu formulieren?

    Im Folgenden konzentriere ich mich auf die Aussagen zur Nutzungsquantität und -qualität von KI-Tools. Zunächst stelle ich einige Ergebnisse vor, ehe ich darauf eingehe, wie die zur Verfügung gestellten Fragebögen in der Schule eingesetzt werden können.

    Schulbarometer 2025: Aussagen zur Nutzung von KI-Tools

    Umgang mit KI

    62 % der Lehrkräfte fühlen sich im Umgang mit KI-Tools unsicher.

    Nutzung von KI

    • 31 % haben KI-Tools im vergangenen Jahr gar nicht genutzt, 31 % nutzen sie regelmäßig.

    Von denen, die KI-Tools regelmäßig nutzen:

    • Die Mehrheit erwartet negative Folgen des KI-Einsatzes für soziale, kommunikative und kritische Kompetenzen der Schüler:innen, sieht aber Potenziale bei individualisierter Förderung.
    • Hoher Fortbildungsbedarf besteht zur Nutzung von KI im Unterricht und zur Förderung kritischen Denkens

    Anwendungen von KI

    Hauptanwendungen: Aufgaben- und Unterrichtsplanung, selten Bewertung von Schülerarbeiten oder Analyse von Lernverlaufsdaten.

    Rückmeldung zur Arbeitszufriedenheit

    • Über 80 % der Lehrkräfte sind grundsätzlich zufrieden, 70 % würden den Beruf wieder wählen, 90 % arbeiten gerne an ihrer Schule.
    • Fast ein Drittel fühlt sich mehrmals pro Woche erschöpft, 10 % sogar täglich.
    • Besonders jüngere Lehrkräfte berichten häufiger von Erschöpfung und Zynismus.
    • Vier Wohlbefindens-Profile wurden identifiziert; etwa ein Drittel ist „glücklich“, ein weiteres Drittel „zufrieden

    Checkliste für ein schulisches Data-Team

    Ein schulisches Data-Team ist eine kleine Arbeitsgruppe aus Lehrkräften, Schulleitung und ggf. Schulsozialarbeit oder IT-Koordination, die mit Daten systematisch Entwicklungsprozesse anstößt.

    Die folgende Checkliste hilft beim Aufbau und bei der Umsetzung.[1]https://schule-in-der-digitalen-welt.de/1-evaluation/ , https://schule-in-der-digitalen-welt.de/3-evaluation/

    Phase 1: Vorbereitung

    • Zusammensetzung festlegen (max. 5–6 Personen, multiprofessionell)
    • Zeitliche Ressourcen und feste Sitzungsstruktur definieren
    • Schulinterne Fragestellung klären (z. B. „Wie gehen wir als Kollegium mit KI um?“).  Welche Entwicklungsziele hat die Schule (z. B. Unterrichtsqualität, Inklusion, Wohlbefinden)?
    • Relevante Datenquelle identifizieren: z. B. Schulbarometer 2025, Lernstandserhebungen, Feedback

    Phase 2: Datenerhebung planen

    • Small Data: Schülerfeedback, Elternbefragungen, kollegiale Hospitationen, Beobachtungen, Lernstandsanalysen, Evaluation von Projekten
    • Qualitative und quantitative Daten kombinieren (z. B. Umfragen, Interviews, Portfolios)
      • Fragebogen auswählen oder anpassen (ggf. auf KI-Thema fokussieren)
      • Plattform festlegen (z. B. LimeSurvey, Plattformen der Bundesländer)
      • Datenschutz klären (anonym oder pseudonym, Einwilligungen einholen)
      • Kollegium / Zielgruppe informieren und zur Teilnahme motivieren

    Phase 3: Datenauswertung und Interpretation

    • Ergebnisse tabellarisch oder visuell aufbereiten (Balken, Torten, Heatmaps)
    • Ergebnisse mit bundesweiten Schulbarometer-Werten vergleichen
    • Hypothesen entwickeln: Was könnte die Ursache für bestimmte Antworten sein?
    • Diskussionsrunden oder Mini-Workshops im Kollegium einplanen

    Phase 4: Ableiten von Maßnahmen

    Entwicklung konkreter Maßnahmen auf Basis der Daten (gezielte Fortbildungen, Anpassung von Unterrichtskonzepten, …).

      • Ein Ziel pro Thema festlegen (z. B. „KI in drei Unterrichtsfächern erproben“)
      • Verantwortlichkeiten und Zeitrahmen vereinbaren
      • Evaluationstermin setzen (z. B. in 6 Monaten)

    Phase 5: Nachsteuern und sichern

    Maßnahmen werden evaluiert und bei Bedarf angepasst.

      • Rückmeldungen aus dem Kollegium einholen
      • Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen
      • Ergebnisse im Schulentwicklungsbericht dokumentieren
      • Anschlussfragen definieren für die nächste Erhebung

    Fragenbogen

    Zielgruppe: Lehrkräfte (anpassbar für SuS oder SL)
    Format: Online oder Papier, Dauer: ca. 5–7 Minuten
    Skala: trifft nicht zu (1) – trifft kaum/wenig zu (2) – trifft häufig/im Wesentlichen (3) zu – trifft voll zu (4)

    Wahrnehmung & Einstellung zur KI

    • Ich fühle mich sicher im Umgang mit KI-gestützten Tools im Unterricht.
    • Ich schätze das Potenzial von KI zur individuellen Förderung von Schüler:innen.
    • Ich habe Sorge, dass KI-Tools zu Betrug oder Täuschung bei Leistungsnachweisen führen.
    • KI verändert mein Verständnis von Leistung und Bewertung im Unterricht.

    Einsatz im Unterricht

    • Ich habe bereits KI-gestützte Tools im Unterricht eingesetzt.
    • Ich kenne konkrete Tools, die ich im Fachunterricht nutzen könnte.
    • Ich weiß, wie ich den Einsatz von KI pädagogisch und rechtlich verantwortungsvoll gestalte.
    • In meinem Unterricht ist (noch) kein Raum für den Einsatz von KI.

    Schulentwicklung & Unterstützung

    • Unsere Schule hat sich mit Chancen und Risiken von KI bereits systematisch beschäftigt.
    • Ich wünsche mir Fortbildungen oder kollegiale Austauschrunden zu KI-Themen.
    • Es gibt klare Absprachen im Kollegium zum Einsatz von KI (bei Hausaufgaben, Projekten, Prüfungen).
    • Ich sehe KI als festen Bestandteil schulischer Medienbildung in den nächsten drei Jahren.
    Eine datenbasierte Schulentwicklung mit Small Data gelingt, wenn die Schulleitung eine partizipative, lösungsorientierte und reflektierte Kultur etabliert. Die richtigen Fragestellungen orientieren sich dabei an den konkreten Entwicklungszielen der Schule und beziehen alle Beteiligten mit ein. So sind gezielte und wirksame Verbesserungen im Schulalltag möglich. Erfolge stellen sich ein, wenn eine regelmäßige Reflexion stattfindet, Ergebnisse und Maßnahmen offen kommuniziert werden, verbindliche Strukturen angelegt sind (Steuergruppen, Zeitfenster) und die Maßnahmen auf ihre Wirkung hin überprüft und angepasst werden (Evaluation).

    Quelle:

    Wie ist die aktuelle Situation an Schulen in Deutschland? Vor welchen Herausforderungen stehen Lehrkräfte, Kinder und Jugendliche? Mit repräsentativen Umfragen befragen wir Menschen, die Schule täglich mitgestalten und erleben.

    Das Deutsche Schulbarometer Lehrkräfte 2025 zeigt, wo Lehrkräfte aktuell die größten Schwierigkeiten sehen, wo es Fortschritte gibt und welche Bedarfe sie haben. Seit 2019 lässt die Robert Bosch Stiftung regelmäßig repräsentative Umfragen durchführen, um frühzeitig auf Entwicklungen im Bildungssystem aufmerksam zu machen. In der neuen Lehrkräftebefragung, die am 25. Juni veröffentlicht wurde, gab es erstmals Erhebungen zur Nutzung von künstlicher Intelligenz im Schulalltag und zur Demokratiebildung. Das Schulportal hat die wichtigsten Ergebnisse hier zusammengefasst.

    Ergänzende Empfehlung:

    Kritisches Denken, Chancengleichheit, Entlastung: Künstliche Intelligenz verspricht viel – doch laut Schulbarometer stehen Lehrkräfte der Technik noch skeptisch gegenüber. Warum? Und was muss sich ändern?

    Zu guter Letzt...

    In einigen Bundesländern haben die wohlverdienten Sommerferien bereits begonnen. Mit diesem – zugegebenermaßen sehr umfangreichen – letzten Newsletter wünsche ich Ihnen eine erholsame und entspannte Zeit in der vor uns liegenden unterrichtsfreien Zeit. Und danach natürlich einen erfolgreichen Start ins neue Schuljahr!

    Bis Anfang September also …

     Stay tuned 

     

    Titelbild: Anton Grabolle / Better Images of AI / Classification Cupboard / CC-BY 4.0

    Liege: Ulrike Mai @pixabay

     

    Hattie, Hattie, Hattie, …

    Im Rahmen meiner Blogreihe >>Datengestützte Schulentwicklung<< bin ich mehrfach auf neuere Publikationen sowie Interview- und Videobeiträge von John Hattie gestoßen. Zur Erinnerung [1]https://de.wikipedia.org/wiki/John_Hattie: John Hattie ist ein neuseeländischer Bildungsforscher und Professor für Pädagogik. Er ist international bekannt für seine Arbeiten zur Unterrichts- und Lernwirksamkeit. Sein Hauptanliegen ist es, herauszufinden, welche Faktoren tatsächlich einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern haben. Hatties zentrales Forschungsfeld ist die Meta-Analyse von Bildungsstudien. Dabei wertet er systematisch eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen aus, um zu ermitteln, welche Einflüsse im schulischen Kontext besonders wirksam sind. Diese Forschung mündete in seinem bekanntesten Werk „Visible Learning“ (2009) – eine Synthese von zunächst über 800 Meta-Analysen mit Daten von Millionen Lernenden weltweit. Inzwischen wurde die Datenbasis auf mehr als 2 100 Meta-Analysen ausgeweitet (siehe nächster Abschnitt). Hattie möchte Lehrkräften, Schulleitungen und Bildungspolitikern vermitteln, was wirkt – und was nicht. Dabei geht es nicht um einzelne Methoden, sondern um ein tieferes Verständnis lernwirksamer Prozesse:

    • Wie denken Lehrkräfte über Lernen?

    • Wie gut erkennen sie, ob ihre Schüler lernen?

    • Wie klar kommunizieren sie Lernziele?

    • Wie konsequent arbeiten sie mit Feedback?

      Visible Learning - The Sequel

      Mit Visible Learning – The Sequel haben Hattie, Wernke und Zierer eine umfassende Weiterentwicklung des ursprünglichen „Visible Learning“-Konzepts vorgelegt. Die Autoren haben die Datenbasis erheblich erweitert: Die aktuelle Forschung stützt sich auf über 2.100 Meta-Analysen mit mehr als 130.000 Studien und schätzungsweise 400 Millionen Lernenden weltweit. Der Fokus liegt erneut auf der Untersuchung von Einflussfaktoren auf das Lernen. Darüber hinaus werden Strategien und Methoden zur effektiven Gestaltung von Unterricht und Förderung des Lernens vorgestellt. Etablierte Unterrichtspraktiken werden hinterfragt und es wird erörtert, wie diese verbessert werden können.

      In den Pädagogik-Heften des Jahres 2025 des Beltz-Verlags gehen die beiden deutschen Autoren auf das Werk ein:

      Darüberhinaus stellt Alexander Brand (deusches Schulportal) das Buch hier vor. 

      Curriculum for Deep Thinking

      Im deutschen Schulportal gibt John Hattie unter  dem Titel „Weniger Lehrplan, mehr Leidenschaft!“ ebenfalls einige Hintergrundinformationen. Darüberhinaus erwähnt er in diesem Interview die im Open Access frei gegebene Publikation Developing Curriculum for Deep Thinking. Eine dazu im Dialog mit ChatPDF erstellte Zusammenfassung findet sich hier:

      Developing Curriculum for Deep Thinking

        DE-Implementierung

        In einer Spezialfolge von Benedikt Wisniewski mit dem Titel „Spezial: De-Implementierung | Gespräch mit John Hattie [deutsche KI-Übersetzung]“ geht es um den Satz „Weniger ist mehr“. Der bei einem bayerischen Schulamt tätige Schulpsychologe  unterhält sich mit John Hattie darüber, was De-Implementierung ist, warum sie für Schulen wichtig ist und welche Schwierigkeiten dabei auftreten können. Diese Version wurde mit einer KI-Software für deutsche Hörerinnen und Hörer synchronisiert.

        Making Room for Impact

        In seinen jüngsten Interviews, Keynotes und Videokonferenzen beschäftigt sich der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie vor allem mit Kompetenzen im KI-Zeitalter. So in dem School Leaders Project The future of AI in schools with John Hattie, Dylan Wiliam, Arran Hamilton. In diesem Podcast diskutieren John Hattie, Dylan Wiliam und Aaron Hamilton ihre Publikation Making Room for Impact: A De-implementation Guide for Educators: A De-implementation Guide for Educators mit dem Schwerpunkt: KI im Bildungswesen. Das YT-Video habe ich im Dialog mit ChatPDF ausgewertet:

        Making Room for Impact

        Peer Feedback

        Lernen braucht Dialog – nicht nur zwischen Lehrenden und Lernenden, sondern auch zwischen Gleichaltrigen. Wenn Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig Feedback geben, entsteht eine Lernkultur des Vertrauens, der Verantwortung und der Reflexion. Peer-Feedback ist damit weit mehr als eine methodische Ergänzung – es ist ein Katalysator für Selbstwirksamkeit und vertieftes Lernen. Darüber hinaus geht es bei der Integration von Peer-Feedback in den Unterricht nicht nur darum, die Chancen auf eine gute Note zu erhöhen, sondern auch darum, die Lernenden auf die reale Welt vorzubereiten. In praktisch jedem Beruf muss man:

        • die eigene Arbeit bewerten,
        • Kolleginnen und Kollegen Feedback geben,
        • konstruktive Kritik akzeptieren und einbeziehen.

        Damit das gelingt, braucht Peer Feedback klare Strukturen, gemeinsame Kriterien und Raum für Fehlerfreundlichkeit. Besonders wirksam wird es, wenn es eingebettet ist in einen Dreiklang aus Selbsteinschätzung, Peer-Rückmeldung und professionellem Feedback.

        Praxisbeispiel: Projektunterricht

        Ich nehme dabei eine Übersetzungsarbeit von Gratian Riter auf: Er hat eine Sammlung zu Projektideen erstellt, die sich für eine schulische Behandlung eignen. In einem fächerübergreifenden Projekt erstellen Schülerinnen und Schüler häufig in Gruppen kreative Endprodukte. Diese werden in einem Zwischenschritt durch Peer-Feedback anhand eines Kriterienrasters bewertet. Die Rückmeldungen sind konkret und konstruktiv: „Ich habe verstanden, dass…“, „Besonders gelungen finde ich…“, „Ich würde vorschlagen…“.

        Digitale Tools wie TaskCards, Padlet oder FelloFish strukturieren den Prozess und machen Rückmeldungen nachvollziehbar. In einer Reflexionsphase wird sichtbar, wie die Rückmeldungen das Produkt verbessert haben – und wie sehr sich die Beteiligten dabei als Lernende und Lehrende zugleich erleben.

        Mini-Curriculum

          Ein schulweites Feedbackverständnis entsteht nicht über Nacht. Peer Feedback kann aber systematisch aufgebaut werden. Der Artikel Lernerlebnisse durch formatives Peer- und Self-Assessment fördern von Prof. Steve Joordens schlägt vor (ich übertrage nun auf die Schulwelt):

          • Bewertungsschemata und klare Kriterien: Die Forschung zeigt, dass Lernende viel effektiver bewerten, wenn sie explizite Bewertungsschemata erhalten, die beschreiben, wie eine „gute Arbeit“ aussieht
          • „Just-in-Time“(JiT)-Mikro-Lernressourcen können ebenfalls die Qualität und Konstanz des Feedbacks verbessern. Diese Methode wurde in den 1950er Jahren von Toyota entwickelt. Das Ziel war einfach: Die exakten Teile, die für die Produktion benötigt werden, nur dann bereitzustellen, wenn sie benötigt wurden. Das sparte Platz, senkte die Kosten und sorgte für einen reibungsloseren Ablauf.  JiT blieb nicht in der Fertigung — es stieg in die Welt des Lernens ein. Genau wie in der Fertigung vermitteln JIT-Schulungen den Mitarbeitern genau das, was sie brauchen, und zwar genau dann, wenn sie es brauchen, etwa (ich übertrage auf die Schulwelt)
            • zur Unterstützung der Lernenden bei der Entwicklung von kreativen Produkte,
            • für Kurzanleitungen für Arbeiter (z. B. kurze Trainingsvideos, Screencasts),
            • Auffrischungen für Beschäftigte im Gesundheitswesen (z. B. durch interaktive Lernaktivitäten) ,
            • Kompetenztrainings (z. B. durch Dialogsimulation).
          • Kalibrierungsübungen: Bevor Lernende an einer Peer-Assessment-Übung teilnehmen, können sie gemeinsam eine Arbeitsprobe bewerten und ihre Bewertungen und Begründungen besprechen, um ihre Standards anzugleichen.
          • Anonyme Bewertungen: Durch die Anonymität von Peer-Bewertungen werden Voreingenommenheiten reduziert und die Lernenden fühlen sich wohler, ehrliches zu Feedback geben und zu erhalten.
          • Mehrere „Gutachter:innen“: Wenn mindestens drei Schülerinnen und Schüler jede Einreichung bewerten, werden individuelle Voreingenommenheiten ausgeglichen und ein umfassenderes Feedback gewährleistet.

          Schlussbemerkungen

              „Peer- und Self-Assessment verlangen nicht nur neue Formate, sondern vor allem eine neue Haltung – bei Lernenden und Lehrenden.“ Sie soll zusammenfassend

              • durch Einführung in Feedbackprinzipien, durch Übungssituationen mit Beispielen ein Verständnis ermöglichen,
              • durch den Einsatz in kleinen Aufgaben, durch eine kontinuierliche Begleitung durch die Lehrkräfte eine Anwendung einüben,
              • durch Feedback in Portfolioarbeiten und Präsentationen eine Förderung der Selbstständigkeit ermöglichen und
              • durch regelmäßige Reflexion, Einbindung in Leistungsentwicklungsgespräche eine Feedbackkultur verankern.

               … stay tuned …

              P.S. 

              Ich habe übrigens im analogen Instrumentenkatalog auf meiner Themenseite Feedback einen Thread von Sebastian Eisele aufgenommen. Er stellt Feedbackbögen für SuS – LK (alle cc0) sowie Möglichkeiten ihrer Auswertung vor.

              Bildnachweis:

              by RosZie @pixabay

              Evaluation (8): Blick in die Schweiz

              Datengestützte Schulentwicklung: Was wir von unseren Nachbarn lernen können 

              In meiner bisherigen Blogreihe zur datengestützten Schulentwicklung habe ich verschiedene Facetten dieses Ansatzes beleuchtet: von den Potenzialen großer und kleiner Daten („Big Data“ vs. „Small Data“) über konkrete Praxisbeispiele bis hin zu einem „Big Picture“, das zeigt, wie sich unser Bildungssystem auf allen Ebenen weiterentwickeln könnte. Nationale und internationale Studien belegen, dass Schulen, die ihren Unterricht und ihre Schule datengestützt weiterentwickeln, auf lange Sicht erfolgreicher sind. Durch eine Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität sollen die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler verbessert werden. Dies trägt zu einer Erhöhung von Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit bei. Immer wieder zeigt sich: Wer systematisch Daten erhebt und reflektiert, kann fundierte Entscheidungen treffen – sei es zur Unterrichtsentwicklung, zur Schulorganisation oder zur gezielten Förderung einzelner Schülergruppen.

              Doch die Diskussion über datengestützte Schulentwicklung bleibt kontrovers. Kritiker befürchten eine Reduktion von Bildung auf Zahlenwerte, warnen vor einem übermäßigen Verwaltungsaufwand und sehen die Gefahr, dass Daten ohne nachhaltige Konsequenzen erhoben werden. Diese Bedenken sind berechtigt und machen deutlich: Daten allein bringen noch keinen Wandel – es kommt darauf an, wie Schulen mit ihnen arbeiten.

              Mit diesen Gedanken bin ich in den Austausch mit Schweizer Kolleginnen und Kollegen gegangen. Ihre Ansätze zeigen, dass datengestützte Schulentwicklung nicht nur ein technokratisches Verfahren ist, sondern ein Kulturwandel, der Lehrkräfte aktiv einbindet und Schulentwicklung als gemeinschaftlichen Lernprozess versteht. Welche Erfahrungen sie gemacht haben, welche Herausforderungen sie sehen und was wir aus ihrem Umgang mit Daten lernen können, möchte ich in diesem Beitrag teilen.

              Die Basis für umfassende Veränderungsprozesse bildet das Wissen um die Stärken und Schwächen der Schule. Daher werden im Verlauf der Schulentwicklung kontinuierlich Daten erhoben, um die Schulentwicklung datenbasiert und systematisch anzulegen. „Selbstevaluation basiert auf der Überzeugung, dass Schulqualität erhalten und gefördert werden kann, wenn Lehrkräfte vor Ort ihre Erfahrungen und ihr Wissen austauschen und für Entwicklungen fruchtbar machen. Sie sind es, welche die Schulqualität hervorbringen und die umfassendsten Kenntnisse über die lokale Schule und ihr Umfeld besitzen.“ [1]Brägger, G. & Posse, N. (2007), Instrumente für die Qualitätsentwicklung und Evaluation in Schulen. Bern: hep, IQES-Band 1, S. 181 – 187

              IQES Online

              Der Schweizer Erziehungswissenschaftler Gerold Brägger verantwortet u. a. die Plattform IQES-Online. Die Website bietet für registrierte Benutzer bewährte Feedback- und Evaluationsinstrumente, Praxismaterialien und Methodenkoffer für einen schüleraktivierenden Unterricht. Vielen Schulen fehlen die Werkzeuge und die Zeit, eigene Evaluationsinstrumente zu entwickeln, schriftliche Befragungen durchzuführen, die Daten einzugeben und zu analysieren. IQES online bietet hier eine Aufwand schonende und professionelle Alternative. Lehrpersonen und Schulen können das Angebot nutzen, um gezielt Feedbacks zum Unterricht, zu den Wirkungen des Unterrichts und zur Qualität der Schule zu erhalten.

              Die Daten werden graphisch zu Qualitätsprofilen aufbereitet und enthalten Hinweise für Verbesserungs-potenziale. Mit IQES online können Schulen eine bedarfsgerechte und gezielte Selbstevaluation der Unterrichts- und Schulqualität durchführen. Die zur Verfügung gestellten Erhebungsinstrumente sind so konzipiert, dass mit ihnen nach erwiesenermaßen wirksamen Einflussgrößen guter Schulen gefragt wird. Es werden keine unnötigen Daten erhoben, sondern nur solche, die Hinweise auf relevante Qualitätsfaktoren liefern. Das schont den Aufwand und unterstützt eine Entwicklung, die sich an den angepeilten Wirkungen orientiert. Lehrpersonen und Schulen gewinnen konkrete Ansatzpunkte, wo sie ihre Qualität im Speziellen pflegen, aufbauen bzw. sicherstellen können.

              Ich kenne IQES-Online aus eigenen (früheren) Arbeitszusammenhängen und kann die Plattform uneingeschränkt empfehlen. Nicht nur im Hinblick auf die Bereitstellung von Feedbackinstrumenten, die ausführlich und anhand konkreter Fragestellungen vorgestellt werden. Darüber hinaus hat man Zugriff auf Artikel aus einschlägigen pädagogischen Fachzeitschriften, z.B. aus der Reihe des Beltz-Verlags.

              Dialogisches Lernen nach Gallin

              Feedback ist ein komplexes und differenziertes Konstrukt, das viele verschiedene Formate besitzt und unterschiedliche Auswirkungen auf das Lernen der Schüler*innen aufweisen. Feedback ist umso effektiver, je mehr Informationen damit verknüpft sind. Feedback ist im Durchschnitt leistungsfähig, aber einige Formate zeichnen sich besonders aus. Vor allem der Umgang mit Fehlern und das Prozess(=Peer)feedback!

              Es ist wichtig, dass Schulen einen ausgewogenen Ansatz verfolgen und sicherstellen, dass sowohl Schülerinnen und Schüler mit Schwierigkeiten als auch lernstarke Schülerinnen und Schüler angemessen unterstützt werden. Ein individualisierter und differenzierter Unterrichtsansatz kann dazu beitragen, eine positive Lernumgebung für alle Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Phasenunbhängig sind Überlegungen anzustellen, wie personalisiertes Lernen organisiert werden kann.

              Dialogisches Lernen (nach Gallin) ist ein pädagogischer Ansatz, der auf dem Dialog, also auf der aktiven Kommunikation und Interaktion zwischen Lehrern und Schülern sowie unter den Schülern selbst, basiert. Der Fokus liegt dabei auf gemeinsamem Konstruieren von Wissen und Verständnis. Hier sind einige grundlegende Merkmale des dialogischen Lernens:

              • Gemeinsames Konstruieren von Wissen: Im dialogischen Lernen wird Wissen nicht nur vom Lehrer zum Schüler übertragen, sondern gemeinsam konstruiert. Lehrer und Schüler bringen ihre Perspektiven, Ideen und Erfahrungen in den Dialog ein, um ein tieferes Verständnis zu fördern.
              • Aktive Beteiligung: Die Lernenden sind aktiv am Lernprozess beteiligt. Der Dialog ermutigt sie dazu, Fragen zu stellen, ihre Meinungen auszudrücken, ihre Ideen zu teilen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
              • Interaktion und Kommunikation: Dialogisches Lernen betont die Bedeutung von Interaktion und Kommunikation. Der Dialog kann sowohl zwischen Lehrer und Schüler als auch zwischen den Schülern selbst stattfinden. Dies fördert den Austausch von Gedanken, Ideen und Perspektiven.
              • Kooperation: Die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Schülern sowie unter den Schülern ist ein zentrales Element des dialogischen Lernens. Gemeinsames Denken und Arbeiten fördern eine positive Lernumgebung.
              • Förderung von kritischem Denken: Durch den Dialog werden die Lernenden ermutigt, kritisches Denken zu entwickeln. Sie werden dazu angeregt, Fragen zu stellen, Annahmen zu hinterfragen und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen.
              • Anpassung an die Bedürfnisse der Lernenden: Der Lehrer passt den Dialog an die individuellen Bedürfnisse und Vorkenntnisse der Schüler an. Dies bedeutet, dass der Unterricht flexibel gestaltet wird und auf die Dynamik der Lerngruppe reagiert.
              • Reflexion: Der Dialog beinhaltet oft Reflexionsphasen, in denen die Schüler über ihren eigenen Lernprozess nachdenken und ihre Erfahrungen auswerten.

              Diese Form des „Turn it in“-Verfahrens (Hattie) habe ich im Rahmen unserer Fortbildungsinitiative „Kompetenzorientiertes Unterrichten in Mathematik und Naturwissenschaften (KUMN)“ kennengelernt. Vor allem in der 4. Phase „Kompetenzen stärken und erweitern“ habe ich dieses Feedback-Instrument eingesetzt. Aus Zeitgründen nach Absprache. Und auch, weil nicht alle Schülerinnen und Schüler so intensiv beraten werden wollten. Darauf musste ich Rücksicht nehmen und habe deshalb ergänzend andere Verfahren eingesetzt.

               

              Sehr lesenswerter Artikel mit – für mich – überraschend neuen Erkenntnissen, mit allerdings lediglich indirektem Bezug zum Gallin Konzept. Und doch sind die Ausführungen zum hybriden Ansatz im Zusammenhang mit KI in diesem Kontext mehr als eine Überlegung wert …

              Q2E

              Das u. a. von den beiden Schweizer Erziehungswissenschaftlern Norbert Landwehr und Peter Steiner (Pädagogische Hochschule FHNW) entwickelte Label «Q2E» steht für «Qualität durch Evaluation und Entwicklung» und ist ein Qualitätsmodell, das seit rund 20 Jahren im Bildungsbereich bekannt ist. Das Q2E-Modell entstand im Rahmen eines interkantonalen Schulentwicklungsprojekts mit Berufsfachschulen und Gymnasien aus acht Deutschschweizer Kantonen. Q2E wurde ins Leben gerufen, um die Schulen als entwicklungsfähige, selbst gesteuerte «pädagogische Einheiten» zu stärken und um sie bei der bewussten Qualitätsgestaltung zu unterstützen. Den Projektverantwortlichen war es ein Anliegen, konkrete Ansatzpunkte und Hilfsmittel zu finden, um diese beiden Kernanliegen – Stärkung
              der pädagogischen Einheit und bewusste Gestaltung der Qualität vor Ort – in ihrer wechselseitigen Verbindung in die Schule hineinzutragen.

              Das zentrale Anliegen von Q2E ist es, die Schulen beim Aufbau und bei der Umsetzung eines schulinternen Qualitätsmanagements durch die praxisnahe Beschreibung von Instrumenten, Verfahren, Problemlösungen usw. zu unterstützen. Im Rahmen unserer Ausbildung zum Schulinspektor kamen wir mit den beiden Wissenschaftlern in einen direkten Kontakt und profitierten von deren vielfältigen Erfahrungen.

              In unseren Workshops setzten wir uns immer wieder mit aktuellen Fragestellungen auseinander. So auch in Fragen der Freiwilligkeit und Verpflichtung von Maßnahmen, z. B. im Umgang mit dem im hessischen Schulgesetz verankerten Notwendigkeit eines MitarbeiterInnen- und Jahresgespräches. Leider waren sie in den seltensten Fällen als geeignetes Instrument einer Professionalisierung anerkannt worden. Landwehr stellt aus den Erfahrungen seiner Q2E Projekte[2]https://www.q2e.ch/ fest, dass

              • bei der routinemäßigen Erfüllung des Schulgesetzes die Lernabsicht verloren geht: Die Rückmeldungen werden zwar von der Schulleitung vorschriftsgemäß eingeholt und bestenfalls „zur Kenntnis genommen“. Sie werden aber nicht wirklich als Quellen des persönlichen Lernens genutzt. (Das Jahresgespräch) verkommt so zu einem wirkungslosen Ritual, das die ihm ursprünglich zugedachte Funktion verloren hat.
              • der Widerstand gegen institutionelle Zumutungen oder gegen erzwungene Selbstreflexionen die Energie absorbiert, die eigentlich für konstruktive Auseinandersetzungen zur Unterrichtsqualität aufgewendet werden sollte. 

              Aber auch die Freiwilligkeit hat ihre Tücken, so Landwehr weiter: Sie bringt es nämlich mit sich, dass institutionell erwünschte Aktivitäten in Konkurrenz treten zur Möglichkeit der individuellen, bedürfnisorientierten Zeitnutzung. Da für die überwiegende Mehrzahl der Lehrpersonen – zumindest längerfristig – die Attraktivität der freien Zeitnutzung größer ist als diejenige einer institutionell vorgegebenen Kooperationsüberlegung, besteht die Gefahr, dass freiwillige Maßnahmen in relativ kurzer Zeit „versanden“. Hinzu kommt, dass ein wirksames Qualitätsmanagement nicht der individuellen Beliebigkeit überlassen werden darf. Vielmehr besteht vonseiten der (direkten und indirekten) Leistungsempfängerinnen und -empfänger der berechtigte Anspruch, dass die Institution für einen bestimmten Qualitätslevel des Unterrichts besorgt ist – unabhängig von der Interessenlage der betreffenden Lehrpersonen.

              Als Lösungsvorschlag für die hier angedeutete Problemstellung wurde in der Schweiz im Rahmen des Q2E-Projektes das sogenannte PUQE-Modell [3]PUQE steht als Abkürzung für „Persönliche, unterrichtsbezogene Qualitätsentwicklung“ entworfen. Der Leitgedanke, der dem Modell zugrunde liegt, lässt sich wie folgt umschreiben: Die institutionelle Verbindlichkeit ist weniger auf das Instrument (hier Jahresgespräch) gerichtet, als vielmehr auf seinen Zweck: nämlich auf die persönliche, unterrichtsbezogene Qualitätsentwicklung.[4]https://www.q2e.ch/wp-content/uploads/sites/162/2020/05/q2e-heft-3-grundlagen-zum-aufbau-einer-feedbackkultur.pdf

              Das Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung (Österreich) hat die Entwicklung von Professionalität im internationalen Kontext betrachtet und folgenden „Domänen“ identifiziert:

              Diese fünf Domänen von Professionalität von LehrerInnen bestimmen das LehrerInnenhandeln im Alltag, und zwar weitgehend unabhängig von Schultyp und Fach. Die entwickelten Domänen bieten Anregungen für die Gestaltung von LehrerInnenbildung, machen wissenschaftliche Erkenntnisse zugänglich und liefern Impulse und inhaltliche Bausteine. Der Fokus wird einerseits auf den zu verändernden organisatorischen Rahmen von LehrerInnenarbeit gelenkt, andererseits werden individuelle Bildungs- und Lernprozesse der Lehrerinnen als entscheidenden Ansatzpunkt gefördert. So werden beide Perspektiven – die Systemebene und die subjektive Ebene – gleichermaßen berücksichtigt. Die entworfenen Domänen machen deutlich, dass eine Weiterentwicklung der Strukturen des Bildungssystems erforderlich sein wird, aber gleichzeitig auch die Person der Lehrerin bzw. des Lehrers aufgefordert ist, in und mit diesen Strukturen als Expertin bzw. als Experte in diesem Sinne „professionell“ umzugehen. Die Verschränkung der beiden Perspektiven ist Voraussetzung für die erfolgreiche Implementierung der entwickelten Domänen – um sie als neue Denkmuster in die Praxis zu bringen. Daraus kann sich ein neues Professionsbewusstsein entfalten und vielfältige Entwicklungsperspektiven können entstehen. [5]https://paedagogik-news.stangl.eu/fuenf-domaenen-der-professionalitaet-von-lehrerinnen

              Die Idee hinter PUQE (in Anwendung auf das EPIK-Modell, vgl Grafik) ist nun, dass sich jede Lehrkraft für einen Zeitraum (z. B. zwei Jahre) eines der Domänen auswählt und sich individuell und/oder kollaborativ damit auseinandersetzt. Qualitätsmerkmale (Evaluation, Dokumentation, …) sind auszuhandeln, individuell und/oder in Zusammenarbeit mit dem Personalrat. 

              Empirisch gesichert ist die Aussage, dass Schulleitungshandeln an lernwirksamen Schulen dann erfolgreich ist, wenn sie sich „… nah dran“ zeigt.  Was heißt das genau? Die folgende Tabelle weist vier Eigenschaften aus[6]https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs35834-019-00243-5:

              Die Haltung der Schulleitung wird immer dann deutlich sichtbar, wenn sie sich im Rahmen des jeweiligen Schulkontexts handlungsleitenden, pädagogischen Grundüberzeugungen verpflichtet fühlt. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie

              • am und zum Kind orientiert sind,
              • bei der Personalauswahl mitentscheidend sind,
              • die Bedürfnisse aller berücksichtigen und
              • sich in der beständigen Weiterentwicklung der Schule widerspiegeln.

              Sie zeigen, wie nah die Schulleitungen am bzw. hinter dem jeweiligen Schulprogramm bzw. den Schulkonzepten stehen, was sie jederzeit selbstbewusst, klar und deutlich vertreten. (…) Die Schulleiter/innen sehen sich auch dafür verantwortlich, die wünschenswerte Qualität der Schule zu gewährleisten. Hierzu gehören Überprüfungen und Diskussionen des pädagogischen Konzepts und dessen Inhalte sowohl intern mit dem Kollegium, Eltern, Schüler/innen und weiteren Personen, die in unterschiedlicher Funktion in der Schule tätig sind, als auch mit externen Expert/innen, die beispielsweise Vorträge oder Workshops bei schulinternen Fortbildungen halten oder wissenschaftliche Untersuchungen durchführen.

              Zum Schluss noch eine weitere Anregung zum PUQE-Konzept, wieder aus Österreich, die ich kürzlich im Podcast „Jöran ruft an …“ kennen gelernt habe:

              Weiterführende Literatur

              Begleitete Selbstevaluation

              Steiner/Landwehr haben überlegt, ob eine Evaluation – im Vergleich zu Q2E – niederschwelliger gestaltet werden kann. Ausgangspunkt waren Antworten auf die Frage: Warum scheitern schulinterne Evaluationen oft? Hier in aller Kürze die Schlussfolgerungen aus ihrer langjährigen Praxis:[7]https://www.hep-verlag.ch/begleitete-selbstevaluation, S. 11 ff

              • Gründe für das Scheitern schulinterne Evaluationen
                • Ein fehlendes Erkenntnisinteresse führt dazu, dass das Instrument (z.B. Fragebogen) im Vordergrund steht, anstatt eine brennende Fragestellung zu beantworten.
                • Schulen mangelt es an geeigneten Hilfs- und Unterstützungsinstrumenten, um Evaluationsinstrumente auf ihre spezifischen Fragestellungen und Qualitätsleitbilder zuzuschneiden.
                • Die Aufmerksamkeit der Evaluationsverantwortlichen konzentriert sich oft auf die instrumentell-technische Ebene, während die kommunikative Ebene vernachlässigt wird.
                • Schulinterne Evaluationen sind oft mit überbordenden Perfektionsansprüchen belastet, was zu einer zeitlichen Verzögerung der Projekte führt.
                • Evaluationen führen oft zu Ergebnissen ohne spürbare Konsequenzen, da die Evaluationsresultate nicht konkret etwas bewegen.
                • Die Meinung, dass Evaluationen nichts bringen, wird durch das Ausbleiben von Konsequenzen bestätigt.
              • Weitere Gründe für das Scheitern schulinterne Evaluationen
                • Evaluationen werden einseitig auf quantitative Instrumente und Verfahren ausgerichtet, wobei “Evaluieren” oft als “Beschaffen von quantitativen Daten” verstanden wird.
                • Es wird oft wenig überlegt, ob eine quantitative Befragung dem Thema und dem Ziel der Befragung überhaupt angepasst ist.
                • Zahlen aus quantitativen Fragebogenerhebungen werden oft als wenig aussagekräftig empfunden und müssen erst rückübersetzt werden.

              Das neue Evaluationsformat basiert auf sechs zentralen Merkmalen, die für erfolgreiche Evaluationen entscheidend sind: [8]ebda.,  S. 20ff

              1. Eng umrissener Zeitrahmen: Ein klar definierter Zeitrahmen für die Durchführung aller Schritte (Datenerhebung, Datenauswertung und Rückmeldung) ist essenziell. Dies führt zu einer Verdichtung des Evaluationsprozesses.
              2. Schulinternes Evaluationsteam: Ein Team von vier bis sechs Personen, das die Planung, Durchführung der Evaluation, sowie die Aufbereitung und Rückmeldung der Daten übernimmt. Die Schulleitung sollte in diesem Team vertreten sein, um wichtige Entscheidungen unterstützen zu können,.
              3. Evaluation als “Event”: Die Evaluationsschritte der Datenerhebung und der Rückmeldung müssen für das Kollegium sichtbar und erlebbar sein. Diese Schritte sind zentrale Ereignisse, die prominent im Jahresplan der Schule eingebunden werden sollten.
              4. Mix aus quantitativen und qualitativen Daten: Die Evaluation sollte einen ausgewogenen Mix aus quantitativen und qualitativen Daten nutzen, um ein umfassenderes Bild und eine datengestützte Auseinandersetzung zu ermöglichen.
              5. Datengestützte Reflexion im Kollegium: Das Kollegium muss aktiv in den Reflexionsprozess einbezogen werden. Die Interpretation der Daten und die Ableitung von Maßnahmen sollen durch das Kollegium selbst erfolgen,.
              6. Begleitung durch Evaluationsfachperson: Eine externe Evaluationsfachperson begleitet den Prozess, um das Know-how zu erhöhen, den Arbeitsprozess zu moderieren und sicherzustellen, dass die Evaluation den erforderlichen Standards entspricht,.

              Das Verfahren wurde in der Praxis mit zahlreichen Schulen erfolgreich umgesetzt. Selbstevaluationen unterstützen die Schulen einerseits bei der Weiterentwicklung von Knowhow für die Durchführung von internen Schulevaluationen, andererseits bei der Qualitätsentwicklung. Neben der Grundform werden drei Varianten angeboten: Partnerschul-Peer-Review, die Fragebogenbasierte Selbstevaluation und die extern geleitete Selbstevaluation (vormals Critical-Friend-Approach). Die beiden folgenden Quellen (Print, online) stellen u. a. diese drei Varianten in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung.

              Wie lassen sich Qualitätsmerkmale von Schulen wirksam messen? Wie kann an Schulen nachhaltig für eine positive Entwicklung gesorgt werden, die sich auf eine vorangehende Bestandsaufnahme abstützt? «Begleitete Selbstevaluation» beschreibt ein Handlungsmodell für die Gestaltung von schulinternen Evaluationen. Das innovative Format vereint die Vorteile von Selbst- und Fremdevaluationen auf einzigartige Weise: Die aktive Mitbeteiligung der Schule am Evaluationsprozess und die Begleitung durch eine externe Fachperson sind die erfolgsversprechenden Merkmale des Modells. Die Publikation richtet sich an Schulleitungen, Leiterinnen und Leiter von Qualitätsgruppen, Verantwortliche für Evaluationsprojekte sowie Begleitpersonen von Schulentwicklungsprojekten, die das Spannungsfeld zwischen Ist und Soll als tragfähige Entwicklungsimpulse nutzen möchten.

              Begleitender Onlineauftritt zum Buch, mit Übersicht und Erfahrungberichten

              Berichte einiger Schweizer Kantone

              Die Schweiz gilt mit ihren vier Landessprachen als mehrsprachiges Land. Das Bildungssystem ist föderalistisch aufgebaut. Grundsätzlich gilt eine kantonale Schulhoheit mit einer dezentralen Organisation des Bildungswesens.
              Erste Unterschiede zu Deutschland zeigen sich bei der Schulpflicht. Sie beginnt bereits im Alter von vier Jahren (Kindergarten). An die Primarschule schließt sich die Sekundarstufe I an, die je nach Kanton in verschiedene Leistungs- bzw. Anforderungsniveaus unterteilt ist. Diese Stufen dienen dazu, die Schüler entsprechend ihren Fähigkeiten und Interessen zu fördern. Die gebräuchlichsten Bezeichnungen sind

              • Sekundarschule (mit allgemeinen, erweiterten und progymnasialen Anforderungen)
              • Realschule (mit dem Ziel eines Abschlusses als Grundlage für eine Berufsausbildung)
              • Werkschule (ist für lernbehinderte Jugendliche bestimmt, nicht in allen Kantonen vorhanden)

              Knapp 95 Prozent der Schüler:innen besuchen eine öffentliche Schule in ihrer Wohngemeinde – etwa 5 Prozent eine Privatschule. Das pädagogische Personal (Schulleitung, Lehrkräfte) ist nicht verbeamtet.
              Die Zuständigkeiten für diese Schulen liegen bei den Kantonen. Diese sind für folgende Aspekte verantwortlich:

              • Festlegung von sprachregionalen Lehrplänen, Stundentafeln und Lehrmitteln
              • Verpflichtung für die Harmonisierung von landesweiten Zielen und Strukturen
              • Finanzierung der Bildungsausgaben (90 Prozent)

              Die Gemeinden organisieren den Schulbetrieb.

              Auf der Sekundarstufe II sind sowohl die Kantone als auch der Bund zuständig. Über 90 Prozent der Jugendlichen erreichen einen Abschluss. Dieser ermöglicht den direkten Einstieg in die Berufswelt, den Übertritt in eine höhere Fachschule oder – mit der Matura(=Abitur), der Fachmatura oder der Berufsmatura – den Übertritt in eine Hochschule. Die Maturitätsquote liegt bei rund 41 Prozent. Selbstständiges, wissenschaftliches Arbeiten und das Verfassen einer Maturaarbeit sind Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss. In vielen Fächern ist die Durchführung und Auswertung einer empirischen Studie Voraussetzung, es gibt aber auch Fächer, in denen auf der Basis von Literaturrecherche gearbeitet werden kann. Bei meinen Besuchen konnte ich mich von der hohen Qualität der Arbeiten überzeugen. Im Kanton Zürich werden die besten Arbeiten prämiert und gefeiert. [9]https://maturitaetsarbeiten.ch/cms/archiv.html

              Wie sieht es nun bezüglich der datengestützten Schulentwicklung aus?

              Kanton Zürich

              Das Projekt Smarte Schulen II (SMASCH II), geleitet von der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH), erforscht, wie Digitalisierungskonzepte für Schulen nachhaltig gestaltet werden können. Es untersucht, wie KI-gestützte Plattformen die Schulentwicklung unterstützen können, und entwickelt Modelle und Werkzeuge, die in verschiedenen europäischen Ländern getestet werden.

              Kanton Basel-Stadt

              Das Programm Schulentwicklungsprojekte fokussiert auf die Unterrichtsentwicklung. Als Ausgangsfrage stehen konkrete Herausforderungen, wie sie sich in den Schulen permanent
              stellen. So ist die enorme Heterogenität in der Volksschule Basel-Stadt ein Umstand, der häufig beklagt wird. Forderungen nach mehr Ressourcen und Entlastung stehen oft im Raum. Um den komplexen Herausforderungen in den Klassenräumen adäquat zu begegnen, müssen jedoch andere Wege entwickelt werden. Auf pädagogischer und didaktischer Ebene braucht es Ansätze und Strategien, die die Lehrpersonen stärken, sie in ihrer Selbstwirksamkeit unterstützen und am Ende für die Schülerinnen und Schüler zu ausgeprägteren Lernerfolgen führen. Zudem sollen diese neuen Ansätze direkter spürbar für die pädagogische Praxis werden.

              Kanton Bern

              • Das Gymnasium Kirchenfeld in Bern hat durch systematisches Qualitätsmanagement nach dem Modell Q2E (Qualität durch Evaluation und Entwicklung) signifikante Fortschritte erzielt. Es wurden klare Ziele formuliert, die Umsetzung neuer Methoden gefördert und die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüft. [10]Rechsteiner_Maag_Merki_2024_Datenbasierte_Schulentwicklung.pdf
              • Externe Schulevaluationen haben gezeigt, dass datenbasierte Ansätze die Unterrichtsqualität verbessern können, indem sie gezielte Maßnahmen zur Förderung von Schüler:innen und Lehrpersonen ermöglichen.
              • Durch die Nutzung von Daten konnten gezielte Fördermaßnahmen entwickelt werden, die Schüler:innen mit Lernschwierigkeiten besser unterstützen. Dies führte zu einer messbaren Verbesserung der Leistungen in zentralen Fächern wie Mathematik und Sprachen.
              • Schüler:innen profitieren von individualisierten Lernplänen, die auf Basis von Daten erstellt wurden, um ihre spezifischen Bedürfnisse zu adressieren.

              Kanton Luzern:

              • Die Dienststelle Gymnasialbildung hat durch evidenzbasierte Konzepte eine stärkere Qualitätskultur geschaffen. Lehrpersonen und Schulleitungen wurden in der Nutzung von Daten geschult, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
              • Das Projekt „Luuise“ (Lernen sichtbar machen) hat gezeigt, wie Lehrpersonen durch Selbstevaluation ihren Unterricht verbessern können. Es hat sich als effektives Werkzeug zur Förderung von Reflexion und Unterrichtsentwicklung erwiesen. Und es hat sich gezeigt, dass Schüler:innen durch regelmäßiges Feedback an Lehrpersonen aktiver in den Lernprozess eingebunden werden. Dies stärkt nicht nur ihre fachlichen Kompetenzen, sondern auch ihr Selbstbewusstsein. [11]Publikationen_Luuise
              • Die Einführung von datenbasierten Reflexionsprozessen hat dazu beigetragen, das Wohlbefinden der Schüler:innen zu steigern, da ihre Perspektiven stärker in die Unterrichtsgestaltung einfließen.

              Andere Kantone in der Schweiz:

              • Kanton Aargau: Der Kanton setzt auf ein umfassendes Bildungsmonitoring, das Daten zur Unterrichtsqualität und Schülerleistungen systematisch erfasst und analysiert.
              • Kanton St. Gallen: Hier wird ein digitales Tool namens „Schulnetz21“ genutzt, das Schulen bei der Qualitätsentwicklung unterstützt und datenbasierte Entscheidungen erleichtert.

              Die Ansätze zur datengestützten Schulentwicklung in den verschiedenen Kantonen der Schweiz unterscheiden sich in mehreren Aspekten:

              1. Methoden und Werkzeuge:
                • Bern: Modelle wie Q2E (Qualität durch Evaluation und Entwicklung) werden verwendet, um klare Ziele zu formulieren und die Wirksamkeit von Maßnahmen zu überprüfen.
                • Luzern: Projekte wie „Luuise“ setzen auf Selbstevaluation und Reflexion, um die Unterrichtsqualität zu verbessern.
                • Zug: Digitale Tools und Plattformen werden eingesetzt, um datenbasierte Schulentwicklung zu erleichtern.
                • Tessin: Es werden spezifische Evaluationsmethoden für Gymnasien genutzt.
              2. Zielgruppen:
                • Bern: Der Fokus liegt auf der gesamten Schulgemeinschaft, einschließlich Schüler:innen und Lehrpersonen.
                • Luzern: Lehrpersonen und Schulleitungen stehen im Mittelpunkt der Initiativen.
                • Zug: Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und der Pädagogischen Hochschule wird betont.
                • Tessin: Gymnasien und deren spezifische Bedürfnisse stehen im Vordergrund.

              Auch technologiebasierte Ansätze spielen eine wichtige Rolle in der datengestützten Schulentwicklung in der Schweiz. Hier sind einige Beispiele:

              1. Kanton Luzern:
                • Der Bildungs- und Förderprozess im Bereich kognitive Entwicklung nutzt digitale Tools wie das Lehreroffice, um Förderpläne effizient zu erstellen und zu verwalten. Instruktionsfilme unterstützen Lehrpersonen bei der Nutzung dieser Technologien.
              2. Schweizweit:
                • Das Projekt Bildungslandschaften21 hat zum Ziel, alle Personen und Institutionen, die ein Kind bzw. Jugendlichen erziehen, zu betreuen und zu begleiten. Dabei soll Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ermöglicht werden. Die bisherigen Erfahrungen wurden in einer so genannten Toolbox festgehalten. Sie stellt konkrete Werkzeuge zur Verfügung, damit das Rad nicht neu erfinden werden muss.
                • Das Projekt BeLEARN erforscht die Auswirkungen der Digitalisierung auf Bildungsverläufe und entwickelt datengestützte Instrumente für schulische Digitalisierungsstrategien. Es untersucht, wie Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) erfolgreich in den Unterricht integriert werden können.
                • Förderndes Qualitätsevaluations-System (FQS): Dieses Qualitätsmanagement-Modell wurde seit 1993 auf Initiative des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) entwickelt. Es verknüpft Qualitätssteuerung und -prüfung systematisch mit Schulentwicklung und wird heute von über 100 Schulen in der Schweiz genutzt.

                • Datenkompetenzen von Schulen – Instrument zur Selbsteinschätzung: Die Fachhochschule Graubünden hat ein Selbstevaluationsinstrument entwickelt, mit dem Schulen ihre Kompetenzen im Umgang mit Daten objektiv einschätzen und gezielte Weiterentwicklungsmaßnahmen ergreifen können.

              3. Internationale Ansätze:
                • Projekte wie „Luuise“ setzen auf digitale Plattformen, um Lehrpersonen bei der Selbstevaluation und Unterrichtsentwicklung zu unterstützen.

              Weiterführende Literatur:

              Schlussbemerkung

              Die Einblicke aus der Schweiz zeigen eindrucksvoll, wie datengestützte Schulentwicklung gelingen kann. Konzepte wie IQES und Q2E verdeutlichen, dass eine systematische Qualitätsentwicklung durch praxisnahe Instrumente unterstützt werden kann. Besonders spannend ist der Ansatz der begleiteten Selbstevaluation, bei der Schulen nicht nur Daten erheben, sondern diese auch im Dialog mit externen Experten (Schulentwicklerinnen und -entwickler) und Institutionen (z. B. benachbarte Schulen) reflektieren und daraus konkrete Entwicklungsmaßnahmen ableiten.

              Auch die Berichte aus den Kantonen machen deutlich: Erfolgreiche Schulentwicklung ist kein isoliertes Unterfangen, sondern profitiert von einer starken Vernetzung in der Region und einer gemeinsamen Kultur der Reflexion. Diese Erfahrungen laden uns ein, unsere eigenen Ansätze kritisch zu hinterfragen und zu überlegen, wie wir bewährte Methoden auf unsere spezifischen Bedingungen anpassen können. Indem wir datenbasierte Reflexion und Innovation gezielt fördern, schaffen wir die Grundlage für eine nachhaltige Schulentwicklung – jenseits bloßer Zahlen, aber auf Basis fundierter Erkenntnisse.

              Das bestätigt auch dieser Beitrag aus der Reihe „Jöran ruft an…“:

              Was mich ebenfalls begeistert, sind Entwicklungen von innovativen Unterrichtstools:

              LearningView ist für Schülerinnen und Schüler ein Werkzeug zur Planung, Dokumentation und Reflexion ihres eigenen Lernprozesses und zur Förderung ihrer Selbstlernkompetenzen. Was kann ich eigentlich schon, wo muss ich noch etwas tun, welche Aufgaben wähle ich mir dazu aus usw. Dazu verwenden sie ihre persönlichen digitalen Geräte, wie Smartphones, Tablets oder Notebooks. In LearningView legen sie für sich und für die Lehrperson Lernprodukte in Form von Texten, Bildern, Audio- und Videoaufnahmen und Dokumente ab. In Portfolios dokumentieren und strukturieren sie Lernprozesse und Lernprodukte.

              Für Lehrerinnen und Lehrer ist LearningView primär ein organisatorisches und diagnostisches Werkzeug für einen individualisierten Unterricht. Wer heute bereits mit Wochen- oder Arbeitsplänen unterrichtet, wird schnell einen Mehrwert darin erkennen. Wo stehen die einzelnen Schüler gerade, wer braucht wo Unterstützung, welche Inputs plane ich für die nächste Stunde usw. Die Lehrperson stellt für jeden Kurs oder einzelnen Schülerinnen und Schülern geeignete Lerngelegenheiten zusammen, die sie auch mit Kollegen teilen kann.

              Für Lehrpersonen, welche im Unterricht Lehr- und Lernmaterialien aus unterschiedlichen Quellen benützen, ist es eine Herausforderung dem Lernprozess Struktur zu geben und den individuellen Arbeitsstand der Lernenden zu überblicken.

              Mit Lernpfad bieten wir Lehrpersonen eine Plattform, mit welcher Unterrichtsszenarien medien- und quellenübergreifend abgebildet werden können. Ein Lernpfad besteht dabei aus einem Ziel und beliebig vielen Lernschritten und kann mit Lernenden geteilt werden.

              Das Angebot wird wegen fehlender Anschlussfinanzierung im August 2025 migriert:

              zebis.digital ist ein Angebot von zebis – das Portal für Lehrpersonen. Mit dem frei zugänglichen Editor wollen wir die Entwicklung digitaler Unterrichtsmaterialien unterstützen. zebis.digital setzt sich für die Veröffentlichung von offenen Unterrichtsmaterialien ein, (OER – Open Educational Resources).

              Das Modell des Schulentwicklungsrads bildet die Grundlage für alle Weiterbildungen der PH Zürich mit Fokus auf Schulentwicklung. Nun bietet dazu eine neue Website konkrete Arbeitsmaterialien und Referenzbeispiele, die kostenfrei zur Verfügung stehen.

              Sind Sie interessiert?

              Ich habe eine Themenseite mit allen bisherigen Beiträgen eingerichtet: Datengestützte Evaluation

              Benötigen Sie Beratung und Unterstützung? Beim Aufbau eines regionalen Netzwerks, bei der externen Begleitung einer Evaluation? Nehmen Sie Kontakt mit mir auf …

              … Stay tuned …

              Bildnachweis:

              Evaluation von Gerd Altmann @pixabay im Mix mit Schweizer Flagge @Publicdomainvectors.org CC0 1.0 Universal

              Evaluation (7): Nachlese

              Ursprünglich wollte ich die Serie mit dem letzten Beitrag abschließen. Während des Schreibens sind mir jedoch so viele weitere Gedanken – auch zu meiner persönlichen Einstellung zum (Schul-)Bildungssystem – gekommen, dass ich mich entschlossen habe, auch diese noch zu behandeln. Insbesondere die Bemerkung von Welpe/Ostmeier, das Schulsystem habe in den letzten 100 Jahren keine grundlegenden Neuerungen und Erneuerungen erfahren[1]https://ostmeier-66567.medium.com/schule-5-0-die-zukunft-von-schule-erfinden-73cd6eb9b87, erinnerte mich daran, wie ich meinen Einstieg als Geschäftsführer und pädagogischer Leiter des Vereins Schulen ans Netz e.V. gestaltet habe.

              Nach dem Referendariat und zwölfjähriger Lehrtätigkeit habe ich den Schuldienst verlassen. Vor allem, weil sich mir die Chance bot, in die Bildungsforschung einzusteigen. In den folgenden Jahren habe ich den Bundesarbeitskreis Netze in Schulen (BAK NiS) mit aufgebaut, bevor mich diese Aktivitäten zu Schulen ans Netz e.V. (SaN) führten. Hier stellte sich für mich die Frage, wie man die Aufbruchstimmung für einen Einstieg nutzen kann, ohne die Schulen in ihrer Breite nicht zu überfordern. Denn auch damals (1995) gab es Schulen, die wie heute bereits innovative Überlegungen zum Medieneinsatz umgesetzt hatten.

              Ich orientierte mich an einer Habilitationsschrift von Hans Werner Heymann, der sich „einer sozialwissenschaftlich aufgeklärten Hermeneutik verpflichtet“ sah und damit sich einreiht in die „Traditionslinie der geisteswissenschaftlichen Pädagogik“.[2]Allgemeinbildung und Mathematik. Beltz, Weinheim / Basel 1996

              Die Forderungen nach Reformen sind nicht neu. Wir schreiben das Jahr 1996. In den Printmedien (was anderes gab es Mitte der 90er Jahre noch nicht…) wird eine Habilitationsschrift von Hans Werner Heymann mit der provokanten Aussage zitiert, dass mit der Vermittlung der Inhalte des Mathematikunterrichts bis zur Klasse 8 (Addition – Subtraktion – Multiplikation – Division, Überschlagsrechnung, Dreisatz, Prozentrechnung) bereits eine ausreichende Berufsvorbereitung als erfüllt angesehen werden könne. Es handelte sich übrigens um eine Habilitation an der Fakultät für Pädagogik Bielefeld (und nicht für Mathematik). Durch die Veröffentlichungen in der Tagespresse wurde eine längst überfällige öffentliche Diskussion über den Mathematikunterricht in Gang gesetzt. Heymann verband damit die Hoffnung, dass durch eine breite Diskussion aller Betroffenen der Boden für weitreichende Reformen bereitet werden könne. Dies ist rückblickend (leider) nicht eingetreten.

              Heymann hat im Rahmen dieser Habilitationsschrift sieben allgemeinbildende Aufgaben zugewiesen, die für jedes Fach Gültigkeit haben:[3]https://mathematik.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/mathematik.bildung-rp.de/Fortbildungsmaterial/090603-Problemloesen/090603-Unterrichtskultur.pdf

              • Lebensvorbereitung
              • Stiftung kultureller Kohärenz
              • Weltorientierung
              • Anleitung zum kritischen Vernunftgebrauch
              • Entfaltung von Verantwortungsbereitschaft
              • Einübung in Verständigung und Kooperation
              • Stärkung des Schüler-Ichs

              Heymanns Aussagen dienten mir dann als Vorlage. Es entstand eine Vielzahl von Angeboten, die diesen Ansätzen folgen und zum Teil heute noch zur Verfügung stehen: Lehrer-Online, lo-net2 (heute WebWeaver 4school) und lizzynet. Auch unterrichtsnahe Anwendungen – z.B.  NaturdetektiveExil-ClubEnterpreis  – und Projekte, die zur Vernetzung einladen, wurden von mir mitinitiiert, z.B. uni@schule und netdays. Wer mag, kann sich im Inhaltsverzeichnis unseres Handbuchs ein Bild davon machen, wie weit unsere Schulen Anfang 2000 schon „aufgestellt“ waren (die Bilder habe ich aus urheberrechtlichen Gründen gelöscht). Aufbau und Umsetzung waren getragen von der Bereitschaft der Ländervertretungen, den Schulen in Deutschland den Weg in die Transformation zu ebnen. Diese Kooperationen und die damit verbundenen Vereinbarungen gaben uns, dem Verein, den Rahmen, die Schulen direkt zu unterstützen.

              Dann kam die Föderalismusreform und die ganze Aufbauarbeit wurde jäh unterbrochen, bis sie 2010 ihr Ende fand. Ich selbst war schon lange vorher ausgestiegen, konnte für mich keine neuen innovativen Ansätze erkennen. So bin ich wieder in den Schuldienst zurückgekehrt, um noch einmal die faszinierende Erfahrung der kollegialen Zusammenarbeit machen zu können: Im SiNUS-Projekt und später im KUMN-Projekt. Auch diese Projekte und die damit verbundene Vernetzung innovativer Lehrkräfte wurden ohne Not beendet. Immerhin sind viele meiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen inzwischen als Schulleitungsmitglieder schulnah „untergekommen“. Bildungspolitischer Weitblick sieht anders aus …

              Generative KI ist gekommen, um zu bleiben!

              Für mich wiederholt sich das Jahr 1996, der Beginn meiner Tätigkeit bei SaN e.V. Denn mit KI bzw. LLMs eröffnet sich eine Welt des Lehrens und Lernens, von der noch nicht absehbar ist, wohin sie uns führen wird und an deren Anfang wir gerade stehen. Das bestätigt auch ein Update des Teams um Charles Fadel (einem der Mitinitiatoren von 21st century skills), das unter dem Titel: Bildung für das Zeitalter von KI. Warum, was und wie Schülerinnen und Schüler für das Zeitalter der künstlichen Intelligenz lernen müssen. Die Übersetzung besorgte Jöran Muuß-Merholz. Eine ihrer zentralen Schlussfolgerungen lautet: Die Personalisierung von Lernen und Bildung wird (noch) wichtiger werden. Dazu gehören vier >>Treiber<<

              • Intrinsische und extrinsische Motivation – Warum handle ich? Warum lerne ich?
              • Identität und Zugehörigkeit – Wer bin ich? Wo gehöre ich hin?
              • Sinn und Leidenschaft – Was will ich? Warum will ich etwas?
              • Handlungsfähigkeit und Wachstumsmentalität – Wie gestalte ich mein Handeln? Wie organisiere ich mein Lernen?

              Gar nicht so weit weg von Heymanns Vorschlägen, oder?

              In sozialen Netzwerken (Fediverse, BlueSky) werden Bedenken geäußert. Lehrer sind besorgt, ob KI den gleichberechtigten Zugang zu Wissen und Bildungsressourcen, insbesondere für benachteiligte Schüler, verbessern oder behindern wird. Viele Pädagoginnen und Pädagogen haben das Gefühl, dass ihnen die Zeit fehlt, um mit KI zu experimentieren, was sie daran hindert, sie effektiv in ihre Unterrichtspraxis zu integrieren. Zudem misstrauen sie den Aussagen der Kultusministerien, die eher auf eine „Entlastung“ der Lehrerinnen und Lehrer abzielen, etwa weil eine KI ihre Unterrichtspläne schreiben kann, als Tutor eingesetzt werden oder Arbeitsblätter ausspucken könnte. Kritische Lehrerinnen und Lehrer befürchten, dass KI das kritische Denken und die kreativen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigen könnte, da die Abhängigkeit von KI-Tools zu einem geringeren Engagement bei tiefergehenden Lernprozessen führen könnte. Bildungsforscherinnen und -forscher hingegen fordern, endlich vor die Welle zu kommen und nicht den gleichen Fehler zu wiederholen, den man bei der Begleitung von Social Media gemacht hat. Eine dialogorientierte Nutzung einer generativen KI habe ich in meinen Beiträgen hin und wieder vorgestellt. Eher in Fragen der Schulentwicklung.

              Wenn man dann zu fachcurricularen Aspekten kommt, staune ich über die qualifizierten Antworten. Für #mathematikEDU und #informatikEDU frage ich mich schon lange, wie sich die Fachcurricula verändern müssen. Dies bestätigt mir auch der Vortrag von Prof. Loviscach[4]https://www.youtube.com/watch?v=Ewg8jwCoTqI, dessen Ausführungen zur Frage „Was lernen wir überhaupt noch“ auf unser Schulsystem übertragbar sind. Wir brauchen Grundlagen für „Schätzen, Skizzieren. Intuition, Gesundheitschecks, weite Horizonte“ zu ermöglichen.

              Was das Programmieren angeht, hat mich der Podcast von Tim Pritlove [5]https://freakshow.fm/fs287-mad-internet-disease,Kapitel 12 umgehauen. Ich bin sicher kein Freund davon, einfach Code in ein Plugin zu packen. Und auch hier wird es früher oder später einen Prüfalgorithmus geben, der den Code absichert. Wir können den Zug nicht aufhalten, wir können ihn nur begleiten. In den weiteren Podcasts greift Tim das Thema immer wieder auf. Es wird deutlich, dass ihn die Beschäftigung mit Cursor motiviert hat, sich weitere Kompetenzen anzueignen. Es wird deutlich, dass es dabei auch um den Aufbau und Erweiterung von Wissen geht. Und es wird deutlich, dass nur noch die GUI-Entwicklung aussteht. Auch hier ist es nur eine Frage der Zeit, bis Cursor & Co. diese Aufgabe gelöst haben.

              Für die anderen Bereiche kann ich keine eigenen Erfahrungen einbringen. Generative KI kann das aber, eben durch Sammeln/Trainieren mit entsprechenden Berichten/Daten. Ich habe also drei befragt: Wie kann generative KI in den Fächern helfen?

              ChatGPT

              Generative KI im Fachunterricht – Potenziale und Unterschiede

              Mathematik

              • Aufgabengenerierung: KI kann individualisierte Übungsaufgaben erstellen und an unterschiedliche Leistungsniveaus anpassen.
              • Schrittweise Lösungswege: Schüler erhalten detaillierte Erklärungen für komplexe Probleme.
              • Modellierungsaufgaben: KI kann Simulationen und Visualisierungen für stochastische Prozesse oder Geometrie bereitstellen.
              • Fehlersuche: Automatische Analyse von Lösungswegen zur Diagnose von Denkfehlern.

              Deutsch

              • Texterstellung & -analyse: KI kann Schreibimpulse liefern, Texte generieren und stilistisch optimieren.
              • Korrektur & Feedback: Automatisierte Rechtschreib- und Grammatikprüfung mit Erklärungen.
              • Literaturarbeit: Zusammenfassungen, Textanalysen und alternative Interpretationen generieren.
              • Kreatives Schreiben: Inspiration durch KI-generierte Geschichtenanfänge oder alternative Textversionen.

              Fremdsprachen

              • Übersetzungen & Erklärungen: KI kann schwierige Satzstrukturen erklären und alternative Formulierungen vorschlagen.
              • Gesprächspartner: Chatbots für interaktive Konversationen zur Verbesserung der Sprechfertigkeit.
              • Vokabeltraining: Individuelle Lernprogramme mit Kontextbeispielen.
              • Grammatikübungen: Automatische Generierung und Korrektur von Übungssätzen.

              Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie)

              • Simulationen & Visualisierungen: Komplexe Prozesse (z. B. chemische Reaktionen, Zellteilung, Mechanik) anschaulich darstellen.
              • Experimentelle Planung: Unterstützung bei der Hypothesenbildung und Versuchsauswertung.
              • Erklärung wissenschaftlicher Konzepte: Interaktive Chatbots helfen beim Verständnis abstrakter Themen.
              • Datenanalyse: Unterstützung bei der Auswertung experimenteller Daten.

              Gesellschaftswissenschaften (Geschichte, Politik, Geografie)

              • Chronologische Rekonstruktion: KI kann historische Ereignisse in Kontext setzen und alternative Szenarien generieren.
              • Datenanalyse: Interpretation von Wahl- und Bevölkerungsstatistiken.
              • Diskursanalyse: Unterstützung bei der Argumentationsstruktur und Perspektivübernahme.
              • Karteninterpretation: KI kann geographische Phänomene analysieren und Zusammenhänge verdeutlichen.

              Kunst & Musik

              • Bilderzeugung: KI kann künstlerische Stile nachahmen oder neue Werke basierend auf Schülerideen generieren.
              • Musikkomposition: Unterstützung bei der Erstellung von Melodien oder Begleitungen.
              • Analyse & Stilmerkmale: KI kann Kunstwerke oder Musikstücke stilistisch einordnen.
              • Inspiration & Ideenfindung: Generierung von kreativen Impulsen für eigene Werke.

              Informatik

              • Code-Generierung & -Analyse: KI kann Programmieraufgaben lösen, Fehler finden und Code optimieren.
              • Automatische Dokumentation: Generierung von Kommentaren und Erklärungen zu Code.
              • Projektideen: Unterstützung bei der Entwicklung neuer Software-Projekte.
              • Interaktive Lernbegleitung: KI-gestützte Tutorien für verschiedene Programmiersprachen.

              Wirtschaft & Recht

              • Fallanalysen: KI kann juristische und wirtschaftliche Fallstudien simulieren und analysieren.
              • Prognosen: Unterstützung bei wirtschaftlichen Berechnungen und Marktentwicklungen.
              • Vertragsanalyse: Automatische Erkennung von Schlüsselstellen in juristischen Dokumenten.
              • Simulationen: KI kann Marktmechanismen und Unternehmensstrategien simulieren.

              Sport

              • Bewegungsanalyse: KI-gestützte Videoanalyse zur Optimierung von Technik und Taktik.
              • Trainingspläne: Automatische Erstellung individueller Übungsprogramme.
              • Taktikanalyse: KI kann Spielzüge analysieren und Verbesserungsvorschläge geben.
              • Sportwissenschaftliche Erkenntnisse: Bereitstellung aktueller Forschungsergebnisse für Training und Gesundheit.
              Copilot

              Mathematik

              • Lösungsvorschläge und Erklärungen: Generative KI kann mathematische Probleme lösen und Schritt-für-Schritt-Erklärungen anbieten. Das hilft Schüler*innen, den Lösungsprozess besser zu verstehen.
              • Individuelle Übungsaufgaben: KI kann maßgeschneiderte Übungsaufgaben erstellen, die auf den individuellen Kenntnisstand der Schüler*innen abgestimmt sind.

              Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik)

              • Simulationen und Experimente: Generative KI kann virtuelle Simulationen und Experimente erstellen, die komplexe Konzepte veranschaulichen und praktische Erfahrungen ermöglichen.
              • Interaktive Lernmaterialien: KI kann interaktive Diagramme, Modelle und Animationen erzeugen, die den Unterricht anschaulicher und interessanter machen.

              Informatik

              • Programmierung und Algorithmen: Generative KI kann Programmieraufgaben und Algorithmen erstellen und erklären, was den Schüler*innen beim Erlernen von Programmierkenntnissen hilft.
              • Automatisierung von Aufgaben: KI kann repetitive Aufgaben automatisieren, sodass sich Schüler*innen auf komplexere Probleme und Projekte konzentrieren können.

              Sprache und Literatur (Deutsch, Englisch, Fremdsprachen)

              • Textgenerierung und Korrektur: Generative KI kann Texte in verschiedenen Sprachen erzeugen und Fehler korrigieren, was den Schüler*innen beim Schreiben und Verstehen von Texten hilft.
              • Übersetzungen und Sprachübungen: KI kann Übersetzungen und individuelle Sprachübungen anbieten, um das Erlernen neuer Sprachen zu erleichtern.

              Geschichte und Sozialwissenschaften

              • Historische Szenarien: Generative KI kann historische Szenarien erstellen und visualisieren, um Schüler*innen ein besseres Verständnis für historische Ereignisse und Zusammenhänge zu vermitteln.
              • Datenanalyse und Interpretation: KI kann Daten aus historischen Quellen analysieren und interpretieren, was den Schüler*innen bei der Analyse historischer Daten hilft.

              Kunst und Musik

              • Kreative Inhalte: Generative KI kann Musikstücke, Kunstwerke und Designs erstellen, die Schüler*innen als Inspiration und Lernmaterial nutzen können.
              • Interaktive Projekte: KI kann interaktive Kunst- und Musikprojekte ermöglichen, bei denen Schüler*innen mit der KI zusammenarbeiten, um kreative Werke zu schaffen.
              Mistral
              Generative KI kann in verschiedenen Schulfächern auf unterschiedliche Weise eingesetzt werden, um den Unterricht zu bereichern und das Lernen zu unterstützen. Hier sind einige Beispiele, wie generative KI in verschiedenen Fächern helfen kann:

              Mathematik

              1. Individualisierte Übungen: KI kann personalisierte Übungsaufgaben generieren, die auf den individuellen Lernfortschritt der Schüler abgestimmt sind.
              2. Erklärvideos und Tutorials: KI kann Erklärvideos und Tutorials erstellen, die komplexe mathematische Konzepte verständlich machen.
              3. Interaktive Simulationen: KI kann interaktive Simulationen erstellen, die Schülern helfen, mathematische Prinzipien durch Experimentieren zu verstehen.

              Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie)

              1. Virtuelle Experimente: KI kann virtuelle Labore und Experimente simulieren, die Schülern ermöglichen, wissenschaftliche Prinzipien sicher und interaktiv zu erkunden.
              2. Erklärungen und Zusammenfassungen: KI kann komplexe wissenschaftliche Texte in verständliche Zusammenfassungen umwandeln.
              3. Visualisierungen: KI kann anschauliche Visualisierungen von wissenschaftlichen Phänomenen erstellen, wie z.B. Molekülstrukturen oder physikalische Prozesse.

              Sprachen (Deutsch, Englisch, Fremdsprachen)

              1. Texterstellung und -korrektur: KI kann Schülern helfen, Texte zu schreiben und zu korrigieren, indem sie Vorschläge für Verbesserungen macht.
              2. Übersetzungen: KI kann Übersetzungen in Echtzeit liefern und Schülern helfen, fremdsprachige Texte zu verstehen.
              3. Sprachübungen: KI kann personalisierte Sprachübungen generieren, die auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler abgestimmt sind.

              Geschichte und Sozialwissenschaften

              1. Historische Simulationen: KI kann historische Ereignisse und Szenarien simulieren, die Schülern helfen, Geschichte interaktiv zu erleben.
              2. Zusammenfassungen und Analysen: KI kann historische Texte und Dokumente analysieren und zusammenfassen, um Schülern das Verständnis zu erleichtern.
              3. Debatten und Diskussionen: KI kann verschiedene Perspektiven zu historischen oder sozialwissenschaftlichen Themen generieren, um Diskussionen im Unterricht anzuregen.

              Kunst und Musik

              1. Kreative Projekte: KI kann Schülern helfen, kreative Projekte zu entwickeln, indem sie Vorschläge für Designs, Kompositionen oder Kunstwerke macht.
              2. Kunstanalyse: KI kann Kunstwerke analysieren und Schülern helfen, die Bedeutung und Techniken hinter den Werken zu verstehen.
              3. Musikkomposition: KI kann Schülern helfen, eigene Musikstücke zu komponieren oder bestehende Stücke zu analysieren.

              Informatik

              1. Programmieraufgaben: KI kann personalisierte Programmieraufgaben generieren, die auf den individuellen Lernfortschritt der Schüler abgestimmt sind.
              2. Code-Reviews: KI kann Code-Reviews durchführen und Schülern Feedback zu ihren Programmierprojekten geben.
              3. Projektideen: KI kann Vorschläge für Informatikprojekte machen, die Schülern helfen, ihre Programmierfähigkeiten anzuwenden.

              Geographie

              1. Interaktive Karten: KI kann interaktive Karten und Visualisierungen erstellen, die geographische Konzepte veranschaulichen.
              2. Fallstudien: KI kann Fallstudien zu geographischen Themen generieren, die Schülern helfen, reale Probleme zu analysieren.
              3. Umweltsimulationen: KI kann Simulationen von Umweltphänomenen erstellen, wie z.B. Klimaveränderungen oder Naturkatastrophen.

              Generative KI kann in nahezu allen Fächern einen Mehrwert bieten, allerdings unterscheiden sich die Einsatzmöglichkeiten je nach Disziplin erheblich. Während in Mathematik, Informatik und den Naturwissenschaften analytische und datenbasierte Funktionen dominieren, profitieren sprachliche und kreative Fächer besonders von KI-gestützter Texterstellung, Interpretation und Inspiration. Die sinnvolle Integration sollte immer mit einer kritischen Reflexion der Ergebnisse verbunden sein, um die Eigenleistung der Schüler nicht zu ersetzen, sondern zu fördern.

              Übrigens lohnt immer mal wieder ein Blick in die Hochschulszene. Ganz aktuell: 

              Rückblick auf die Veranstaltung „KI im Fächerspektrum: Kompetenzen, Methoden, Transferpotentiale“ des HND-BW. Die dghd war in der Podiumsdiskussion durch zwei Vorstandsmitglieder vertreten.

              Es stellt sich die Frage, wie man angesichts des raschen technologischen Fortschritts auf der Höhe der Zeit bleibt. Aus Zeitgründen kann es für Lehrer schwierig sein, die Möglichkeiten der KI durch Experimentieren zu entdecken. Schulen verlassen sich oft auf einige wenige Personen, meist aus dem IT- oder Digitalbereich, um Informationen über KI bereitzustellen. Verschiedene Institutionen erstellen KI-Ressourcen, die aber oft schon veraltet sind, wenn sie die Lehrkräfte erreichen. Fachexperten sollten zusammenarbeiten, um das Potenzial von KI in ihren Disziplinen zu erforschen und Ressourcen gemeinsam zu nutzen, und zwar über allgemeine KI-Konferenzen und staatliche Ressourcen hinaus, wie ich sie in meinem sechsten Beitrag (im Abschnitt Exosystem) beschrieben habe.

              Berufsorientierung

              Auch im Rahmen der Berufsorientierung macht KI nicht Halt. In den letzten Jahren hat der Einfluss künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierter Technologien auf die Arbeitswelt erheblich zugenommen. Von selbstfahrenden Autos bis hin zu intelligenten Chatbots sind wir Zeugen einer rasanten Entwicklung, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir arbeiten, grundlegend zu verändern. Während einige die Vorteile dieser technologischen Fortschritte preisen, stellt sich die Frage, wie sich diese Entwicklungen auf den Arbeitsmarkt auswirken und insbesondere auf die Beschäftigungsmöglichkeiten für die kommenden Generationen.

              Ein Thema, das in diesem Zusammenhang immer wieder diskutiert wird, ist der potenzielle Jobverlust durch den Einsatz von KI und Automatisierung. Die Angst vor Arbeitsplatzverlusten ist allgegenwärtig, und viele Menschen fragen sich, ob sie in einer Welt, in der Maschinen immer komplexere Aufgaben übernehmen, noch einen Platz haben werden. Besonders besorgniserregend ist diese Situation für junge Menschen, die sich auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten. Schulen spielen eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung junger Menschen auf den Arbeitsmarkt, und es ist wichtig, dass sie auf die Herausforderungen und Chancen reagieren, die sich durch den Einsatz von KI ergeben.

              Eine aktuelle Studie Jugendliche im Übergangssektor der Bertelsmann-Stiftung et al. enthält Informationen darüber, wie Fachkräfte die individuellen Herausforderungen von Jugendlichen im Übergangssektor einschätzen und welche Maßnahmen zur Verbesserung der Berufsorientierung erforderlich sind. Insbesondere werden folgende Aspekte erwähnt:

              1. Verbesserung der individuellen Unterstützung: Fachkräfte plädieren für eine individuellere Übergangsbegleitung, um auf die spezifischen Bedürfnisse der Jugendlichen besser eingehen zu können. Je individueller die Unterstützung ist, desto größer sind die Chancen auf einen erfolgreichen Übergang in eine Ausbildung.
              2. Berufliche Orientierung: Ein Mangel an beruflicher Orientierung und Unkenntnis von Ausbildungsmöglichkeiten wird als Herausforderung identifiziert. Es wird betont, dass Schulen verstärkt berufliche Orientierungsmaßnahmen anbieten sollten, um den Jugendlichen die verschiedenen Berufswege näherzubringen.
              3. Kapazitäten für direkte Arbeit: Die Fachkräfte wünschen sich mehr Kapazitäten, um direkt mit Jugendlichen arbeiten zu können, was impliziert, dass Schulen in ihren Maßnahmen den direkten Austausch und die individuelle Beratung fördern sollten.
              4. Multiprofessionelle Zusammenarbeit: Es wird angemerkt, dass eine bessere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen, die mit Jugendlichen arbeiten, erforderlich ist. Schulen könnten in diesem Kontext Kooperationsprojekte mit externen Fachkräften oder Organisationen umsetzen.

              Big Picture: Umsetzung

              Im sechsten Beitrag Big Picture habe ich eine Reihe von Vorschlägen entwickelt:

              Für die Schulleitungen

              Die Schulträger sind herausgefordert 

              • mit der zügigen Instandsetzung der Schulinfrastruktur und
              • den Aufbau eines (IT-)Beratungsnetzwerk in Kooperation mit Medienzentrum (hier z. B. mit dem Aufbau eines KI-Expertensystems (s.o.))

              Den Schulämtern empfehle ich 

              • den Aufbau eines regionalen Kooperationsnetzwerkes, das schulübergreifende Fragestellungen aufgreift und moderierend begleitet, z. B. Organisation von Maßnahmen zur Berufsorientierung (s.o.)
              • den Aufbau eines Beratungsnetzwerks zur Unterstützung schulinterner Evaluationen

              Die Bildungsministerien stehen vor Aufgabe, die Ergebnisse von Big Data zu nutzen, z. B.:

              • Curriculum (weiter)entwickeln mit Vernetzung von Fächern, Kompetenzraster, Überarbeitung Prüfungskultur
              • Fortbildungsnetzwerke entwickeln: lokal, reagional, landesweit, länderübegreifend
              • Arbeitszeitmodell entwickeln und einführen
              • Adaptive Lernsysteme entwickeln lassen

              Und das macht die Sache besonders schwierig: Alles hängt mit allem zusammen. Wer oder wie soll es verbinden?

              Vielleicht hilft ein Rückblick auf die Gründung des SaN e.V., einer Public Private Partnership (Deutsche Telekom AG (DT), Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)). Zunächst übernahm die DT die Finanzierung der Studie >>SCHULEN AN DAS NETZ – Konzeption, Organisation und Durchführung<<, die von der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) unter der Leitung von Prof. Busch, Informatiker und Vorstandsmitglied der GI, durchgeführt wurde. Weitere Mitglieder waren vor allem mit der Thematik vertraute Expertinnen und Experten aus Fortbildungsinstituten der Länder und Fachbereichen von Universitäten. Die Studie wurde im Wesentlichen asynchron via E-Mail-Systematik und in regelmäßigen, etwa dreiwöchigen Sitzungen an wechselnden Tagungsorten erarbeitet.

              Diese Machbarkeitsstudie bildete im Wesentlichen die Grundlage für die Gründung des Vereins Schulen ans Netz. Im Vordergrund standen zunächst Vereinbarungen über die Finanzierung dieser PPP-Initiative. Das BMBF sagte Mittel für die inhaltliche Arbeit zu (Aufbau von Lehrer-Online, lo-net, Fortbildungsnetzwerk, Evaluation der Gesamtmaßnahme, u.v.m.), die DT AG sorgte für die Finanzierung des Personals und den Aufbau der notwendigen Infrastruktur.

              Auf vielen Ebenen (Schule, Politik, Wirtschaft) war damals eine Aufbruchstimmung zu spüren. Viele Bildungsinteressierte sahen die Zeit gekommen, sich mit „dem Internet“ zu beschäftigen. (Von Transformation war damals noch nicht die Rede). Die satzungsgemäßen Gesellschafterversammlungen mit den Ländern, in der Regel vertreten durch die Staatssekretäre, und den Vertretern des Städte- und Gemeindebundes sind mir in guter Erinnerung. Sie waren getragen von konstruktivem Gestaltungswillen und der Motivation, den Schulen den Einstieg/den Wandel zu ermöglichen.

              Und heute?

              Wir stehen an der Schwelle einer Revolution in allen Lebensbereichen der Menschen und damit auch im Bildungsbereich: Wir müssen Ideen, Konzepte finden, wie wir mit KI umgehen. Es reicht nicht mehr aus, in kleinen Schritten an den Stellschrauben der Bildung zu drehen. Also – wie damals bei SaN – ein zunächst eher technisch orientierter Impuls, der aber im Unterschied dazu explizit und verstärkt in vielfältige didaktische Überlegungen münden muss.

              Wer kann sich nun um die Vernetzung der oben genannten Akteure kümmern? Konzeptionell denke ich an Personen aus der KODEX („Konferenz der deutschen Einrichtungen für die externe Evaluation von Schulen“), aus der SWK („Ständige Wissenschaftliche Kommission“) und aus einschlägigen Stiftungen. Ich habe in meiner aktiven Zeit als Schulinspektor einige Jahre in der KODEX mitgearbeitet. Die Beteiligten sind im Wesentlichen für die Entwicklung und Pflege der Referenzrahmen Schulqualität der Länder und für die Organisation von Big-Data-Verfahren verantwortlich. Sie zeichnen sich durch eine hohe Expertise in datengestützter Schulentwicklung aus und können Handlungsoptionen aufzeigen. Aufgrund der Verzahnung so vieler Akteure ist man sicherlich gut beraten, auch Experten aus fachfremden, vor allem operativen Bereichen hinzuzuziehen. In SaN haben wir viele Aufgaben mit externen Firmen bearbeitet. Einige über Ausschreibungen (lehrer-online, lo-net, lizzynet, … (s.o.)), andere gesponsert (Naturdetektive, Exil-Club, IT-Unterstützung durch c’t, …). SaN ist nicht nur an der Föderalismusreform „zerbrochen“. Auch an den Förderbedingungen des BMBF. Es fiel uns immer schwerer, lehrer-online gemeinnützig zu betreiben. Es wurde schließlich von einem Verlag übernommen. lo-net2 wurde ebenfalls von einem Verlag übernommen und eingestellt. Es muss also auf eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Finanzierung geachtet werden und wie bei SaN: Alle drei bis fünf Jahre die Maßnahmen und Angebote auf den Prüfstand stellen, auch mit Hilfe einer datengestützten Evaluation.

              Schlussbemerkung

              Wir müssen aus diesem Teufelskreis ausbrechen[6]https://www.ardmediathek.de/video/das/das-mit-harald-lesch-und-bildungsforscher-klaus-zierer/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM2NzUyOF9nYW56ZVNlbmR1bmc, 3:30

              Moderator: Bildungssystem, welche Note?

              Prof. Zierer: Mangelhaft. Wir haben zu viele Probleme. Seit Jahren wird am System herumgedoktert und alles wird immer schlimmer. Sei es das Lehrpersonal, sei es die Ausstattung der Schulen. Wir haben viele Baustellen in den letzten Jahren massiv angehäuft.

              Alles richtig. Wir haben kein Erkenntnisproblem. Wir haben ein Umsetzungsproblem. Im fünften Teil meiner Serie habe ich Schulen mit Lösungen, Ideen und Konzepten vorgestellt. Wir müssen trotz der unruhigen Zeiten draußen in eine Aufbruchstimmung für unsere Schülerinnen und Schüler kommen. Dazu möchte ich mit diesem letzten und abschließenden Beitrag anregen.

              Ich wäre gerne wieder dabei, wie damals bei SaN e.V., vor allem im Hinblick auf die Möglichkeiten rund um die (generative) KI. Völlig neue Perspektiven, wie ich in meinen Berichten aufzeigen konnte. Darüber hinaus haben einige Schulen die Zeichen der Zeit erkannt und sich erfolgreich  „auf den Weg gemacht“. Aber von einer flächendeckenden Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen, sind wir noch weit entfernt. Es liegen anspruchsvolle Aufgaben vor uns, die jetzt zügig angegangen werden müssen. Sollten Sie an der einen oder anderen Stelle meine Expertise benötigen, zögern Sie nicht, mich anzusprechen: Kontaktformular.

               … stay tuned …

              Bildnachweis:

              Rick Payne and team / Better Images of AI / Ai is… Banner / CC-BY 4.0

              Weiterführende Literatur

              Datengestützte Schulentwicklung

                Eine von der Vodafone Stiftung und dem Weizenbaum Institut in Auftrag gegebene Überblicksstudie präsentiert internationale Best Practice-Beispiele datenbasierter Steuerung von Bildungssystemen. Die vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erarbeitete Zusammenschau zeigt eindrücklich, wie Bildungsdaten in Chile, Dänemark, England, Estland, Kanada und der Schweiz für mehr Gerechtigkeit, evidenzbasierte Schulentwicklung und präzisere Ressourcenverteilung genutzt werden. Die Ergebnisse zeigen auf, welche Vorzüge datenbasierte Ansätze haben, um Bildungssysteme zukunftsfähig zu gestalten.

                Wie kann Bildung in Deutschland besser werden? Mit dieser Frage haben sich die Bildungsministerinnen aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein über Länder- und Parteigrenzen hinweg beschäftigt.

                Entstanden ist ihr Impuls „Bessere Bildung 2035“, in dem messbare Ziele, Indikatoren und Maßnahmen für die nächsten zehn Jahre vorschlagen werden. Der Prozess hin zum Vorschlag „Bessere Bildung 2035“ wurde von der Wübben Stiftung Bildung moderiert.

                Neben dem Herzstück der Publikation – den Zielen, Indikatoren und Maßnahmen – beschreiben Prof. Dr. Britta Klopsch und Prof. Dr. Anne Sliwka die zentralen Stellschrauben, um Schulsysteme nachhaltig zu transformieren. Albertas Bildungsminister Demetrios Nicolaides gibt einen Einblick in die datenbasierte Steuerung als zentraler Bestandteil des Bildungssystems in seiner Provinz. Dr. Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung, beleuchtet in seinem Beitrag, ob eine stärkere Rolle des Bundes in der Bildung die Lösung sein könnte. Zudem hatten die drei Ministerinnen Dr. Stefanie Hubig, Karin Prien und Theresa Schopper die Möglichkeit, in Form von eigenen Beiträgen eine Perspektive von zehn Jahren einzunehmen – und damit die Chance, über Legislaturperioden hinweg zu denken.

                Datengestützte Schulentwicklung – was heißt das eigentlich? Dieser Frage will die Werkstatt „Von Daten zu Taten“ der Robert Bosch Stiftung nachgehen, die nun mit Schulen in Baden-Württemberg startet. Die zweijährige Werkstatt soll die teilnehmenden Schulen dazu befähigen, Daten zur Verbesserung von Schule und Unterricht zu nutzen. Sie wird in Kooperation mit dem Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW), dem Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) in Hamburg und dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg durchgeführt. Im Interview mit dem Schulportal erklären Martina Diedrich, Leiterin des IfBQ, und Günter Klein, Leiter des IBBW, wie Daten gewinnbringend von den Schulen genutzt werden können und wieso Daten manchmal auch Widerstand hervorrufen können.

                Der zielgerichtete Einsatz von Daten kann handfeste Hinweise für die schulische Qualitätsentwicklung geben. Wie werden die Daten schulintern oder durch eine externe Evaluation erhoben und genutzt? Lernen im Ganztag (LiGa): Leit-IDEEN Impulse für Schulaufsicht und Schulleitung

                Im Programm „LiGa – Lernen im Ganztag“ setzen wir uns unter anderem in Modellnetzwerken in Schleswig-Holstein mit der systematischen Nutzung von Daten auseinander und entwickeln und erproben innovative Ansätze in der schulischen Praxis. Denn Daten können sehr hilfreich sein, um sich zu vergewissern, wo eine Schule in ihrer Entwicklungsarbeit steht, wo sie hinwill und wie sie dahin kommt.

                Nach dem quantitativen Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen in NRW steht nun die Qualität der ganztägigen Angebote im Fokus. Denn für Ganztagsschulen der Primarstufe und der Sekundarstufe I stellen sich vielfältige Herausforderungen: Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team, Entwicklung gemeinsamer (Förder-) Konzepte und Angebote, Raumgestaltung, Beteiligung von Eltern, Schülerinnen und Schülern oder die Verzahnung des unterrichtlichen mit dem außerunterrichtlichen Bereich. Qualitätsentwicklung kann Ganztagsschulen dabei helfen, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Als gemeinsamer Prozess mit allen Beteiligten dient sie der systematischen Überprüfung, Klärung und Veränderung pädagogischer Praxis.

                 

                Der neue Leitfaden unterstützt Schulen bei der internen datengestützten Qualitätsentwicklung. Datennutzung ist ein Prozess mit mehreren Schritten. Die Publikation zeigt diese Schritte praxisorientiert auf.

                Handreichung für die schulische Arbeit zu den Ergebnissen des Forschungsprojekts ‚GuTe DigiSchulen NRW‘

                Schule 5.0

                Nicht erst seit dem umstrittenen Thema „Homeschooling“ ist das Thema Digitalisierung an Schulen in aller Munde. Sie als Lehrkraft sind mehr und mehr gefordert, den digitalen Wandel auch in Ihren Unterricht zu integrieren und Ihren Schüler*innen einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Inhalten zu vermitteln. Sie als Schulleitung wollen sicherstellen, dass dieser Prozess mit einer entsprechenden Qualität einhergeht. Und Sie als Steuergruppe sehen sich in der Verantwortung, Ihre Kolleg*innen und die Schulleitung geeignet zu unterstützen. Dieser Band bietet Ihnen das nötige Handwerkszeug.

                schule 5.0 lädt Schulentwickler*innen ein, den Innovationsprozess ganzheitlich zu denken: Unterrichts- und Schulentwicklung setzen hier Änderungsprozesse an Lernorten, an Lehr- und Lernkulturen und an Personalentwicklung geknüpfte mittel- und langfristige Fortbildungsinitiativen. schule 5.0 funktioniert nicht ohne den Erfordernissen angepasste Schulleitungsausbildung und Curriculum(weiter)entwicklung seitens der Bildungspolitik. Schließlich deutet schule 5.0 auch an, dass es für eine Umsetzung Zeit braucht.

                • Stephan Wernke, Klaus Zierer und John Hattie: Visible Learning – The Sequel

                In ≫Visible Learning – The Sequel≪ wird nicht nur der erweiterte Datensatz mit nun mehr als 2100 Meta-Analysen vorgestellt, sondern es werden auch evidenzbasierte Modellierungen ins Zentrum gerückt. Diese verdeutlichen, was gute Schulen im Kern auszeichnet. In dieser Serie stellen wir die fünf wichtigsten Bausteine daraus vor:

                  1. die Ziele/den Zweck des Schulentwicklungsmodells,
                  2. die Geisteshaltungen,
                  3. das Modell der gezielten Abstimmung,
                  4. das 5D-Modell und
                  5. das evaluative Denken.

                Aufgrund kognitiver Psychologie und gesellschaftlicher Veränderungen erlebt die Bedeutung von Wissen in der Bildung derzeit eine Renaissance. Die kognitive Psychologie bietet laut der zehn Autoren eine Reihe von Erkenntnissen, die die Vermittlung komplexer Fähigkeiten maßgeblich beeinflussen, insbesondere in den folgenden Bereichen…

                (…) Leider gestaltet sich der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis (und umgekehrt) oft als sehr schwierig. Die Gründe dafür reichen von differenzierten Bedürfnissen von Wissenschaft und Praxis über ein gewisses Beharrungsvermögen beider Systeme bis hin zu fehlenden Brücken, die Forschungsergebnisse in praktische Anwendungen übersetzt und umgekehrt die Anforderungen der Praxis an die Wissenschaft zurückmeldet. Die Ressourcenknappheit ist dabei in beiden Systemen sicherlich ein nicht zu unterschätzender Faktor.

                In Anbetracht der gesellschaftlichen Veränderungsprozesse und Herausforderungen sind die Bildungsbereiche im Wandel. Besonders in Schulen wird dies in den letzten Jahren deutlich. Doch wie sehen diese Veränderungsprozesse aus?
                Die Schulentwicklung wird zunehmend als Gesamtkonzept verstanden, bei dem pädagogische Konzepte, Lernräume, Methoden und der Einsatz von digitalen Technologien sich gegenseitig ergänzen. Vor diesem Hintergrund entwickeln sich sehr unterschiedliche Zugänge bei der Gestaltung innovativer Konzepte. Dabei zeigt sich, dass das Gelingen von Innovationen von vielen Faktoren abhängt (Personal, Umfeld, politische Strategie etc.) und ein komplexer Prozess ist. Für die zukünftige Entwicklung ist eine Systematisierung aktueller Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen von besonderer Relevanz. Der Band zeigt den wissenschaftlichen Stand der Forschung auf, ergänzt durch Beispiele ausgewählter Schulen, in denen innovative Konzepte umgesetzt werden.

                KI in der Schule

                Auf dieser Seite finden Sie aktuelle Informationen aus Forschung und Lehre rund um „Neues aus der Welt der KI“ sowie „Fortbildungsideen“.

                Aus Fiete wird ab sofort FelloFish! Als wir mit Fiete gestartet sind, haben wir uns viel Mühe gegeben, einen passenden Namen zu finden. Im Laufe der Zeit stellte sich jedoch heraus, dass es bereits ein anderes Produkt mit demselben Namen gibt. Deshalb war eine Umbenennung nötig. Diese Chance haben wir genutzt, um den Namen noch treffender auf unser Produkt abzustimmen: Mit FelloFish können Lehrkräfte ihre Schüler:innen gezielt durch direkte, handlungsleitende Rückmeldungen zu ihren Texten begleiten.

                Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit euch – mit euren unzähligen Rückmeldungen aus der Praxis und euren kreativen Ideen – FelloFish stetig weiterzuentwickeln. Unser Ziel: der beste Schreibbegleiter für euren Unterricht zu werden!

                Die Integration von Chatbots in die Bildung ist ein wachsender Trend, der neue Möglichkeiten für individualisiertes Lernen und die Unterstützung von Lehrkräften bietet. Doch wie effektiv sind Chatbots wirklich, um unterschiedliche Lernerfolge zu fördern und Wissen nachhaltig zu sichern? Welche Bedingungen beeinflussen ihre Wirksamkeit, und wo liegen ihre Grenzen? Diese Fragen untersuchen Deng und Yu (2023) in ihrer Studie, „A meta-analysis and systematic review of the effect of chatbot technology use in sustainable Education”. Darin analysieren die Autoren 32 Studien mit insgesamt 2.201 Teilnehmenden. Die Ergebnisse beleuchten die Potenziale und möglichen Einschränkungen von Chatbots im Bildungskontext.

                Englischsprachig:

                The rise of Generative AI (GenAI) in knowledge workflows raises questions about its impact on critical thinking skills and practices. We survey 319 knowledge workers to investigate 1) when and
                how they perceive the enaction of critical thinking when using GenAI, and 2) when and why GenAI affects their effort to do so. Participants shared 936 first-hand examples of using GenAI in work
                tasks. Quantitatively, when considering both task- and user-specific factors, a user’s task-specific self-confidence and confidence in GenAI are predictive of whether critical thinking is enacted and
                the effort of doing so in GenAI-assisted tasks. Specifically, higher confidence in GenAI is associated with less critical thinking, while higher self-confidence is associated with more critical thinking.
                Qualitatively, GenAI shifts the nature of critical thinking toward information verification, response integration, and task stewardship. Our insights reveal new design challenges and opportunities for developing GenAI tools for knowledge work.

                We may already be in the era of ‘peak humanity’, a time where we have the greatest levels of education, reasoning, rationality, and creativity – spread out amongst the greatest number of us. A brilliant result of the massification of universal basic education and the power of the university. But with the rapid advancement of Artificial Intelligence (AI) that can already replicate and even exceed many of our reasoning capabilities – there may soon be less incentive for us to learn and grow. The grave risk is that we then become de-educated and de-coupled from the driving seat to the future. In all the hype about AI, we need to properly assess these risks to collectively decide whether the AI upsides are worth it and whether we should ‘stick or twist’. This paper aims to catalyse the debate and reduce the probability that we sleepwalk to a destination that we don’t want and can’t reverse back out of. We also make 13 clear recommendations about how AI developments could be regulated – to slow things down a little and give time for informed choices about the best future for humanity. Those potential long-term futures include: (1) AI Curtailment; (2) Fake Work; (3) Transhumanism; and (4) Universal Basic Income – each with very different implications for the future of education.

                Kompetenzraster

                • In Baden-Württemberg gibt es umfangreiche Materialien zur Arbeit mit Kompetenzrastern. Diese Materialien bieten Methoden für individualisierenden Unterricht und zeigen, wie Kompetenzraster zur Förderung des selbstgesteuerten Lernens genutzt werden können.

                Darüber hinaus steht mit DAKORA eine digitale Plattform zur Verfügung

                • Im Rahmen des Schulversuchs “Kompetenzorientiertes Lernen an berufsbildenden Schulen” (KOOL-BBS) in Rheinland-Pfalz wurden Kompetenzraster entwickelt, die das individualisierte Lernen unterstützen. Diese Raster sind speziell auf die Anforderungen der beruflichen Bildung zugeschnitten und bieten eine praxisorientierte Anleitung zur Erstellung und Nutzung von Kompetenzrastern. Übrigens wird hier die Plattform DAKORA eingesetzt.

                Curriculumentwicklung

                In unserer Kolumne fragen wir wechselnde Persönlichkeiten aus dem Bildungssektor nach ihrer Meinung zum Themen­schwerpunkt des Magazins. Dieses Mal richtet Prof. Dr. Ulrike Tippe, Präsidentin der TH Wildau, mit uns den Blick auf (Kooperative) Curriculumentwicklung – und stellt die Frage, welche Rolle klassische Studiengänge angesichts flexibler Lernwege und Microcredentials noch spielen. Warum es trotzdem durchdachte Curricula braucht, verdeutlicht sie mit einem ebenso einprägsamen wie alltagsnahen Vergleich. 

                Berufsorientierung

                In einer immer komplexer werdenden Welt spielen Future Skills eine entscheidende Rolle, um Veränderungen aktiv zu gestalten. Der Arbeitsmarkt hat das erkannt und fordert von zukünftigen Mitarbeiter:innen immer mehr Zukunftskompetenzen wie Anpassungsfähigkeit, kritisches Denken und Einfühlungsvermögen. Das ist auch für Jugendliche relevant, die sich bereits in der Schule beruflich orientieren oder sich im Übergang zwischen Schule und Beruf befinden. Welcher Beruf passt zum eigenen Kompetenzprofil, zu den persönlichen Stärken und Interessen und wo ermöglicht die Berufswelt jungen Menschen die Aus- und Weiterbildung wichtiger Zukunftskompetenzen? Stellenanzeigen können relevante Hinweise auf Kompetenzen geben, die auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden. Die Studie „Kompetenzen für morgen“ der Bertelsmann Stiftung hat vor diesem Hintergrund rund 47 Millionen Online-Stellenanzeigen des Jobmonitors ausgewertet. In diesem Blogbeitrag stellen wir die wichtigsten Ergebnisse kompakt vor. 

                 

                Transformationsprozesse wie die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeits- und Lebenswelt erfordern Kompetenzen, deren Erwerb an unseren Hochschulen und Bildungseinrichtungen noch nicht ausreichend ermöglicht wird. Die Allianz für Future Skills hat das Ziel, dass sich der Anteil der Hochschulen, die KI-Kompetenzen und Future Skills fest in ihr Bildungsangebot aufnehmen, signifikant erhöht.

                Prüfungskultur

                Das Institut setzt sich theoretisch fundiert und mit empathischem Blick auf Lernende und Lernprozesse für eine gesellschaftlich relevante, entwicklungsorientierte Lernkultur mit sinngebenden Prüfungen ein.

                Die Handreichung “Noten im agilen Unterricht” beschäftigt sich mit der Frage nach der Bewertung von Leistungen, die mit agilen Lehr- und Lernmethoden erbracht werden.

                Die Gestaltung zeitgemäßer Prüfungsformate erfordert eine differenzierte Betrachtung der Frage, in welcher Form Lernende ihre Leistungen demonstrieren können und wie sich diese Prüfungsleistung methodisch oder didaktisch ausgestalten lässt.

                Die Kombination aus den verschiedenen Produktdimensionen und den vielfältigen Ausprägungen ermöglicht eine hohe Flexibilität bei der Gestaltung von Prüfungsaufgaben. Ein und dieselbe Form des Endprodukts – beispielsweise eine szenische Inszenierung …

                Die sich rasant wandelnde Gesellschaft stellt neue Anforderungen an die schulischen Lern- und Prüfungskulturen. Ein dynamischer Arbeitsmarkt, technologischer Fortschritt sowie eine zunehmend vernetzte, globale Umwelt prägen die Lebens- und Arbeitsrealität …

                Innerhalb des Systematisierungsansatzes stellt die Bewertung eine zentrale Ebene für die zeitgemäße Prüfungskultur dar. In der Entwicklung eines Prüfungsformats folgen die Überlegungen zur Bewertung auf die Festlegung der Produktdimension und …

                  Der neue Blickpunkt widmet sich den praxisnahen Ansätzen des StIL-geförderten Projekts ii.oo (Digitales kompetenzorientiertes Prüfen implementieren) und stellt sechs inspirierende Good Practices vor, die den sinnvollen Einsatz digitaler Tools mit der Förderung von Kompetenzentwicklung und praxisnahen Aufgaben verbinden.

                  Feuilleton

                  Der Brandenburger Landesschülerrat schlägt vor, die Prüfungen für die zehnten Klassen in Gymnasien wie auch Noten für drei Fächer abzuschaffen. Wie reagiert Bildungsminister Freiberg darauf?

                  Wir beschäftigen uns im Handelsblatt jeden Tag mit den vielen großen und kleinen Problemen der Wirtschaft. Heute aber soll es hier um etwas anderes gehen. Ein Jahr vor der Bundestagswahl, in einer Zeit, in der viele Menschen Politiker wählen, die die Wiederkehr einer Vergangenheit versprechen, die es so nie gab, wollen wir den Blick in eine Zukunft richten, wie sie sein könnte.
                  Deshalb erhalten Sie hier eine besondere Handelsblatt-Ausgabe zum kostenlosen Download. In unserer 96-seitigen Sonderausgabe beschäftigen wir uns mit den großen Fragen und Antworten, die Deutschland in den nächsten Jahren prägen werden.

                  Inkl. (Schul)Bildungsteil: Es benötigt gar nicht viel, um erfolgreiche Bildungsarbeit zu leisten… (ab S. 26)

                      Updates

                      Literatur

                      Der vorliegende Band ist im Kontext einer themengleichen Lehrveranstaltung entstanden, die seit Beginn der 2000er Jahre in Essen zunächst von Klaus Klemm und dann gemeinsam mit Isabell van Ackeren-Mindl (in Essen und in Mainz) entwickelt wurde. Die stetig weiterentwickelten Skripte der damaligen Grundvorlesung wurden 2009 (erstmals überarbeitet 2011) in Form eines Lehrbuchs
                      veröffentlicht. Mit der nun vorliegenden vierten Aufage haben wir wiederum einige inhaltliche Aktualisierungen, aber auch grundsätzliche strukturelle Überarbeitungen vorgenommen.

                       

                      Artikel im Tagesspiegel, 3.4.2025

                      Jotam Felmy unterrichtet an einer Integrierten Sekundarschule in Tempelhof-Schöneberg. Diese Woche wurde er ausgezeichnet. Um seiner Schüler willen hat er drei Forderungen:

                        • Eine ehrliche Bestandsaufnahme über die Fähigkeiten und Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler im Jahr 2025. Es gibt valide empirische Studien, deren Ergebnisse müssen in der politischen Debatte anerkannt werden.
                        • Einen überparteilichen Diskurs über die Bildungsziele für genau diese Schülerinnen und Schüler. Die Ziele müssen von den Jugendlichen erreichbar und von den Schulen umsetzbar sein.
                        • Die Aufgaben der Schule zu reduzieren und zu fokussieren.

                      Blogbeiträge:

                      Eine Expert:innengruppe hat gemeinsam Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Lern- und Prüfungskultur in Schulen erarbeitet. Ziel war es, zentrale Herausforderungen im Bildungssystem zu identifizieren und konkrete Impulse für Veränderungen hin zu einem Schulsystem zu geben, in dem Lernprozesse und Prüfungen sinnvoll miteinander verknüpft sind.

                       

                      Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur erläutert Dr. Martina Diedrich die Vorteile datengestützter Bildungspolitik – und blickt auf innovative Ideen der neuen Bundesregierung.

                      Ein aktuelles Impulspapier der Vodafone Stiftung und des Weizenbaum-Instituts beschäftigt sich mit der digitalen Transformation des Bildungssystems und wie diese datenbasiert erfolgreicher werden kann. Das Papier basiert auf einer Analyse internationaler und nationaler Nutzung von Bildungsdaten, aktueller Forschungsliteratur sowie Interviews mit Bildungsexpert*innen, Schulpraktiker*innen und Verwaltungsfachleuten.

                      Ist es sinnvoll, Schülerinnen und Schüler ohne Ankündigung im Unterricht zu testen – mit Abfragen oder sogenannten “Exen”? Darum tobt in Bayern seit einem halben Jahr ein heftiger Streit. Welche Argumente lassen sich wissenschaftlich belegen?

                      „Es herrscht Aufbruchstimmung“. So formulierte es der Schulleiter Jörg Droste in Bezug auf das Neudenken von Bildung bereits letztes Jahr in einem Blogbeitrag auf Schule21. In Deutschland ist inzwischen offenbar die Bereitschaft gewachsen, sich verstärkt für zukunftsfähige Bildung einzusetzen und neue Wege zum Abitur zu erkunden.  

                      Evaluation (6): Big Picture

                      In den vorangegangenen Beiträgen dieser Reihe wurde die Bedeutung datengestützter Verfahren für die Schul- und Unterrichtsentwicklung herausgestellt. Ob durch die theoretische Einführung in die Data Team Intervention, die Betrachtung von Big Data und Small Data, oder die Darstellung konkreter schulischer Maßnahmen wie pädagogischer Interventionen – stets stand die Frage im Mittelpunkt, wie wir die Qualität des Lehrens und Lernens systematisch verbessern können. Dabei wurden erfolgreiche Beispiele aus der Praxis vorgestellt, die das Konzept einer Schule 5.0 verkörpern: flexibel, individuell und auf die Anforderungen einer zunehmend digitalen Welt ausgerichtet.

                      Doch wie kann dieser Veränderungsprozess nachhaltig gestaltet werden? Welche Rolle spielen dabei die verschiedenen Ebenen des Schulsystems – von der einzelnen Lehrkraft bis zur Schulaufsicht und Bildungspolitik? Um diese Fragen zu beantworten, bietet der ökosystemische Ansatz von Urie Bronfenbrenner wertvolle Orientierung. Sein Modell verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Entwicklungs- und Interaktionskontexte aller Beteiligten zu berücksichtigen und Übergänge zwischen den Systemebenen aktiv zu gestalten.

                      Dieser Beitrag widmet sich der Frage, wie transformative Führung auf allen Ebenen – Mikro-, Meso-, Exo- und Makrosystems – gestaltet werden kann, um die notwendige „neue Kultur des Lernens“ zu schaffen. Dabei wird aufgezeigt, wie die verschiedenen Ebenen des Schulsystems miteinander verzahnt werden können, um nachhaltige Innovationen zu ermöglichen. Das Ziel: eine dynamische, zukunftsorientierte Bildungslandschaft, die allen Beteiligten gerecht wird.

                      Theorie: Ökosystematische Ansatz nach Bronfenbrenner

                      Urie Bronfenbrenner hat vor knapp 40 Jahren einen Ansatz vorgestellt, der einen differenzierten Blick auf unterschiedliche Entwicklungskontexte ermöglicht. Er unterscheidet verschiedene Realitätsebenen (Mikro-, Meso-, Exo-, Makrosystem). Hier eine kurze Erklärung der Realitätsebenen:

                      •  Das Mikrosystem beschreibt unsere unmittelbare persönliche Wirklichkeit und Möglichkeiten. Dazu gehört unsere Familie, unser Selbst- und Weltbild, unsere persönlichen Werte und Einstellungen.
                      • Das Mesosystem (‘Nahbereich’) beinhaltet die (face-to-face Gruppenebene) Interaktion mit Menschen, die wir im Alltag antreffen, etwa Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern,  Schülerinnen und Schüler im Unterricht.
                      • Das Exosystem beschreibt die organisatorische und institutionelle Ebene, etwa die lokale Schulsituation, die Einbettung in die Stadt oder das Dorf, die lokale Situation von Lehrkräften inklusive die Situation der Schulleitung und die Struktur der Schulverwaltung.
                      • Zum Makrosystem gehören u.a. das weitere regionale und nationale Umfeld, etwa Schulgesetze und Richtlinien, der Bildungsauftrag, Programme wie der Digitalpakt, sowie kulturelle und gesellschaftliche Werte und Normen.

                      Bronfenbrenner betont in seinem ökosystemischen Ansatz die Bedeutung des Zusammenspiels von Systemen, in die ein Mensch eingebunden ist und die Relevanz der Übergänge von einem System ins andere. Was genau dahintersteckt, erfährt man in diesem, mit der Legetechnik entwickelten Erklärfilm der pädagogischen Fachhochschule Nordwestschweiz.

                      Makrosystem: Schulpolitik 5.0

                      … aus Sicht der Schülerinnen und Schüler …

                      Schülerin, 13. Klasse, Gesamtschule Waltrop

                      „Ich wünsche mir, dass unser Lehrplan ergänzt wird. Ich möchte zum Beispiel lernen, wie man eine Steuererklärung schreibt, damit ich wirklich auf das Leben vorbereitet bin.“

                      Schüler, 11. Klasse, Berufsschule Einbeck

                      „Meine Traumschule motiviert die Schülerinnen und Schüler, mehr Leistung zu zeigen, und geht individuell auf die Lernenden mit ihren unterschiedlichen Stärken und Schwächen ein.“

                      Schülerin, 10. Klasse, Moritzburg

                      „Viele Dinge ändern sich. Schule sollte sich dem anpassen, damit wir auf das Leben vorbereitet sind.“

                      … aus Sicht der Bildungsforschung …

                      Prof.'in Dr. Birgit Eickelmann, Uni Paderborn

                      „Meine Vision für das System Schule ist, dass wir nicht immer nur versuchen, durch Nachbessern des Alten in die Zukunft zu kommen. Wir müssen von der Zukunft aus denken und die Perspektive der Kinder und Jugendlichen miteinbeziehen.“

                      Prof.'in Dr. Cordula Arlt (Leibniz-Institut)

                      Eine mündige Auseinandersetzung mit Kl-basierten Produkten, die darauf bezogene Argumentation, Beurteilung und das Hinterfragen der Lösungen sind wichtige Kompetenzen, die moderne Bildung ausmachen werden. Die Vermittlung digitaler Souveränität kann dabei nicht früh genug beginnen.

                      brand eins

                      „Wer sich über Zeugnisse definiert, hat nichts gelernt. Bildung ist Entwicklung und kein Prüfverfahren.“

                      Björn Nölte

                      „Digitale Bildung heißt für mich Lernen in einer digitalisierten Welt – und nicht Digitalisieren von analoger Schule.“

                      Aktuelle Studien unterstreichen die Notwendigkeit eines mehrdimensionalen Führungsansatzes. Laut einer Untersuchung des Berliner Forschungsinstituts (FiBS) [1]https://www.cornelsen.de/_Resources/Persistent/e/f/c/4/efc40df2e93c4a89eba02bef2d4bd7326d885822/0001100000220%20FiBS_220329_001_Schuleitungsstudie.pdf sprechen sich 82 % der Schulleitungen in Deutschland für eine grundlegende Reform des Fächerkanons aus. Sie sehen den traditionellen Stundenplan als nicht mehr zeitgemäß an und fordern stattdessen eine stärkere thematische Vernetzung und fächerübergreifenden Unterricht. Über 90 % der befragten Schulleitungen betonen außerdem die Notwendigkeit, Lebenskompetenzen zu vermitteln, um Schülerinnen und Schüler besser auf das Erwachsensein und die Arbeitswelt vorzubereiten.

                      Klaus Hurrelmann fasst es treffend zusammen: „Die Mehrheit der deutschen Schulleiterinnen und Schulleiter sind Reformer. Sie leugnen nicht, dass es in deutschen Schulen immer noch verkrustete Strukturen gibt, die tief im Alltag verankert sind. Aber genau diese wollen sie überwinden.“

                      Dasselbe – Reformen nämlich – fordern übrigens auch 1000 befragte Eltern im Rahmen einer Forsa-Studie:

                       

                      Vier von fünf Elternteilen finden, dass Schulen nicht ausreichend auf die Bedürfnisse einzelner Kinder eingehen. Fast die Hälfte der Eltern sagt, ihre Kinder hätten Probleme in der Schule. [2]https://www.studienkreis.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2025/mehr-investitionen-in-bildung/

                      Die letzte Lehrplanreform fand Anfang 2000 mit der Einführung der Bildungsstandards statt. Ziel war es, die Förderung von Kompetenzen in den Mittelpunkt des Unterrichts zu stellen. Tatsache ist aber, auch mit Blick auf die Lernstandserhebungen, dass die Ziele offensichtlich verfehlt wurden. Vermutlich auch, siehe Schulleiterbefragung oben, durch inhaltliche Überfrachtung.

                      Aus meiner beruflichen Praxis und vor allem in Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen der bisherigen fünf Beiträge drängen sich drei Handlungsstränge auf, die auf der Ebene der Kultusministerien anzusiedeln sind:

                      • Vernetzung der Fächer
                      • Kompetenzraster
                      • Prüfungskultur

                      Vernetzung der Fächer

                      Im Rahmen einer externen Evaluation habe ich eine Schule kennengelernt, die den Fächerkanon in Themenschwerpunkte eingebettet hat. Das Land gab den Lehrplan vor, das pädagogische Personal der Schule verständigte sich auf Themenschwerpunkte. Der Schulleiter hatte die Möglichkeit, einen pädagogischen Leiter zu installieren, der u. a. diese Einbettung moderierte. Gerne hätte ich diesen innovativen Ansatz ausführlicher dargestellt. Da die Dokumentation aber im Intranet abgelegt ist, zeige ich an einem Beispiel (wieder Mathematik Jahrgangsstufe 7, vgl. Teil 4) mit Hilfe der Generativen KI, wie eine Schule möglicherweise vorgehen kann.

                      Prompt

                      Hier will ich den Ministerien nahelegen, ihre Curricula zu überarbeiten, darüber nachzudenken, wie der Fächerkanon besser vermittelt werden kann: Mit Themenvernetzungen. Ich will das an einem Beispiel konkretisieren. Du kennst bereits den Fächerkanon Mathematik, Jahrgang 7. Hier zur Erinnerung das Bild. Eine Schule arbeitet mit folgenden Themen. Wie sieht ein Curriculum aus, dass die Mathematikinhalte Jg. 7 mit den Themen der Oberschule Berenbostel verknüpft?

                      Antwort (1)

                      Vielen Dank für die zusätzlichen Bilder. Ich kann dir helfen, die Mathematikinhalte aus dem Jahrgang 7 mit den Themenfeldern der Oberschule Berenbostel zu verknüpfen. Hier ein Vorschlag für ein integratives Curriculum:

                      M7.1: Terme mit Variablen 

                      • Verknüpfung mit “Die Welt, wie sie mir gefällt” (Technik & Zukunft, Jg. 7):
                        • Mathematische Inhalte: Aufbau und Interpretation von Termen als Grundlage zur Modellierung von Entscheidungsprozessen (z. B. Optimierung von Ressourcen).
                        • Projekte: Schülerinnen und Schüler entwickeln ein einfaches Modell, um CO₂-Emissionen bei unterschiedlichen Konsumentscheidungen zu berechnen.
                        • Technologieeinsatz: Tabellenkalkulationsprogramme (z. B. Excel), um Ergebnisse grafisch darzustellen und Simulationen durchzuführen.

                      M7.2: Geometrische Figuren: Symmetrie und Winkel 

                      • Verknüpfung mit “Mensch” (Natur & Raum, Jg. 7):
                        • Mathematische Inhalte: Achsen- und Punktsymmetrie als Grundlage für das Design natürlicher Formen (z. B. Blüten, Kristalle).
                        • Projekte: Schülerinnen und Schüler erforschen Symmetrie in der Natur und konstruieren geometrische Modelle (z. B. Schneeflocken).
                        • Technologieeinsatz: Geometrie-Software wie GeoGebra für Konstruktionen und Simulationen.

                      M7.3: Lineare Gleichungen und Vertiefung der Prozentrechnung 

                      • Verknüpfung mit “Vielfältiges Deutschland” (Mensch & Gesellschaft, Jg. 7):
                        • Mathematische Inhalte: Anwendung von Prozentrechnung auf demografische Daten (z. B. Migration, Einkommensverteilung).
                        • Projekte: Schülerinnen und Schüler analysieren statistische Daten über die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und visualisieren Trends.
                        • Technologieeinsatz: Statistiktools wie Desmos oder Google Sheets.

                      M7.4: Kenngrößen von Daten 

                      • Verknüpfung mit “Streben nach Freiheit” (Zeit & Geschichte, Jg. 7):
                        • Mathematische Inhalte: Mittelwert, Median und Modus zur Analyse historischer Daten (z. B. zur Entwicklung von Freiheitsrechten).
                        • Projekte: Schülerinnen und Schüler analysieren historische Wahlbeteiligungen und diskutieren deren Bedeutung.
                        • Technologieeinsatz: Statistik-Software (z. B. SPSS oder Excel) zur Auswertung der Daten.

                      M7.5: Kongruenz, besondere Dreiecke und Dreieckskonstruktionen

                      • Verknüpfung mit “Erde in Bewegung” (Mensch & Gesellschaft, Jg. 7):
                        • Mathematische Inhalte: Anwendung von Dreieckskonstruktionen in der Geografie (z. B. Triangulation zur Vermessung von Landschaften).
                        • Projekte: Schülerinnen und Schüler entwickeln Modelle zur Berechnung von Entfernungen in Kartenprojektionen.
                        • Technologieeinsatz: GeoGebra für Konstruktionen und Simulationen.

                       

                      Kannst du bitte für die Verknüpfung “M7.4: Kenngrößen von Daten” mit dem bereits diskutierten 16 Stunden Zeitfenster weiterführende Aufgaben und Evaluationsansätze entwickeln?

                      Antwort (2)

                      Natürlich! Hier ein detaillierter Plan für die Verknüpfung des Themas “M7.4: Kenngrößen von Daten” mit dem 16-Stunden-Zeitfenster, angepasst an das Thema “Streben nach Freiheit” (Zeit & Geschichte, Jg. 7):

                      Lernziele

                      1. Fachkompetenz:
                        • Berechnung und Interpretation von Mittelwert, Median, Modus und Spannweite.
                        • Vergleich von Datensätzen anhand von Kenngrößen.
                        • Darstellung von Daten in Diagrammen und Tabellen.
                      2. Historische Kompetenz:
                        • Analyse historischer Wahlbeteiligungen und sozialer Entwicklungen.
                        • Reflexion über die Bedeutung von Daten für gesellschaftliche Veränderungsprozesse.
                      3. Medienkompetenz:
                        • Nutzung digitaler Werkzeuge zur Datenanalyse und -visualisierung.

                      Unterrichtsstruktur und Aufgaben

                      1. Einführung in Kenngrößen (4 Std.)

                      • Thema: Grundlagen der Kenngrößen (Mittelwert, Median, Modus, Spannweite).
                      • Methodik:
                        • Lehrerinput mit Beispielen aus historischen Daten (z. B. Wahlbeteiligung in verschiedenen Epochen).
                        • Übungsaufgaben: Berechnung der Kenngrößen an kleinen Datensätzen, z. B. Wahlbeteiligungen in unterschiedlichen Ländern.
                      • Aufgabe:
                        • Vergleiche die Wahlbeteiligung bei zwei fiktiven Wahlen. Berechne und interpretiere die Kenngrößen.
                      • Evaluation (formativ):
                        • Kurze Selbstkontrolle: Schülerinnen und Schüler vergleichen ihre Ergebnisse mit Musterlösungen.

                      2. Datenanalyse mit historischen Kontexten (4 Std.)

                      • Thema: Analyse historischer Wahlbeteiligungen in Verbindung mit gesellschaftlichen Entwicklungen.
                      • Methodik:
                        • Arbeitsauftrag: Sammle reale Daten über Wahlbeteiligungen (z. B. erste Wahlen in einer Demokratie, Wahlbeteiligungen in Deutschland seit 1949).
                        • Gruppenarbeit: Erstellung eines Vergleichs der Kenngrößen über die Jahrzehnte.
                      • Aufgabe:
                        • Analysiere, wie sich Wahlbeteiligungen im Laufe der Zeit verändert haben. Identifiziere mögliche Gründe (z. B. historische Ereignisse, Einführung von Frauenwahlrecht).
                      • Evaluation (formativ):
                        • Gruppenpräsentation: Jede Gruppe präsentiert ihre Ergebnisse. Feedback durch Mitschülerinnen und Mitschüler.

                      3. Daten visualisieren und interpretieren (4 Std.)

                      • Thema: Visualisierung von Daten in Diagrammen und Tabellen.
                      • Methodik:
                        • Einführung in die Nutzung von Software (z. B. Excel, GeoGebra).
                        • Erstellung von Diagrammen für reale Wahlbeteiligungsdaten.
                        • Diskussion der Unterschiede in der Aussagekraft verschiedener Diagrammtypen.
                      • Aufgabe:
                        • Stelle Wahlbeteiligungen über Jahrzehnte in einem Liniendiagramm und einem Balkendiagramm dar. Interpretiere die Unterschiede.
                      • Evaluation (formativ):
                        • Peer-Feedback zu den Diagrammen (z. B. Verständlichkeit, Gestaltung).

                      4. Projektarbeit und Reflexion (4 Std.)

                      • Thema: Bedeutung von Daten für gesellschaftliche Veränderungen.
                      • Methodik:
                        • Abschlussprojekt: “Wie beeinflusst Wahlbeteiligung eine Demokratie?”
                        • Schülerteams erstellen ein Poster oder eine digitale Präsentation, die historische Daten analysiert, Kenngrößen berechnet und gesellschaftliche Entwicklungen darstellt.
                      • Aufgabe:
                        • Wähle zwei Zeiträume (z. B. Nachkriegszeit und Gegenwart) und analysiere die Wahlbeteiligung. Diskutiere die Gründe für Veränderungen und stelle eine Hypothese für die Zukunft auf.
                      • Evaluation (summativ):
                        • Bewertung der Projektpräsentation anhand eines Rasters (z. B. Datenanalyse, Kreativität, Bezug zur Fragestellung).

                      Evaluationsansätze

                      Formative Evaluation (während der Stunden):

                      1. Kurze Reflexionsfragen nach jeder Einheit:
                        • “Was hat dir beim Berechnen der Kenngrößen geholfen?”
                        • “Welche Unterschiede siehst du zwischen den Diagrammtypen?”
                      2. Lernstationen:
                        • Selbstkontrollaufgaben mit Musterlösungen an Stationen.
                      3. Feedback-Gespräche:
                        • Lehrkraft gibt individuelles Feedback zu den Zwischenergebnissen der Gruppenarbeit.

                      Summative Evaluation (am Ende):

                      1. Projektpräsentation:
                        • Bewertung der Inhalte, Datenvisualisierung und Argumentation.
                      2. Kurzes Quiz:
                        • Aufgaben zur Berechnung von Kenngrößen und Interpretation von Diagrammen.
                      3. Selbstreflexion:
                        • Fragebogen: “Welche Kenngröße hilft dir am meisten, Daten zu verstehen?”

                      Dieser Ansatz verbindet Mathematik und Gesellschaftswissenschaften sinnvoll, fördert die Kompetenzentwicklung und ermöglicht eine praxisnahe Anwendung der Inhalte. Soll ich dir bei der Erstellung von konkreten Materialien (z. B. Arbeitsblätter oder Bewertungsraster) helfen?

                      Ergänzende Materialien, wie angeboten ...

                      Hier sind erste Vorschläge für konkrete Materialien, die du für die geplanten Stunden nutzen kannst. Ich stelle dir ein Arbeitsblatt, ein Bewertungsraster und eine kurze Reflexionseinheit bereit.


                      1. Arbeitsblatt: Kenngrößen von Daten

                      Titel: Kenngrößen von Daten im historischen Kontext

                      Aufgabe 1: Berechnung der Kenngrößen
                      Hier sind die Wahlbeteiligungsdaten der Bundestagswahlen in Deutschland (fiktive Daten):

                      Jahr Wahlbeteiligung (%)
                      1953 86
                      1969 81
                      1987 84
                      1998 82
                      2009 70
                      2021 76
                      1. Berechne die folgenden Kenngrößen:
                        • Mittelwert
                        • Median
                        • Modus
                        • Spannweite
                      2. Was kannst du aus den Kenngrößen über die Wahlbeteiligung in Deutschland schließen?

                      Aufgabe 2: Daten vergleichen
                      Hier sind die Wahlbeteiligungsdaten einer anderen fiktiven Demokratie:

                      Jahr Wahlbeteiligung (%)
                      1960 75
                      1975 80
                      1990 72
                      2005 70
                      2020 68
                      1. Berechne die Kenngrößen für diesen Datensatz.
                      2. Vergleiche die Ergebnisse mit denen aus Aufgabe 1. In welchem Land war die Wahlbeteiligung konstanter? Begründe.

                      Aufgabe 3: Visualisierung von Daten

                      1. Stelle die Wahlbeteiligung der Bundestagswahlen in einem Liniendiagramm dar.
                      2. Welche Vorteile hat ein Liniendiagramm gegenüber einer Tabelle?

                      2. Bewertungsraster: Projektpräsentation

                      Kriterien für die Bewertung (max. 20 Punkte)

                      Kriterium Beschreibung Punkte
                      Datenanalyse (5 Pkt.) Kenngrößen korrekt berechnet und interpretiert. 0-5
                      Visualisierung (5 Pkt.) Daten grafisch ansprechend und korrekt dargestellt (z. B. Diagramme). 0-5
                      Argumentation (5 Pkt.) Gründe für Wahlbeteiligungsveränderungen fundiert und logisch hergeleitet. 0-5
                      Kreativität (3 Pkt.) Präsentation ansprechend gestaltet, z. B. mit Bildern oder Zusatzmaterial. 0-3
                      Bezug zur Fragestellung (2 Pkt.) Thema “Streben nach Freiheit” klar integriert und Bezug erklärt. 0-2

                      3. Reflexionseinheit

                      Titel: Was sagen uns Daten über die Gesellschaft?

                      1. Denkfrage:
                        “Warum ist die Wahlbeteiligung ein wichtiger Indikator für eine funktionierende Demokratie?”
                      2. Selbstreflexion (schriftlich):
                        • Welche Kenngröße war für dich am leichtesten zu berechnen?
                        • Wie haben dir Diagramme geholfen, die Daten besser zu verstehen?
                      3. Diskussion (im Plenum):
                        • Warum könnten Wahlbeteiligungen zwischen Ländern unterschiedlich sein?
                        • Welche Rolle spielen gesellschaftliche Veränderungen für diese Unterschiede?

                      Nun wurden mir auch noch „Wenn du möchtest, kann ich die Aufgaben als PDF erstellen oder weitere Details ausarbeiten. Soll ich mit einem speziellen Material starten?“ angeboten, da habe ich dann einmal abgebrochen…

                      Auf das Thema Resilienz gehe ich im Rahmen meiner Überlegungen zum Mesosystem noch näher ein. Soviel jetzt schon. Der Dialog mit ChatGPT hat mich nicht viel Zeit gekostet. Sicherlich braucht es Wissen (sic!), um den Dialog ergebnisorientiert zu steuern (z.B. Arbeitsmaterialien, Unterlagen für den Stationsbetrieb, u.v.m.). Jede Schule, jede Lehrkraft kann dies (fach-)individuell und mit Blick auf die Lerngruppe gestalten. In der oben vorgestellten Schule war der Prozess mangels digitaler Tools deutlich aufwändiger. Mit einer Expertise in der Nutzung von KI-Systemen kann nun eine deutlich verbesserte Vernetzung von Wissen und Kompetenzen stattfinden. Apropos:

                      Kompetenzraster

                      Eine weitere Schule, die mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurde, zeichnete sich u.a. dadurch aus, dass sie für jedes Fach ein Kompetenzraster erstellt hat, vergleichbar mit diesem Schaubild [3]https://www.iqesonline.net/unterrichten/werkzeuge-kompetenzorientierter-unterricht/kompetenzraster-und-checklisten-rubrics/. Da weder das Bundesland noch andere Schulen sich bisher auf den Weg gemacht hatten, solche Raster zu erstellen, entschloss sich die Schulleitung mit der beauftragten Steuergruppe, dies in eigener Verantwortung zu tun. Eine große Herausforderung, wie sich herausstellte. Aber es hat sich gelohnt: In Schüler-Eltern-Gesprächen wurden die jeweiligen Entwicklungen Jahr für Jahr erläutert. Rückmeldungen aus der Schulgemeinschaft und externe Evaluationen bestätigten den Erfolg dieses Ansatzes.

                      Die gleiche Erfahrung machte ich Jahre später in einer von mir unterstützten Grundschule. Auch dort sehr positive Rückmeldungen. Und doch gibt es einen Haken an diesen Erfolgsgeschichten: In beiden Schulen wurde für die letzten beiden Jahrgängen die Notengebung gefordert, von den Schulbehörden („wegen der Übergänge auf die nächsten Bildungsstufen“). Die für Schülerinnen, Schüler und Eltern relevanteren Informationen über den Kompetenzstand blieben in beiden Schulen auf der Strecke. Denn den Lehrkräften fehlte die Zeit und die Kraft, beiden Ansätzen gerecht zu werden. So traten innovative Ansätze in den Hintergrund und blieben in der Folge ein eher individuelles Vorgehen der Lehrkräfte.

                      Wenn die Kultusministerien die in den Bildungsstandards beschriebene Form der Kompetenzförderung ernst nehmen, dann mit der Beschreibung der entsprechenden Niveaustufen A1, A2, B1, B2, …, unter Anlehnung an die Lernzieltaxonomie von Anderson & Krathwohl und mit der regulativen Inkraftsetzung per Verordnung. Um nicht missverstanden zu werden: Ohne Wissen geht es nicht! So sieht es auch Hattie in einem aktuellen Interview[4]https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/john-hattie-weniger-lehrplan-mehr-leidenschaft/ so, wenn er auf die gelegentlich zu hörende Bemerkung antwortet, in Zeiten von Google und Co. sei Faktenwissen gar nicht mehr nötig:

                      Nein, dem stimme ich nicht zu! Ohne Fachwissen kann man keine Probleme lösen. Wissen und Kompetenzen sind keine Gegensätze. Es ist kein Entweder-oder. Ich habe vor ein paar Wochen mit neun Koautoren ein Buch veröffentlicht – übrigens zum kostenlosen Download –, in dem wir argumentieren, dass es eine Balance von Wissen und Kompetenzen braucht. Wenn man sich die meisten Lehrpläne auf der Welt anschaut, dann sprechen sie alle von Kompetenzen oder Problemlösung. Aber was wird tatsächlich unterrichtet, was wird bewertet?

                      Mit Überlegungen, wie sich gleichzeitig die Prüfungskultur verändern muss. Denn: Die KMK will sich laut eigenen Aussagen an evidenzbasierten Aussagen orientieren. Eine gute Gelegenheit, die Notengebung auf den Prüfstand zu stellen, wie der nächste Abschnitt zeigen wird.

                      Prüfungskultur

                      Die Diskussion über die Notengebung in Schulen ist ein heißes Thema. Viele Bildungsexpertinnen und -experten argumentieren, dass traditionelle Noten nicht immer die tatsächlichen Fähigkeiten und das Wissen der Schüler*innen widerspiegeln. Diese Argumente stehen sich gegenüber: [5]https://www-user.tu-chemnitz.de/~nean/Onlineartikel/Probleme%20der%20Schulerbeurteilung.pdf

                      Pro Notengebung:

                      • Klare Bewertung: Noten bieten eine klare und einfache Möglichkeit, die Leistung der Schüler*innen zu bewerten.
                      • Motivation: Für einige Schüler*innen können Noten eine Motivation sein, sich mehr anzustrengen.
                      • Vergleichbarkeit: Noten ermöglichen es, die Leistungen von Schüler*innen miteinander zu vergleichen.

                      Contra Notengebung:

                      • Stress und Druck: Noten können bei Schüler*innen Stress und Leistungsdruck erzeugen.
                      • Ungenauigkeit: Noten spiegeln oft nur einen kleinen Teil der Fähigkeiten und des Wissens der Schüler*innen wider.
                      • Fehlende Differenzierung: Noten berücksichtigen nicht immer die individuellen Lernfortschritte und -bedürfnisse der Schüler*innen.

                      Einige Bildungssysteme und Schulen experimentieren daher mit alternativen Bewertungsmethoden, wie zum Beispiel kompetenzorientierten Bewertungsrastern (s.o.), die eine ganzheitlichere Bewertung der Schülerleistungen ermöglichen.

                      Ich verweise immer wieder auf wissenschaftliche Studien. So auch in diesem Zusammenhang. Sie verdeutlichen, dass Noten oft nicht vergleichbar sind, da sie von Lehrkräften unterschiedlich operationalisiert und subjektiv ausgelegt werden. Hier sind einige wichtige Erkenntnisse:

                      1. Vergleichbarkeit von Schulnoten: Eine Studie zeigt, dass Schulnoten nicht immer die tatsächlichen Kompetenzen der Schüler*innen widerspiegeln. Unterschiede in der Notengebung können sowohl innerhalb von Schulen als auch zwischen verschiedenen Schulen und Bundesländern auftreten. Dies deutet darauf hin, dass die Vergleichbarkeit von Schulnoten eingeschränkt ist. [6]https://link.springer.com/article/10.1007/s11618-024-01216-9
                      2. Einfluss von Vorurteilen: Eine andere Studie belegt, dass die Notenvergabe durch Lehrkräfte von Stereotypen beeinflusst wird. Faktoren wie Geschlecht, soziale und ethnische Herkunft sowie Körpergewicht können die Notenvergabe verzerren. Zum Beispiel wurden Schülerinnen in Fächern wie Deutsch, Mathematik und Biologie tendenziell besser bewertet, während Schüler in Physik bessere Noten erhielten.[7]https://www.lehrer-news.de/blog-posts/studie-belegt-notenvergabe-wird-durch-stereotype-verzerrt
                      3. Probleme der Schülerbeurteilung: Historische und aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Notengebung oft durch subjektive Faktoren beeinflusst wird und nicht immer objektiv ist. Dies kann zu Ungerechtigkeiten und einer verzerrten Bewertung der tatsächlichen Leistungen führen. [8]https://www-user.tu-chemnitz.de/~nean/Onlineartikel/Probleme%20der%20Schulerbeurteilung.pdf

                      Diese Studien unterstreichen die Notwendigkeit, alternative Bewertungsmethoden zu entwickeln, die eine objektivere und gerechtere Beurteilung der Schülerleistungen ermöglichen. Das sehen sowohl Eltern wie auch Schülerinnen und Schüler so:

                      @Eltern:

                      Laut einer Umfrage unter Eltern schulpflichtiger Kinder, haben lediglich 20 Prozent der Eltern Vertrauen in das aktuelle Bewertungssystem von Schule und sind der Meinung, dass Schulnoten Leistung gerecht abbilden und deshalb beibehalten werden sollten. (Dagegen stehen) drei Viertel der Eltern dem Bewertungssystem hingegen kritisch gegenüber. Bemerkenswert ist, dass knapp die Hälfte (45%) ein neues Bewertungssystem in Schule fordert.[9]https://koerber-stiftung.de/site/assets/files/32938/230721-korber-stiftung_eltern_im_fokus-web.pdf  , S. 9

                      @Schülerinnen und Schüler:

                      Handlungsempfehlungen für die Politik zu erarbeiten, um die deutsche Bildung zu verbessern – das ist das Ziel des Bürgerrats Bildung und Lernen der Montag Stiftung Denkwerkstatt. Dem Gremium gehören rund 700 per Zufall ausgeloste Personen aus ganz Deutschland an. Eine weitere Besonderheiten: Auch Kinder und Jugendliche kommen zu Wort. So diskutierten im Vorfeld der jüngsten Bürgerratssitzung in Leipzig Schülerinnen und Schüler über ihre Sicht auf Schule. 

                      • Daraus entstand ein Podcast.[10]https://www.podcast.de/episode/666290436/hoert-uns-zu-wie-kinder-und-jugendliche-schule-erleben
                        • Schüler*innen kritisierten das Notensystem als zu ungerecht und subjektiv, da es oft nicht die tatsächlichen Fähigkeiten und das Verständnis der Schüler*innen widerspiegelt. 
                        • Die Diskussion betonte den Stress, der durch Noten und Leistungsdruck entsteht und die psychische Belastung der Schüler*innen. 
                        • Viele Teilnehmer*innen sprachen sich für eine Abschaffung der Noten oder zumindest für eine Ergänzung durch ausführliche, individuelle Berichte aus. 
                      • Benedikt Wisniewski: Forschungsergebnisse zu Effekten bei Hausaufgaben

                      Fazit Schulpolitik 5.0

                      Der Artikel “Schule 5.0: Die Zukunft von Schule erfinden”[11]https://ostmeier-66567.medium.com/schule-5-0-die-zukunft-von-schule-erfinden-73cd6eb9b87 skizziert zentrale Grundsätze für die Weiterentwicklung des Bildungssystems. In Schule 5.0 sollen Schüler/-innen zukunftsrelevante Inhalte und Kompetenzen erfolgreich erlernen, mit flexiblen Prüfungsversuchen und individualisierten Lehrplänen. Die Betonung liegt auf persönlicher Wertschätzung, stereotyp-freien Lehrmaterialen, Förderung von Team- und Einzelarbeit, sowie eigenständigem Denken. Anwendungsorientierte Projektarbeit und das Abschaffen von Fächersilos stehen im Fokus für die Ausbildung von 4K-Skills (kritisches Denken, Kommunikation, Zusammenarbeit, Kreativität). Schule 5.0 strebt danach, Neugierde, spielenden Ehrgeiz und eine positive Einstellung zu geistiger und körperlicher Anstrengung zu wecken, um Schüler/-innen mit Motivation zu lebenslangem Lernen und einer gesunden Lebensweise auszustatten.

                      Die These 6 betont, dass Schule 5.0 auch eine Weiterentwicklung der Schulleitung und Schulpolitik erfordert. Eine effektive Führung sollte auf die Expertise aus empirischer Bildungsforschung und praxisnahen Stakeholdern zurückgreifen, um regelmäßige Evaluationen und Neuausrichtungen von Schulcurricula sicherzustellen. Schulpolitik 5.0 wird aufgefordert, Experimentierräume zu schaffen, die eine Anpassung an sich wandelnde Lebens- und Arbeitswelten ermöglichen, einschließlich Datenschutzkonzepten und finanziellen Mitteln für Bildungstechnologien. Fortbildungen, Workshops und Dienstreisen für Lehrkräfte und Schulleiter/-innen sollen ebenfalls gefördert werden.

                      Abschließend wird betont, dass innovative Schul- und Lernkonzepte zusammen mit Bildungstechnologien die Lösung für langjährige Herausforderungen im Bildungsbereich bieten können. Schulpolitik 5.0 sollte eine führende Rolle bei der Entwicklung der Schule der Zukunft einnehmen, indem sie einen multilateralen Wissensaustausch unterstützt, Experimentierräume schafft und Anreize sowie finanzielle Mittel für die Zukunftsausrichtung von Schulen bereitstellt. Offenheit für Neues, Veränderungsbereitschaft und ein konstruktiver Austausch unter allen Beteiligten sind entscheidend für den Erfolg von Schule 5.0.

                      Mesosystem: Resilienz durch Zusammenarbeit

                      Die heutigen gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen sind durch tiefgreifende Veränderungen gekennzeichnet. Das Akronym VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) beschreibt eine Welt, in der Unsicherheiten zunehmen, langfristige Planungen herausfordernder werden und Organisationen flexibler auf neue Gegebenheiten reagieren müssen. Schulen stehen in diesem dynamischen Umfeld vor der Aufgabe, Stabilität zu gewährleisten und gleichzeitig Wandel aktiv zu gestalten.

                      Ein systematischer Weg, um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist die Leitbildarbeit. Sie bietet die Möglichkeit, die Identität einer Schule zu schärfen, gemeinsame Werte zu definieren und damit eine resiliente Basis für strategische Entscheidungen zu schaffen. Ein zentraler Schritt auf dem Weg zu einem belastbaren Leitbild ist eine strukturierte Bestandsaufnahme. Eine schulinterne Evaluation, die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern einbezieht, kann ein realistisches Bild der aktuellen „Befindlichkeiten“ zeichnen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen eine differenzierte Einordnung in kurzfristige und langfristige Handlungsfelder:

                      1. Sofort umsetzbare Maßnahmen
                        • Verbesserung von Kommunikationswegen zwischen Lehrkräften und Schüler:innen
                        • Transparente Information über laufende Schulentwicklungsprozesse
                        • Einrichtung eines Feedback-Systems zur schnellen Rückmeldung aus der Schulgemeinschaft
                        • Optimierung von Stundenplanstrukturen zur Schaffung von Teamzeit für Lehrkräfte
                      2. Langfristige Entwicklungsprozesse
                        • Entwicklung und Implementierung eines schulischen Leitbilds
                        • Stärkung der digitalen Schulentwicklung und nachhaltige Integration von Technologien
                        • Aufbau einer datenbasierten Schulentwicklungsstrategie
                        • Verankerung von Teamarbeit als strukturelles Prinzip der Schulorganisation

                      In meiner Einführung habe ich das Konzept der >Data Team Intervention< vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen strukturierten Prozess, in dem ein Team aus Lehrkräften, Schulleitung und ggf. weiteren Beteiligten gezielt daran arbeitet, schulische Herausforderungen mit Hilfe von Daten zu analysieren und zu lösen. Der Ansatz verbindet die systematische Nutzung von Daten mit der professionellen Weiterentwicklung der beteiligten Lehrkräfte. Die Aussagen von Prof.’in Schildkamp wurden kürzlich in einem Interview mit Prof. Selter bestätigt: [12]https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/rechnen-im-team-gemeinsam-mathematiklernen-muss-staerker-betont-werden-christoph-selter

                      Ein vielfach empirisch belegter Schlüssel zum Erfolg liegt in der Arbeit in Schulnetzwerken: Drei bis fünf Lehrkräfte einer Schule – das sogenannte Schulteam – treffen sich regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen, um voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren. Diese Netzwerke brechen das “Einzelkämpfertum” auf, das in Deutschland leider immer noch vorherrscht.

                      Die Edublogparade Januar 2025 hat mich darüber nachdenken lassen, wie man solche Kooperationsprozesse zeitlich in den Griff bekommt. Ich selbst habe einmal einen kompletten 5. Jahrgang (bestehend aus vier Klassen) in einem Schulentwicklungsprozess begleitet: [13]Drabe, M. (2022): Das Fortbildungskonzept zur modernen Schule. Schule in der digitalen Welt. Augsburg: Auer.

                      Die Schule (eine IGS) hat(te) es nicht leicht, denn die Eltern der Stadt wünschen sich vor allem eine Einschulung ins Gymnasium. Diese weiterführende Schule musste sich also etwas einfallen lassen, um Akzeptanz sowohl bei den Schüler*innen als auch bei den Eltern zu finden. Das Kollegium versteht sich als Teamschule. In der Gesamtkonferenz wurde dann ein Pilot beschlossen, der vor allem dazu dienen sollte, den Kindern einen willkommenen Einstieg zu ermöglichen. Gleichzeitig sollte sehr früh damit begonnen werden, die Selbstständigkeit der Lernenden zu fördern. Die Gesamtkonferenz beschloss einen Projektunterricht, dessen Themen sich an den Fachcurricula der Fächer Gesellschaftslehre (GL), Naturwissenschaften (NaWi) und ästhetische Bildung orientieren sollten. Die Lehrkräfte der weiteren Fächer (hier Deutsch und Mathematik) wurden in Abhängigkeit der zu vermittelnden Methoden geeignet eingebunden.

                      Durch das „Zusammenlegen“ der drei Fächer sind dann tatsächlich die Stunden für die Teamarbeit entstanden. Sicher waren anfangs einige Nachmittagskonferenzen nötig, um alles vorzubereiten. Denn Ziel war es ja, die Schülerinnen und Schüler in ihre Selbstverantwortung zu entlassen. Später jedoch wurde zunehmend diese Unterrichtszeit genutzt, um sich intern abzustimmen und weiterzuentwickeln. Mit dem nützlichen Nebeneffekt, dass das am Projekt beteiligte Team die Zeitressource bekam, über die sie gemeinsam über guten Unterricht nachdenken konnte und zu Verständigungen kamen, das eine oder andere auszuprobieren.

                      Diese Erfahrungen führten dann zur Einführung der

                      20%-Regel

                      an einer anderen Schule. Mit den Kolleg*innen der Hauptfächer (Deutsch, Mathematik, Fremdsprache) habe ich die Einführung einer 20%-Regel vereinbart. Verbunden mit der Einführung einer Art Frei-Day: Die Schüler*innen suchen sich ein Thema ihrer Wahl aus, an dem sie in den nächsten (z.B.) drei Monaten arbeiten wollen. Entweder allein oder mit anderen Schüler*innen. Die Unterrichtszeit wird über den Stundenplan der beteiligten Lehrkräfte gefunden.

                      Konkret:

                      Zwei Kolleg*innen mit je vier Unterrichtsstunden/Woche „verbünden“ sich. In der Regel wird der Unterricht in den Hauptfächern in Doppelstunden organisiert (falls noch nicht geschehen, ist dies eine gute Gelegenheit, dies zu tun). Der Stundenplaner wird gebeten, die Doppelstunden an einem Wochentag hintereinander zu legen. Das ergibt vier Stunden für den „freien Tag“. Alle 14 Tage haben die Schülerinnen und Schüler nun die Möglichkeit, sich mit ihrem gewählten Thema zu beschäftigen. Zu Beginn wird ähnlich wie bei SCRUM die bisherige Arbeit bilanziert und der Vormittag strukturiert. Nun können die Lernenden in die Selbstständigkeit entlassen werden und die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer ziehen sich für eigene pädagogische Fragestellungen zurück. Ja, genau: Hier kommt sie, die Zeitscheibe für die Reflexion des eigenen Tuns in Zusammenarbeit mit einem Kollegen. Am Ende des gemeinsamen Vormittags werden die Schüler*innen wieder zusammengezogen und mit ihnen der Tag bilanziert. Verbunden mit einer Verständigung darüber, was sich die Schüler*innen für die nächsten 14 Tage vornehmen. Wie übrigens auch die beiden Lehrkräfte: Auch sie haben sich vorher auf eine (Haus-)Aufgabe geeinigt …

                      Weitere Ideen/ Konzepte sind:[14]https://www.schule50.de/fortbildung/

                      • Projektzeiten: Regelmäßige, jahrgangsübergreifende oder fächerübergreifende Projektphasen einführen, in denen die Lehrkräfte mehr Freiraum für Abstimmung haben.
                      • Selbstorganisierte Lernzeiten (SOL): Schüler bearbeiten in festgelegten Stunden eigenständig Aufgaben, während Lehrkräfte für Teamarbeit Zeit haben.
                      • Blockunterricht: Doppelstunden oder längere Unterrichtsblöcke ermöglichen eine effizientere Nutzung der Unterrichtszeit und lassen Zeitfenster für Lehrkräfte entstehen.
                      • Asynchrone Lehrphasen: Schüler arbeiten teilweise mit digitalen Lernplattformen, während Lehrkräfte zeitgleich Teamsitzungen abhalten.
                      • Team-Teaching: Zwei Lehrkräfte betreuen gemeinsam eine Klasse, sodass abwechselnd eine von beiden für Teamarbeit freigestellt werden kann.
                      • Flexible Stundenpläne: Schulen können flexible Stundenpläne einführen, die es ermöglichen, bestimmte Stunden für Teamarbeit und Fortbildungen zu reservieren. Zum Beispiel könnten bestimmte Nachmittage oder Freitage für diese Zwecke genutzt werden.
                      • Rotierende Unterrichtsphasen: Innerhalb eines Jahrgangsteams werden einzelne Stunden von einer Lehrkraft für alle übernommen, um anderen Zeit für Planung zu geben.

                      Diese Maßnahmen sind oft kombinierbar und können flexibel an die schulischen Rahmenbedingungen angepasst werden.

                      Fazit Reslienz 5.0

                      Eine nachhaltige Schulentwicklung gelingt nicht durch Einzelmaßnahmen oder isolierte Entscheidungen, sondern durch eine enge Zusammenarbeit innerhalb des Kollegiums. Teamarbeit muss gezielt gefördert und in den Schulalltag integriert werden, um langfristig Wirksamkeit zu entfalten. Neben strukturellen Anpassungen ist eine Kultur der gemeinsamen Verantwortung entscheidend.

                      In einer Welt, die durch VUCA geprägt ist, bietet eine durchdachte Leitbildentwicklung die Chance, Schulen zukunftsfähig aufzustellen. Der ökosystemische Ansatz unterstützt dabei, die vielfältigen Wechselwirkungen innerhalb der Schulgemeinschaft zu erkennen und zielführend zu gestalten. Durch eine systematische Bestandsaufnahme, die Unterscheidung zwischen kurzfristigen und langfristigen Maßnahmen sowie eine konsequente Zusammenarbeit im Team können Schulen den Herausforderungen der Gegenwart souverän begegnen.

                      Exosystem: Kooperation

                      Neben den direkten schulischen Akteuren beeinflussen auch außerschulische Institutionen die Schulentwicklung maßgeblich. Das Exosystem beschreibt die organisatorischen und institutionellen Rahmenbedingungen, die indirekt auf die Schule wirken. Diese Strukturen müssen bei der strategischen Schulentwicklung berücksichtigt und gezielt eingebunden werden:

                      • Schulträger: Kooperation bei Neubauten, Renovierungen und der Modernisierung von Lernräumen, Bereitstellung finanzieller Mittel und infrastruktureller Unterstützung
                      • Schulaufsicht: Bereitstellung von Beratung, Coaching und Vernetzung mit anderen Schulen zur gezielten Weiterentwicklung
                      • Wirtschaft & Gesellschaft: Zusammenarbeit mit Unternehmen zur Stärkung der Berufsorientierung, Nutzung externer Lernorte und Einbindung außerschulischer Expertise

                      Im Folgenden finden Sie einige Links, die es wert sind, näher betrachtet zu werden.

                      Schulträger

                      Lernorte

                      Medienzentrum

                      Das folgende Angebot eines Schulteams aus Hatten könnte möglicherweise ein Modell für ein Medienzentrum sein. Die Arbeitsfelder, die hinter den Personen stehen, sind sicherlich für viele Schulen relevant. Warum also nicht Kooperationsverbünde von Schulen inerhalb Region bilden?
                       

                       

                      Schulaufsicht

                      Die Schulentwicklungsberaterinnen und -berater der Hessischen Lehrkräfteakademie unterstützen Schulen bei ihrer Qualitätsentwicklung. Im Mittelpunkt der Beratungstätigkeit stehen dabei die jeweiligen Erfordernisse der einzelnen Schule.

                      Durch die Zusammenarbeit der Schulentwicklungsberaterinnen und -berater mit der Leitung pädagogische Unterstützung und den Fachberaterinnen und -beratern der Staatlichen Schulämter kann die Schulentwicklungsberatung mit der Unterrichtsentwicklung kombiniert werden. Ziel ist es, eine nachhaltige Schul- und Unterrichtsentwicklung zu befördern.

                        • Schulpsychologie: Beratung und Prävention
                        • Auf Anfrage stehen den hessischen Schulen die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen der Staatlichen Schulämter beratend zur Seite. Sie verfügen über genaue Kenntnisse des Systems Schule und unterstützen die pädagogische Arbeit der Schulen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden der Psychologie.

                          Dabei spielt sowohl die psychologische Beratung von Schulen, Lehrkräften, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern als auch die präventive und systembezogene Beratung eine wichtige Rolle.

                          Schulpsychologische Beratungen sind freiwillig, kostenfrei und vertraulich. In der Beratung werden die Ratsuchenden darin unterstützt, den jeweils für sie passenden Lösungsweg zu finden und auftretende Probleme in eigener Verantwortung zu bewältigen.

                          Schulpsychologinnen und Schulpsychologen können von Schulleitungen, Lehrkräften, Eltern, Schülerinnen und Schülern als auch amtsintern angefragt werden. Ratsuchende wenden sich mit ihrer Anfrage an die für ihre Schule zuständigen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen. 

                        • Kooperationsverbünde

                      Mit der Bildung von Kooperationsverbünden der Staatlichen Schulämter werden landesweit folgende Teilziele verfolgt:

                          • die Etablierung fachlicher Arbeitsverbünde zur Qualitätsverbesserung, Ressourcenoptimierung und gegebenenfalls zur Aufgabenbündelung in den Leistungsbereichen Unterstützung, Schulaufsicht, Service und Interne Leistungen,
                          • die Etablierung gemeinsamer Prozesse der Organisationsentwicklung zum Beispiel durch Standardisierung von Geschäftsprozessen,
                          • die Organisation eines gemeinsamen Lern- oder Qualifizierungsverbunds,
                          • die Sicherung eines Erfahrungs- und Beratungsaustauschs zwischen den Partnern des Kooperationsverbunds sowie
                          • die Sicherung eines gemeinsamen Infrastrukturverbunds.

                      Wesentliches Ziel der Kooperationsverbünde ist die Verknüpfung von fachlichen Expertisen, die Verzahnung regionaler und amtsübergreifender Perspektiven sowie eine intensivierte Zusammenarbeit auf fachlichen und/oder organisatorischen Ebenen.

                      Fazit Kooperation 5.0

                      Die Schulentwicklung ist kein isolierter Prozess innerhalb der Schule, sondern wird maßgeblich durch das Zusammenwirken verschiedener externer Akteure geprägt. Eine erfolgreiche strategische Schulentwicklung erfordert daher eine Verzahnung mit Schulträgern, der Schulaufsicht sowie Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft. Schulträger tragen eine entscheidende Verantwortung für die infrastrukturellen Rahmenbedingungen. Eine zukunftsorientierte Schulentwicklung gelingt nur, wenn bauliche Maßnahmen, digitale Ausstattung und finanzielle Ressourcen im Einklang mit pädagogischen Konzepten geplant und umgesetzt werden. Ein proaktiver Dialog zwischen Schulleitung und Schulträger ist daher essenziell, um innovative Lernräume zu gestalten und schulische Entwicklungsprozesse nachhaltig zu unterstützen. Die Schulaufsicht spielt eine zentrale Rolle als strategischer Begleiter schulischer Innovationsprozesse. Durch gezielte Beratung, Coaching und die Förderung von Vernetzungsstrukturen kann sie Schulen dabei unterstützen, datenbasierte Schulentwicklungsstrategien zu etablieren und innovative Ansätze systematisch weiterzuentwickeln. Die Schaffung von Schulclustern und Lernnetzwerken ermöglicht es Schulen, voneinander zu lernen und gemeinsam an der Qualitätsentwicklung zu arbeiten. Wirtschaft und Gesellschaft wiederum bieten wertvolle Impulse für die Schulentwicklung, insbesondere im Bereich der Berufsorientierung, der Nutzung externer Lernorte und der Förderung praxisnaher Bildungsangebote. Kooperationen mit Unternehmen, Hochschulen und weiteren Akteuren eröffnen Schülerinnen und Schülern reale Einblicke in die Arbeitswelt und ermöglichen eine anwendungsorientierte Erweiterung schulischer Lernprozesse. Eine systematische Einbindung dieser externen Partner trägt dazu bei, Schule stärker mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu verzahnen und zukunftsrelevante Kompetenzen gezielt zu fördern.

                      Mikrosystem: Mindset

                      … aus Sicht der Schülerinnen und Schüler …

                      Schülerin, 9. Klasse, Offene Schule Waldau

                      „Für mich ist es am wichtigsten, dass Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, selbst die Schule zu gestalten. Das sollten nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer machen.“

                      Schüler, 11. Klasse, Gymnasium Essen

                      „Für mich bedeutet guter Unterricht eine häufige Einbindung der Schülerinnen und Schüler sowie ihre Möglichkeit, den Unterricht mitzugestalten.“

                      Schülerin, 4. Klasse, Grundschule Bonn

                      „Bei uns teilen die Kinder ihre Ideen den Klassensprechern mit, damit die das dann ins Kinderparlament weitergeben. Dort werden Vorschläge besprochen und abgestimmt.“

                      … aus Sicht der Bildungsforschung …

                      Prof.'in Sliwka, Heidelberg

                      Damit der digitale Transformationsprozess in der Bildung gelingen kann, gilt es, die Lernprozesse der Schüler*innen und zugleich die der Lehrkräfte zu verändern.“

                      Prof. Tulowitzki, FH Nordwestschweiz

                      „Es braucht das richtige Mindset: Technische Ressourcen, Infrastruktur und Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien sind Grundvoraussetzungen, damit Schulen den digitalen Wandel sinnvoll begleiten können. “

                      brand eins

                      „Der Erfolg der digitalen Transformation hängt nicht vom Einsatz neuer Technologien ab. Entscheidend ist, dass wir willens und in der Lage sind, die Welt mit diesen Werkzeugen neu zu denken.“

                      In der heutigen Bildungslandschaft spielt das Mindset von Lehrkräften und Schulleitungen eine zentrale Rolle. Gemäß Bronfenbrenners Konzept des Mikrosystems bildet die unmittelbare, persönliche Wirklichkeit – bestehend aus direkten Interaktionen und Beziehungen – den Grundbaustein für die individuelle Entwicklung von Schülerinnen und Schülern. Im schulischen Kontext bedeutet dies, dass nicht nur der Unterrichtsstoff, sondern vor allem auch das zwischenmenschliche Miteinander, die pädagogischen Haltungen und die Führungskultur maßgeblichen Einfluss auf das Selbst- und Weltbild junger Menschen haben.

                      Es geht dabei um weit mehr als persönliche Präferenzen; es bestimmt, wie Herausforderungen angegangen werden, wie offen für neue Ideen und Innovationen das pädagogische Umfeld ist und wie Fehler und Misserfolge verarbeitet werden. Eine offene und konstruktive Haltung trägt dazu bei, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Schülerinnen und Schüler sich sicher fühlen, Fragen zu stellen und Risiken einzugehen. Dies fördert nicht nur den Lernerfolg, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen und die Motivation der Lernenden. Wer Fehler als Lernchancen begreift, kann die Fehlerkultur in der Schule nachhaltig verändern. Dies fördert nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern ermutigt auch Schüler, aus ihren Erfahrungen zu lernen, anstatt sich vor Misserfolgen zu fürchten.

                      Die Einstellung von Schulleitung und Lehrkräften wirkt sich unmittelbar auf die gesamte Schulkultur aus. Ein offene Haltung beinhaltet, dass man bereit ist, konstruktive Kritik anzunehmen und daraus zu lernen. Feedback ist dabei ein wesentliches Instrument, um Selbstreflexion zu fördern, blinde Flecken zu erkennen und kontinuierlich an der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung zu arbeiten. Im schulischen Kontext unterstützen regelmäßige Feedbackprozesse nicht nur die individuelle Entwicklung von Lehrkräften und Schulleitungen, sondern tragen auch zur Schaffung einer Kultur der Offenheit und des Vertrauens bei. Dies ermöglicht es, Herausforderungen frühzeitig zu erkennen, innovative Ideen zu fördern und letztlich eine positive Lern- und Arbeitsatmosphäre zu etablieren.

                      Fazit Mindset 5.0

                      Eine Schulleitung, die Offenheit, Empathie und Innovationsgeist vorlebt, motiviert das gesamte Kollegium, ähnliche Werte zu leben und so eine kohärente und unterstützende Gemeinschaft zu bilden. Schulen, in denen Führung und Lehrmethoden durch Studien, Praxiserfahrungen und damit evidenzbasiert geprägt sind, sind langfristig erfolgreicher und krisenfester.

                      Lehrkräfte ermöglichen, Lerninhalte, -formen und -tempi individuell an Schüler/-innen anzupassen. Vor dem Hintergrund, dass es für Schüler/-innen im 21. Jahrhundert wichtig ist, Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration (die so genannten 4K-Skills) auszubilden,  empfiehlt sich der „Deeper Learning“-Ansatz mit den drei Lernphasen

                      1. Schüler/-innen Fachwissen an, 
                      2. arbeiten kreativ und problemlösend und
                      3. erbringen eine „authentische Leistung“, beispielsweise eine Präsentation, eine Ausstellung oder eine Aufführung.

                      Die Haltung hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie die Schule als Ganzes funktioniert und sich entwickelt – und damit auch auf ihre Fähigkeit, die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten.

                      Schlussbemerkung

                      Im Zuge technologischer, politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen verändern sich die Anforderungen an berufliche und gesellschaftliche Kompetenzen. Welpe/Ostmeier [15]https://ostmeier-66567.medium.com/schule-5-0-die-zukunft-von-schule-erfinden-73cd6eb9b87 weisen darauf hin, dass das Schulsystem in den letzten 100 Jahren keine grundlegenden Innovationen und Erneuerungen erfahren hat und fordern u.a.

                      • individualisierte Lernangebote,
                      • Curricula, die aktuell und zukünftig relevantes Wissen und Kompetenzen vermitteln sowie
                      • räumliche, zeitliche und strukturelle Flexibilität.

                      Darüber hinaus muss eine Schule 5.0 digitale Kompetenzen wie Programmieren und Technologiedesign sowie zukunftsrelevante Kompetenzen wie komplexes Problemlösen, innovatives Denken, Kreativität und Originalität, Eigeninitiative und eigenverantwortliches Handeln, aktives Lernen, unternehmerisches Denken, Quellenkritik, Empathie und Kollaboration umfassender und durchgängiger als bisher ausbilden. Schulcurricula müssen regelmäßig auf solche zukunftsorientierten Lerninhalte überprüft und angepasst werden.

                      Ursprünglich wollte ich mit diesem Beitrag die Serie abschließen. Während des Schreibens sind mir jedoch so viele weitere Gedanken – auch zu meiner persönlichen Einstellung zum (Schul-)Bildungssystem – gekommen, dass ich mich entschlossen habe, auch diese noch zu behandeln. Außerdem hat Hattie in seinem Interview[16]ebda. auf das Buch Developing Curriculum for Deep Thinking hingewiesen, in dem Überlegungen zur Kompetenzorientierung in Verbindung mit einer entsprechenden Wissensvermittlung vorgestellt werden, die gut in mein „Big Picture“ passen. Ich werde die Gedanken zusammenfassend vorstellen, verbunden mit einer Zusammenstellung einiger Literaturhinweise, damit Sie den einen oder anderen Gedanken aus den dann sieben Beiträgen aufgreifen und vertiefen können.

                      … stay tuned …

                      Bildnachweis:

                      Jamillah Knowles & Reset.Tech Australia / © https://au.reset.tech/ / Better Images of AI / Detail from Connected People / CC-BY 4.0

                       

                      References

                      References
                      1 https://www.cornelsen.de/_Resources/Persistent/e/f/c/4/efc40df2e93c4a89eba02bef2d4bd7326d885822/0001100000220%20FiBS_220329_001_Schuleitungsstudie.pdf
                      2 https://www.studienkreis.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2025/mehr-investitionen-in-bildung/
                      3 https://www.iqesonline.net/unterrichten/werkzeuge-kompetenzorientierter-unterricht/kompetenzraster-und-checklisten-rubrics/
                      4 https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/john-hattie-weniger-lehrplan-mehr-leidenschaft/
                      5, 8 https://www-user.tu-chemnitz.de/~nean/Onlineartikel/Probleme%20der%20Schulerbeurteilung.pdf
                      6 https://link.springer.com/article/10.1007/s11618-024-01216-9
                      7 https://www.lehrer-news.de/blog-posts/studie-belegt-notenvergabe-wird-durch-stereotype-verzerrt
                      9 https://koerber-stiftung.de/site/assets/files/32938/230721-korber-stiftung_eltern_im_fokus-web.pdf  , S. 9
                      10 https://www.podcast.de/episode/666290436/hoert-uns-zu-wie-kinder-und-jugendliche-schule-erleben
                      11 https://ostmeier-66567.medium.com/schule-5-0-die-zukunft-von-schule-erfinden-73cd6eb9b87
                      12 https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/rechnen-im-team-gemeinsam-mathematiklernen-muss-staerker-betont-werden-christoph-selter
                      13 Drabe, M. (2022): Das Fortbildungskonzept zur modernen Schule. Schule in der digitalen Welt. Augsburg: Auer.
                      14 https://www.schule50.de/fortbildung/
                      15 https://ostmeier-66567.medium.com/schule-5-0-die-zukunft-von-schule-erfinden-73cd6eb9b87
                      16 ebda.