@Twitter: Neues von und mit dem iPad

In der letzten Woche hat die Firma Apple ihr neues iOS vorgestellt. Und schwuppdiwupp hat EduTwitter ausprobiert und uns an den Erfahrungen teilhaben lassen. Zunächst, gewissermaßen als Einführung zwei Videos. Das eine kommt vom Kreismedienzentrum Zollernalbkreis, das andere – englischsprachig – von Matthew Pullen:

Nun, wie angekündigt, weitere Tipps aus der EduTwitter-Szene. Und wie immer einfach auf das Twitter-Icon klicken, um auf die Threads zu kommen.

 
 
…und Antworten auf häufig gestellte Fragen:

Zum Schluss noch ein Moodle-Selbstlernkurs des Landesmedienzentrums Baden Württemberg für Schülerinnen und Schüler:

 

 

Ich denke, der Kurs ist auch für Lehrkräfte von Interesse. So kann man im Sinne der Doppeldeckermethode zunächst einmal für sich selbst prüfen und entdecken, wie Selbstlernkurse auf Lernende wirken.

Das war es für heute mit weiteren Berichten aus den sozialen Netzwerken.

Stay tuned 

Bildnachweis des Titelbilds: geralt @pixabay

Hybrides Lernen – Apps & Tools

In meinem letzten Beitrag habe ich zwei hybrid angelegte Unterrichtsideen vorgestellt, die Lernmanagementsysteme voraussetzen (Webweaver/ lo-net2, Moodle/ Mahara). Im Netz finden sich eine Vielzahl weiterer Ideen. Hier einige Blitzlichter aus den einschlägigen Twitterblasen, die in der vorliegenden Schriftform teilweise kryptisch anmuten:

Viele dieser medienaffinen Lehrkräfte nutzen ihre Chance, probieren und diskutieren in den sozialen Netzwerken neue Lehr- und Lernwege. In vielen Threadverläufen wird erkennbar, wie unterschiedlich gedacht und gearbeitet wird. Wie nun einen Zugang auch für die Lehrkräfte schaffen, die gerade am Beginn ihrer Unterrichtserfahrung im Umgang mit den Werkzeugen aus Digitalien stehen? Denn auch die weniger in Digitalien agierenden Pädagogen waren von heute auf morgen gezwungen, ihren Unterricht zu überdenken. Vielen fühlten sich nicht wohl bei dem Gedanken, vorgefertigte Inhalte online zu vermitteln, ohne auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler eingehen zu können. Sie wollen zurecht sicherzustellen, dass ihre authentischen Unterrichtsstile intakt bleiben.

Ich greife die in vielen Schulen und Lerngruppen etablierte analoge Unterrichtspraxis auf, die sich im Wesentlichen auf die Vermittlung der im Kollegium verabredeten Curriculuminhalte konzentriert. In einer hybriden Ausprägung (Erweiterung) steht nun die Nutzung von Videokonferenzsystemen im Vordergrund. Es werden niederschwellige Tools und Wege vorgestellt, wie man diese zum Einsatz bringen kann. Dabei habe ich mich einmal “grenzüberschreitend” im Universitätsbereich (Phase 1) umgeschaut. Denn auch die Hochschulprofessorinnen und -professoren mussten über Nacht ihre Didaktik umstellen, nicht zuletzt durch die Entscheidung der Hochschulpräsidien, das gesamte Sommer- und vermutlich auch das kommende Wintersemester komplett online abzuwickeln. Quasi als Fernuniversität also. Bezüglich einer Transformation passiert da eine ganze Menge. Der Beitrag stellt Forschungsergebnisse vor und soll Mut machen, das eine oder andere in der Uni lernerfolgreich getestete Setting auszuprobieren.

Vorüberlegungen

Welche (datenschutzkonforme) Plattform kommt infrage? Eigentlich nur zwei: Jitsi und Big Blue Button. Der Beitrag Videokonferenzen – eine Plattform auswählen gibt Auskunft und begründet die begrenzte Auswahl.

Eine weitere Frage ist: Welche Voraussetzungen bringen die sogenannten Digital Natives, die Schülerinnen und Schüler eigentlich mit?

Sie sind vertraut mit

  • TikTok,
  • Snapchat,
  • Insta,
  • Jodel

und vielem mehr. Sie sind nicht vertraut mit

  • Selbstorganisation
  • Technik: keyboard shortcuts, Videokonferenzen
  • Netiquette zu Videokonferenzen

Schülerinnen und Schüler sind in Digitalien alberner, unreifer unterwegs, als man denkt. Erfahrene Lehrkräfte aus dem Twitterlehrerzimmer haben zum Thema Sketchnotes entwickelt:

Nun zu den Forschungsergebnissen aus der Hochschuldidaktik1:

Erfahrungen aus der Hochschuldidaktik

Synchron: DOs and DON'Ts

Videoqualität spielt eine eher untergeordnete Rolle, Teilnehmerinnen und Teilnehmer akzeptieren durchaus Übertragungsbrüche, aber nicht akzeptiert werden Abstriche bei der Audioqualität. D. h. zu Beginn einer Konferenz sollte den Schülerinnen und Schülern mitgeteilt werden, dass sie sich sofort melden sollen, wenn man nicht gut verstanden wird.

Weitere Erfolgsfaktoren:

  • Klare Anweisungen
  • Lernwirksamkeit ist im Livesetting höher, umso mehr, je mehr Interaktionen (Quizze, FAQ, Spiele) eingebaut werden
  • regelmäßige Beteiligung ermöglichen
  • unterschiedliches Schwierigkeitsniveau
Synchron: Audio Response Systemen (ARS)

Sogenannte Audience Response Systeme (ARS) bzw. Classroom Response System (CRS) erlauben das Stellen von Fragen an alle Lernenden gleichzeitig. Bei diesen Systemen stehen Echtzeit-Kommunikation und Interaktivität im Mittelpunkt der Anwendung. Bei webbasierten Systemen können Lehrkräfte in ihrem Account auf einfache Art und Weise die Fragen vorbereiten, editieren und die Ergebnisse anzeigen lassen. Während des Unterrichts haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit Laptop, Smartphone oder Tablet die von den Lehrkräften gestellten Fragen auf einer durch sie bekannt gegebenen URL (in der Regel wird automatisch ein QR-Code generiert) anonym zu beantworten. Zum Beantworten der Fragen ist kein Log-in notwendig. Die Resultate werden ohne Zeitverzug und grafisch aufbereitet im Browser angezeigt und können so nach Abschluss der Beantwortungszeit den Schülerinnen und Schüler präsentiert und durch die Lehrkraft (oder beiden) kommentiert werden.

Es gibt in der Unterrichtsforschung (noch) keine Aussagen über eine statistische Evidenz. Allerdings lassen Forschungsergebnisse aus der Hochschullehre vermuten, dass sich mit dem Einsatz von ARS/CRS eine Qualitätssteigerung erreichen lässt2:

  • ARS erhöhen Teilnahme, Aufmerksamkeit und Engagement und führen kurzfristig zu besserer Lernleistung.
  • ARS kontrollieren Wissen und steigern fachbezogenes Selbstvertrauen. Es finden sich kaum negative Effekte.
  • Aktive und passive Studierende haben gleichermaßen positive Einstellungen zu ARS, allerdings nur bei Freiwilligkeit und ohne Benotung.
  • ARS erfordern gründliche Einarbeitung in Technik wie auch Fragenkonstruktion. Zudem ist hinreichend Zeit einzuplanen. Moderationsfrage klären!

Konkret:

  • Wortwolken sind eine gute Wahl für Einschätzungen aus dem Auditorium, z. B. (answergarden.ch)
  • Vorteil von Systemen wie Sli.do: Man kann das System noch offen halten für Nachfragen. Lehrkräfte können ggfs. nachsteuern.
  • Multiple Choice Systeme helfen bei der Überprüfung von Verständnis.
  • Ergebnisse von Schülerinnen und Schüler dokumentieren lassen (E-Portfolio, Blog, Wiki). Auch hier gilt: Technik, Spielregeln, Arbeitsziele klar kommunizieren.
  • Breakout Rooms, Subspaces bilden. Bei der Einführung eines Videokonferenzsystems darauf achten, dass der Lehrkraft aus dem Raum heraus ein Handzeichen gegeben werden kann.
Synchron: Fragen und Antworten (Live Q&A)

Audience Response Systeme eigenen sich auch für die Umkehrung, also das Stellen von Fragen der Schülerinnen und Schüler an die Lehrkraft. Diese Systematik kommt häufig zum Einsatz, wenn die Lehrkraft (oder die Referentin, der Referent) bei einem Frontalvortrag, bei einer Präsentation vermeiden möchte, unterbrochen zu werden. Häufig beobachtet man z. B. bei Webinaren, dass der Präsentierende dauerend auf den Chat schaut, um Fragen “abzufischen”. Das schafft nachweisbar große Unruhe auf beiden Seiten.

Während des Vortrags haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, anonym mit Laptop, Smartphone oder Tablet Fragen auf einer durch die Lehrkraft bekannt gegebenen URL (in der Regel wird automatisch ein QR-Code generiert) einzugeben. Anonym vor allem deswegen, um auch sogenannten “dumme” Fragen zuzulassen. Denn diese erweisen sich häufig plötzlich gar nicht mehr als so dumm. Zuhörerinnen und Zuhörer können die Frage ebenfalls lesen und mit einem Like nach oben “spülen”, d. h. dem Vortragenden beim Aufruf der URL als prioritär zu beantwortende Frage ausweisen. Es erweist sich als Vorteil, wenn der Vortragende, die Lehrkraft eine Moderation bestimmt (kann auch ein Schüler, eine Schülerin sein), zum einen, um die Fragen zu sichten, zum anderen, um sie freizugeben. Manche machen sich einen Jux daraus, posten rechtsradikale Statements u. v. m. und schaffen somit Unruhe im Raum. Gleichwohl sollte die Moderation diese Vorfälle publik machen, auch wenn man wegen der Anonymität kaum auf die Urheber direkt zu gehen kann.

Vorteil von solchen Systemen wie z. B. Sli.do, frag.jetzt, tweedback, strawpoll, flinga: Man kann das System noch offen halten für Nachfragen. Lehrkräfte können ggfs. nachsteuern.

Synchron/ asynchron: Multiple Choice Fragen

Multiple Choice oder deutsch Mehrfachauswahl, auch Antwort-Wahl-Verfahren, ist eine in Prüfungen, Tests, Klausuren und Umfragen verwendete Fragetechnik, bei der zu einer Frage mehrere vorformulierte Antworten zur Auswahl stehen. Dabei ist es zu beachten, dass multiple choice im Englischen strikt eine gültige Antwort aus mehreren bedeutet, was im Deutschen Single Choice entspricht, während mehrere gültige Antwortmöglichkeiten im Englischen als multiple response bezeichnet wird. Es handelt sich um eine „erzwungene Wahl“ im Unterschied zum freien Antwortformat. Die Fragen bezeichnet man auch als geschlossene Fragen im Gegensatz zu offenen Fragen, bei denen der Proband eine freie Antwort eintragen muss. In einzelnen Tests oder Befragungen ist auch eine Kombination beider Fragetypen üblich3.

Hier einige Tipps zur Fragenkonstruktion:

  • Fragen sollten so formuliert werden, dass man sich die Antwort
    • bereits aus der Frage erschlossen werden kann, man also ohne die Antwortoptionen auskommen kann (meist bei MINT- Fächern). Oder:
    • die Antwort alle Informationen enthält, um die Frage beantworten zu können
  • Vermeidung von “Cue-Words”. Das sind ungewollte Lösungshinweise (Nie, immer,…), die meist auf Antworten hinweisen, die falsch sind
  • Antwortalternativen
    • sollten gleich lang sein (also Vermeidung von sehr kurzen und sehr langen Antwortitems)
    • gleich plausibel sein
    • nicht zu ähnlich, z. B. Wortwiederholungen
    • an unterschiedlichen Positionen liegen
    • wenig Negationen aufweisen (z. B. doppelte Negation)
  • Vier oder mehr Antwortalternativen, um die Wahrscheinlichkeit, die richtige Antwort per Zufall auszuwählen niedrig zu halten

Literaturhinweis: Hochschulübergreifender Leitfaden für den kreativen Teil bei der Erstellung anwendungsorientierter Prüfungsfragen, Verein Forum Neue Medien, Graz (2013)

Asynchron: Peer Assessment

Als Peer Assessment (engl. assessment „Beurteilung“) wird eine Methode bezeichnet, bei der Peers (= Personen, die die gleiche Rolle in einem bestimmten Kontext haben, wie beispielsweise Schüler einer Klasse), das Produkt eines Lernenden evaluieren. Falkichov (1986) beschreibt das Peer Assessment als eine Methode, bei der Peers reflektierte Kritik an dem Produkt eines anderen Lernenden üben und diesem Feedback zu vorher definierten Kriterien zur Verfügung stellen. Dabei kann das Ziel die abschließende Bewertung eines Endproduktes sein – summatives Peer-Feedback – beispielsweise die Endnote für ein Referat. Das Ziel kann aber auch die Verbesserung des Ergebnisses durch Einflussnahme während der Produkterstellung bzw. während des Lernens sein – formatives Feedback – beispielsweise Feedback zum ersten Entwurf eines Referats. Peer Assessments mit formativem Peer-Feedback können aufgrund ihres iterativen Charakters als Lernmethode angesehen werden.

Das Peer Assessment Verfahren wird je nach Variation dem Feld des kooperativen oder kollaborativen Lernens zugeordnet, wobei Peer Assessment eine globale Bezeichnung ist. Es gibt je nach Forschungsbereich und Themenfeld (siehe Variationen) auch weitere Begriffe für Peer Assessment Verfahren, wie beispielsweise „Peer response“, „Peer editing“ & „Peer evaluation“.4

Ich selbst habe im Informatikunterricht gute Erfahrungen mit sogenannten Peer Review Verfahren gemacht. Schülerinnen und Schüler haben in zufälligen Konstellationen die Umsetzung von Arbeitsaufträgen evaluiert. Mir wurde auf Nachfrage immer wieder zurückgemeldet, dass sie zum einen von den Lösungen anderer profitiert hätten, zum anderen aber auch die genaue Analyse des eigenen Codes geschätzt hätten. Schülerinnen und Schüler sind stets fair in der Beurteilungs(=Noten)rückmeldung. Meine Aufgabe war die Prozessevaluation: Die Lernenden bekamen von mir eine Rückmeldung über den gesamten Arbeitsprozess (Haltung, Unterstützung der Lerngruppe, Fairness beim Peer Review). Dabei habe ich dann exemplarisch den einen oder anderen Code angeschaut. Ich habe mich fast ausnahmslos dem Meinungsbild der Evaluatorinnen und Evaluatoren angeschlossen.

Forschungsergebnisse, kurz zusammen gefasst:

  • Peer Grading funktioniert dann, wenn Haus- bzw. Rollenregeln eingehalten werden und klar ist, was genau bewertet werden soll
  • Student Generated Content:
    • Schülerinnen und Schüler konzentrieren sich meist mehr auf Darstellung/ Aussehen, weniger auf Inhalt/ Konzept
    • Erfolgreiche Formate:
Asynchrone Methode: Wiki

Ein Wiki (hawaiisch für „schnell“) ist eine Website, deren Inhalte von den Besuchern nicht nur gelesen, sondern auch direkt im Webbrowser bearbeitet und geändert werden könnenDas Ziel ist häufig, Erfahrung und Wissen gemeinschaftlich zu sammeln und in für die Zielgruppe verständlicher Form zu dokumentieren. Die Autoren erarbeiten hierzu gemeinschaftlich Texte, die ggf. durch Fotos oder andere Medien ergänzt werden. Ermöglicht wird dies durch ein vereinfachtes Content-Management-System, die sogenannte Wiki-Software oder Wiki-Engine. Das bekannteste Wiki ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia, welche die Wiki-Software MediaWiki einsetzt. Zudem nutzen auch viele Unternehmen Wikis als Teil des Wissensmanagementsystems in ihrem Intranet (standortübergreifend). Ein einzelnes Dokument, eine Wiki-Seite, kann mit wenigen Klicks (Button Bearbeiten und Button Speichern oder Veröffentlichen) geändert werden. Zu diesem Zweck ist die Wiki-Seite zumeist in Form von Wikitext, einer leicht erlernbaren Auszeichnungssprache, gespeichert5.

Wikis sind besonders interessant wegen ihres eingebauten kollaborativen Schreibens, seinen sozialen Kommunikationsfunktionen und ihrer Fähigkeit, leicht ein öffentliches Produkt zu erzeugen. Der Wert von Wikis als Werkzeug für das Lernen ist jedoch nicht so klar. Persike hat in einem Webinar die Rolle der Lehrkraft besonders hervorgehoben: Muss sehr aktiv sein und muss das Thema sehr sorgfältig auswählen. Wiki darf nicht als Befüllungsmaschine dienen (= Text aus Internetrecherche einfach reinkopieren): Da lernen Schülerinnen und Schüler gar nichts.

Weitere Tipps sind:

  • Klare Arbeitsanweisung & Erwartungen formulieren
  • Detaillierte Anleitungen einbinden
  • Klare Bewertungsregeln nennen
  • Authentische Aufgaben entwickeln
  • Rollen und Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler klar definieren
  • Enges Monitoring der Schülerinnen und Schüler einziehen
  • Review und Kommentierungen obligatorisch machen

Abschließend empfiehlt Dr. Persike seinen Kolleginnen und Kollegen kurz und knapp:

  • Nutzt Funktionen des Videokonferenzsystems, achtet auf Datenschutz. Studentinnen und Studenten reagieren allergisch auf Verletzungen (z. B. Übernahme von Klarnamen, Einblick in private Räume)
  • Nutzt ARS & Live Q&A
  • Wenn ARS, dann auch Quiz (asynchron)
  • Kollaborationsformate nutzen (breakout rooms, messenger, chat, student generated content)
  • (Aus)Probieren, und: Evaluieren, evaluieren, evaluieren…

Im Folgenden habe ich in einer Art “Positivliste” geeignete Tools identifiziert und entsprechenden Kategorien zugeordnet. Neben einer Kurzbeschreibung finden sich zu jeder Anwendung Vor- und Nachteile sowie ergänzende Bemerkungen. Mir sind jederzeit Tipps und Ergänzungen willkommen, gerne via Kontaktformular.

Werkzeuge aus Digitalien: Q&A Live (ARS)

ArsNova

Dieser Audience-Response-Service ist aus einem EU-Projekt entstanden und verfügt über zahlreiche Frageformate. Man kann damit Vorträge der Lehrkräfte wie der Schülerinnen und Schüler interaktiv gestalten: Live und anonym antworten die Schülerinnen und Schüler auf die Fragen, stellen eigene Fragen oder geben Feedback zum Tempo und Verständnis des Vortrags. Das Live Assessment – die Lernstandsanzeige von arsnova.app – spiegelt den Grad der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler und die Lernwirksamkeit Ihres Unterrichts wider.
  • Sehr gut dokumentiertes ARS (siehe auch Bemerkungen).
  • Funktioniert aus Sicht des Inputgebers/des Vortragenden auch völlig ohne Registrierung.
  • Kostenfrei, ohne jede Einschränkung
  • Ausgereiftes didaktisches Modell, wenn auch aus der Hochschullehre stammend. Vieles lässt sich aber in die Schulwelt übernehmen.
  • Durch die enorme Vielfalt des Systemangebots bedarf es einer Einarbeitungszeit.
  • Handbuch des Anbieters
  • Beispiel des Anbieters
  • Feedbackr

    Bei diesem System stehen Echtzeit-Kommunikation und interaktive Eventgestaltung im Mittelpunkt der Anwendung. Das System wurde für die Hochschullehre der Uni Graz entwickelt und steht auch Schulen zur Nutzung zur Verfügung.

    • Es sind unbegrenzt viele Einzel- und Mehrfachauswahlfragen möglich.
    • Die Befragung ist schnell und intuitiv organisierbar, man kann bereits während der Erstellung der Fragen beobachten, wie die Frage auf den Geräten der Zielgruppe aussehen wird.
    • In der kostenfreien Version sind keine Fragebogenitems mit einer Textrückmeldung möglich, können gegen Bezahlung dazugebucht werden.

    Klickers

    Das Tool ist eine Webanwendung, die die Interaktion zwischen Lehrkraft und Schülerinnen und Schüler unterstützt. Es wurde vom Lehrzentrum des Departements für Bankwesen und Finanzen der Universität Zürich, Schweiz, entwickelt. Es wird seit vielen Jahren stark genutzt (in Universitäten in Schulen), die Rückmeldungen haben zu einem kompletten Re-Design geführt.

    • Als Fragetypen stehen Single-, Multiple Choice- und Textfragen zur Verfügung.

    • Die Präsentation der Ergebnisse ist übersichtlich und mit ausreichend vielen Optionen möglich: z. B.  Bar-Charts und Pie-Charts oder Wortwolke

    • Open Source (kann also auf einem eigenen Schulserver installiert werde

    • Englischsprachige Benutzerführung
    • Das Videotutorial des Anbieters zeigt, dass sich der Umgang mit dem System sehr intuitiv und verständlich gestaltet.

    Pingo

    Pingo wird seit 2011 interdisziplinär in der Uni Paderborn entwickelt. Beteiligte sind die Lehrstühle Wirtschaftsinformatik und -didaktik, das Department Chemie und das Fachgebiet Didaktik Informatik. Das Tool verhält sich ansonsten wie ein klassisches ARS (s.o.). Es erlaubt  eine unbegrenzte Teilnehmerzahl, unbegrenzt viele Fragen und verfügt über vier Fragetypen (neben den gängigen Typen Single- und Multiple-Choice-Frage kann man mit Pingo auch Freitext- und numerische Schätzfragen stellen).

    • Die Fragen lassen sich zur Vorbereitung in einem Katalog speichern, mit Schlagworten versehen und mit anderen Lehrkräften teilen.

    • Pingo unterstützt  den Import und Export von gängigen Formaten wie Moodle, XML und CSV.

    • Die Antworten können als Diagramm, Histogramm oder Wortwolken dargestellt werden. Richtige Antworten lassen sich visuell hervorheben

       

    • Das System ist nicht sehr performant, die Antwortzeiten sind im Vergleich zu den anderen Anbietern recht lang.

    • Das Löschen ganzer Kataloge kann nicht in „einem Rutsch“ organisiert werden, es muss Item für Item gelöscht werden

    • Videotutorial des Anbieters
    • Tutorial des Anbieters
    • Zu Testzwecken kann man das System zunächst ausgiebig testen. Benutzername: demo@pingo-projekt.de. Passwort: demouser. Aber Achtung: Der Testzugang ist nicht gepflegt.

    SliDo

    Slido ist eine preisgekrönte F & A- und Umfrage-Plattform. Slido setzt sehr stark auf ein intuitives Design ohne große Barrieren. Das Tool erlaubt die Anzeige von Umfragen (Polls), die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Fragen einreichen (die bei Bedarf auch moderiert werden können), sie können Fragen „liken“ und sie damit priorisieren und das Tool kann Tweets anzeigen (z. B. als Social Media Wall).

    • Schülerinnen und Schüler benötigen keine persönliche Registration für die Teilnahme
    • Das System ist webbasiert, benötigt also keine Installation
    • SliDo lässt sich leicht in Powerpoint, Keynote oder Prezi integrieren
    • Das System eignet sich insbesondere für eine Nachbereitung einer Videoveranstaltung: Schülerinnen und Schüler können weiterhin Fragen stellen, die Lehrkraft kann feststellen, inwieweit das Thema “verstanden” wurde.

       

    • Die Gratisversion erlaubt nur drei Umfragen pro Session

    Tweedback

    Tweedback ist ein Web-basiertes Live-Feedback-System der Universität Rostock, das den Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden vor allem in Lehrveranstaltungen fördern soll. Der Name “Tweedback” ist eine Zusammensetzung aus den englischen Begriffen “to twitter” (“sich etwas erzählen”, “zuflüstern”) und “feedback”.

    • Der Panic-Button ermöglicht Studierenden während der Lehrveranstaltung dem Lehrenden mitzuteilen, dass sie nicht folgen können. Dieser kann in Echtzeit darauf reagieren und zudem feststellen, ob die Aufmerksamkeit oder die Konzentration des Publikums schwindet.
    • Das Quiz-Feature bietet die Möglichkeit Multiple-Choice-Fragen an die Zuhörenden zu stellen.
    • Über die Chatwall können die Studierenden Fragen stellen, die dann entweder direkt von dem Lehrenden oder den anderen Studierenden mit Hilfe der Chatwall beantwortet werden können.
    • Webbasiert, also keine App verfügbar

    ... und sonst

    Empfehlungen aus #twitterlehrerzimmer (ohne sie getestet zu haben):

    • StrawPoll

    Werkzeuge aus Digitalien: Quizze

    h5p

    H5P ist ein hochwertiges Web-Tool mit dem verschiedene interaktive Lerninhalte (z.B. Zuordnungen, Zeitstrahl, Quiz, Diktat,…) erstellt werden können. Diese Inhalte lassen sich zum Beispiel auf der eigenen Schulwebseite oder in einen Moodle-Kurs einbinden. Sie sind auch auf mobilen Geräten abrufbar. 
    • kostenfrei via zum.de
    • schnelle Erstellung von Inhalten und Lernmaterialien
    • Verknüpfung mehrere Lernmaterialien (z. B. Videos mit Quizfragen, Texten oder Bildern)
    • Interaktive Gestaltung, die verschiedene Lerntypen anspricht 
  • Internetanschluss ist notwendig
  • genaue Anleitung für Lernende nötig
  • Anmeldung auf der Website notwendig oder Moodle- oder WordPresszugang 

    learningApps

    Mit LearningApps.org können Lehrende und Lernende interaktive und multimediale Übungen auf einfache Weise erstellen. Hierfür werden eine Reihe von Vorlagen angeboten (z.B. Varianten von Zuordnungs- und Ordnungsaufgaben, Quizze, Umfragen), die mit eigenen Inhalten gefüllt werden können.

    • kostenlos
    • webbasiertes Angebot
    • viele Vorlagen für Übungen und Spiele
    • kurze Einarbeitungszeit
    • erstellte Apps sind über Code-Snippets leicht auf andere Websites oder in ein LMS einbindbar (Source-Code herunterladbar)
    • versierte Entwickler können eigene Vorlagen erstellen und anderen Nutzern zur Verfügung stellen
    • Vorlagen sind nur eingeschränkt anpassbar.
    • Aufgabenfeedbacks könnten etwas differenzierter sein.
    • Internetverbindung benötigt

    kahoot!

    Kahoot ist ein interaktives Quiz- und Umfragetool für die ganze Klasse. Die Fragen werden im Klassenzimmer mittels Beamer oder beim Fernunterricht mittels Videokonferenz präsentiert und die SchülerInnen können mit ihren mobilen Endgeräten antworten.

    • Wiederholung sowie Festigung von Wissen
    • Spielerische Überprüfung der Lernziele
    • Interaktiv
    • Anregung zur Diskussion, führt zur gesteigerten Meinungsäußerung
    • Anwednung und Benutzerführung in der englischen Sprache 
    • Das Spielerische dieser Methode könnte vom Wesentlichen (Inhalt) ablenken

    quizlet

    Die App Quizlet ist vor allem für den Fremdsprachenunterricht ein ausgesprochen nützliches Tool, mit dem sich digitale Lernsets erstellen lassen, die wie ein Karteikartensystem zum Lernen von Vokabeln angelegt sind.

    • schnelles Erstellen von Materialien

    • Inhalte können nicht nur aus Texten, sondern auch aus Audiodateien und Abbildungen bestehen

    • großer Materialpool

    • Browser- und App-basiert

    • Lernende benötigen keine Anmeldung

    • Zur Erstellung der Karteikarten ist eine Anmeldung notwendig

    • Werbung in der kostenfreien Version

    Werkzeuge aus Digitalien: Kollaboration

    answergarden

    AnswerGarden ist das ideale Web-Tool zum schnellen Sammeln von kurzen Antworten, Ideen und Rückmeldungen der SchülerInnen. Die Anzeige der eingegebenen Begriffe erscheint in Echtzeit in Form einer Wortwolke. Der Dienst ist kostenlos und erfordert keine Registrierung. 
    • Einfache Benutzerführung.
    • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
    • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 

    Padlet

    Eine sehr einfache Möglichkeit, Aufgaben zu formulieren und von Schüler/innen dazu Input in Form von Text zu erhalten ist das ZUMpad.
    • Einfache Benutzerführung.
    • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
    • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 

    Flinga

    Flinga ist ein webbasiertes Tool, mit dem sich sehr einfach Online-Kollaborationsumgebungen gestalten lassen. Grundsätzlich steht eine Brainstorming-Umgebung (Flinga Wall) und ein kollaboratves Whiteboard (Flinga Whiteboard) zur Auswahl zur Verfügung. Zum Teilen wird ein direkter Link, ein Code zum Eingeben und ein QR-Code zur Verfügung gestellt.
    • Einfache Benutzerführung.
    • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
    • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 
    • Englische Benutzerführung

    Werkzeuge

    Und sonst ...

  •    
  • Wie lässt sich in einem Online-Kontext kollaborativ und kreativ lernen, Newsletter von Nele Hirsch (01.05.2020)

    Online-Werkzeuge für den E-Learning-Unterricht aus der Ferne, Tools vorgestellt von Andreas Kalt (Kreisgymnasium Neuenburg)

    Tools für kollaboratives Arbeiten, Nele Hirsch, Nina Toller und Bob Blume in einem bpb-Beitrag

    Digitale Lern- und Arbeitsprodukte kollaborativ erstellen, Ergebnisse aus dem Prozess der Werkstatt schulentwicklung.digital 2018/19

    Klärerzimmer – Blogbeitrag zu Kollaborative Tools

    Werkzeuge aus Digitalien: Feedback

    bittefeedback

    Mit BitteFeedback.de kann man einfach und unkompliziert Feedback geben oder erfragen. Wenn man eine Umfrage erstellt hat, erhält man auf der letzten Seite (nach Eingabe der gewünschten Fragen) sowohl den Link zum Teilen mit den TN, als auch den Link, unter dem dann später die Ergebnisse abrufbar sein werden. Diesen Link muss man sich abspeichern, um später auf die Ergebnisse zugreifen zu können. Man kann selbst entscheiden, mit wem man den Link teilen möchte.
    • Einfache Benutzerführung.
    • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
    • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 
    • Es gibt lediglich zwei Antwortformate: Bewertung durch bis zu fünf Sternen, Eingabe von Text. Für viele Feedbackfragestellungen reichen diese Formate in der Regel.
    • Nur im Webinterface aufrufbar.
  • Alle Eintragungen werden nach 14 Tagen gelöscht. Nähere Informationen findest Du im Impressum und den Hinweisen zum Datenschutz
  • Mentimeter

    Mit dem in der Schulwelt sehr verbreiteten,  webbasierten Tool Mentimeter lassen sich schnell anonyme Umfragen erstellen. Mit ihm lassen sich ohne viel Aufwand Einzel- und Multiple Choice- Fragen erstellen. Außerdem sind freie Antwortformate in Textform möglich. Die Auswertung gestaltet sich in diesem Fall als Wortwolke.

    • Fragen lassen sich schnell generieren
    • Viele unterschiedliche Fragetypen: Neben Multiple Choice, offenen Fragen, auch Bewertung auf einer Skala (100 Punkte, die entsprechend der Anzahl der Items diese Obergrenze rechnerisch berücksichtigt!)
    • Videoeinbettung (allerdings nur in Google Chrome)
    • Keine Begrenzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    • sehr einfach in der Bedienung
    • Vorlagen helfen bei der Erstellung des Feedbacks 
    • keine App notwendig, da im Browser nutzbar 
    • kostenlose Standard-Version, die sehr viele Funktionalitäten aufweist
    • Englischsprachige Benutzerführung
    • Es können in der kostenfreien Variante nur maximal zwei Fragen gestellt werden.

    Oncoo

    Oncoo ist ein digitaler Werkzeugkasten zur Strukturierung von einigen Methoden im Unterricht. Unterstützt werden bisher eine digitale Kartenabfrage (z. B. für Brainstorming, Feedbackgabe), ein Helfersystem, ein Lerntempoduett, Placemat sowie eine Zielscheibe zur Meinungsumfrage.

    • Die meisten Tools sind auch auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Keine Registrierung oder Installation, weder für Lehrkräfte noch für Schüler: Nach der Auswahl eines Werkzeuges wird ein einmaliger Link, QR-Code erstellt, der die Anwender entsprechend zuordnet (DSGVO-konform)
    • Leichte und unkomplizierte Erstellung
    • OER
    • Keine Apps für iOS, Android
    • Wortwolkendarstellung nicht optimal, answergarden ist hier besser
    • kein langfristiges Arbeiten möglich

    Classroomscreen

    ExitPoll ist ein digitales Werkzeug, um ein schnelles Feedback zu einer zentralen Frage zu erhalten. Zum einen können SuS zu Beginn der Stunde auf die Frage vorbereitet werden (summative Abfrage) oder während es Unterrichtsprozesses, um eine ganz schnelle Einschätzung zu erhalten (formative Abfrage).

    • Das Tools ist auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Keine Registrierung oder Installation, weder für Lehrkräfte noch für Schülerinnen und Schüler.
    • Sofortige Auswertung und Darstellung der Rückmeldung
    • Nur quantitative Rückmeldung. Für eine qualitative Einschätzung benötigt es ein anschließendes Gespräch im Plenum. Vielfach wird der ExitPoll am Ende der Stunde durchgeführt. Dann kann der Abstand zur nächsten Unterrichtsstunde möglicherweise zu groß geworden sein. 

    Edkimo

    Edkimo ist eine digitale Kommunikationsplattform, die Feedback, Partizipation und Evaluation im Lernprozess ermöglicht. Mit Edkimo können Lehrkräfte, Schulen und Bildungseinrichtungen mühelos ein konstruktives und anonymes Feedback der Lerngruppe und des Kollegiums einholen, auswerten und besprechen. Diese Rückmeldungen fließen unmittelbar in Partizipations- und Evaluationsprozesse ein und können direkt für die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden, so die Einführung des Anbieters

    • Das Tool ist auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Apps für iOS, Android
    • Sofortige Auswertung und Darstellung der Rückmeldung
    • Entwickler / Gründer ist Lehrer an einer Berliner Schule.
    • Nur für einige Bundesländer kostenfrei.

    ... und sonst

    Tipps aus dem #Twitterlehrerzimmer:

    Padlet von Andreas Schmitt zum Thema

    Entgegen vielen Unkenrufen bewegt sich etwas in der Hochschuldidaktik. Es hat Spaß gemacht, den Professorinnen und Professoren in einem Qualifizierungsspecial von e-teaching.org über die Schulter zu schauen. Diese Erfahrungen bzw. Einsatzszenarien müssen nun auch Eingang finden in der Aus- und Fortbildung. Denn immerhin warten ja nun examinierte Lehrkräfte auf ihre Vorbereitung auf den Schuldienst. Daher ist es nicht verwunderlich, auch hier auf Kolleginnen und Kollegen zu stoßen, die sich vergleichbare Überlegungen machen, z. B.:

    Der Beitrag hat mit einigen Sketchnotes in das Thema eingeführt und soll nun auch mit einer visualsierten Zusammenfassung enden. Das Bild von Jutta Korth ist im Rahmen eines Webinars von Adriane Langela-Bickenbach und Philippe Wampfler entstanden:

     

     

    Titelbild, Slidebild quizze, feedback: Gerd Altmann @pixabay

    Slidebild Kollaboration: civilservicelocal, Q&A Live: coyot

    Digitale Plattform (LMS): Eine Orientierungshilfe

    Im Zusammenhang mit den Diskussionen rund um Fernunterricht, aka Hybridlernen, aka Homeschooling werden immer wieder Forderungen nach einer digitalen Plattform laut. Florian Emrich (Konrektor einer Grundschule, Medienberater in NRW) in einem Tweet: “Ich hätte ja gerne einen Wahl-o-mat für schulische Lernmanagementsysteme. 10 Fragen beantworten und gewichten und danach eine Anzeige bekommen, welches aktuell verfügbare System am ehesten passend ist.” So oder ähnlich dürfte es aktuell vielen vor Ort Entscheidern gehen, seien es Schulleitungen und/oder Schulträger. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit möglichen Einführungsszenarien in Schulen.

    Vorab folgende Definition des Begriffs „digitale Lernumgebung“:

    Digitale Lernumgebungen stellen interaktive Systeme dar, die den Lerninhalt, pädagogische Modelle sowie Interaktionen zwischen den Lernenden an die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der Benutzer anpassen und personalisieren.

    Eine Lernplattform bzw. Learning Management System (LMS) ist ein komplexes Content-Management-System, das der Bereitstellung von Lerninhalten und der Organisation von Lernvorgängen dient. Aufgabe einer web-basierten Lernumgebung ist, die Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden zu ermöglichen. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen Bildungsanbieter und lernender Person. Nicht darunter fallen Bildungsinhalte, die über das Internet angeboten werden, wie die üblichen Webpräsenzen oder -portale. Vorteile einer Lernplattform sind Entlastung im Lehrbetrieb, die Regelung des Informationsflusses, Vereinfachung des Lernens und Übernahme zahlreicher Verwaltungsaufgaben.

    Zunächst zwei einführende Videos: Das linke (bzw. das erste) Video stammt von studiumdigitale und ordnet Begrifflichkeiten ein, das rechte Video (bzw. das zweite) zeigt einen Ausschnitt aus einem Film von Valerie Henschel: Schulen im Corona-Stress – Lernen aus der Krise. Sie stellt in dieser Filmpassage eine Schule aus Mainz vor, wie sie eine digitale Plattform in den aktuellen Corona-Zeiten nutzt.

    Stellvertretend für diese Definition/ Praxis stehen Softwaresysteme wie z. B. Moodle, DiLer, WebWeaver®, itslearning®, IServ®, HPI Cloud, schulmanager online, die unter einer zentralen Oberfläche mehrere aufgabenspezifische Teilprogramme anbieten, mit denen verschiedene Lernszenarien unterstützt werden, u. a.:

    • Dateiablage: Grundsätzlich können sowohl Lehrkräfte wie auch Schülerinnen und Schüler Ordner anlegen und Dateien hoch- und herunterladen.
    • Wiki individualisiert und global, mit unterschiedlichen Schreib- und Leserechten
    • Blog, individualisiert und global, mit unterschiedlichen Schreib- und Leserechten
    • Schwarzes Brett (Forum) mit Schreibrechten für alle Mitglieder der Lerngruppe
    • Chat: Alle Mitglieder der Lerngruppe können chatten.
    • Videoconferencing: Tool, das im Wesentlichen in einem Präsentations- und / oder Schreibtisch- Sharing besteht
    • Umfragen: Tool, das sowohl für Meinungsumfragen als auch für Feedbackgaben genutzt werden kann
    • Lernpfade: Tool, das strukturierte Wege durch eine Reihe von aufeinander abgestimmten Arbeitsaufträgen entwickeln hilft. Schülerinnen und Schüler können dann im Unterricht und/ oder zu Hause selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten und üben.

    Lehrkräfte und Lernende kommunizieren mit diesem passwortgeschützten System über einen gewöhnlichen Webbrowser bzw. eine App. Gemeinsam ist diesen Konzepten, dass trotz einer einheitlichen Gestaltung der Lernumgebung eine auf den Lernenden zugeschnittene, individualisierte und personalisierte Darstellung des Lernmaterials möglich ist. Das gelingt mit Werkzeugen zur Erstellung, Kommunikation und Verwaltung von Lerninhalten sowie zur Koordination von webbasierten Lernangeboten und zur Beurteilung der Lernenden (Feedback-, Umfragetools).

    Digitale Lernumgebung: Kritik

    Medienaffine Lehrkräfte wie Aus- und Fortbildner*innen äußern sich kritisch zu dieser Form der digitalen Didaktik. Twitter- und Blogbeiträge zweier Pädagogen verweisen darauf, dass ein LMS letztlich “old school” sei, da es die SAMR-Stufe 2 nie verlasse …

    Kritik aus der universitären Lehre (Phase 1)

    Herbert Hertramp ist Ausbilder von Lehramtsstudentinnen und -studenten und hat sich in einem Thread mit dem LMS Moodle auseinandergesetzt 1:

    Habe nun etliche Zeit mit der Frage verbracht, ob Moodle in der heutigen Zeit wirklich noch zur Online-Lehre taugt. Hm, mein Fazit würde ich überschreiben mit: “Moodle zementiert das Modell der geschlossenen Klassentüre”.

    Ja, man kann feine Sachen in Moodle umsetzen. Wenn man viel Zeit in Bastelarbeiten investiert, kann man das System sogar “modern” wirken lassen. Auch schätze ich Verknüpfungen, H5P-Aktivität usw. usw. usw. Aber das alles passiert in einer “Kapsel”. So, wie eben vor Jahrzehnten bereits kreativer und guter Unterricht in einem geschlossenen Klassenzimmer ablief. Dass eine “offene Klassentür” deutlich besser ist, wird ja nun auch schon seit Jahrzehnten an etlichen Schulen gezeigt.

    Fachübergreifend oder offen oder vernetzt – das alles sind “alte” Hüte. Aber inzwischen ist der Aspekt der “Vernetzung” (und des flexiblen Austausches in andere Systeme) zentral geworden. Und hier hat Moodle ganz deutliche Schwächen. Mir kommt es so vor, dass die Teilnehmer:innen und Dozent:innen sehr viel Arbeit in etwas stecken, was die “Diffusion” durch die Wände der Kapsel niemals schaffen wird – und damit auch von anderen nicht wahrgenommen werden kann.

    Jede(r) erfindet das Rad neu. Von daher bin ich nur bedingt mit der aktuellen Tendenz zufrieden, im Schulsystem so sehr auf Moodle zu setzen. Gerade für die Lehramtsausbildung benötige ich offene Formate, die Produktionen von Schüler:innen deutlich besser abbilden und Unterricht besser vernetzen können.

    Die o. g. Vorbehalte gelten übrigens für jedes LMS. Lehrkräfte im #twitterlehrerzimmer bestätigen durchaus die Einschätzung des Ausbilders und sehen dennoch in der Verbindung mit H5P Möglichkeiten, bisher unbekannte (Lern)Aktivitäten in Gang zu setzen. Im übrigen, so weitere Kommentare, sorge die Moodle-Community für fortlaufende Verbesserungen, auch in Richtung des 4K und/ oder Dagstuhl-Modells.

    Kritik aus einem Studienseminar (Phase 2)

    Jan Marenbach, ein Seminarausbilder (Phase 2) formuliert in seinem Blogbeitrag2 ebenfalls Vorbehalte zu dieser Transformation digitaler Didaktik, hier am Beispiel der HPI Cloud:

    Das LMS fokussiert in seiner Architektur das klassische Hochladen von Präsentationsdateien, Dokumenten oder Tabellen. (…)  Die sparsam gestaltete Benutzeroberfläche, in der Visualisierungen etwa durch eine Linkvorschau nicht möglich sind, erlaubt nur geführtes oder zielgerichtetes Navigieren — intuitives Suchen und Stöbern funktioniert kaum. Das hat Folgen für den Workflow: Es liegt mehr Verantwortung bei den “Erstellern”, Wege vorzugeben. (…) Die Vorteile, die sich aus der Verwendung von BigBlueButton als Oberfläche für Videokonferenzen, aus einem Chattool sowie aus Kalender- und Office-Applikationen ergeben, werden aufgehoben durch eine geschlossene Struktur, die ein selbstbestimmtes Navigieren im Internet verhindern soll. (…) Ich habe daher die Sorge, dass die Entwicklungen der letzten Wochen mit zunehmender digitaler Vernetzung und Kollaboration der Kolleg*innen am Studienseminar untereinander mit Einführung der Schulcloud einen Rückschritt erleben werden: Wir ziehen uns zurück in die abgeschlossenen Räume unserer Kurse und “schließen die Tür”.

    Jan Marenbach verbindet seine mediendidaktische Analyse mit seinem, eher auf Kollaboration ausgerichteten didaktischen Verständnis:

    Ich bin gewohnt, den Austausch mit den Lehramtskandidat*innen sowie den kollegialen Austausch über Padlet zu gestalten: Inhalte werden dort kuratiert und laden über die Linkvorschau zum Stöbern ein, Konzepte werden über offene Dokumente zugänglich gemacht und kollaborativ weiterentwickelt bzw. Dokumentation zum Kommentieren veröffentlicht. Durch neue Verlinkungen von Blogs, Padlets, cloudbasierten Präsentationen und weiteren Materialsammlungen bleibt das Padlet “lebendig”.

    Marenbach ist verantwortlich für eine Vorbereitung der Lehrkräfte auf deren Job in der Schule. Bereitet sein Ansatz wirklich auf das Lernsystem Schule vor? Oder wird nicht vielmehr etwas vermittelt, was sich auf Seminarebene ganz gut umsetzen lässt, nicht jedoch über alle Klassen hinweg im System Schule? Ist es nicht mit Blick auf Letzteres wünschenswert, beides vorzufinden: Ein Classroom- Management unterstützendes LMS, gekoppelt mit Kollaborationstools, die das didaktische Spektrum erweitern helfen? 

     

    Ich will es dabei bewenden lassen und die inhaltliche Diskussion nicht weiter befeuern. Die ist im Gange und wird die eine oder andere wünschenswerte didaktische Ergänzung hervorbringen. Erste Anregungen dazu habe ich im Prolog meines Beitrags Digitale Didaktik – Blaupausen beschrieben. Die Transformation wird sich nicht leicht bewerkstelligen lassen, denn neben den vielen Lehrkräften, die zurzeit die ersten Schritte gehen, gibt es eine Reihe von medienaffinen Lehrkräften, die mit den Vorschlägen Deeper Learning, E-Portfolio, Maker, Agiles Lernen (Scrum, Kanban) etwas anzufangen wissen. Es wird also auf eine kluge und professionelle Moderation ankommen (siehe unten, 2. Empfehlung).

    Ich halte den Weg, den wir 1996 bei Schulen ans Netz e. V. mit lo-net begonnen haben, noch immer für den richtigen Einstieg in das Thema. Auch nach mehr als 20 Jahren. Unsere Prämisse war seinerzeit: Lass’ uns auf die aktuelle Unterrichtssituation schauen und lass’ uns den Lehrkräften einen Einstieg eröffnen, der eine Transformation des eigenen (analogen) Lernszenarios nach Digitalien erleichtert. Die Evaluation eines Landesinstituts hat das für bremische Schulen bestätigt. Dazu im nächsten Abschnitt, genauer 3. Empfehlung, mehr.

    Ergänzende Informationen

    Empfehlungen

    1. Empfehlung: Regionales (Schul)Netzwerk bilden

    Die Bertelsmann-Stiftung hat bereits in den 90er Jahren auf eine Netzwerkarbeit unter Schulen gesetzt. Seinerzeit überregional (Netzwerk innovative Schulen), nun – vor allem in NRW – regional. 2017 wurde in der Region Gütersloh das Projekt Schule und digitale Bildung aus der Taufe gehoben.3

    Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es, in den fünf Projektjahren bis 2022 ein Unterstützungsangebot für die 114 Schulen und ihre 18 Träger im Kreisgebiet Gütersloh aufzubauen, damit sie einerseits die Qualität des Unterrichts und der schulischen Arbeit verbessern und die Teilhabe der Kinder und Jugendlichen in einer zunehmend digital geprägten Lebens- und Arbeitswelt gewährleisten können. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts gemeinsam mit den Schulen, den Schulträgern, der Schulaufsicht, dem Bildungsbüro für den Kreis Gütersloh, den Medienberatern und dem Kompetenzteam des Kreises sowie vielen externen Beraterinnen und Beratern zusammen. (…)

     

    Das Projekt „Schule und digitale Bildung“ unterstützt Schulen dabei, zeitgemäßes Lernen zu ermöglichen – auch durch den Einsatz digitaler Medien. Es geht um eine Erweiterung der Kompetenzen, des Methodenrepertoires und der didaktischen Möglichkeiten von Lehrkräften sowie die Etablierung einer Lernkultur, die stärker auf individualisiertes Lernen und individuelle Förderung sowie an den aktuellen Anforderungen der Gesellschaft ausgerichtet ist. Diese Veränderungen hinsichtlich der Integration digitaler Medien in das Schul- und Unterrichtsleben erfordern abgestimmte Planungen der Schulen (Medienkonzept) mit ihrem Träger (Medienentwicklungsplanung), sowie bedarfsgerechte Qualifizierungen und Unterstützungsangebote. Deshalb unterstützt das Projekt die Verantwortlichen aus den Schulen und ihre Träger dabei, sich über zeitgemäßes Lernen und eine pädagogisch begründete, zukunftsfähige Ausstattung zu verständigen und sie in ihre schuleigenen Konzepte zu implementieren. (…)

     

    Für die Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern und die zu gestaltende Unterrichtspraxis stellt die Digitalisierung eine große Chance dar. Das Projekt unterstützt Lehrkräfte und Schulleitungen, die Chancen und Potenziale der Digitalisierung zu erproben und zu nutzen, mit dem Ziel ihre Schul- und Unterrichtsqualität zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Eine zentrale Funktion nimmt hierbei die Medienkonzepte der Schulen ein. In diesen werden sowohl die unterrichtlichen Veränderungen, die sich durch den Einsatz neuer Medien ergeben, als auch die spezifischen Schritte der Schulentwicklung beschrieben. Damit erhalten die Medienkonzepte für alle am Schulleben Beteiligte einen handlungsleitenden Charakter. Entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen und bedarfsorientierte Angebote des Projektes unterstützen Schulleitungen, Lehrkräfte und Schulträger dabei ihre eng abgestimmten Entwicklungen zu planen und umzusetzen.

    Die Schulvertretungen tauschen sich regelmäßig aus, erfahren so von erfolgreichen pädagogischen Ideen und Umsetzungen. Im Netzwerk der 114 Schulen organisierte Fortbildungen werden anschließend lokal in den einzelnen Schulen, in den Fachschaften weitergegeben. So multipliziert sich Wissen ohne größeren Stundenausfall. Lediglich die Freistellung der Lehrkräfte für die regionalen Treffen, für die Runden Tische hat die Schulleitung sicherzustellen.

    2. Empfehlung: Meinungsbild in der Schulgemeinde einholen

    Kluge und professionelle Moderation ist nur möglich, wenn man über Anwendungswissen verfügt, um genau das zu vermeiden, was das Bild des Schweizer Pädagogen Beat Döbeli Honegger andeutet4:

    Das Bundesministeriums Bildung, Wissenschaft und Forschung in Österreich hat eine Reihe von Fragebögen entwickeln lassen, die den Schulen eine Evaluation der Corona-Angebote ermöglichen helfen (vgl. etwa “Evaluation und Feedback zu Fernunterricht” des Bundesministeriums Bildung, Wissenschaft und Forschung, Österreich). Die Fragebögen sind in Kooperation mit IQESonline.net entstanden. Der Geschäftsführer bietet einen kostenfreien 4-wöchigen IQES-Probezugang an, um die IQES-Mediathek zum Lernen mit digitalen Medien kennenlernen sowie webbasierte Befragungen zum Fernunterricht durchführen zu können und schreibt dazu: …bitte vermerken Sie beim 3. Schritt „Konto“ im Feld „Ihre Mitteilungen“: „vierwöchiger kostenloser Probe-Account“.

    Ich kann aus eigener Erfahrung den kostenpflichtigen Anbieter empfehlen: Man bekommt qualifizierte Unterstützung, z. B. bei ergänzenden, eigenen Fragen zum bestehenden Pool. Auswertungstools zeigen das Ergebnis in verschiedenen Repräsentationen an (Tortendiagramme, Tabellen, …). Weitere Vorteile sind die Vernetzung der im System befindlichen Schulen, Ideen und Strategien zur Schulentwicklung und eine mit vielen Materialien ausgestattete digitale Bibliothek.

     

    3. Empfehlung: Erfahrungswerte aus anderen Kommunen nutzen

    Noch ist nicht überall die Entscheidung für ein LMS gefallen. Auf Schulträgerebene empfiehlt sich eine Vernetzung von Schulen. Das Landesinstitut für Schule Bremen (LiS) hat für seine Schulen einen sehr professionellen Weg gewählt: Von der Entwicklung eines Pflichtenhefts über die Analyse vor Ort in Schulen, die in Frage kommende Systemlösungen im Einsatz hatten, über die Auswertung und abschließende Kriteriengewichtung zur Ausschreibung.5

    Evaluationssetting

    Der Schulträger Bremens hat 2010 begonnen darüber nachzudenken, wie Schulen mit einer digitalen Plattform unterstützt werden können. Es gab zu diesem Zeitpunkt bereits eine Reihe von Schulen, die aus eigenem Antrieb das eine oder andere LMS eingesetzt haben. Das Medienzentrum wollte sich diese Erfahrungen zu nutze machen und hat einen Leitfaden entwickelt. Leitfragen bei den geplanten Interviews mit den unterschiedliche Plattformen nutzende Schulen waren:

    1. Welche Ziele haben Sie sich für den Einsatz der Lernplattform gesetzt? Welche Ziele wurden erreicht, welche nicht?
    2. Welche Erfahrungen haben Sie um Umgang mit der Lernplattform gemacht (Probleme, Vorteile)? Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse mithilfe von drei konkreten Beispielen.
    3. Welche Wünsche haben Sie? Welche Anforderungen stellen Sie an eine Lernplattform?
    4. Welche Möglichkeiten zur Unterrichts- und Schulentwicklung nutzen die Schulen, wenn ihnen eine Lernplattform zur Verfügung steht?
    5. Welche hemmenden und fördernden Faktoren lassen sich dabei erkennen?
    6. Welche Unterstützung benötigen Schulen und Lehrkräfte bei der Etablierung dieses neuen Werkzeugs, welche Ressourcen müssen bereitgestellt werden? 
    Ergebnisse
    • Die Schulen haben eine Vorstellung davon, was mit einer Lernplattform erreicht werden soll. Sie sind in der Regel nicht verschriftlicht und lassen sich demzufolge auch nicht evaluieren. Damit ist eine Prozesssteuerung erschwert.
    • Sind organisatorische- technische Voraussetzungen nicht vollständig erfüllt, scheitert der Einsatz der Plattform für die ganze Schule.
    • Der Funktionsbereich Dateimanagement wurde an allen Schulen genutzt und bildet den Einstieg bei der Nutzung der Plattform in doppelter Hinsicht:
      • Schulen, in denen die verfügbare Lernplattform von der Schulleitung als Werkzeug zur Schulentwicklung genutzt wird, “locken” die weniger IT-affinen Kolleginnen und Kollegen auf die Plattform, indem (nur) Dokumente zentral verfügbar gemacht werden, die so aktuell, vollständig und übersichtlich auf keinem anderen Weg zugänglich sind.
      • Lehrkräfte, die mit der verfügbaren Plattform im eigenen Unterricht arbeiten, stellen dort stets auch Dokumente für ihre Schülerinnen und Schüler ein. Oft werden (später) auch weitere Funktionalitäten genutzt.
    • Die aktiv beteiligten Schulen erkennen nach kurzer Zeit das erhebliche Potenzial, das dieses Werkzeug für die Entwicklung der eigenen Schule spielen kann
    • Die unterschiedlichen Ansätze, die an den beteiligten Schulen mit der Lernplattform verfolgt werden, spiegeln die unterschiedlichen Profile der verschiedenen Schulen wider.
    • Etliche Schulen, die gar nicht am Projekt beteiligt waren, haben davon erfahren und zeigten großes Interesse an den Ergebnissen. In den meisten Fällen stellten sie eine schulinterne Entscheidung solange zurück, bis die Bildungsbehörde Konsequenzen aus der Studie gezogen hat.

    Hier einige Dokumente, die seinerzeit (2010) veröffentlicht wurden:

    Was erhoffen bzw. befürchten wir vom Unterrichten mit Lernplattformen, Kriterienliste-1, Kriterienliste-2 

    Empfehlungen der Evaluationsgruppe
    1. Liegt der Schwerpunkt auf Unterrichtsentwicklung, dann mit der Einführung der Lernplattform in der Regel in Jahrgangsteams beginnen, die mit ihren Klassen hochwachsen und an die folgenden Jahrgänge Strukturen, Inhalte und Erfahrungen weiter geben
    2. Liegt der Schwerpunkt auf Schulentwicklung, dann Voraussetzungen schaffen, dass die Lehrkräfte die Plattform in kurzer Zeit nutzen können und als schulinternes Werkzeug akzeptiert wird. Dieser Ansatz kann von der Schulleitung gefördert werden, wenn auf bestimmte Informationen nur über die Plattform zugegriffen werden kann (z. B. Belegung von Ressourcen)
    3. Neben halbtägigen Einführungsveranstaltungen (Fortbildungen) ist über die gesamte Schulzeit Unterstützung zu geben. Vor allem die Vernetzung der Schulen mit Meinungsaustausch und Distribution von Materialien ist sicherzustellen.

    Der Wetteraukreis ist einen ähnlichen Weg gegangen. Sie hat drei in Frage kommende Lösungen einem aus Lehrkräften und Schulleitungen der Region besetzten Gremium vorstellen lassen. Dabei kam dann die Landeslösung (Moodle, Wiesel) trotz aller Kenntnis der Vorteile (siehe die folgende Empfehlung) nicht zum Zuge. Gründe waren vor allem Skalierbarkeit, vom Anbieter bereitgestellter Service und Support, Fortbildungsmaßnahmen und Weiterentwicklung durch das ortsansässige Medienzentrum. Medieneinbindung (FWU) und Distribution dieser Medien mit einer intelligenten Proxy- Lösung kamen später hinzu.

     

    4. Empfehlung: Nutzung landeseigener Angebote

    Man ist gut beraten, Landes- und/ oder Schulträgerlösungen zu nutzen, denn (z. B.) in Baden Württemberg ist seit jeher das Angebot der Lernplattform Moodle eng mit der Landesakademie und den pädagogischen Fachseminaren abgestimmt und richtet sich nach den Vorgaben der aktuellen Rahmendienstvereinbarung. Die Updates werden auf die Einhaltung des Datenschutzes hin überprüft und, falls nötig, wieder gemäß den datenschutzrechtlichen Vorgaben angepasst. Eine pädagogische Nutzung der in der Plattform zur Verfügung gestellten Module wird auf dem Lehrerfortbildungsserver erläutert. Bayern mit mebis, Bremen mit its learning und Sachsen mit lernsax gehen vergleichbare Wege.

    Noch aus einem anderen Grund sind Landesangebote einzubeziehen: Die Erlasse zu Rahmensetzungen zur Medienkompetenzentwicklung werden vielfach mit Lehr-, Lernangeboten verknüpft. So bieten z. B. Landesinstitute Moodlekurse an, die man – sofern vorhanden –  in die eigene Schulinstanz importieren und verändern kann. Diesen Import bieten mittlerweile einige digitale Plattformen als Plugin und/ oder zusätzliche Softwareinstallation an. Das Problem ist sicher, dass man u. U. zwei Lernpfadangebote parallel laufen hat. Gerade in diesem Zusammenhang sollte eine Umfrage unter Lehrkräften und Schülerinnen und Schüler Sicherheit geben, ob das gewünscht ist (vgl. 2. Empfehlung).

     

    5. Empfehlung: Datenschutzbelange beachten

    Wird – leider, leider – in den Twitterthreads/ Webinaren immer wieder negativ konnotiert. Es führt aber kein Weg daran vorbei:

    Eine Lernplattform kann in der Schule zu unterschiedlichen Zwecken genutzt werden. Dabei gibt es gemeinsame, mancherorts auch unterschiedliche Rahmenbedingungen, die es zu beachten gilt:

    • Bei dem Einsatz einer Lernplattform als didaktisch-methodisches Element zur Gestaltung von Lernen gibt es eine Vielfalt von Möglichkeiten wie Einsatz im Regelunterricht, im Förderunterricht, im Lernstudio, im Freizeitbereich oder für die Arbeit außerhalb der Schule. Neben den Daten der Lehrkräfte müssen hier auch die Daten von Schülerinnen und Schülern gespeichert werden. Notwendig werden dann Datenschutzerklärungen, Elterninformationen, Einwilligungserklärungen für die Verarbeitung von Daten im Unterricht und bei freiwilliger Nutzung der Plattform im außerunterrichtlichen Bereich.
    • Nutzt eine Schule das schuleigene System als Hilfsmittel zur Organisation schulinterner Abläufe (Protokollablagen, Vertretungspläne, Raumbuchungssystem, Forum mit E-Mail-Funktion etc.), müssen personenbezogene Daten von Lehrerinnen und Lehrern verarbeitet werden. Hier greifen dann neben Regelungen des Datenschutzgesetzes auch Regelungen des Landespersonalvertretungsgesetzes. Vereinbarungen mit Lehrkräften und Personalrat haben hier entscheidende Funktionen.
    • Wird die Homepage der Schule mit einem schuleigenen System gestaltet, dann sind auf dieser im Netz frei zugänglichen Seite z. B. die Eigentumsrechte von Bild, Ton und Texten nach den Regeln des Urheberrechts zu beachten.

    Die Schulleitung …

    • … stellt gemäß Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) u. a. Rechtmäßigkeit und Richtigkeit der Datenverarbeitung, Transparenz, Zweckbindung, Integrität und Vertraulichkeit sicher. Dabei sind verschiedene Ebenen zu beachten (vgl. Bild).

     

    • … kommt der Informationspflicht über die jeweilige Datenverarbeitung bei einem Einsatz von Tools nach, durch allgemeine Hinweis-/Merkblätter oder durch eine Datenschutzerklärung in (leicht) verständlicher Sprache adressiert an die Schüler*innen, an die Eltern und die Lehrkräfte.
    • … stellt sicher, dass Einwilligung z.B. statt bei Veröffentlichung von Bildern, Arbeitsergebnissen und Vertretungspläne mit Namen auf der Homepage der Schule oder in sozialen Netzwerken vorliegen.

    Schlussbemerkung

    Verfolgt man die aktuellen Diskussionen in den Twitterblasen und Webinaren, dann wird hybrides Lernen unterschiedlich “gelebt”. Das kann niemanden verwundern. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen in den Schulen vor Ort. Auch in Zukunft wird es immer wieder Klagen über Verfügbarkeit (“System ist dauernd down”) und Usability (“Das versteht doch keiner. Und überhaupt …”) geben.

    Meine Empfehlung für einen ersten Zugang:

    • Aufbau bzw. Entwicklung eines regionalen Netzwerks mit Schulen
    • Befragung in der Schulgemeinde durchführen
    • Entwicklung Pflichtenheft, entweder auf Schul- und/ oder regionaler Ebene. Dazu auf Kriterien verständigen, ggfs. das Medienzentrum mit ins Boot nehmen.

    Das Pflichtenheft entsteht nach intensiven Diskussionen über Lehr- Lernarrangements, entweder in digital modifizierter Übernahme eines analogen Modells oder in Form eines digitalen Modells, vgl. Digitale Didaktik: Prolog. Mit einer abschließenden Vereinbarung gelingt im günstigsten Fall eine Verständigung auf digital gestützte Organisationstools (LMS), kollaborative Tools (z. B. Etherpad) oder Kombinationen aus beiden.

    Es folgt der meist vom Schulträger vorzunehmende Prüfungs- und Evaluationsprozess. Neben den großen Anbietern (iServ, its learning, Webweaver, hpi cloud, schulmanager, …) sind Landeslösungen und kleine Lösungen (nextcloud) bei der Evaluation zu berücksichtigen. Zwei Medienberater aus NRW haben eine Marktanalyse vorgenommen und veröffentlicht. Eine Zertifizierung durch den Landesdatenschutzbeauftragten ist dringend zu empfehlen, damit sich die Schulgemeinde entsprechend geschützt sieht. Für manche Behörden ist das Pflicht.

    Es folgt die Umsetzung vor Ort, der sog. Rollout. Stichworte sind:

    • Endgeräte an Lehrkräfte (sog. Dienstgeräte) und Schülerinnen und Schüler (Leihgeräte und/ oder Kauf via Bildungspakt, Finanzierungsmodelle)
    • Fortbildung, Fortbildung, Fortbildung
    • Support (1st, 2nd Level) durch Systemanbieter
    • Betreuung vor Ort und angemessene Entlastung (z. B. abgesichert durch ein Zeit- und Tätigkeitsprotokoll)

    Eine Schülerinnen- und Schülergerechte und deren Individualität einbeziehende Umsetzung wird nur gelingen, wenn

    neben der veränderten Infrastruktur (Lerninseln) eine Haltung der Lehrkräfte vorliegt, die sie daran glauben lässt,

    • dass Kinder lernen wollen,
    • dass ich als Lehrkraft Schülerinnen und Schüler erst einmal persönlich stabilisieren muss, um das Lernen zu ermöglichen
    • dass dazu eine Loslösung von inhaltlichem Fachbezug notwendig ist.

    Daher legen wir als IGS Wert darauf Menschen und nicht Fächer zu unterrichten.

    so der Schulleiter Thomas Ferber (Richtsberg Gesamtschule, Marburg) in dem bereits zu Beginn vorgestellten Film von Valerie Henschel 6.

    Update, 08.11.2020: Konzept eines Mini LMS von Niklas Tervooren

     

     

    Bildnachweis

    Titelbild: @wikipedia,

    Normenhierarchie: Dr. Jacek Lagoni aus Webinar „Datenschutz und Urheberrecht im virtuellen Klassenzimmer“, 7. April 2020

    Videonachweis:

    ZDFzoom, Ausschnitt 10:21 – 13:44)

     

    Digitale Didaktik: Blaupausen

    Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) schließt die Rückkehr zu einem normalen Schulunterricht vor den Sommerferien definitiv aus. Das sei das Einzige, das derzeit garantiert werden könne. Wir muten den Eltern, Schülern und Lehrkräften mit dem Fernunterricht sehr viel zu. Digitalen Fernunterricht soll es auch nach dem Sommer noch gebenso SPIEGEL Online, ein Interview des Senators mit dem NDR zitierend.1

    Ich habe in zwei Beiträgen über Reaktionen zu Homeschooling und Fernunterricht berichtet, aus Eltern- wie aus Lehrkräftesicht. Journalisten, Betriebe und Wirtschaftslenker und medienaffine Lehrkräfte im #twitterlehrerzimmer fordern ein Umdenken in der pädagogischen Arbeit, unter Einbeziehung fernunterrichtlicher Szenarien in einer irgendwann einmal Corona befreiten Zeit.

    Darum soll es in diesem Beitrag gehen, um die systemische Einführung von digitaler Didaktik. Die Ausführungen richten sich nicht nur an die Schule, sondern auch an die Bildungsministerien und die kommunalen Sachaufwandsträger. Dazu stelle ich im folgenden Blaupausen (Blueprints) vor sowie einige Vorschläge zu Unterrichtsszenarien, die zum einen die aktuellen Lehrpläne (Curricula) unterstützen, zum anderen reformpädagogischen Überlegungen Rechnung tragen. Doch der Reihe nach.

    Es ist wichtig, dass wir nicht ‘back to normal gehen’. Wir müssen genau hinsehen: Was ist nutzbar für die Zukunft, wo müssen wir Verbesserungen machen und was möchten wir nicht mitnehmen, so Jacob Chammon, ehemaliger Schulleiter einer dänischen und einer Berliner  Schule, nun geschäftsführender Vorstand des Forums Bildung Digitalisierung. Er schlägt vor, Erfahrungen und Fortschritte aus der Coronakrise auszuwerten, um zu einem tragbaren Zukunftsmodell zu kommen, verbunden mit einer Richtlinie zur Orientierung und mahnt an, bei aller Innovationslust den Datenschutz nicht aus den Augen zu verlieren wie auch einen offenen und kritischen Blick auf die Chancengleichheit zu werfen: Nicht alle Schüler haben zuhause tragfähiges Internet und geeignete Endgeräte, nur wenige Lehrkräfte haben Arbeitsgeräte zuhause. Wir müssen aufpassen, dass die soziale Schere während der Schulschließungen und in der Zeit danach nicht weiter auseinandergeht.”2

    Neuseeland hat übrigens, um gleich den letzten Aspekt aufzugreifen, jedem Kinderhaushalt ein Tablet spendiert. Darüber hinaus hat das Land sehr früh begonnen, nicht zuletzt dank ihres weltbekannten Pädagogen John Hattie, den Unterricht neu zu denken. Weltweit werden pädagogische Modelle entwickelt, mit der Absicht einen sanften Umbau einzuleiten

    Digitale Didaktik: Prolog

    Die folgenden Entwürfe sind in Bildungskommissionen entstanden und stehen stellvertretend für unterschiedliche Ansätze. Allen gemeinsam ist die Forderung, daraus Schlussfolgerungen für die Arbeit vor Ort zu ziehen. 

    VUCA - Welt: volatil, ungewiss, komplex und mehrdeutig

    Olaf-Axel Burow leitet seine Vorträge in der Regel mit diesem Bild ein3

    und führt aus, dass in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung sich die Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen zusehends verändern, während das Organisationsmodell von Schule und schulischem Lernen seit etwa 200 Jahren – zumindest in seiner Grundstruktur – gleich geblieben ist.

    Unser Bildungssystem wurde für eine andere Gesellschaft entwickelt. Fließband, für alle zur gleichen Zeit das Gleiche, schwerpunktmäßig nach Fächern sortiert. Im Zeitalter mobilen Lernens, in dem Information und Wissen zeit- und ortsunabhängig vorhanden sind, verliert dieses Schulmodell aber seine Daseinsberechtigung. Man braucht völlig andere Anforderungen an Lehren und Lernen, um die “Generation Selfie” für die Zukunft fit zu machen. Wissenvermittlung reicht nicht mehr.

    so Burow in einem Zeitungsbeitrag. Und weiter:

    Er skizzierte in seinem Buch sieben Trends, “die die Schule revolutionieren”. Und dazu gehöre zuallererst, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. “Wir müssen herausfinden, was Maschinen besser können und was Menschen. “Zweitens gehe es um die Veränderung der Lehrerrolle (hin zum Lernberater oder Coach). Dazu bedürfe es auch alternativer Raumgestaltungen (“Lernlandschaften”). Weitere Punkte seien Vernetzung, Gesundheitsorientierung, Demokratisierung und Glücksorientierung. “Die Schule der Zukunft ist eine Kulturschule, die analog und digital kreativ verbindet” und die vor allem Lebenskompetenz vermittelt. Denn, so Burow: “Schule ist mehr als Unterricht.”4

     

    Dagstuhl - Erklärung

    Unter diesem Begriff haben Medienwissenschaftler und Informatiker im Rahmen einer Veranstaltung versucht, „Digitale Bildung“ zu definieren. Die Erklärung weist drei Perspektiven aus5:

    Technologische Perspektive: Wie funktioniert das?
    Die technologische Perspektive hinterfragt und bewertet die Funktionsweise der Systeme, die die digitale vernetzte Welt ausmachen. Sie gibt Antworten auf die Frage nach den Wirkprinzipien von Systemen, auf Fragen nach deren Erweiterungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Sie erklärt verschiedene Phänomene mit immer wiederkehrenden Konzepten. Dabei werden grundlegende Problemlösestrategien und -methoden vermittelt. Sie schafft damit die technologischen Grundlagen und Hintergrundwissen für die Mitgestaltung der digitalen vernetzten Welt.

    Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive: Wie wirkt das?
    Die gesellschaftlich-kulturelle Perspektive untersucht die Wechselwirkungen der digitalen vernetzten Welt mit Individuen und der Gesellschaft. Sie geht z. B. den Fragen nach: Wie wirken digitale Medien auf Individuen und die Gesellschaft, wie kann man Informationen beurteilen, eigene Standpunkte entwickeln und Einfluss auf gesellschaftliche und technologische Entwicklungen nehmen? Wie können Gesellschaft und Individuen digitale Kultur und Kultivierung mitgestalten?

    Anwendungsbezogene Perspektive: Wie nutze ich das?
    Die anwendungsbezogene Perspektive fokussiert auf die zielgerichtete Auswahl von Systemen und deren effektive und effiziente Nutzung zur Umsetzung individueller und kooperativer Vorhaben. Sie geht Fragen nach, wie und warum Werkzeuge ausgewählt und genutzt werden. Dies erfordert eine Orientierung hinsichtlich der vorhandenen Möglichkeiten und Funktionsumfänge gängiger Werkzeuge in der jeweiligen Anwendungsdomäne und deren sichere Handhabung.

     

    4 K - Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation

    Das Modell wurde von einer US-amerikanischen Non-Profit-Organisation entwickelt, in der sich Wirtschaftsvertreter, Bildungsfachleute und am Gesetzgebungsprozess Beteiligte für die Bildung in einem digitalen Kontext einsetzen. Die Organisation hat ein „Framework for 21st Century Learning“ veröffentlicht, welches das 4K-Modell beinhaltet und davon ausgeht, dass diese 4K in Arbeitsumgebungen des 21. Jahrhunderts besonderes Gewicht erhalten. Die Orientierung an den 4K wurde in den USA von vielen Schulen in ihre Leitbilder übernommen, weil diese vier überfachlichen Kompetenzen eine Zielformulierung unabhängig von fachbezogenem Lernen ermöglichen.

    In Deutschland ist das Modell durch den PISA-Koordinator Andreas Schleicher bekannt gemacht geworden. Auch er argumentiert von beruflichen Anforderungen aus, die klassische Unterrichtsfächer in den Hintergrund rücken ließen. Schleicher betont, der Umgang mit Wissen habe sich gewandelt: Inhalte würden nicht mehr gespeichert und dann von Lehrkräften an Lernende vermittelt. Vielmehr flössen sie, meint Schleicher, in Strömen unablässiger Kommunikation und Kollaboration. Die Bildungsforscherin Lisa Rosa teilt diese Sicht und benennt drei Argumente, warum das 4K-Modell zum Orientierungspunkt für die Didaktik werden sollte:

    • Immer mehr Arbeiten werden von Maschinen übernommen.
    • Jede neue Arbeit verlangt mehr komplexes Denken, situierte selbstverantwortliche Entscheidungen und Beziehungsfähigkeit.
    • Die zu lösenden gesellschaftlichen Probleme sind so komplex, dass sie nur noch mit kollektiver Intelligenz bearbeitbar sind.

    Rosa bettet die 4K in eine umfassende Modellierung des Lernens ein und weist so darauf hin, dass es sich dabei nicht um eine Lernmethode handelt. Die 4K könnten nicht getrennt werden, sondern beziehen sich stets aufeinander: Es ist keine wirksame Kommunikation ohne Kreativität, Kollaboration und kritisches Denken möglich6.

    Aus diesen Modellen sind eine Reihe von Blogbeiträgen und Präsentationen entstanden, die sich mit einer Übertragung auf den Unterricht auseinandergesetzt haben. Stellvertretend:

    Quasi als Schlussfolgerung aus all diesen lesenswerten Ausführungen der Schweizer Pädagoge Philippe Wampfler, der digitale Didaktik als ein Lehr- Lernszenario definiert,

    • in der Schülerinnen und Schüler individuell Wissen erwerben können,
    • in dem Lernende sich mit anderen austauschen und zusammenarbeiten können und
    • das »Makerspace« ermöglicht: Im Unterricht entsteht etwas, was einen Nutzen hat.

    und sie mit drei Dimensionen digitalen Unterrichts verbindet:  Digitale Lernumgebung, Mehrperspektivität der Fachinhalte, Produkterstellung inkl. Prozessreflexion7

    Bevor ich drei Settings vorstelle, eine kurze Vorbemerkung: Es kann niemand – gleichgültig ob in einer öffentlichen oder privaten Schule tätig – zum Einsatz von digitalen Werkzeugen gezwungen werden. Und das ist gut so. Man muss den Einsatz authentisch “rüber bringen”, nur dann profitieren Lehrkraft wie Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus halte ich ein Dienstgerät für Lehrkräfte für angezeigt. Juristisch (siehe auch Schuldatenschutzverordnung) wie den technischen Einsatz (ab)sichernd, wie z. B. Back-up, Update und Installation datenschutzrechtlich frei gegebener Software.

    Wie stelle ich mir nun in einer Schule, mit engagierten, innovativen und die obigen Ausführungen zur digitalen Didaktik annehmenden Lehrkräften einen sanften Umbau vor? Dazu drei Szenarien, alle mit viel Potenzial zur Förderung von Eigenverantwortung und selbstständigen Lernen. Immer altersgemäß zu entwickeln, anzupassen und als Ergänzung zum laufenden Unterricht zu sehen.

     

    Digitale Didaktik: Drei Beispiele aus der Praxis

    Deeper Learning

    beschreibt eine Pädagogik, in der Lernende sich tief greifend mit Wissen auseinandersetzen und selbst Wissen generieren, indem sie es sowohl über instruktiv gesteuerte Prozesse der Aneignung als auch über selbstregulierte Prozesse der Ko-Konstruktion und Ko-Kreation verarbeiten.

    Maker

    sind Anhänger einer Subkultur, die neue Dinge selbst herstellt oder existierende umbaut, und dabei meist aktuelle Technik einsetzt. Die Maker-Bewegung ist eine Technikbezogene Variante der Heimwerker bzw. Do-it-yourself-Kultur mit Bezügen zur Hacker-Kultur.

    E-Portfolio

    Mit einem E-Portfolio können Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Lern- und Entwicklungsprozesse im gesamten Schulleben, in Praktika etc. dokumentieren, reflektieren und präsentieren. Die digitalen Artefakte eines E-Portfolios können z. B. Blogs, Bilder, Grafiken, Videos … sein.

    Digitale Lernumgebung: Prolog

    Interessanterweise finden sich in den Veröffentlichungen der Kulturministerkonferenz (KMK) sowie den dort vertretenen Kultusministerien keine Hinweise auf eine Definition des Begriffs „digitale Lernumgebung“. Ich vermute, dass die Vertretungen der Ministerien in etwa Folgendes schreiben würden:

    Digitale Lernumgebungen stellen interaktive Systeme dar, die den Lerninhalt, pädagogische Modelle sowie Interaktionen zwischen den Lernenden an die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der Benutzer anpassen und personalisieren.

    Stellvertretend für diese Definition seien Softwaresysteme wie z. B. Moodle, lo-net2®, itslearning®, IServ®, HPI Cloud genannt, die unter einer zentralen Oberfläche mehrere aufgabenspezifische Teilprogramme anbieten, mit denen verschiedene Lernszenarien unterstützt werden, u. a.:

    • Dateiablage: Grundsätzlich können sowohl Lehrkräfte wie auch Schülerinnen und Schüler Ordner anlegen und Dateien hoch- und herunterladen.
    • Wiki individualisiert und global, mit unterschiedlichen Schreib- und Leserechten
    • Blog, individualisiert und global, mit unterschiedlichen Schreib- und Leserechten
    • Schwarzes Brett (Forum) mit Schreibrechten für alle Mitglieder der Lerngruppe
    • Chat: Alle Mitglieder der Lerngruppe können chatten.
    • Videoconferencing: Tool, das im Wesentlichen in einem Präsentations- und / oder Schreibtisch- Sharing besteht
    • Umfragen: Tool, das sowohl für Meinungsumfragen als auch für Feedbackgaben genutzt werden kann

    Lehrkräfte und Lernende kommunizieren mit diesem passwortgeschützten System über einen gewöhnlichen Webbrowser bzw. eine App. Gemeinsam ist diesen Konzepten, dass trotz einer einheitlichen Gestaltung der Lernumgebung eine auf den Lernenden zugeschnittene, individualisierte und personalisierte Darstellung des Lernmaterials möglich ist. Das gelingt mit Werkzeugen zur Erstellung, Kommunikation und Verwaltung von Lerninhalten sowie zur Koordination von webbasierten Lernangeboten und zur Beurteilung der Lernenden (Feedback-, Umfragetools).

    Blaupause Schule

    Für eine geeignete Konzeptentwicklung ist dem pädagogischen Personal zunächst einmal die Gelegenheit zu geben, sich auf Gesamtkonferenzebene, oder besser noch bei einem kurzfristig zu organisierenden Pädagogischen Tag über die Erfahrungen der letzten Wochen auszutauschen. Schulleitungen sehen sich möglicherweise gut unterstützt, wenn dieser Prozess extern moderiert wird, z. B. durch Personen aus der systemischen (Organisations)Beratung.

    In der pädagogischen Auseinandersetzung bieten sich zwei unterschiedliche Wege an: 

    1. Leitbildarbeit
    2. Entwicklung eines schulinternen Curriculums
    1. Leitbildarbeit

    Beide Ansätze tragen dem Wunsch Rechnung, in der schulinternen Diskussion Antworten zu finden, wie  eben für das Leben und nicht für die Schule (Noten, Noten, Noten,…) gelernt wird (gemäß non scholae, sed vitae discimus, in Umwandlung eines berühmten Seneca Zitats aus einem Brief an Lucius Annaeus). Es würde den Rahmen eines Magazinbeitrags sprengen, die Strategien im Einzelnen vorzustellen. Stattdessen hier eine Orientierungshilfe:

    Leitbild

    2. (Kern)Curriculum

    Schulinterne Curricula (SC) sorgen für

    • Transparenz nach außen: Schülerinnen und Schüler wie auch Eltern sind über inhaltliche und pädagogische Schwerpunkte informiert.
    • Verbindlichkeit nach innen: Lehrkräfte verständigen sich über spiralcurricular verankerte Lehr- und Lerninhalte, deren Einhaltung den erwünschten Kompetenzaufbau möglich macht.

    Zunächst empfehle ich exemplarische Studien des Kerncurriculums des Landes Hessen. Es ist natürlich lange vor der Coronakrise entwickelt worden und bedarf mit Blick auf Fernunterricht auf Ministeriumsebene einer Nacharbeit. Dazu später noch mehr.  Für Schulen bzw. Lehrkräfte dürften die für alle Fächer identischen Leitfäden, Teil A von Interesse sein (der Link führt auf das Beispiel Arbeitslehre). Sie enthalten eine Reihe von Hinweisen, wie sich das Ministerium die Entwicklung eines schulinternen Curriculums vorstellt. Denn das war der Plan: Das Land stellt als Gerüst die Kerncurricula durch Kompetenzbeschreibungen zur Verfügung, die Schule entscheidet über eine Verknüpfung mit den Inhalten. Das Schulgesetz schafft die Voraussetzung, sich ein eigenes schulinternes Curriculum zu basteln. Soweit die Theorie. Die Praxis zeigte sehr schnell, dass die Schulen das Angebot wenig wahrgenommen haben. Vermutlich aus Zeitgründen. Viele Schulen verlassen sich nach wie auf die vom Ministerium freigegebenen Schulbücher (den “heimlichen Lehrplänen der Ministerien”).

    Gleichwohl ist die Idee nach wie vor wert, umgesetzt zu werden. Und, mit Blick auf einen digital gestützten Unterricht stellt sich die Frage neu, sowohl für die Schule, wie auch für das Ministerium (s.u.). Hier einige Beispiele schulinterner Curricula:

    Das Curriculum der Robert-Bosch Gesamtschule, Hildesheim (Schulpreisträger 2007)

    Ich empfehle sehr, als Beispiel das Curriculum zum Fach Deutsch zu studieren, zeigt es für alle Jahrgänge

    • welche Kompetenzen gefördert werden sollen,
    • mit Bezug auf zurückliegende Jahrgänge, woran der aktuelle Inhalt anknüpft, damit eine Anschlussfähigkeit hergestellt und für Nachhaltigkeit gesorgt wird,
    • was der aktuelle Inhalt mit Blick auf Folgejahrgänge vorbereitet,
    • welche Diagnoseinstrumente empfohlen werden, um den individuellen Kompetenzstand zu erheben,
    • welche Formate genutzt werden sollen, um die Schülerinnen und Schüler zu bewerten (Klassenarbeit, Lerntagebuch, Portfolio, Präsentation vor einer Gruppe u. v. m.),
    • welche analogen oder digitalen Methoden zur Inhaltsvermittlung für angemessen gehalten werden und vieles mehr.

     Das Curriculum Fächerübergreifendes Projektlernen Jg. 5-7 der Integrierte Gesamtschule Schaumburg 

    Was gefällt mir daran?

    Nun, zuallererst die ausführliche Beschreibung der didaktischen Idee. Schülerinnen und Schüler wie auch Eltern sind von Anfang an im Bilde, was die Schule mit diesem Angebot bezweckt. Mit Blick auf meine Ausführungen zur digitalen Didaktik (s. o.) wird dem Wunsch der Lehrkräfte, mit diesem Angebot

    • die Arbeit in leistungsheterogenen Teams zu fördern und jedem Kind die Möglichkeit zu bieten, seinen Fähigkeiten entsprechend zu lernen
    • individuelle Lerngeschwindigkeiten zu berücksichtigen, 
    • interessengeleitete Schwerpunktsetzungen und somit die Individualisierung der Lernwege zu ermöglichen 

    besonders unterstützt. Vor allem ein E-Portfolioansatz lässt den Wunsch, die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Projektordnern wie auch den Lernprozess mithilfe des Lernplaners zu dokumentieren und durch das Feedback der Projektlehrkräfte zu begleiten, sehr gut umsetzen helfen.

    Abschließend noch zwei Ausflüge zu digital gestützten Lernarrangements, die – eine Übernahme vorausgesetzt – ebenfalls in schulinterne Curricula verankern gehören:

    Blaupause Ministerien

    Wie in der Einleitung von Jacob Chammon formuliert, benötigt die Einführung von digital gestütztem Unterricht Strukturen bzw. Vorgaben. Diesbezügliche Richtlinienkompetenzen liegen im pädagogischen Bereich bei den einzelnen Bildungsministerien. Das Bildungsministerium Neuseeland kann hier als Vorbild dienen8:

    • Jedes Schulkind besitzt einen vorkonfigurierten Laptop.
    • Das Ministerium startet zwei Fernsehkanäle im öffentlichen Bildungs-TV. Lehrkräfte aus dem ganzen Land erteilen montags bis freitags von 9 – 15 Uhr Unterrichtsstunden.
    • Das Ministerium initiiert Projekte, z. B. startete ein Lehrer “Celebrity Maths”, in dem berühmte neuseeländische Sportler Kindern in kleinen Filmclips mathematische Fragen aus ihrer Disziplin stellen, Schulen machen aus den liebsten Lockdown-Rezepten der Kinder digitale Bücher, und im ganzen Land basteln Schüler Zeitkapseln mit Tagebucheinträgen, Artikeln und Supermarktrechnungen, die später an diese außergewöhnliche Zeit erinnern werden.

    Sinnvolle und notwendige Unterstützung besteht für mich darin,

    • anzuleiten, wie Schulen sich auf einen Hybridunterricht vorbereiten können, z. B.
      • durch Tipps, was geht bzw. was nicht geht (z. B. Messenger, Videosysteme, …), vgl. etwa das nachahmenswerte Angebot aus Rh.-Pfalz
      • durch Bereitstellung von Fragebögen, die den Schulen eine Evaluation der Corona-Angebote ermöglichen helfen (vgl. etwa “Evaluation und Feedback zu Fernunterricht” des Bundesministeriums Bildung, Wissenschaft und Forschung, Österreich). Die Fragebögen sind in Kooperation mit IQESonline.net entstanden. Der Geschäftsführer bietet einen kostenfreien 4-wöchigen IQES-Probezugang an, um die IQES-Mediathek zum Lernen mit digitalen Medien kennenlernen sowie webbasierte Befragungen zum Fernunterricht durchführen zu können und schreibt dazu: …bitte vermerken Sie beim 3. Schritt „Konto“ im Feld „Ihre Mitteilungen“: „vierwöchiger kostenloser Probe-Account“.
      • durch Ergänzungen in den (Kern)Curricula, etwa durch eine explizite Aufnahme projektorientierten Unterrichtsansätzen, etwa Deeper Learning
    • Unterrichtsangebote entwickeln lassen (siehe oben, Neuseeland)
    • Fortbildungsangebote zu organisieren.

    Sinnvolle und notwendige Unterstützung besteht für mich weiterhin darin, dass sich die Kultusministerkonferenz (KMK) einig zeigt: Nur mit Mühe gelang das bei einem einheitlichem Vorgehen bei den Abiturprüfungen. Beim Beginn des Home-Learnings dann war das wieder vergessen: In Sachsen-Anhalt etwa gab es verpflichtende Aufgaben, die bewertet wurden, während Niedersachsen Online-Aufgaben zunächst völlig ins Ermessen der Lehrkräfte stellte. Und auch den Wiederbeginn des Unterrichts regelten die Länder nicht im Gleichklang. Solche Eigenwilligkeiten widersprechen der angeblich bereichernden Vielfalt des Föderalismus. Sie bestärken die Forderung nach einer grundlegenden Reform der KMK, um länderübergreifenden Problemen im Bildungsbereich zukunftssicherer begegnen zu können, so Wolfgang Schimpf Vorsitzender der niedersächsischen Direktorenvereinigung völlig zu Recht in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung.9.

    Sinnvolle und notwendige Unterstützung besteht für mich schließlich darin, eine Art Schulen ans Netz reloaded zu organisieren. Ich denke an ein – wie in den 90er Jahren – vom BMBF initiiertes Expertengremium, besetzt aus Lehrkräften aus Aus- und Weiterbildung, aus Eltern- und Schülervertretungen und Firmenvertretern, sofern diese ihre Motivation, damit Lobbyarbeit betreiben zu wollen, unterdrücken können. Seinerzeit gab es zwei Netzwerke (Offenes Deutsches Schulnetz und der Bundesarbeitskreis Netze in Schulen (BAK NiS)). Die Gesellschaft für Informatik (GI) brachte diese beiden Netzwerke sowie die Deutsche Telekom AG zusammen und verantwortete die Studie Schulen an das Netz – Konzeption, Organisation und Durchführung. 15 Monate später wurde auf Initiative des BMBF und der Deutschen Telekom AG der Verein Schulen ans Netz e. V. (SaN) gegründet. Die innerhalb SaN eingerichteten Netzwerke (u. a. Arbeitskreis der die 16 Bundesländer vertretenden Bildungsreferentinnen und -referenten, ein aus Lehrkräften zusammengesetztes Redaktionsteam Lehrer-Online) sorgten durch die länderübergreifenden Absprachen für eine hohe Verbindlichkeit einer bundesweiten Umsetzung. Genau das also, was heute so vermisst wird!

    Blaupause Schulträger

    Der Schulträger hat einiges zu stemmen: Infrastruktur, inkl. Rollout von Hard- und Software gehörten schon in der Vergangenheit zu den Standardaufgaben. (Noch) eher wenig im Blick sind Dienstgeräte für Lehrkräfte sowie Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler. Auch diese Bereitstellungen werden in Zukunft zu den Standardaufgaben der kommunalen Sachaufwandsträger gehören, nicht zuletzt wegen der in einigen Ländern bereits eingeführten Schuldatenschutzverordnung. So heißt es in Mecklenburg – Vorpommern in § 7 (u. a.): Die Nutzung von privaten Datenverarbeitungsanlagen ist grundsätzlich nicht zulässig. Nur in Ausnahmefällen können Schulleitungen die Erlaubnis dazu erteilen – und nur dann, wenn es keine vom Schulträger zur Verfügung gestellte Technik gibt.

    Und noch eine weitere Baustelle ist zu bearbeiten: die Einführung einer Kommunikationsplattform. Entweder in einer Dateimanagement-Variante Nextcloud oder in einer Learningmanagement (LMS)- Variante. Der Schulträger wird daran interessiert sein, dass der Aufbau einer akzeptablen technischen Infrastruktur in regionalen Schulnetzwerken diskutiert und verabschiedet wird.  

    Florian Emrich (Konrektor einer Grundschule, Medienberater in NRW) in einem Tweet: “Ich hätte ja gerne einen Wahl-o-mat für schulische Lernmanagementsysteme. 10 Fragen beantworten und gewichten und danach eine Anzeige bekommen, welches aktuell verfügbare System am ehesten passend ist.” So oder ähnlich dürfte es aktuell vielen vor Ort Entscheidern gehen, seien es Schulleitungen und/oder Schulträger. Einen wahl-o-mat gibt es nicht, aber zumindest eine Entscheidungshilfe durch eine Zusammenstellung erfolgreicher Implementationen.

    Vielleicht hilft auch die Zusammenstellung zweier Medienberater aus NRW:

    Am Ende ist dann noch eine Zertifizierung durch den Landesdatenschutzbeauftragten zu empfehlen, damit sich die Schulgemeinde entsprechend geschützt sieht. Für manche Behörden ist das Pflicht.

    Schlussbemerkung

    Schul- und Unterrichtsentwicklung benötigt Zeit. Referenzrahmen der Länder geben eine erste Orientierung. Jede Schule tickt anders, daher braucht es individuelle Lösungen, professionelle Projekt- und Prozesssteuerung und einen empathischen Umgang mit Widerständen, wie Claus G. Buhren in einem Beitrag für das Deutsche Schulportal hervorhebt:

    In der Zone der Turbulenzen, also in der ersten Praxisphase einer Innovation, werden einige mit Begeisterung und Eifer bei der Sache sein, das Projekt gutheißen und die ersten Schwierigkeiten als notwendig und händelbar betrachten. Andere werden – manchmal unabhängig von ihrem aktuellen Beteiligungsgrad – mit Widerstand reagieren und dies alles als Überforderung betrachten. Das ist die zweite entscheidende Phase der Prozesssteuerung, die die Schulleitung im Blick behalten muss, wenn das Projekt nicht scheitern soll. Auch hier gilt es, den Widerstand nicht zu unterdrücken oder gar zu ignorieren, sondern als notwendige Resonanz zu betrachten, die vielleicht sogar wichtige und richtige Aspekte aufwirft, die für die Praxis des Projekts zu bedenken sind. Es geht in diesem Fall um die Akzeptanz von Widerspruch und individueller Überforderung. Diese Überforderung ist äußerst ernst zu nehmen. Manchmal sind es einfache individuelle Lösungen, die an dieser Stelle greifen können.10.

    Die Ausführungen zur digitalen Didaktik zeigen mögliche neue (?) Wege auf. Sie aufzugreifen und schulintern zu diskutieren, gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer Schulkonferenz in der nahen Zukunft. Vor allem, weil sich Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Homeschooling, wen wundert’s überfordert sehen:

    Die wichtigsten Akteure, die Schüler, sind in ungewohntem Ausmaß in ihrer Selbstständigkeit gefordert – und scheitern oft. Zum einen, weil sie – vor allem in den unteren Jahrgängen – damit schlicht überfordert sind. Zum anderen aber, weil der Unterricht ihnen zuvor zu wenig an Eigenverantwortung für den Lernprozess vermittelt hat. (Wolfgang Schimpf, Vorsitzender der niedersächsischen Direktorenvereinigung)11

    Lehrkräfte und Schulleitungen werden noch eine längere Zeit zu improvisieren haben. Es ist beeindruckend, wie viele von ihnen zurzeit das eine oder andere Setting ausprobieren, wie auch Schimpf in seinem Artikel bestätigt:

    (Sie) sind (als) Vorreiter einer digital basierten Unterrichtskultur im Moment besonders gefragt, wachsen mitunter über sich hinaus, indem sie aufgeschlossenen Kolleginnen und Kollegen die Welt von Chaträumen und Videoportalen eröffnen, die methodischen Möglichkeiten von Kahoot, Trello und ZUMpad aufzeigen und ihre Schulen so einen großen Schritt in Richtung einer sinnvollen Digitalisierung voranbringen. Natürlich würde der größer ausfallen, wenn die versprochenen Ressourcen des Digitalpakts schon zur Verfügung stünden. Aber wenn überhaupt irgendwo, dann hat die Ausnahmesituation hier zweifellos als Katalysator gewirkt. Schulen werden orientierter und mit klarerem Urteil aus der Krise kommen.12

    Für diejenigen, die noch am Anfang stehen und/ oder nun vom Ministerium, von der Schulaufsicht in die Pflicht genommen werden, den Schülerinnen und Schülern eine schulische Arbeit auch zu Hause zu ermöglichen, denen seien einige Impulse für das Lernen auf Distanz empfohlen. Sie stammen von Axel Krommer, Philippe Wampfler und Wanda Klee, die im Auftrag des Schulministeriums NRW ein didaktisches Unterstützungs- und Reflexionsangebot für Lehrerinnen und Lehrer konzipiert haben. Das Land Niedersachsen hat ein auf dieser Grundlage erstelltes pdf-Dokument online gestellt.

    Es ist unseren Schülerinnen und Schüler zu wünschen, dass sie nach der Pandemie ein Schulleben vorfinden, das sie einerseits in die Klassengemeinschaft zurückfinden lässt, anderseits auf die neuen Herausforderungen in der Berufswelt vorbereitet, gleichgültig ob in Betrieben, in Fachhochschulen oder in Universitäten.

     

    Bildnachweise

    Titelbild: Christine Fuller @pixabay

    Jacob Chammon: Phil Dera / Forum Bildung Digitalisierung