Das S A M R Modell  (nach Ruben Puentedura)

Das SAMR- Modell ist ein guter Weg, um selbst zu bewerten, wie effektiv die Technik auf Lehren und Lernen ist. Was macht SAMR so toll? Es ist seine Einfachheit: Es ist leicht zu verstehen und zu folgen. Es ist dann am effektivsten, wenn man es mit dem eigenen pädagogischen Verständnis abgleicht.1
James Gibbons

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Das SAMR-Modell ist eine nützliche Methode, um sicherzustellen, dass Technologie sinnvoll und effektiv in Bildungsumgebungen integriert wird, indem es Lehrende dazu ermutigt, über einfache Substitution hinauszugehen und die volle Bandbreite der Möglichkeiten zu nutzen, die Technologie bietet. SAMR steht für “Substitution, Augmentation, Modification, Redefinition” und ist ein Modell, das von Dr. Ruben Puentedura entwickelt wurde. Es bietet eine Möglichkeit, den Einsatz von Technologie im Bildungsbereich zu bewerten und zu verbessern. Das Modell beschreibt vier verschiedene Stufen der Integration von Technologie in den Lernprozess:

  1. Substitution (Ersetzung): In dieser Stufe wird Technologie einfach als direkter Ersatz für traditionelle Methoden verwendet, ohne eine wesentliche Änderung am Lernprozess. Zum Beispiel kann das Lesen eines elektronischen Textes anstelle eines gedruckten Buches als Substitution betrachtet werden.
  2. Augmentation (Erweiterung): Hier wird Technologie verwendet, um eine Verbesserung gegenüber traditionellen Methoden zu bieten. Es geht darum, die Funktionen der Technologie zu nutzen, um die Lernerfahrung zu erweitern. Ein Beispiel wäre die Verwendung von Annotationstools beim Lesen eines Textes.
  3. Modification (Modifikation): In dieser Stufe führt der Einsatz von Technologie zu einer wesentlichen Umgestaltung des Lernprozesses. Es geht über die Verbesserung hinaus und ermöglicht Aktivitäten, die ohne Technologie nicht möglich wären. Ein Beispiel könnte die Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Dokument in Echtzeit über eine Online-Plattform sein.
  4. Redefinition (Neugestaltung): Hier führt der Einsatz von Technologie zu einer grundlegenden Umwandlung des Lernens. Neue Möglichkeiten entstehen, die zuvor nicht denkbar waren. Zum Beispiel könnten Schülerinnen und Schüler weltweit zusammenarbeiten und sich über Video- oder Onlinekonferenzen austauschen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten.

Das SAMR Modell kann der einzelnen Schule, aber auch der einzelnen Lehrkraft als Skala dienen, um den eigenen Einsatz digitaler Medien zu reflektieren und beurteilen zu können, ob durch diesen Einsatz eine Veränderung der Unterrichtspraxis erreicht wurde. Dabei muss es nicht zwangsläufig Ziel sein, immer die höchste Ausprägungsstufe (Redefinition) zu erreichen. Zu fragen ist immer, auf welcher Ebene das gewählte Lernszenario angesiedelt wäre und ob damit die Potenziale digitaler Medien in der gegebenen Lernsituation ausgeschöpft werden.2

Jan Vedder hat ein kurzes Video produziert, das in das Modell einführt:

 

Obwohl das SAMR-Modell als nützliches Werkzeug für die Bewertung und Integration von Technologie im Bildungsbereich betrachtet wird, gibt es auch einige Kritikpunkte und Überlegungen:

  1. Linearität und Hierarchie: Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass das SAMR-Modell eine lineare Progression von Substitution über Augmentation und Modification bis hin zu Redefinition impliziert. Manche Kritiker argumentieren, dass Lernaktivitäten nicht zwangsläufig auf dieser Stufenleiter aufbauen und dass es viele Möglichkeiten gibt, wie Technologie auf unterschiedliche Weisen in den Bildungsbereich integriert werden kann.
  2. Einfache Kategorisierung: Das Modell könnte zu einer zu simplen Kategorisierung neigen, indem es komplexe Lehr- und Lernprozesse auf nur vier Stufen reduziert. Die Realität ist oft komplexer, und es gibt zahlreiche Wege, wie Technologie sinnvoll eingesetzt werden kann, die über die SAMR-Kategorien hinausgehen.
  3. Fehlende Kontextualisierung: Das Modell berücksichtigt nicht immer den Kontext, in dem die Technologie eingesetzt wird. Es könnte effektivere Anwendungen in bestimmten Bildungsumgebungen übersehen oder vernachlässigen.
  4. Fokussierung auf Werkzeuge: Das SAMR-Modell neigt dazu, sich stark auf die Art der Technologiewerkzeuge zu konzentrieren, die verwendet werden, anstatt den Fokus auf pädagogische Ziele und Lehrstrategien zu legen. Dies kann dazu führen, dass der pädagogische Nutzen der Technologie in den Hintergrund tritt.
  5. Mangelnde Berücksichtigung von Lernenden: Das Modell konzentriert sich stark auf die Aktivitäten der Lehrenden und weniger auf die Bedürfnisse und Perspektiven der Lernenden. Effektive Technologieintegration sollte auch die Lernenden und ihre unterschiedlichen Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse berücksichtigen.

Trotz dieser Kritikpunkte wird das SAMR-Modell weiterhin als nützliches Werkzeug angesehen, wenn es sinnvoll und reflektiert angewendet wird. Es ist wichtig zu beachten, dass jedes Modell seine Grenzen hat, und Lehrkräfte sollten verschiedene Ansätze in Betracht ziehen, um die effektivste Integration von Technologie in ihren Unterricht zu erreichen. Wichtig ist es, dass man sich beim dem Anreichern von Unterichtssequenzen mit digitalen Medien immer der Frage bewusst ist, wo ein Mehrwert erzielt wird. Genau hier bietet das SAMR-Modell Unterstützung an. Die erste Stufe, Substitution, ist schnell erreicht und man ist dann verleitet anzunehmen, schon wirklich digital unterwegs zu sein. Mindestens auf der zweiten Stufe, Erweiterung, sollte man sich immer bewegen, damit der Einsatz auch gerechtfertigt ist. Oftmals kommt es nun auch schon vor, dass Lernende die digitalen Medien (z.B. Tablets) für den Unterricht benutzen möchten, aber der Unterricht hierzu nicht ausgelegt ist. Genau hier sollten also die Lehrpersonen mit diesem SAMR sensibilisiert werden und die sich neu ergebenden Möglichkeiten entsprechend berücksichtigen.  3

Zusammenfassend veranschaulicht dieses Bild noch einmal die Idee hinter dem SAMR-Modell:

 

Praxisbeispiele zum SAMR Modelle

Eigene Zuordnung:

Video I mit Zuordnung

Video II mit Zuordnung

Diskussionsgrundlage mit Hilfe einer Learninapp:

  • Beschreibungen zuordnen, abschließend auf Überprüfungshaken tippen (blau, unten rechts) und ggfs. nachsteuern…gut geeignet für schulinterne Fortbildung(en)
  • Entscheidungsdiagramm von Nina Anna Brendel (Uni Potsdam)

Weiterführendes Material

Zwei weitere YT-Videos zur Einführung:

Michael Mittag, Magdalena Siegenthaler

Übersichtsseite von IQESonline 

Blogbeitrag von Thomas Felzmann

Blogbeitrag von Niels Winkelmann

Unterricht digital weiterentwickeln: Wiki zum Thema mit SAMR von Donald Townsend 

Blogbeitrag zu SAMR im Unterricht

Learningsnack zum Thema … im (Über)Prüfungs- und Ergänzungsstyle…etwas für den eigenen Unterricht?

Kritik am SAMR-Modell (Blogbeitrag von M. Schöngarth), erweiterte Kritik in drei Teilen

Arbeitsblatt, z.B. für schulinterne Fortbildung(en)

Und was sagt die Hirnforschung dazu? (Link dazu folgt am Ende der einführenden Erläuterungen)

Ein TwitterThread zum Thema (aus dem auch die beiden letztgenannten Anwendungen stammen)

Vergleich SAMR – 4K – MiFd (Blogbeitrag)

SAMR in Latein-Griechisch Digitale Medien im Fachunterricht, S. 4

 

Footnotes

  1. frei übersetzte “Conclusion” aus https://thatedtechguy.wordpress.com/2015/03/09/guide-using-the-samr-model-to-guide-learning/
  2. ebda. S. 22
  3. https://cyp.ch/Blog/samr-modell