Berufs- und Abivorbereitung: MINT

Ich habe Mitte des Jahres über Berufsaussichten von MINT-Berufen berichtet. Software-Spezialistinnen und -Spezialisten sind mit Abstand am gefragtesten. Dahinter folgen IT-Projektmanager*innen beziehungsweise IT-Projektkoordinator*innen, IT-Anwendungsbetreuer*innen beziehungsweise IT-Administrator*innen und Data Scientists beziehungsweise Big Data Experts. Schließlich sind aktuell Stellen für Datenschutz-Profis mit IT-Qualifikation sowie IT-Sicherheitsexpertinnen und -experten vakant. Heute geht es um die Aufnahme eines MINT-Studiums und ich stelle dazu eine Initiative der Hamburg Open Online University (HOOU) vor. Sie fördert die Erstellung innovativer digitaler Lernangebote und bietet diese frei zugänglich an. Mit ihrer Bildungsplattform unterstützt die HOOU die Öffnung von Hochschulen und schafft einen digitalen Raum für Kollaboration und Kooperation. Bevor ich das MINT-Angebot näher vorstelle, will ich zu Beginn die bemerkenswerten Leistungen der Stadt/des Landes würdigen.

Bildungsregion HH

Mit Hamburg verbinde ich seit jeher eine engagierte und innovative Bildungsszene. Das zeigt nicht zuletzt der ZEIT-Artikel über den Erfolg der Hamburger Schulen. Meine ersten Eindrücke habe ich im SiNUS-Projekt sammeln können. Dieses MINT-Projekt hat bundesweit Lehrkräfte miteinander vernetzt mit dem Ziel, voneinander zu lernen. Mein „Aha“ Erlebnis waren hier die elaborierten und anwendungsorientierten Materialien der Bildungsbehörde zur Unterstützung der Schulen, die fächerübergreifende Ansätze verfolgten und umzusetzen ermöglichten. Gleichzeitig entstand die Idee, den Schülerinnen und Schülern gleich beide Leistungskurse in einer Kombination anzubieten, wie z. B. Mathematik/Musik oder Mathematik/Geographie. Das heißt, die beiden unterrichtenden Lehrkräfte haben sich fächerübergreifend untereinander abgestimmt. Ich habe gerade einmal nachgeschaut, was meine damalige Referenzschule, die Max Brauer Schule heute anbietet. Keine Überraschung: Eine deutliche Weiterentwicklung, unter Einhaltung der verbindlichen KMK Regelungen (siehe Kategorie Abschlüsse). 

Im Rahmen der Würdigung der 10-jährigen Hamburger Schulinspektion kam ich Jahre später erneut in Kontakt mit der Max Brauer Schule. Sie hatte in der Gesamtkonferenz einen Beschluss über die Einführung neuer Unterrichtsmethoden unter der Voraussetzung gefasst, dass sich der Ansatz einer externen Evaluation stellen musste. Die dazugehörigen Verfahren sind Hamburg weit verbindlich vereinbart, in mehrjährigem Abstand durch Schulinspektionen und jährlich durch Kermit, einer Lernstandserhebung in den Jahrgängen 2/3, 5, 7, 8 und 9.  

Darüber hinaus wirbt die Stadt schon lange (seit 2010) für den Besuch außerschulischer Lernorte. Kürzlich wurde ein gleichnamiges Portal dazu frei geschaltet. Den anderen Kommunen zur Nachahmung empfohlen …

viaMINT an der HAW Hamburg

Es lohnt sich also, immer mal wieder dorthin zu schauen. Das habe ich nun anlässlich eines Podcasts Studienvorbereitung für MINT-Fächer mit OER getan. Und bin erneut beeindruckt. Anlass für neue Überlegungen zur MINT-Ausbildung in der Hamburger Uni waren die hohen Abbrecher*innenquote in den naturwissenschaftlichen Fächern. Man entwickelte (und entwickelt noch) Vorlaufkurse, die zukünftigen Studierenden einen Einstieg in ihr Fach erleichtern sollen. Sie eignen sich darüber hinaus zur Abklärung, ob man sich für das angestrebte Fach/Studium eignet. Oder man nutzt sie zur bevorstehende Abiturvorbereitung. Oder die Lehrkräfte nutzen sie für den Einsatz im Unterricht. Und was besonders bemerkenswert ist, die Materialien stehen in Form von Moodlekursen jeder/jedem und – wer will – anonym zur Verfügung. Im sehr zu empfehlenden Podcast wurde folgende Vorlaufkurse näher vorgestellt, die sich übrigens für MINT-Leistungskurse eignen dürften:

  • Komplexe Zahlen 
  • Bewegung und Kraft
  • Elektrizität erleben in Kooperation mit dem Miniatur Wunderland
  • Regenerative Energien
  • Einführung in das Experimentelle Arbeiten
  • Wie erstelle ich ein Protokoll?

Ich habe mir den Kurs >>Komplexe Zahlen<< einmal näher angeschaut

Was mir gefällt:

  • Einführung durch eine Verknüpfung mit anderen Fächern, hier Physik und Musik
  • Systematische Entwicklung der Inhalte durch Videosequenzen mit Zwischenfragen zur Verständnisabsicherung
  • Abschlusstest

und nicht zuletzt die Wahl einer Präsentatorin. Vermutlich wurde so entschieden, um vor allem Abiturientinnen zu motivieren, sich auf ein MINT Studium einzulassen. Das gilt auch für den Kurs >>Regenerative Energien<<, der in Kürze freigeschaltet und von zwei Moderatorinnen begleitet werden wird. 

Schlussbemerkungen

    Übrigens gibt es in Hamburg

    auf Youtube den Beitrag Mathe studieren JA/NEIN und SPIEGEL-Online einen Beitrag von Alice Rolf mit einigen Hinweisen zum Mathestudium. 

    Wer noch immer die Lust hat und motiviert ist, das Studium aufzunehmen, der/dem sei auf die Angebote der TU Braunschweig und Uni Paderborn aufmerksam gemacht. Die Mathematikkolleg*innen diese Unis bieten sogenannte Brückenkurse OMB bzw. studiVEMINT an, die folgende Ziele verfolgen:

    • Verbesserung der Rechensicherheit
    • Erhöhung der Rechengeschwindigkeit
    • Schließen von Wissenslücken

    Update 12.01.24: Uni Hamburg: Wir wollen’s wissen! – Ask a Prof (Zur Nachahmung empfohlen)

    … Stay tuned …

    Bildnachweis: Ausschnitt aus der Podcastseite der HOOU

     

     

    uni@schule: Schatzkisten

    Haben auch Sie die Übersicht über die gefühlt Tausende von Apps und Tools verloren? Wünschen auch Sie sich Übersichten, Kategorien, Strukturen, die Ordnung in dieses „Chaos“ bringen? Da habe ich etwas für Sie! Auch wenn (zunächst) der Hochschullehre zugeordnet, empfehle ich die Übersichtsseite Hochschuldidaktik-Schatzkiste dem in Schulen tätigen pädagogischen Personal.

    Die beiden Promotorinnen Dr. Ulrike Hanke und Nina Bach des Webauftritts hochschuldidaktik-online wollen (den Pädagoginnen und Pädagogen) zur Seite stehen. Wir bieten Ihnen praktische und einfache Tools und Ressourcen für gute Lehre.

    Dazu haben sie virtuelle Schatzkisten entwickelt, in denen sie in den Kategorien

    • Hybride Lehre
    • Digitale Lehre
    • Lehrplanung (u. a. Classroom-Management)
    • Lehrmethoden
    • Lernportfolio
    • Prüfen
    • Evaluation

    einen Überblick über schöne Ideen geben, immer mit vielen praxisorientierten Tipps zur effizienten Planung von Lehr- und Unterrichtsveranstaltungen und Lernportfolios. Die Materialien stammen von Hochschulen, bekannten Websites oder Tätigen in der Hochschuldidaktik. In die Schatzkiste kommt nur, was wir empfehlenswert finden, so die beiden Autorinnen …

    Schön, dass auch „unsere“ Arbeiten Feedback-Instrumente zur Steuerung und Bilanzierung von Prozessen Eingang in die Schatzkiste Evaluation gefunden haben. Völlig zurecht, wie ich sagen darf 🤩

    Stay tuned

    Bildnachweis: @hochschuldidaktik-online

    Lerntypen und Methoden

    Schlussspurt in dem gemeinsam mit Studierenden und Lehrkräften durchgeführten Seminar. Nach

    • der formalen Einführung und Inbetriebnahme der Technik (LMS, Messenger/ Chat, Videochat),
    • der Auseinandersetzung mit dem ökosystemischen Modell von Bronfenbrenner,
    • der Selbsteinschätzung der Medienkompetenz mithilfe DigCompEdu 
    • dem Kennenlernen einiger Medienrahmenmodelle (VUCA, 4K, Dagstuhl)
    • der Einführung in Richards Meyers kognitive Theorie multimedialen Lernens sowie in das ARCS- Modell von John M. Keller und
    • dem Kennenlernen des Constructive Alignment- Modells, einem „vom Ende einer Unterrichtseinheit“ ausgehenden und denkenden (Output)Konzept

    geht es nun um Methoden, die die Lernziele umsetzen helfen. Auch hier steht zunächst die wissenschaftliche Forschung, hier von Diana Laurillard (University College London) im Mittelpunkt der weiteren Arbeit. 

    Als Einstieg wähle ich eine Grafik von Anna Raneri, die auf den Beginn und das Ende einer Unterrichtssequenz eingeht. Schön finde ich die Idee, multimediale Elemente in Ein- und Ausstieg „einzubauen“. Sie erinnert mich an einen von mir gewählten Auftakt in „Einführung von π“. Da habe ich in der Klasse 9 einen gleichnamigen Song von Kate Bush gewählt. Das kam vor allem bei den Schülerinnen richtig gut an. Auch die Idee, ergänzendes, auf die Heterogenität einer Lerngruppe eingehendes Gehirnfutter am Ende einer Unterrichtsstunde bereitzustellen, ist sicher empfehlenswert. Was in der Grafik nicht sichtbar ist, ist das Fleisch, der methodischen Aufbau bzw. Ablauf der Unterrichtssequenz.

    Bevor es in den sogenannten ABC Workshop geht, stellt die Seminarleiterin Joana Kompa die wissenschaftliche Grundlage hybrider Bildung als Gestaltungswissenschaft vor, ehe sie die Überlegungen von Diana Laurillard einführt.

    Auftrag @Studierende:

    • Erklärt als Übung für Euch selbst die sechs fundamentalen Lerntypen im Conversational Framework.
    • Konzipiert einen hybriden Unterricht anhand Eurer vor Weihnachten erstellten kompletten Unterrichtseinheit mit expliziter Definition der Lernziele.
    • Kommuniziert in der Kürze eines Tweets die Beschreibung Eurer Lerneinheit und was SchülerInnen lernen
    • rekonstruiert eine logische Sequenz (ein Storyboard) von Lernaktivitäten für Eure Unterrichtseinheit. Da die Kategorien des ABC Workshops sehr allgemein sind, empfiehlt sich hin und wieder eine Präzisierung mit einer weitergehenden Bezeichnung. Die Lernaktivitäts-Symbole und der Zeitstrahl (von der Unterrichtsvorbereitung bis zur Nachbereitung) stehen im LMS bereit.
    • Hybride Realisierung: Entscheidet, wie die Lernaktivitäten realisiert werden sollen, ob analog oder digital-synchron bzw. digital-asynchron. Nutzt dazu die Präsentationsunterlagen der Uni Kiel.

    Auftrag @Schulteams: Folgt dem Schema der Studierenden unter Verwendung einer konkreten Lerneinheit, die ihr gern als hybriden Unterricht gestalten möchtet.

     

    Zusammenfassung

    Das Lerndesign beginnt mit der Definition der Lernziele und die Festlegung der beabsichtigten Lernergebnisse, d. h. den Leistungen, die von den Schüler*innen am Ende der Lerneinheit erreicht werden sollen. Die Lernziele helfen zu entscheiden, wie die (Über)Prüfung (Assessment) gestaltet werden soll. Die Gestaltung der Lerneinheiten hängt von Ziel und Überprüfung, aber auch von den Voraussetzungen ab, die sich z. B. aus dem spiralcurricularen Aufbau der Kompetenzentwicklung ergeben. Ein grundlegender Aspekt eines guten Lerndesigns ist demnach, dass es eine Übereinstimmung zwischen den beabsichtigten Lernergebnissen, der Form der Beurteilung und den Aktivitäten gibt, die diese beiden miteinander verbinden.

    Die „Form der Bewertung“ bezieht sich auf das abschließende Instrument, mit dem man prüfen will, ob die Schüler*innen das Ziel erreicht haben – es könnte aus ihren Diskussionskommentaren, einem Quiz, einer Umfrage oder einer Übung bestehen – nicht immer etwas Formelles wie eine Klassenarbeit/ Klausur. Zur Erleichterung eines so organisierten Lerndesigns kann der Download zu „Constructive Alignment“ dienen, einem Satz von sechs Folien mit einem Beispiel und einer leeren Vorlage, zusammengestellt von der University College London. (Ich habe den Originallink gewählt. ILO steht für intended learning outcomes). 

     

    Meine eigenen, ersten Zugänge zu diesem Lehr- Lerndesign waren:

    • Start mit einer ersten Unterrichtseinheit, hier Zuordnung, einem Standardthema der Klasse 7 im Mathematikunterricht
    • Festlegung der Lernziele (ergaben sich aus dem Kerncurriculum des Landes Hessen), Aufstellen der Klassenarbeit, Identifikation der Voraussetzungen
    • Festlegung der Methodik unter Nutzung des Prozessmodells
    • Regelmäßige Einbeziehung der Schüler*innen durch entsprechende Feedbackverfahren
    • Evaluation der Unterrichtseinheit durch zwei Kolleg*innen und Lerngruppe

    Die Unterrichtseinheit habe ich neben zwei Weiteren in einer Dokumentation veröffentlicht. Mit diesen Erfahrungen habe ich dann sukzessive meine weitere Unterrichtsarbeit verändert, vor allem mit Blick auf unterschiedliche Prüfungs- und damit Kompetenzformate (Kollaboration, Diskussion, Produktion, Modellierung). Und das nie allein, sondern immer mit anderen, daran interessierte und motivierte Kolleg*innen zusammen, auch um mir eine externe Evaluation zu ermöglichen. Soviel zu meiner Lehrersicht.

    Hier noch einige Anmerkungen, wie man Schüler*innen motivieren und ermutigen kann:  

     

    Gruppenarbeit

    Erläutern Sie, wie die Schüler*innen zusammenarbeiten sollen. Leiten Sie die Gruppenarbeit an, indem Sie

    • explizite Hinweise auf Rollen geben
    • darauf achten, dass die Rollenverteilung stattgefunden hat (habe ich mit selbstklebenden farbigen Markersets organisiert)
    • eine Zeitvorgabe machen,
    • formulieren, welches Ziel mit der Diskussion verfolgt werden soll und
    • darauf Wert legen, dass die Schüler*innen sich darüber verständigen, wie es im Umgang mit den Ergebnissen weitergehen soll.
    Diskussion

    Unterstützen Sie die Schüler*innen bei der Entwicklung ihrer Ideen.

    Schaffen Sie bei den Schüler*innen das nötige Vertrauen, damit sie sich an der Online-Diskussion beteiligen können, indem Sie kleine Break-out-Room Gruppen bilden, in denen sie die gewünschten Punkte diskutieren können, bevor sie sich der Diskussion im Plenum stellen.

    Schaffen Sie Möglichkeiten, in denen die Schüler*innen die Beiträge der anderen kommentieren können, im Chat, in Break-ou-rooms,

    • um unabhängiges Denken zu fördern,
    • um sie dabei zu unterstützen, ihre Argumente im geschützten Raum und mit geringerem Risiko vorzubringen und
    • nehmen Sie sich Zeit für Ihre zusammenfassenden Kommentare im Plenum zu Punkten, die aus Ihrer Sicht unbedingt kommentiert gehören.
    Kollaboration: Suche nach geeigneten Fragen

    Helfen Sie den Schülern zu entdecken, was sie nicht verstehen.

    Teilen Sie die Klasse in 2er- oder 3er-Gruppen auf:

    • Jeder Schüler übernimmt abwechselnd die Rolle des Lehrers, des Schülers und des Beobachters (wenn Sie 3 verwenden)
    • Geben Sie den “Lehrern” 2 oder 3 Konzepte, die sie den “Schülern” erklären sollen, während die “Beobachter” Notizen zu Fragen machen, die sie nicht beantworten können
    • Die Schüler wechseln sich in jeder Rolle für jeweils 2 Minuten ab

    Im Plenum stellt jede Gruppe die Fragen, die sie nicht beantworten konnte, damit der Lehrer darauf antworten kann.

     In diesem Fall lernen die Studenten durch Diskussion, in Form eines strukturierten Dialogs, der sie dazu bringen soll, zu artikulieren, zu hinterfragen, zu argumentieren und zu beobachten, was ihnen unklar ist. Sie sind vielleicht nicht in der Lage, es herauszufinden, aber sie wissen besser, welche Fragen sie stellen müssen. Die Aufgabe kann die Rollen durch alle drei Schüler rotieren lassen, wobei drei Konzeptthemen verwendet werden. Am Ende geht die Diskussion in eine solche mit dem Lehrer über, der viele gute Fragen aus den Gruppen erhält.

    Kollaboration: Förderung sozialen Lernens

    Nutzen Sie von Lernenden geleitete Kleingruppendiskussionen zwischen synchronen Sitzungen, um die Interaktion der Lernenden beim Online-Lernen zu unterstützen. Motivieren Sie sie, indem Sie ein Ziel und ein Ergebnis für die Diskussion vorschlagen, das herausfordernd genug ist, um sie dazu zu bringen, weiter über die Konzepte, die sie lernen, nachzudenken. Anschließend posten die Schüler*innen ihre Ergebnisse auf einer gemeinsamen Website (z. B. Padlet), um sie von der restlichen Klasse und der Lehrkraft überprüfen zu lassen.

    Die Zielvorgabe sorgt für eine ergebnisorientierte Diskussion. Die angekündigte Nachbereitung hält den den Betrieb des Lehr-Lern-Prozesses in Bewegung und sorgt darüber hianus für einen definierten Abschluss des Lernzyklusses.

    Kollaboration: Wiki erstellen

    Stellen Sie den Schüler*innen die Aufgabe, (z. B.) ein Glossar mit neuen Begriffen zu erstellen, indem sie ein gemeinsames Dokument wie Google Docs verwenden. Jede Schüler*in postet ein Wort, definiert es und die Schüler*innen müssen sich darauf einigen, ob die bereitgestellten Definitionen perfekt sind oder verbessert werden könnten.

    Es handelt sich um eine Kollaborationsaktivität. Die Schüler müssen entscheiden, ob die bereitgestellten Definitionen perfekt sind oder verbessert werden könnten. Das bedeutet, dass diese Aktivität über eine Diskussion hinausgeht, bei der die Schüler entscheiden können, ob sie zustimmen oder nicht. Hier müssen sie eine gemeinsame Entscheidung darüber treffen, was in das Glossar aufgenommen wird.

    Schlussbemerkung

    Der Workshop selbst wird auf einer Webseite der Uni Kiel näher vorgestellt. Die Materialien in der rechten Spalte liegen in deutscher Sprache vor.

    Zufälligerweise findet zeitgleich ein dreiwöchiges Seminar der UCL statt. Mir werden hier die kulturellen Unterschiede deutlich. Ein Beispiel: Der britische Ansatz orientiert sich sehr an der Ausweisung eines Zeitmanagements. Hier das Beispiel „How to design a poster“ im pdf- Format und im Learning Design Format.

    Diana Laurillard wirbt mit Verweis auf das Learning Designer Tool mit dem Argument, die Eintragungen mehrfach zu nutzen, weil nach ihrer Erfahrung sich die Methoden auch in unterschiedlichen Kontexten wiederholen. Und damit wird der Einsatz auch für andere Kolleg*innen attraktiv, weil per Upload im eigenen Unterricht nutzbar.

    Ich habe mich bei den Ausführungen von Diana an ein Interview mit Andreas Schleicher ab 21:15 erinnert, hier in Kombination mit Entwicklungen rund um die Künstliche Intelligenz. Ich frage mich: Kann das Learning Design Tool mit dem sehr toughen Zeitmanagement auch dazu genutzt werden, Wissensbildung maschinennah zu organisieren? Dann können zeitaufwendigere Lernaktivitäten wie (z. B.) Kollaboration, Produktion, Diskussion Personen (=Lehrkraft, Schüler*innen) gesteuert durchgeführt werden. Zugegeben, sehr weit in die Zukunft geschaut. Dennoch nicht utopisch, wie ein Video der Bertelsmannstiftung zeigt …

    Nun geht es für die Teams in die abschließende Runde:

    • @Schulteams: Formulierung einer digitalen Schulstrategie
    • @Studierende: Verfeinerung des e-Portfolios und Einreichen der Arbeiten

    … Stay tuned …

    Zum Thema Lerntypen:

    Bildnachweis: Joana Kompa @Medienfaktur, Oldenburg

     

     

    ARCS – Constructive Alignment

    Auch für das Projekt uni@schule enden nun die Weihnachtsferien. Zunächst ein kurzer Rückblick:

    Mit einem sogenannten Onboarding Prozess wurden die Teilnehmer*Innen zu Beginn des Seminars in die bereitgestellten Werkzeuge Canvas (LMS), Pronto (Messenger/ Chat) und Wonder (Videochat) eingeführt. Das wurde auf zwei Wegen bewerkstelligt:

    • Die formale Einführung in die Technik.
    • Die “Inbetriebnahme” mit einem konkreten inhaltlichen Auftrag, hier: Auseinandersetzung mit dem ökosystemischen Modell von Bronfenbrenner.

    Anschließend schätzten sich die Studierenden wie die Schulteams bezüglich ihrer Medienkompetenz mithilfe des EU weit etablierten DigCompEdu selbst ein, einem auch für das pädagogische Personal sehr nützlichen Instrument. Zum Beispiel bei der Vorbereitung eines schulischen Fortbildungsplans. Es wurden eine Reihe von Medienkompetenzrahmen vorgestellt, die eine weitere Einordnung der eigenen Position zur Kultur der Digitalität ermöglichen.

     

    ARCS- Modell

    Es begann nun die konkrete, kreative Arbeit. Zunächst mit der Einführung in Richard Meyers kognitive Theorie multimedialen Lernens sowie in das ARCS- Modell von John M. Keller. Joana erstellte dazu wie immer ein einführendes Video. Hier entstanden erste Unterrichtsentwürfe, die dann im Folgemodul „Constructive Alignment“ aufgegriffen wurden.

     

    Constructive Alignment

    Erneut hat die Seminarleiterin ein Video zur Einführung in die Woche produziert. Im Beitrag kündigt sie einige Links an:

    Die Aufgabe bestand im Ausfüllen eines Sheets zu einer Unterrichtseinheit:
     

    @Studierende

    @Schulteams

     

    Learning Design Challenge

    In der Feedbackrunde am Ende der Woche wünschten sich vor allem die Studierenden mehr konkretisierende Praxisbeispiele.

    Dem kam das Leitungsteam auf zweierlei Wegen nach:

    Dazu wurden den Studierenden folgende Kriterien genannt:

    • Realitätsbezug, auf realen Fällen basierend: adäquate Gestaltung für die Altersgruppe und Recherche zu bestehenden Unterrichtsentwürfen
    • Klares prozessbasiertes (!) Konzept: klare Definition von Lernzielen, Kompetenzerwerb, Zusammenhang von Lernzielen zu Lernaktivitäten bzw. Operatoren der jeweiligen Anforderungsebene
    • Eine kritische Sichtweise unter Einbezug des Prozessmodells und prozessorientierter Pädagogik 
    • Der pädagogische und didaktisch sinnvolle Einbezug digitaler Medien
    • Originelle, kreative und motivierende Lernaktivitäten

    Unglaublich, wie der Aufruf zur Challenge die Studierendenteams motiviert hat. Beeindruckend ihr Lernfortschritt, ablesbar an der Überarbeitung. Es war dem Leitungsteam nicht leicht gefallen, kurz vor Weihnachten vier Teams auszuwählen, die im Rahmen einer fünfminütigen Präsentation ihre Unterrichtskonzepte vorstellen sollten. Die Themen umfassten die Fächer Geschichte, Sprachen, Werkunterricht und Physik:

    • Ständegesellschaft des Mittelalters
    • London Sights
    • Nachhaltigkeit – Produktionskette Jeans und
    • Stoffe und Teilchen

    In der letzten Weihnachtswoche haben wir allen Studierenden noch einmal ein längeres und individuelles Feedback gegeben. Ich denke, dass vor allem diese Nachbesprechung den größten Lernprozesseffekt ausgelöst hat, ablesbar an den Kommentaren der Studierenden. Joana hat die Challenge und die abschließende Reflexionsrunde in einem Video zusammenfassend dargestellt.

    Nun geht es weiter in die abschließende Phase. Hier schon einmal einen kurzen Ausblick:

    • Einführung in den ABC Workshop zur Gestaltung hybriden Unterrichts, Theorie und Praxis
    • Umsetzung pädagogischer Strategien in Learning Management Systeme (LMS)
    • @Schulteams: Formulierung einer digitalen Schulstrategie
    • @Studierende: Verfeinerung des e-Portfolios und Einreichen der Arbeiten

    … Stay tuned …

    Bildnachweis: Intro Learning Design Challenge 2020 @JoanaStella

    Zu Gast @BBS Buchholz

    Diese Woche lassen wir eine der drei beteiligten Schulen zu Wort kommen. Die berufsbildenden Schulen Buchholz in der Nordheide sind das regionale Kompetenzzentrum für berufliche Bildung im westlichen Teil des Landkreises Harburg. Wirtschaftliche, technische, soziale und gestalterische Kompetenzen werden in Zusammenarbeit und Kooperation mit Betrieben, Einrichtungen und allgemeinbildenden Schulen vermittelt. Wir haben mit dem Projektteam ein Interview geführt. Wir wollten wissen, wie sie aus ihrer Sicht das Fortbildungsangebot bewerten.

    In der nächsten Woche führen wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in das von John Biggs entwickelte Lehr-/ Lernmodell des „Constructive Alignment“ ein.

    … Stay tuned …

    Prototyp – Provotyp

    In dieser Woche wird es kreativ. Es geht um multimediale Gestaltungsprinzipien. Wie werden am sinnvollsten Grafiken mit Textbausteinen verbunden? Für eine erste Annäherung an diese Frage wird im Montagsbriefing Richard Meyers kognitive Theorie multimedialen Lernens vorgestellt. Meyer empfiehlt die folgenden fünf Prinzipien1:

    • Modalitätsprinzip: Behaltens- und Transferleistungen werden erhöht, wenn Grafiken und Animationen mit gesprochenen statt geschriebenen Erläuterungen dargeboten werden, da so der visuelle Kanal entlastet und die Information zeitgleich über beide Kanäle aufgenommen wird.
    • Multimediaprinzip: Die Darbietung des Lerninhalts mittels Kombination aus Texten und Bildern verspricht ebenfalls eine bessere Behaltens- und Transferleistung als die rein textuelle Informationspräsentation. Dies gilt vor allem bei Lernenden mit geringem Vorwissen. Wichtig ist, dass das Verbale dem Bildlichen inhaltlich entspricht. Verschiedene Medien ergänzen sich idealerweise bei der Vermittlung des Lerninhalts.
    • Redundanzprinzip: Die audiovisuelle Darstellung von Lerninhalten durch Bild und Ton (z. B. Filme und Animationen) ist effektiver als die Präsentation von Bild, Ton und schriftlichem Text. Ebenso ist die zeitgleiche Darbietung derselben Information durch gesprochenen und geschriebenen Text zu vermeiden.
    • Kontiguitätsprinzip: Bilder, Grafiken, Animationen etc. und erläuternde Texte sollten in größtmöglicher zeitlicher und räumlicher Nähe zueinander zu sehen sein, beispielsweise auf einer Seite auf dem Bildschirm. Ein positiver Effekt ergibt sich allerdings nur, wenn sich visuelle Präsentation und Text ergänzen und die dargestellte visuelle Information nicht selbsterklärend ist.
    • Kohärenzprinzip: Für das Verstehen nicht notwendige Töne, Bilder oder Texte sollten weggelassen werden, damit das Arbeitsgedächtnis nicht überbelastet, der Lernende nicht vom eigentlichen Lerninhalt abgelenkt und der Lernprozess auf diese Weise beeinträchtigt wird.

    Zwei (youtube)Videos illustrieren die „Kognitive Theorie multimedialen Lernens“ in unterschiedlicher Kürze:

    Die Wochenaufgabe

    An die Studierenden: Sucht Euch bitte eine Grafik/ Photo/ Illustration – Text Kombinationen aus realen Lehr- und Lernkontexten aus (Sachunterricht, Naturwissenschaften, Gemeinschaftskunde, Sport, Kunst etc.) aus. Erstellt zwei Demos: Einen Prototypen (bei dem alle Gestaltungsprinzipien vorbildlich angewendet werden) und einen Provotypen (bei dem alle Gestaltungsprinzipien bewusst missachtet werden) – direkt nebeneinander. Da eine Umsetzung eine aufwendige und komplexe Aufgabe ist, organisiert Euch in Kleingruppen, in diesem Fall zu zweit oder zu dritt.

    Keine halbe Stunde nach dem Montagsbriefing treffen sich die Lehramt Studierenden im Messengersystem PRONTO. Faszinierend, wie schnell und effektiv die Themen- und Partnerfindung ablief. Um sich dann anschließend in WONDER zu treffen, um die Fragestellung zu vertiefen. Nutzung der Werkzeuge „at its best“—

     Vermutlich fragen sich jetzt einige: Und, wo bleiben die Schulteams? Nun, es gibt bei Medienproduktionen noch eine weitere „Baustelle“: Das Urheberrechtsgesetz nach § 60a. Die Seminarleiterin Joana Kompa hat eine Reihe von Materialien bereitgestellt, die eine erste Orientierung ermöglichen. Auch hier zwei Videos zu diesem Thema:

    Aufgabe für die Schulteams:

    1. Stellt bitte dar, wie Euer Medienmanagement digitaler Lehr- und Lernmaterialien bisher stattfand (Istzustand) und identifiziert dessen Problematik.
    2. Entwickelt Ideen, wie ein Bildungsmedien-Management im Idealfall aussehen könnte (Sollzustand) und welche Gelingensbedingungen dafür erfüllt werden müssen.

    Ein ergänzender Auftrag an die Lehramt Studierenden ist die Kennzeichnung ihrer „Produkte“ mit einer cc- Lizenz.

    Im CANVAS- Forum werden die Beiträge zur Diskussion gestellt und einem Peer Review– Verfahren analysiert: Beide Gruppen kommentieren und stellen sich wechselseitig Fragen zum Produktions- und Gestaltungsprozess bzw. zu Aspekten zum Bildungsmedien- Management.

     

    Reflexion

    Eines vorneweg: Die Aufgabe hat den Studierenden offensichtlich sehr viel Spaß bereitet. Es sind Beispiele entstanden, die die Prinzipien im Prototypen gut umgesetzt zeigen wie im Provotypbereich eben genau gegenteilig.

    Die wahre Herausforderung bestand in beiden Gruppen in der Umsetzung und Anwendung des Urheberrechtsgesetzes. Das ist auch der Grund, warum (noch) keine Zwischenergebnisse gezeigt werden können (Abgabe des endgültigen Produkts ist immer in der Folgewoche): Zu unklar, ob lizenzfreie Bilder eingesetzt wurden und ob zurecht kein Quellennachweis geführt wurde. Hier zeigt sich für mich, dass die Studierenden in ihrem Schulleben der Umgang mit Quellen offensichtlich zu selten „beigebracht“ wurde.

    Apropos Schulteams: Sie melden zurück, dass sich für sie der Umgang mit den Lizenzen eher (ver)kompliziert habe. Kritisch merken sie an, dass sie es sich vielleicht bisher zu leicht gemacht hätten. Der Umgang mit OER sei ein schwieriges Unterfangen, zumal die cc0- Lizenz ja „wohl doch kein Freibrief sei“.  Daher kann auch niemanden verwundern, dass sie – und das war auch eine Rückmeldung – „lieber Materialien von den Schulbuchverlagen“ einsetzen würden. Man müsse sich lediglich rückversichern, ob die Nutzungslizenz auch vorläge.

    Weitere wichtige Lernerfahrung:

    • Die Studierenden haben durch die Rückmeldungen der Schulteams erfahren, dass ein „gutes“ Arbeitsblatt unterschiedliche Lernertypen berücksichtigen sollte. Wie umgekehrt die Schulteams genau aus diesem Grund
    • Respekt vor der Arbeit der Schulbuchautoren entwickelt haben. Nicht nur bezüglich der Meyer- Prinzipien, sondern auch bezüglich Bild- und Tonnutzung und deren Rechtehandling.

    Befragt nach zukünftigen Präferenzen wurde dann per Mentimeter rückgemeldet:

           

    Was wären Lösungen und Best Practices zur Bereitstellung digitaler Lehr- und Lernmaterialien? Am häufigsten wurden genannt:

    • Fortbildungen im Themengebiet
    • Bereitstellung von bearbeitbaren Material (z. B. im Wordformat) in einer (OER)Cloud
    • Vereinfachung der Nutzungsrechte, z. B. durch die Möglichkeit, in einen (Urheber)Fond einzuzahlen mit dem Ziel, ein generelles Nutzungsrecht eingeräumt zu erhalten.

    Woche 5: Rückblick und Bewertung der ersten Wochen

    Nun stand die Reflexion des ersten Monats an. Uns interessierte, wie wissenschaftliche Theorie und organisationale Modelle als Best Practice in die Praxis umgesetzt werden können. Das Ziel ist, gemeinsam einen Leitfaden zu Qualitätsentwicklung hybriden Unterrichts zu erstellen. Eine vom Planungsteam erstelltes Reflexionsdokument wurde bereitgestellt und konnte von Schulteams wie Studierenden kollaborativ in Gruppenarbeit bearbeitet werden. Das Planungsteam hat darüber hinaus zusätzliche Sprechstunden und Beratungstermine angeboten. Studierende erhielten ein erstes Feedback zu den Wochen 1-4.

    Stellvertretend hier die sehr eindrucksvolle Rückmeldung der BBS Buchholz. Sie kann m. E. von jeder Schule genutzt werden. Die Schule/ das Team hat bereits zur Laufzeit dieses Seminars (u. a.) die folgenden Vereinbarungen getroffen (hier ist zu erwähnen, dass die Schulleiterin im letzten Jahr einen IT-Administrator eingestellt hat, der nicht aus Lehrkräftestunden (quer)finanziert wird!! ):

    • Onboarding
      • Einführung in die Kommunikations- und Lernplattform MS Teams mithilfe eines Leitfadens für Schülerinnen und Schüler (praktische Übungen: Chat, Aufgaben)
      • Berücksichtigung des Onboardings in der Einführungsphase/im schulischen Curriculum
      • Schulung der neu hinzustoßenden Kolleginnen und Kollegen durch Digi-Werkstätten und Leitfaden
      • Kriterien für Lernmittelausleihe von Leihgeräten
    • Fortbildungsplanung
      • Durchführung DigCompEdu
      • Identifizierung des Fortbildungsbedarfs der Lehrkräfte
      • Entwicklung eines digitalen Fortbildungskonzeptes in Absprache und Unterstützung mit dem Medienkompetenzzentrum LK Harburg und/oder dem NLQ.

     

    Schlussbemerkung

    Die abschließende einwöchige Reflexionsphase hat individuell unterschiedlich viele (Nach)Denkprozesse ausgelöst, wie die folgenden Rückmeldungen der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer zu ihrem Lernfortschritt zeigen (Klick auf die Bilder): 

               

    Die synchron (BBB, WONDER) wie asynchron (CANVAS) geführten Diskussionen mit den Schulteams machten den Lehramt Studierenden offensichtlich Mut, ihre Wünsche und Vorstellungen nicht mit ihren Schulerinnerungen abzugleichen und bereits jetzt – im Studium – zu beginnen, ihre Ideen umzusetzen. Die Entwicklung eines Proto- und Provotyps war der erste Aufschlag und eine gute Gelegenheit, sich in der Teamarbeit kennenzulernen. Im Seminar wird es noch weitere Gelegenheiten geben…

     … Stay tuned …

    Bildnachweis: Oberholster Venita @Pixabay