Neue Lehr- und Lernwege für Mathematik gesucht
Bevor ich auf die Mathemacht (siehe Bild) eingehe, zunächst einige didaktische Überlegungen, die sich aus der im Folgenden vorgestellten Studie ergeben.
Die SINUS-Studie „Was motiviert zum MINT-Lernen?“[1]https://www.sinus-institut.de/media-center/studien/deutsche-telekom-stiftung-mint wurde von SINUS im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung durchgeführt. Ziel der Untersuchung war es, Faktoren zu identifizieren, die die Motivation von 10- bis 16-jährigen Kindern und Jugendlichen zum Lernen in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern fördern. Die Studie untersucht, wie sich Einstellungen zu MINT-Fächern entwickeln und welche Bedingungen die Begeisterung für diese Fächer steigern können, um langfristig auch Interesse an MINT-Berufen zu wecken.
Die Studie basiert auf einem zweistufigen Forschungsansatz:
- Qualitative Interviews: 40 Kinder und Jugendliche wurden in In-Home-Interviews befragt, um tiefere Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen und Meinungen zu erhalten.
- Repräsentative Befragung: Darauf aufbauend wurde im Herbst 2024 eine quantitative Umfrage mit 863 Teilnehmenden durchgeführt, um die qualitativen Erkenntnisse zu validieren und zu erweitern.
Die Ergebnisse zeigen, dass MINT-Fächer wie Mathematik, Physik und Chemie im Vergleich zu anderen Fächern häufig als weniger beliebt wahrgenommen werden. Mathematik polarisiert dabei besonders stark: Obwohl sich etwa drei Viertel der Befragten als gut bis sehr gut in Mathematik einschätzen, allerdings geben nur 36 Prozent an, das Fach auch zu mögen. Zudem können sich lediglich 29 % vorstellen, einen Beruf zu ergreifen, in dem Mathematik eine zentrale Rolle spielt.
Das Fazit der Studienautorinnen: Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass neue Wege des Lehrens, Lernens und Prüfens notwendig seien, um Kinder und Jugendliche für MINT-Inhalte zu begeistern, »und zwar nicht nur an Projekttagen am Ende des Schuljahres, sondern als durchgehendes Prinzip«.
Erfolgreiche Lehr- und Lernwege
Prozessmodell
Ich habe viele Jahre mit diesem Modell gearbeitet und mich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen gefragt: Wie kann ein (auch mediengestützter) Unterricht aussehen, den möglichst alle Schülerinnen und Schüler gerne und erfolgreich besuchen – ein Unterricht, der wesentlich dazu beiträgt, Kompetenzen zu erwerben, um Herausforderungen in der Schule, im privaten und beruflichen Leben verantwortungsbewusst zu bewältigen und das Gemeinwesen mitzugestalten?
Das in Hessen erfolgreich eingeführte und in den Kerncurricula aller Fächer (!) verankerte Prozessmodell zeigt einen möglichen Weg. Der Lehr-Lernzyklus mit seinen fünf Handlungsfeldern zielt darauf ab, Lehrenden und Lernenden einen Handlungsrahmen für einen kompetenzorientierten Unterricht zur Verfügung zu stellen. Digitale Medien werden lerngruppenspezifisch eingesetzt, wenn sie dem individuellen Lernprozess dienlich sind.
Thinking Classroom
Vor kurzem wurde das Buch Thinking Classrooms ins Deutsche übersetzt. Erste Erfahrungen mit diesem innovativen Ansatz liegen bereits vor und zeigen vielversprechende Ansätze für neue Wege des Mathematiklernens:
- Philipp Wampfler: »Thinking Classrooms« – Grundeinsichten und Methoden
Sein Fazit: Die Ziele in Liljedahls Buch sind die Ziele meines Unterrichts. Seine Haltung in Bezug auf Mathedidaktik entspricht meiner Kritik an der problematischen Aufgaben- und Stoffkultur. Gleichwohl ist das Konzept viel konsequenter als die Lernumgebungen, die ich schaffe. Besonders die Arbeit in Gruppen und die Dezentralisierung kann ich deutlich optimieren – und werde das im nächsten Schuljahr auch machen. Die Anleitung im Buch ist sehr hilfreich: Ich müsste für den ersten Schritt die Schreibunterlagen für Gruppen organisieren. Beim zweiten Schritt müsste ich die Ausrichtung des Klassenzimmers bewusst ändern.
Die englischsprachige Grafik hat Ines Bieler „übersetzt“: Lernen im 21. Jahrhundert – Building Thinking Classrooms
Im #FediLZ gibt es einen Austausch über Erfahrungen und Meinungen. Hier die zugehörigen Threads:
Die Methode des “denkenden Klassenzimmers” reizt mich. @halbtagsblog hatte darüber gebloggt. Das Setting (kleine Zufallsgruppen, Arbeiten im Stehen an Whiteboards) bekomme ich hin. Wer hat konkrete Erfahrungen gemacht? Welche mathematischen Problemstellungen bieten sich an? Wie führt ihr die Ergebnisse am Ende zusammen?
Ich bin an einem Erfahrungsaustausch interessiert.
Hat sich jmd. von euch schon mal den Thinking Task “Birthday Cake” von Liljedahl angeschaut? In unseren Augen ein großartiges Problem für den #thinkingclassroom. Nachdem wir L*L nur 3 Lösungen gefunden haben, haben unsere Kurse 3 weitere entdeckt. Doch gibt es noch mehr?
Und schließlich gehen drei Kollegen in einem Podcast der Frage nach:
- mathematikcast: Was ist der thinking classroom?
Mathenacht
Und nun, wie angekündigt, die Hinweise zur Mathenacht:
Wie vielfältig Mathematik ist, zeigen am 29. November 2024 Wissenschaftler*innen der drei Mathematik-Exzellenzcluster aus Berlin, Bonn und Münster. Von 15 Uhr bis Mitternacht gibt es ein breit gefächertes Programm mit Mitmach-Angeboten für Schülerinnen und Schüler, einer Diskussionsrunde sowie anschaulichen Vorträgen für alle Interessierten. Die Veranstaltung findet via Zoom statt und ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Hier eine erste Übersicht:
Programmdetails und die Zoom-Zugangsdaten finden Sie unter: Mathenacht 2024
… stay tuned …
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