Verantwortung übernehmen

Schulen als Schutzraum im digitalen Zeitalter

Die Diskussion um die Nutzung sozialer Medien durch Jugendliche flammt immer wieder auf – zuletzt durch die ungewollte Verbreitung von Gewaltvideos auf Instagram.[1]https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/instagram-flutet-feeds-mit-gewaltvideos-panne-bei-reels-a-adf67e83-b464-4f05-b456-42f1d69fe6bfForderungen nach einem Nutzungsverbot von Plattformen wie TikTok und Instagram für unter 16-Jährige werden wieder laut. Doch bis gesetzliche Regelungen umgesetzt werden – und das dauert aufgrund unserer föderalen Bildungsorganisation in der Regel Jahre – haben wir Pädagoginnen und Pädagogen eine entscheidende Verantwortung: Wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler sensibilisieren und ihnen helfen, sich sicher in der digitalen Welt zu bewegen.

Ein komplettes Verbot von Social Media ist wenig realistisch und würde den Jugendlichen kaum die notwendigen Kompetenzen vermitteln, um sich sicher in der digitalen Welt zu bewegen. Viel wichtiger ist es, sie zu stärken und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie Risiken erkennen und vermeiden können. Das bedeutet

  1. Aufklärung und Bildung: Informieren Sie Ihre Schüler über die Risiken und Gefahren sozialer Medien, wie Cybermobbing, Datenschutzverletzungen und unangemessene Inhalte. Fördern Sie den kritischen Umgang mit Medien.
  2. Eltern einbeziehen: Arbeiten Sie eng mit den Eltern zusammen. Informieren Sie sie über die Risiken und ermutigen Sie sie, zu Hause Regeln für die Nutzung sozialer Medien aufzustellen.
  3. Schulinterne Richtlinien: Entwickeln Sie schulinterne Richtlinien für die Nutzung sozialer Medien. Dies könnte das Verbot der Nutzung während des Unterrichts oder auf dem Schulgelände umfassen.
  4. Sichere Alternativen: Fördern Sie die Nutzung sicherer und altersgerechter Plattformen, die speziell für Jugendliche entwickelt wurden.
  5. Überwachung und Unterstützung: Achten Sie auf Anzeichen von Problemen, wie Cybermobbing oder übermäßige Nutzung sozialer Medien, und bieten Sie Unterstützung an.
  6. Workshops und Schulungen: Organisieren Sie Workshops oder Schulungen für Schüler und Eltern, um den sicheren Umgang mit sozialen Medien zu fördern.
  7. Vorbildfunktion: Zeigen Sie als Lehrerin, als Lehrer selbst ein verantwortungsvolles Verhalten im Umgang mit sozialen Medien.

    Glücklicherweise gibt es bereits erprobte Konzepte und Praxisbeispiele, die zeigen, wie Schulen mit dieser Herausforderung umgehen können. Im Folgenden stelle ich einige dieser Ansätze vor, die als Inspiration für die eigene Arbeit dienen können.

    Unterrichtsmaterialien zur Förderung der Medienkompetenz

    Trends folgen und kommentieren, mit Freund*innen oder auch mit Fremden kommunizieren, sich im Netz informieren und sich selbst darstellen – all dies ermöglicht Social Media. Sei es über Snapchat, Instragram oder TikTok, das Leben der Jugendlichen wird zunehmend durch die sozialen Medien bestimmt.

    Doch was sind die Gefahren ihrer tagtäglichen Nutzung und welche Aufgabe kommt hier der Schule zu?

    Im Folgenden finden Sie hierzu kostenlose digitale Materialien für Ihre Unterrichtsgestaltung.

    BR – So geht Medien bietet eine Vielzahl von Unterrichtseinheiten an. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern ein tieferes Verständnis für die Algorithmen sozialer Netzwerke zu vermitteln und sie im Umgang damit zu schulen.

    Das Augenmerk in diesem Unterrichtsvorschlag liegt auf den möglichen Risiken, die soziale Medien bergen können. Dabei geht es nicht darum, soziale Medien gänzlich zu verdammen, vielmehr sollen die Schülerinnen und Schüler dazu befähigt werden, mit schwierigen Situationen souverän umgehen zu können. Nach einer Einführung in die Thematik werden einige praktische Beispiele angeführt, die die Jugendlichen sensibilisieren sollen.

    „Wir haben gegenüber den Jugendlichen eine Verantwortung, sie auf das Leben vorzubereiten“

    Rund vier Stunden täglich nutzen Jugendliche das Internet. Dabei spielen Social-Media-Angebote eine wichtige Rolle, so die Ergebnisse der JIM-Studie 2023, einer repräsentativen Untersuchung des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest. Aber wird diese Realität der Jugendlichen in der Schule aufgegriffen? Ein Fach Medienkompetenz oder Medienbildung, immer wieder mal gefordert, gibt es nicht. Und so manche Lehrkraft fühlt sich angesichts der rasanten Entwicklung digitaler Angebote nicht in der Lage, das Thema Social Media mit all seinen Facetten im Unterricht zu behandeln. In ihrem Buch „Medienbildung im Unterricht“ machen Thorsten Gabbert und Antonia Dufeu Mut, dieses Thema gemeinsam mit den Jugendlichen anzugehen. Dazu liefern sie viele – auch juristische – Informationen und sogar einen eigenen Lehrplan. Wir haben sie gefragt, wie Medienbildung in der Schule funktionieren kann. 

    Externe Beratungsangebote und Peer-to-Peer-Unterstützung

    Revolution des Lernens oder Ablenkungsquelle Nummer eins – das Für und Wider von Smartphones im Schulalltag wird angesichts sinkender Leistungen kontrovers diskutiert. Neue Erkenntnisse zum Ablenkungspotential von Handys im Unterricht liefert die PISA-Studie. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse zum Thema Handyverbot in Infografiken veranschaulicht.

    Juuuport e. V. (Eigenschreibweise: JUUUPORT) ist ein gemeinnütziger Verein, der junge Leute bei Cybermobbing und anderen Problemen im Netz unterstützt und sich für einen respektvollen Umgang in der Onlinekommunikation einsetzt. Der Verein bildet junge Menschen zwischen 14 und 24 zu Juuuport-Scouts aus, die sich beim Projekt Juuuport engagieren.[2]https://de.wikipedia.org/wiki/Juuuport

    Zusammenarbeit mit Eltern und Erziehungsberechtigten

    Die Initiative “Schau hin!” bietet Eltern und Erziehenden Informationen und Tipps zum sicheren Umgang ihrer Kinder mit sozialen Netzwerken. Durch die Zusammenarbeit mit Eltern können Schulen sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler auch außerhalb des Unterrichts Unterstützung und Anleitung im Umgang mit digitalen Medien erhalten.

    Die kompakte Infobroschüre informiert Eltern über Chancen und Risiken sozialer Dienste wie WhatsApp, TikTok, Instagram und Co. Neben der Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und zu vernetzen, können Kinder und Jugendliche mit Mobbing, Grooming oder Urheberrechtsverletzungen konfrontiert werden. Eltern erfahren in neun kurzen Abschnitten, wie sie ihre Kinder dabei begleiten können, sich sicherer und kompetenter in den Diensten zu bewegen. Thematisiert wird außerdem die Herausforderungen der digitalen Erziehung.

    Whatsapp, Facebook, Instagram, Snapchat, Tumblr, Pinterest, YouNow – die Welt der Social-Media-Dienste wächst immer weiter und Jugendliche lieben es, Teil der Online-Communities zu sein. Sie chatten, liken, sharen und posten. Als Eltern können Sie diese Begeisterung vielleicht manchmal nicht ganz nachvollziehen. Worin besteht also der Reiz? Wann sind Bedenken gerechtfertigt und wie kann man sich vor Risiken schützen?

    Die österreichische Initiative “Onlinesicherheit” bietet Tipps und Tools für Eltern, um den Social-Media-Konsum ihrer Kinder zu regulieren. Dies umfasst die Aufklärung über Gefahren und die Nutzung von Inhaltsbeschränkungen auf Plattformen wie Facebook und Instagram.

    Soziale Medien, auch bekannt als „Social Media“, sind Online-Plattformen, die es dir ermöglichen, mit Freunden und anderen Menschen in Kontakt zu treten, Fotos und Videos zu teilen sowie an Diskussionen teilzunehmen. Dazu gehören Netzwerke wie WhatsApp, Snapchat, Instagram, TikTok, Twitch und BeReal. Diese Plattformen bieten eine digitale Form der interaktiven Kommunikation und sind hervorragende Gelegenheiten, sich über verschiedene Themen auszutauschen, Beziehungen zu pflegen und Neues zu entdecken. Genau deshalb werden sie als „sozial“ bezeichnet – sie fördern den Austausch und die Interaktion zwischen Menschen und ermöglichen die gesellschaftliche Teilhabe. Trotz ihrer Vorteile gibt es ein paar Dinge, die du beim Umgang mit den Sozialen Medien beachten solltest.

    Technische Schutzmaßnahmen und Sensibilisierung

    Das Deutsche Schulportal betont die Bedeutung von Auszeiten von sozialen Medien und die Schaffung von Schutzräumen in der Schule. Schulen können handyschutzfreie Zonen einrichten, um direkte soziale Interaktionen zu fördern und die mentale Gesundheit der Schüler zu unterstützen .

    Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) informiert über Risiken wie gewaltverherrlichende Online-Spiele oder Videos mit pornografischen Darstellungen. Es empfiehlt technische Schutzmaßnahmen wie Kinderschutzprogramme, um solche Inhalte zu blockieren, und betont die Bedeutung der Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für diese Gefahren.

    Durch die Integration dieser Materialien und Angebote in den Schulalltag können Lehrkräfte aktiv dazu beitragen, Schülerinnen und Schüler für einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien zu sensibilisieren und sie vor problematischen Inhalten zu schützen.

    Aus bildungspolitischer Sicht verweise ich ansonsten auf den sechsten und siebten Teil meiner Serie zur datengestützten Schulentwicklung. Ein Handyverbot kann Sinn machen, aber nur, wenn wir es – ganz im Sinne meines „Big Pictures“ – in eine umfassende Revision unserer Bildungspläne, Curricula einbetten.

    Abschließend noch diese zwei aktuelle Links, auf die in den sozialen Medien hingewiesen wird:

    Die Bildungs- und Kultusminister beraten am 20. März über ein Smartphone-Verbot an Schulen. 79 Länder haben bereits Verbote eingeführt. Was sagt die Wissenschaft dazu?

    Poor mental health in adolescents can negatively affect sleep, physical activity and academic performance, and is attributed by some to increasing mobile phone use. Many countries have introduced policies to restrict phone use in schools to improve health and educational outcomes. The SMART Schools study evaluated the impact of school phone policies by comparing outcomes in adolescents who attended schools that restrict and permit phone use.

    Updates:

    … stay tuned …

    Bildnachweis: Gerd Altmann @pixabay