Schlussspurt in dem gemeinsam mit Studierenden und Lehrkräften durchgeführten Seminar. Nach

  • der formalen Einführung und Inbetriebnahme der Technik (LMS, Messenger/ Chat, Videochat),
  • der Auseinandersetzung mit dem ökosystemischen Modell von Bronfenbrenner,
  • der Selbsteinschätzung der Medienkompetenz mithilfe DigCompEdu 
  • dem Kennenlernen einiger Medienrahmenmodelle (VUCA, 4K, Dagstuhl)
  • der Einführung in Richards Meyers kognitive Theorie multimedialen Lernens sowie in das ARCS- Modell von John M. Keller und
  • dem Kennenlernen des Constructive Alignment- Modells, einem „vom Ende einer Unterrichtseinheit“ ausgehenden und denkenden (Output)Konzept

geht es nun um Methoden, die die Lernziele umsetzen helfen. Auch hier steht zunächst die wissenschaftliche Forschung, hier von Diana Laurillard (University College London) im Mittelpunkt der weiteren Arbeit. 

Als Einstieg wähle ich eine Grafik von Anna Raneri, die auf den Beginn und das Ende einer Unterrichtssequenz eingeht. Schön finde ich die Idee, multimediale Elemente in Ein- und Ausstieg „einzubauen“. Sie erinnert mich an einen von mir gewählten Auftakt in „Einführung von π“. Da habe ich in der Klasse 9 einen gleichnamigen Song von Kate Bush gewählt. Das kam vor allem bei den Schülerinnen richtig gut an. Auch die Idee, ergänzendes, auf die Heterogenität einer Lerngruppe eingehendes Gehirnfutter am Ende einer Unterrichtsstunde bereitzustellen, ist sicher empfehlenswert. Was in der Grafik nicht sichtbar ist, ist das Fleisch, der methodischen Aufbau bzw. Ablauf der Unterrichtssequenz.

Bevor es in den sogenannten ABC Workshop geht, stellt die Seminarleiterin Joana Kompa die wissenschaftliche Grundlage hybrider Bildung als Gestaltungswissenschaft vor, ehe sie die Überlegungen von Diana Laurillard einführt.

Auftrag @Studierende:

  • Erklärt als Übung für Euch selbst die sechs fundamentalen Lerntypen im Conversational Framework.
  • Konzipiert einen hybriden Unterricht anhand Eurer vor Weihnachten erstellten kompletten Unterrichtseinheit mit expliziter Definition der Lernziele.
  • Kommuniziert in der Kürze eines Tweets die Beschreibung Eurer Lerneinheit und was SchülerInnen lernen
  • rekonstruiert eine logische Sequenz (ein Storyboard) von Lernaktivitäten für Eure Unterrichtseinheit. Da die Kategorien des ABC Workshops sehr allgemein sind, empfiehlt sich hin und wieder eine Präzisierung mit einer weitergehenden Bezeichnung. Die Lernaktivitäts-Symbole und der Zeitstrahl (von der Unterrichtsvorbereitung bis zur Nachbereitung) stehen im LMS bereit.
  • Hybride Realisierung: Entscheidet, wie die Lernaktivitäten realisiert werden sollen, ob analog oder digital-synchron bzw. digital-asynchron. Nutzt dazu die Präsentationsunterlagen der Uni Kiel.

Auftrag @Schulteams: Folgt dem Schema der Studierenden unter Verwendung einer konkreten Lerneinheit, die ihr gern als hybriden Unterricht gestalten möchtet.

 

Zusammenfassung

Das Lerndesign beginnt mit der Definition der Lernziele und die Festlegung der beabsichtigten Lernergebnisse, d. h. den Leistungen, die von den Schüler*innen am Ende der Lerneinheit erreicht werden sollen. Die Lernziele helfen zu entscheiden, wie die (Über)Prüfung (Assessment) gestaltet werden soll. Die Gestaltung der Lerneinheiten hängt von Ziel und Überprüfung, aber auch von den Voraussetzungen ab, die sich z. B. aus dem spiralcurricularen Aufbau der Kompetenzentwicklung ergeben. Ein grundlegender Aspekt eines guten Lerndesigns ist demnach, dass es eine Übereinstimmung zwischen den beabsichtigten Lernergebnissen, der Form der Beurteilung und den Aktivitäten gibt, die diese beiden miteinander verbinden.

Die „Form der Bewertung“ bezieht sich auf das abschließende Instrument, mit dem man prüfen will, ob die Schüler*innen das Ziel erreicht haben – es könnte aus ihren Diskussionskommentaren, einem Quiz, einer Umfrage oder einer Übung bestehen – nicht immer etwas Formelles wie eine Klassenarbeit/ Klausur. Zur Erleichterung eines so organisierten Lerndesigns kann der Download zu „Constructive Alignment“ dienen, einem Satz von sechs Folien mit einem Beispiel und einer leeren Vorlage, zusammengestellt von der University College London. (Ich habe den Originallink gewählt. ILO steht für intended learning outcomes). 

 

Meine eigenen, ersten Zugänge zu diesem Lehr- Lerndesign waren:

  • Start mit einer ersten Unterrichtseinheit, hier Zuordnung, einem Standardthema der Klasse 7 im Mathematikunterricht
  • Festlegung der Lernziele (ergaben sich aus dem Kerncurriculum des Landes Hessen), Aufstellen der Klassenarbeit, Identifikation der Voraussetzungen
  • Festlegung der Methodik unter Nutzung des Prozessmodells
  • Regelmäßige Einbeziehung der Schüler*innen durch entsprechende Feedbackverfahren
  • Evaluation der Unterrichtseinheit durch zwei Kolleg*innen und Lerngruppe

Die Unterrichtseinheit habe ich neben zwei Weiteren in einer Dokumentation veröffentlicht. Mit diesen Erfahrungen habe ich dann sukzessive meine weitere Unterrichtsarbeit verändert, vor allem mit Blick auf unterschiedliche Prüfungs- und damit Kompetenzformate (Kollaboration, Diskussion, Produktion, Modellierung). Und das nie allein, sondern immer mit anderen, daran interessierte und motivierte Kolleg*innen zusammen, auch um mir eine externe Evaluation zu ermöglichen. Soviel zu meiner Lehrersicht.

Hier noch einige Anmerkungen, wie man Schüler*innen motivieren und ermutigen kann:  

 

Gruppenarbeit

Erläutern Sie, wie die Schüler*innen zusammenarbeiten sollen. Leiten Sie die Gruppenarbeit an, indem Sie

  • explizite Hinweise auf Rollen geben
  • darauf achten, dass die Rollenverteilung stattgefunden hat (habe ich mit selbstklebenden farbigen Markersets organisiert)
  • eine Zeitvorgabe machen,
  • formulieren, welches Ziel mit der Diskussion verfolgt werden soll und
  • darauf Wert legen, dass die Schüler*innen sich darüber verständigen, wie es im Umgang mit den Ergebnissen weitergehen soll.
Diskussion

Unterstützen Sie die Schüler*innen bei der Entwicklung ihrer Ideen.

Schaffen Sie bei den Schüler*innen das nötige Vertrauen, damit sie sich an der Online-Diskussion beteiligen können, indem Sie kleine Break-out-Room Gruppen bilden, in denen sie die gewünschten Punkte diskutieren können, bevor sie sich der Diskussion im Plenum stellen.

Schaffen Sie Möglichkeiten, in denen die Schüler*innen die Beiträge der anderen kommentieren können, im Chat, in Break-ou-rooms,

  • um unabhängiges Denken zu fördern,
  • um sie dabei zu unterstützen, ihre Argumente im geschützten Raum und mit geringerem Risiko vorzubringen und
  • nehmen Sie sich Zeit für Ihre zusammenfassenden Kommentare im Plenum zu Punkten, die aus Ihrer Sicht unbedingt kommentiert gehören.
Kollaboration: Suche nach geeigneten Fragen

Helfen Sie den Schülern zu entdecken, was sie nicht verstehen.

Teilen Sie die Klasse in 2er- oder 3er-Gruppen auf:

  • Jeder Schüler übernimmt abwechselnd die Rolle des Lehrers, des Schülers und des Beobachters (wenn Sie 3 verwenden)
  • Geben Sie den “Lehrern” 2 oder 3 Konzepte, die sie den “Schülern” erklären sollen, während die “Beobachter” Notizen zu Fragen machen, die sie nicht beantworten können
  • Die Schüler wechseln sich in jeder Rolle für jeweils 2 Minuten ab

Im Plenum stellt jede Gruppe die Fragen, die sie nicht beantworten konnte, damit der Lehrer darauf antworten kann.

 In diesem Fall lernen die Studenten durch Diskussion, in Form eines strukturierten Dialogs, der sie dazu bringen soll, zu artikulieren, zu hinterfragen, zu argumentieren und zu beobachten, was ihnen unklar ist. Sie sind vielleicht nicht in der Lage, es herauszufinden, aber sie wissen besser, welche Fragen sie stellen müssen. Die Aufgabe kann die Rollen durch alle drei Schüler rotieren lassen, wobei drei Konzeptthemen verwendet werden. Am Ende geht die Diskussion in eine solche mit dem Lehrer über, der viele gute Fragen aus den Gruppen erhält.

Kollaboration: Förderung sozialen Lernens

Nutzen Sie von Lernenden geleitete Kleingruppendiskussionen zwischen synchronen Sitzungen, um die Interaktion der Lernenden beim Online-Lernen zu unterstützen. Motivieren Sie sie, indem Sie ein Ziel und ein Ergebnis für die Diskussion vorschlagen, das herausfordernd genug ist, um sie dazu zu bringen, weiter über die Konzepte, die sie lernen, nachzudenken. Anschließend posten die Schüler*innen ihre Ergebnisse auf einer gemeinsamen Website (z. B. Padlet), um sie von der restlichen Klasse und der Lehrkraft überprüfen zu lassen.

Die Zielvorgabe sorgt für eine ergebnisorientierte Diskussion. Die angekündigte Nachbereitung hält den den Betrieb des Lehr-Lern-Prozesses in Bewegung und sorgt darüber hianus für einen definierten Abschluss des Lernzyklusses.

Kollaboration: Wiki erstellen

Stellen Sie den Schüler*innen die Aufgabe, (z. B.) ein Glossar mit neuen Begriffen zu erstellen, indem sie ein gemeinsames Dokument wie Google Docs verwenden. Jede Schüler*in postet ein Wort, definiert es und die Schüler*innen müssen sich darauf einigen, ob die bereitgestellten Definitionen perfekt sind oder verbessert werden könnten.

Es handelt sich um eine Kollaborationsaktivität. Die Schüler müssen entscheiden, ob die bereitgestellten Definitionen perfekt sind oder verbessert werden könnten. Das bedeutet, dass diese Aktivität über eine Diskussion hinausgeht, bei der die Schüler entscheiden können, ob sie zustimmen oder nicht. Hier müssen sie eine gemeinsame Entscheidung darüber treffen, was in das Glossar aufgenommen wird.

Schlussbemerkung

Der Workshop selbst wird auf einer Webseite der Uni Kiel näher vorgestellt. Die Materialien in der rechten Spalte liegen in deutscher Sprache vor.

Zufälligerweise findet zeitgleich ein dreiwöchiges Seminar der UCL statt. Mir werden hier die kulturellen Unterschiede deutlich. Ein Beispiel: Der britische Ansatz orientiert sich sehr an der Ausweisung eines Zeitmanagements. Hier das Beispiel „How to design a poster“ im pdf- Format und im Learning Design Format.

Diana Laurillard wirbt mit Verweis auf das Learning Designer Tool mit dem Argument, die Eintragungen mehrfach zu nutzen, weil nach ihrer Erfahrung sich die Methoden auch in unterschiedlichen Kontexten wiederholen. Und damit wird der Einsatz auch für andere Kolleg*innen attraktiv, weil per Upload im eigenen Unterricht nutzbar.

Ich habe mich bei den Ausführungen von Diana an ein Interview mit Andreas Schleicher ab 21:15 erinnert, hier in Kombination mit Entwicklungen rund um die Künstliche Intelligenz. Ich frage mich: Kann das Learning Design Tool mit dem sehr toughen Zeitmanagement auch dazu genutzt werden, Wissensbildung maschinennah zu organisieren? Dann können zeitaufwendigere Lernaktivitäten wie (z. B.) Kollaboration, Produktion, Diskussion Personen (=Lehrkraft, Schüler*innen) gesteuert durchgeführt werden. Zugegeben, sehr weit in die Zukunft geschaut. Dennoch nicht utopisch, wie ein Video der Bertelsmannstiftung zeigt …

Nun geht es für die Teams in die abschließende Runde:

  • @Schulteams: Formulierung einer digitalen Schulstrategie
  • @Studierende: Verfeinerung des e-Portfolios und Einreichen der Arbeiten

… Stay tuned …

Zum Thema Lerntypen:

Bildnachweis: Joana Kompa @Medienfaktur, Oldenburg