Für die professionelle Leitung einer Schule und ihre Entwicklung zu einer lernenden und selbstverantwortlichen Organisation sind Managementwissen und Führungskompetenzen erforderlich. Die Schulleitung nimmt bei der Gestaltung der Schule eine Schlüsselstellung ein. Ihre maßgeblichen Aufgaben bestehen darin,

  • Arbeitsstrukturen zu schaffen, damit die Schule den gewünschten Bildungs- und Erziehungsauftrag erfüllen kann,
  • einen geregelten Schulbetrieb durch entsprechendes organisatorisches und administratives Handeln sicherzustellen,
  • den Personaleinsatz zu planen, das schulische Personal zu führen, es in seiner Arbeit zu unterstützen und seine professionelle Weiterentwicklung zu fördern,
  • die Beziehungen der Schule zu den Eltern, zur Schulaufsicht und zum Schulträger sowie zu weiteren Bezugsgruppen des öffentlichen Lebens zu pflegen und die Schule somit fest in ihr Umfeld einzubinden,
  • Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung an der Schule zu initiieren und zu steuern.

Kompetentes Personal ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für Schulqualität. Für die Personalführung und Personalentwicklung auf Schulebene ist die Schulleitung zuständig. Maßnahmen der Personalentwicklung fördern die Qualifikationen, die die Beschäftigten für die Wahrnehmung ihrer Aufgaben benötigen. Sie verbinden die Anforderungen der Schule mit den individuellen Entwicklungswünschen des Personals und berücksichtigen dabei die besonderen Belange der Vollzeit- wie Teilzeitbeschäftigten und der unterschiedlichen Geschlechter. Zu den Beschäftigten zählen die Schulleitung, die Lehrkräfte sowie weiteres pädagogisches und nicht pädagogisches Personal.
Die Personalentwicklung ist ein zentraler Bestandteil der Qualitätsentwicklung an der Schule und muss auf der Basis einer wertschätzenden Schulkultur planvoll aufgebaut, konsequent umgesetzt und fortlaufend weiterentwickelt werden. Der Hessische Referenzrahmen (HRS) weist dem Thema Personalführung und -entwicklung zu recht eine eigene Dimension Professionalität der Schulleitung zu.

In den letzten Jahren sind zahlreiche Bücher zum Thema Schulleitung erschienen: „Die Führung einer Schule“ (Dubs), „Professionswissen Schulleitung“ (Buchen/Rolff, Hg.), „Das Handwerkszeug für die Schulleitung“ (Buhren/Rolff/Neumann, Hg.), „Führungsaufgaben der Schulleitung“ (Buhren, Neumann), „Grundwissen Schulleitung“ (Pfundtner) und viele mehr. Schaut man in die Inhaltsverzeichnisse, weiß man um die Anhäufung der Aufgaben und die damit verbundenen Herausforderungen von Schulleitung.

Dieser Beitrag befasst sich mit ersten Überlegungen zu Konzepten und Methoden einer geeigneten Personalentwicklungsstrategie. Zunächst mit zwei unterschiedlichen Zugängen,

  • mit Fokus einer Leitbildentwicklung
  • mit dem Fokus auf Unterrichtsentwicklung (Tablets im Unterricht)

ehe ich dann einige Methoden vorstelle, die eine Umsetzung erleichtern helfen.

Let’s dive in …

Kontext (1): Leitbild

Ich habe kürzlich anlässlich der „Digitale Fortbildungsoffensive des Ministeriums für Schule und Bildung NRW für Schulleitungen und ihre Teams“ einen Input zu „Vom Leitbild über das Schulprogramm zur Personalentwicklung“ gegeben. Hier – als Slider – einen Auszug aus der Präsentation:

Kultur der Digitalität

Der Schule kommt die Aufgabe zu, junge Menschen dabei zu unterstützen, angesichts der rasanten und tiefgreifenden Veränderungsprozesse im beruflichen, im sozialen und im politischen Kontext diese Welt aktiv zu gestalten. (…) Die jungen Menschen nutzen digitale Medien schon vielfach für ihr Lernen – mal zielgerichtet, mal weniger; mal lernförderlich, mal weniger; mal im Wissen um rechtliche Rahmenbedingungen (z. B. den Datenschutz, das Urheberrecht, den Jugendmedienschutz), mal ohne dieses Wissen. (…)

Wichtig ist: operationalisieren!

Mal konkret (1) ...

Erfolgreiche Arbeit im Unterricht steht für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft im Mittelpunkt.

Operationalisierungen?

Mal konkret (1) ...

Erfolgreiche Arbeit im Unterricht steht für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft im Mittelpunkt.

Das haben wir erreicht (in Auswahl):

  • alle Fachgruppen der Schule arbeiten mit internen Arbeitsplänen
  • Die Lehrerinnen und Lehrer treffen sich regelmäßig zur Reflexion ihrer unterrichtlichen Arbeit.
  • Alle Klassen formulieren zu Beginn des Schuljahres Regeln, die unbeschwertes, faires und soziales Lernen in der Klassengemeinschaft garantieren.

Das planen wir:

  • Weiterentwicklung der Evaluationskultur

Mal konkret (2) ...

Wir vermitteln unseren Schülerinnen und Schülern fachliche, methodische und soziale Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, in späteren Lebenszusammenhängen zu bestehen.

Operationalisierungen?

Mal konkret (2) ...

Wir vermitteln unseren Schülerinnen und Schülern fachliche, methodische und soziale Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, in späteren Lebenszusammenhängen zu bestehen.

Das haben wir erreicht (in Auswahl):

  • Mit Hilfe eines Methodencurriculums für die Jahrgänge 5-8 wird die Kompetenzentwicklung in den Bereichen „Lern- und Arbeitstechniken“, „Kommunikation“ und „Arbeiten im Team“ systematisch gefördert.
  • Unser Medienkonzept sichert die Vermittlung von Medienkompetenz für alle Schülerinnen und Schüler. Dazu sind aufsteigend ab Jahrgang 5 den einzelnen Fächern geeignete Inhalte zugeordnet und den einzelnen Fachkollegen in einer übersichtlichen Tabelle als Vermittlungshilfe bereitgestellt.

Das planen wir:

  • Stärkung der fächerübergreifenden Arbeit.
  • Ausbau der Kooperation mit außerschulischen Partnern, Alumni und Eltern

Warum brauchen Schulen Leitbilder?

Schulintern:

Das pädagogische Personal befindet sich in vielen Fällen in einer Umbruchsituation: Es findet eine starke Verjüngung des Lehrkörpers statt. Darüber hinaus bringen die Lehrkräfte bzgl. Medienumsetzungen unterschiedliche Erfahrungen ein. Mit dem Leitbild kann die Arbeit eines Kollegiums eine ganzheitliche, stimmige Ausrichtung bekommen.

Warum brauchen Schulen Leitbilder?

Schulextern:

Das Leitbild ist ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der Schule und der damit verbundenen Information von Eltern und anderen interessierten Gruppen. Sie dient auch als Legitimationsfunktion: In diesem Zusammenhang wird das schulische Handeln nach außen (Betriebe, Schulaufsicht, Lokalpolitik, Öffentlichkeit) vermittelt und gerechtfertigt.

Auf meiner Plattform befindet sich eine Themenseite Vom Leitbild zum Schulprogramm mit weiteren Informationen zu einer professionellen Umsetzung.

Das digital gestützte Lehren und Lernen stellt neue Anforderungen an Lehrkräfte. Um zukunftsfähige und individuelle Lehr-Lern-Settings für die Schüler:innen zu gestalten, müssen sie die dafür notwendigen Kompetenzen erwerben. Schulleitungen als zentralen Akteuren kommt dabei eine besondere Verantwortung zu, die Personalentwicklung zu gestalten. Auf Grundlage von qualitativen Dokumentenanalysen, der Auswertung aktueller Studien, Länderabfragen und Expert*inneninterviews, leiten die Autor*innen eines Impulspapiers des Forum Bildung Digitalisierung u. a. folgende zentrale  Handlungsempfehlungen ab.

  • Die digitalisierungsbezogene Personalentwicklung sollte einen integrativen und systematischen Ansatz verfolgen.
  • Damit digitale Schulentwicklung gelingt, sollten alle beteiligten Akteure stärker kooperieren und die Gestaltung des digitalen Wandels an Schulen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen, die einer umfassenden Steuerung bedarf.

Schulleitungen sind für die Einhaltung des Datenschutzes im Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)  dem Land gegenüber rechenschaftspflichtig, melden Bedarfe bezüglich der Ausstattung an und entwickeln ein Medienkonzept.

Kontext (2): Lernen mit Tablets

In diesem Zusammenhang nun die Vorstellungen einer digitalisierungsbezogenen Personalentwicklung über die Befassung mit einem Unterrichts(entwicklungs)projekt: Lernen mit Tablets. Es liegt dazu ein Zwischenbericht vor. Hier – ebenfalls als Slider – Auszüge aus einer Präsentation einer der Mitautor*innen, Prof. Rau [1]https://www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/zelb/Veranstaltungen/Medienbildung_Digitalisierung/RauF_Schulentwicklung__260122_Teil2.pdf:

Projektkontext (1)

Das Projekt verfolgt das Ziel, Lehrer*innen der Herderschule einen sachgerechten und souveränen Umgang mit mobilen Endgeräten zu ermöglichen. Im Fokus des Teilprojektes steht die Entwicklung und Durchführung von Online-Workshops zur sachgerechten Nutzung von Tablets für Unterrichtszwecke.

Projektkontext (2)

Auf Basis dieses handlungs- und erfahrungsorientierten Ansatzes sollen Lehrer*innen perspektivisch in die Lage versetzt werden, Tablets sachgerecht für eigene Unterrichtszwecke verwenden zu können. Mit der Durchführung des Teilprojektes soll ein Beitrag im Entwicklungsfeld „Personalentwicklung“ geleistet werden.

Projektkontext (3)

Die folgenden Teilziele werden verfolgt:

  • Die entwickelten Online-Workshops bieten die Möglichkeit, die vorhandenen Tablets kennenzulernen und erproben zu können.
  • Die Lehrer*innen fühlen sich in der Lage, die vorhandenen Tablets für eigene Unterrichtszwecke sachgerecht verwenden zu können.
  • Es werden Erkenntnisse über die spezifischen Herausforderungen und Chancen für Lehrer*innen im Umgang mit Tablets an der Herderschule gewonnen.

App-AG

Im Austausch mit der Schulleitung und interessierten Lehrpersonen wurde für die nächsten Schritte die Zielstellung formuliert, interessante Apps aus der Perspektive der Spracheilpädagogik in den Blick zu nehmen und hinsichtlich ihrer Potenziale für die Herderschule zu prüfen. Diese Zielstellung wird derzeit im Rahmen einer Arbeitsgruppe der Herderschule bearbeitet, welche auf Basis eines modifizierten Bewertungsschemas nach Reber (2020) die Eignung von Apps zur Sprachförderung für die Lerngruppen
der Herderschule in Form von App-Steckbriefen bewertet.

Zwischenergebnis (1)

Ein zentrales Ergebnis war die Entwicklung und Durchführung eines Online-Workshops zum Thema „Lehren und Lernen mit Tablets. Eine Einführung für die Grundstufe“. Neben grundsätzlichen Fragen zur Bildung in einer digital geprägten Welt wurden mit dem Workshop-Konzept drei exemplarische Szenarien zum Lehren und Lernen mit Tablets vorgestellt und deren Umsetzung mit den Grundfunktionen
erläutert:

(1.) Online-Umfragen zur Erweiterung von Interaktionsmöglichkeiten,

(2.) Erstellung von Podcasts für mündliche Darstellungsformen sowie

(3.) Erstellung von E-Books für visuelle Darstellungsformen.

Zwischenergebnis (2)

In Hands-On-Phasen hatten die Lehrkräfte im Rahmen des Online-Workshops die Möglichkeit, eigenständig eigene oder ausgeliehene Tablets unter Begleitung zu erproben. Das freiwillige Weiterbildungsangebot wurde an zwei Terminen im April 2020 durchgeführt und von 14 Lehrkräften der Herderschule besucht.

Über das Workshopangebot hinaus wurden den Lehrkräften die Foliensätze sowie
weiterführende Unterstützungshilfe über die Plattform Lo-Net bereitgestellt, welche von der Herderschule anschließend verwendet wird.

Die Autor*innen berichten darüber hinaus, dass ein aus wissenschaftlicher Perspektive interessantes und zugleich aus praxisorientierter Perspektive der Umgang mit Fragen zum Datenschutz ein sehr herausforderndes Thema war. Sie heben in ihrem Zwischenbericht hervor, dass verschiedene Aktivitäten angedacht sind, um eine Sensibilität für und Kenntnisse über dieses komplexe Themenfeld zu entwickeln. So stellt die „App-AG“ Materialien zum Thema Datenschutz im Kontext der Schule bereit, organisiert verschiedene Arbeitstreffen zum Thema Datenschutz in einer digital geprägten Welt und berücksichtigt Fragen zum Datenschutz bei der Bewertung von Apps.

Instrumente und Methoden

Die beiden Fokusse„Leitbild“ und „Lernen mit Tablets“ erfordern unterschiedliche Maßnahmen einer Personalentwicklung. Sie sind auf die jeweiligen Entwicklungsziele einer Schule abzustimmen. Das Projekt „CoMMIT Kooperation an Schulen, Innovation im Team“ gibt Auskunft darüber, wie Schulleitungen der erfolgreichen Schulpreisträger das angehen. Die Wissenschaftler*innen beschreiben kommt u. a. ein Ergebnis, dass vor allem die Personalentwicklungsmaßnahmen erfolgsversprechend seien, die die Kooperation im Kollegium stärken und damit auch die qualitätsvolle Entwicklung ihrer Schule unterstützen.[2]https://deutsches-schulportal.de/expertenstimmen/commit-studie-personalentwicklung-wie-schulleitungen-die-kooperation-im-kollegium-staerken-koennen/

Instrumente der Personalentwicklung dienen zum einen der persönlichen Entwicklung der Lehrkräfte und der Schulleitungen und zum anderen der Entwicklung von Teamkompetenzen. Personalentwicklung braucht Ziele (s. o.: Leitbild, Lernen mit Tablets). Es geht um langfristiges Planen, Ermitteln von Kompetenzen und das Angebot spezifischer Entwicklungsmöglichkeiten entlang des Schulentwicklungsplanes. Zu vermeiden sind Ansammlung von Einzelmaßnahmen.

In der Praxis hat sich eine Gesamtorganisation im P(lan) – D(o) – C(heck) – A(ct) – Setting sehr bewährt. Je nach Phase unterstützen unterschiedliche Instrumente die erfolgreiche Umsetzung.

Bezüglich individueller Personalentwicklung sind das ...
  • Beratung
  • Coaching/Supervision
  • Mitarbeiter*innengespräch
  • Führungskräfte-Feedback
  • Zielvereinbarung
  • individuelle (interne und externe) Fortbildung
  • Mentoring
  • Laufbahnberatung
  • Selbst- und Fremdevaluation
  • Entwicklungsportfolio für Lehrpersonen

sowie Übernahme von Funktionen, wie z. B. Steuergruppenleitung, Lerndesigner/in, Koordination Qualitätssicherung u. v. m.

    Bezüglich teamorientierte Personalentwicklung sind das ...

    sowie Wissensmanagement mit einem systematischen Austausch von Wissen. Im Netz habe ich dazu sog. „5 Minuten für …“ gefunden:

        Schulleitung kann durch Schaffen von förderlichen schulischen Rahmenbedingungen und geschickter Stundenplanorganisation den Informationsfluss, die Kommunikation und Kooperation im Lehrerkollegium unterstützen. Andererseits kann sie durch die persönliche Teilnahme an diversen Aktivitäten und das Überblicken der Tätigkeiten maßgeblich zum wirkungsvollen Gelingen einzelner oder mehrerer Maßnahmen beitragen.

          Und dann ist ja da noch eine Methode aus dem Unternehmensbereich, die zunehmend auch unser Schul- und Bildungssystem erreicht:

           

           

          Schlussbemerkungen

          Kompetentes Personal ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Qualität von Schule und Lehr-Lernprozessen. Die Schulleitung nutzt darum vorhandene Spielräume bei der Personalauswahl und -führung bestmöglich. Im Rahmen der Personalentwicklung sorgt sie für die Würdigung und die Berücksichtigung der vorhandenen Kompetenzen. Die Beschäftigten sind für die Wahrnehmung ihrer Aufgaben zielgerichtet qualifiziert. Dies gilt auch für die Schulleitung selbst. Daneben sorgt die Schulleitung dafür, dass die notwendige Expertise an der Schule vorhanden und strukturell so verankert ist, dass der Weggang einzelner Lehrkräfte oder anderer pädagogischer Fachkräfte sich möglichst nicht als qualitätsmindernd auswirkt.

          Die Aussagen hat der Hessische Referenzrahmen (HRS) in der Dimension III.3.1 [3]https://hrs.bildung.hessen.de/online/wp-content/uploads/sites/29/2021/05/HRS_Fuenfte-Fassung_2021-04.pdfoperationalisiert und eignet sich m. E. gut als Checkliste.

          Für eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema empfehle ich

          und natürlich ein Blick in die umfangreiche einschlägige Literatur.

          …  Stay tuned …

          Bildnachweis: Gerd Altmann @pixabay