Im ersten Teil habe ich einen virtuellen Ausflug in die USA unternommen, Tipps und Links der nordamerikanischen Bildungsexpertin Melanie Kitchen vorgestellt und einen Folgebeitrag mit Vorschlägen aus dem deutschsprachigen Raum angekündigt. Denn auch bei uns sind in den Sommerferien eine Reihe von E-Veröffentlichungen entstanden, die es sich lohnen, vorgestellt zu werden. Es geht um
- methodische Überlegungen,
- begleitende Fortbildungsangebote,
- PlanBs,
- neue Prüfungsformate und
- Förderangebote.
Neues vom BookSprint
Vor den Sommerferien habe ich bereits über das Buch Hybrid-Unterricht 101 berichtet: Über Twitter haben sich 33 engagierte Lehrerinnen und Lehrer zusammengetan und ein E-Book rund um die Vermischung von Analog- und Digitalunterricht verfasst. Das Buch wird offensichtlich sehr gut angenommen, wie das erfolgreiche Crowdfunding und Berichte in Tageszeitungen (hier am Beispiel der Berliner Zeitung) zeigen. Bei der Überarbeitung (Fehlerkorrektur, Abbildungsverzeichnis) ist nun auch eine Printversion entstanden. Hybrid-Unterricht 101 ist jetzt offiziell als Softcover Edition erschienen. Man kann sie im Buchladen unter der ISBN 978-3-96784-003-2 bestellen oder online erwerben/ downloaden.
Transformation analog – digital am Beispiel bewährter Methoden
Die folgenden drei Quellen nehmen eine Reihe erfolgreicher Methoden aus der analogen Welt in den Blick und stellen Wege einer auch digitalen Nutzung vor:
Neues aus der FoBi- Szene
Keine Frage: Ohne Fortbildung geht nichts voran. Es gibt einige zentrale Angebote, die Fortbildungsbeauftragte der Schulen ggfs. für sogenannte Mikrofortbildungen nutzen können. Oder, man nutzt sie eben individuell, wie z. B. die erste Option:
- Die virtuelle PH bietet ein MOOC zum Distance Learning an. Der Vorteil ist sicher, dass man als Lehrkraft nicht nur die vielfältigen Facetten des Themas kennenlernt, sondern auch an sich selbst erfährt, wie es später Schülerinnen und Schüler bei der Bereitstellung eigener Kurs gehen wird (sog. Doppeldeckerprinzip der Pädagogik).
- Das IQ.SH bietet in den nächsten Wochen eine Reihe interessanter Referenten und unterschiedlicher Themen an. Diese Veranstaltungen sind terminlich festgelegt. Wünschenswert ist sicher auch eine spätere Abrufbarkeit, damit man sie ggfs. in Mikrofortbildungen einbauen kann.
- Empfehlenswert sind darüber hinaus die thematisch sehr unterschiedlich ausgerichteten Kurse zur Medienproduktion des Multimediakontor Hamburg.
- Und schließlich noch ein Angebot der Humboldt-Universität mit einem Videotutorial zum Einsatz und Produktion von Videos im (Online-)Unterricht.
PlanB: Blaupause, Vorschläge aus Kultusbehörden und neue Prüfungsformate
Wenn man die letzten zwei Monate die Berichte in den Print- und Onlinemedien Revue passieren lässt, hat man den Eindruck, die schulische Bildung dreht sich nur noch um Abstand, Hygiene, Alltagsmasken (AHA). Einige wenige Länder haben in ihrem “PlanB” auch Optionen aufgenommen, wie im Falle einer (auch teilweise) stattfindenden Verlagerung des Unterrichts nach Hause verfahren werden soll, sog. Blended Learning (aka hybride) Verfahren. Eine gute Vorlage, die quasi als Blaupause dienen kann, kommt von der Friedrich- Ebert- Stiftung.
Drei Veröffentlichungen aus Kultusbehörden lohnen mehr als nur ein Blick:
- Handreichung aus NRW
- Lernen gestalten im Präsenz- und Fernunterricht, Rahmenbedingungen und didaktische Hinweise (Rheinland Pfalz)
- Lernen in der Schule und zu Hause – Präsenz und Distanz, erste erprobte Beispiele aus Sachsen-Anhalt
auch mit der Option, von anderen Ländern zu lernen, wenn das eigene Ministerium erweiterte Aussagen schuldig geblieben ist.
Und schließlich, häufig nachgefragt: Wie sehen geeignete Prüfungsformate aus? Ricarda Dreier, Axel Krommer, Björn Nölte und Oliver Schmitz stellen eine Reihe von zeitgemäßen Prüfungsformaten für den Distanzunterricht vor.
Förderprogramme der Länder
Vielfach wird seitens der Schulleitungen bemängelt, dass bei ihnen noch nichts angekommen sei. Das Netzwerk Digitale Bildung hat sich in den Ländern einmal umgehört, wie sich dort die jeweiligen Bestimmungen gestalten. Dort heißt es u. a.: Der Nachholbedarf bei der Digitalisierung von Schulunterricht ist groß. Vielerorts muss in Infrastruktur und Ausstattung investiert werden, um einen zeitgemäßen Unterricht mit digitalen Werkzeugen gewährleisten zu können. Dafür stehen Fördermittel aus unterschiedlichen Quellen zur Verfügung. Neben den Fördermitteln aus dem DigitalPakt Schule gibt es in den einzelnen Bundesländern zahlreiche weitere Möglichkeiten für Schulen und Schulträger, Zuschüsse für die Anschaffung von digitaler Technik zu beantragen. Diese haben wir hier (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) für Sie zusammengestellt.
In Ergänzung dazu noch abschließend dieses Interview einer Agentur mit dem Geschäftsführer eines Herstellers von Netzwerk- und Security-Lösungen: Eine gelungene Digitalisierung der Bildung. Die Einschätzungen fassen recht gut zusammen, vor welchen Herausforderungen Schulleitungen und Schulträger (Kommunen) stehen.
Vielleicht hilft dem einen oder anderen auch dieser Thread zum Thema Inventarliste:
Am #zfsllev_gyge haben wir nun sechs Boxen mit Konferenzraumtechnik zur Gestaltung von hybriden Seminarsitzungen und Konferenzen. Hier findet man dazu eine Inventarliste und Anleitung zur Verwendung: https://t.co/Yh2xPN294j pic.twitter.com/n52lkAdaup
— Klaus Gerber (@Kla_Ger) September 15, 2020
Schlussbemerkung
Schulen werden unterschiedlich agieren (müssen): Zu verschieden die Bedingungen vor Ort. Für die viele o.g. Vorschläge gilt:
Lehrende müssen viele Fragen, auf die es weder allgemeine noch zeitlich beständige Antworten gibt, selbst, also in ihrer eigenen Praxis, lösen – unterstützt durch digitale Medien1.
Bestechend, wie ich meine, eine Strategie der Schulen von @FrauKers und @CarolineTreier, die ein sogenanntes “soft-closing” durchgeführt haben: Ihre Schulen haben nach einer kurzen Vorbereitungszeit – und ohne Coronazwang – die Tore geschlossen und den Schülerinnen und Schülern ein digitales Lernangebot angeboten, mit vielen kleinen Hybriden bzw. Mixes aus Distanzunterricht und Präsenz.
Bildnachweis:
Titelbild Luisella Planeta Leoni @pixabay
Coverbild E-Book: Little Girl taking online classes, verändert mit Effects Art. URL: https://www.canva.com/media/MAD865IKO8A
Update 18.09.2020:
Nachträge zu hybride Lernsettings
- Zum Thema Lernsetting:
- Axel Krommer (@mediendidaktik_) hat ein Erklärvideo zur sogenannten didaktischen Schieberegel erstellt. Damit der Kontext deutlich wird, hier der Link zu seinem dazugehörigen Blogbeitrag, der das Video eingebettet enthält.
- Seit 2008 veröffentlicht das mmb Institut (@mmb_institut) regelmäßig eine Übersicht über die verschiedenen digitalen Lernformen und Lernwerkzeuge unter dem Titel „Vielfalt der Lernformen“. Sie dient einer groben Einordnung der unterschiedlichen E-Learning-Tools nach dem Grad des Selbstlernens vs. kollaborativen Lernens und nach dem Grad ihrer Lernorganisation (formell/informell). Über die Jahre hinweg zeigt die Übersicht auch, welche Lernformen neu hinzugekommen sind und wie sich ihre Funktionen verändern. Das Institut stellt in einem Blogbeitrag eine aktualisierte Variante vor.
- Eine empfehlenswerte Übersicht gebende Materialsammlung von Unterrichtsideen, Apps & Tools kommt aus Sachsen-Anhalt (@MBSachsenAnhalt): Digitale Medien und Werkzeuge nutzen – Aus der Praxis für die Praxis
- Auch Niedersachsen bietet eine Themenseite an: Werkzeuge und Methoden
- Zum Thema Videokonferenzen: Broschüre zum Unterrichten mit Videokonferenzsystemen, Übersichtsseite/ Regeln eines bayerischen Beratungsnetzwerks
- Zum Thema Fortbildung:
- Die Plattform WirLernenOnline (@wirlernenonline) hat Materialien und Erläuterungen zur einfachen Gestaltung einer Mikrofortbildung bereitgestellt, mit dem Ziel
- praktisch ausprobieren,
- voneinander und miteinander lernen,
- freie Bildung verbreiten.
- Weitere Konzepte zu Mikrofortbildungsveranstaltungen: Jan Vedder (@vedducation): Unterrichtsentwicklung im eigenen Kollegium und Forum Bildung (@ForumBilDig): Praxisleitfaden
- Die Plattform WirLernenOnline (@wirlernenonline) hat Materialien und Erläuterungen zur einfachen Gestaltung einer Mikrofortbildung bereitgestellt, mit dem Ziel
- Zum Thema Prüfungsformate
- Björn Nölte (@Noelte030) hat in einem Newsletter neben sieben Vorschlägen einer Differenzierten Leistungsbewertung noch eine Reihe weiterer Materialien identifiziert bzw. vorgestellt.
Update 13.05.2021: Regelplakat für Tabletklassen
Update 02.09.2022: Schulentwicklung: Selbstevaluation mit der „Werbung”: Keine Planungsmaßnahme ohne anschließende Überprüfung!
Footnotes
- Zitiert aus: Jörn Loviscach: Digitalisierung der Hochschullehre: Was wissen wir wirklich? In: Reinhard Bauer, Jörg Hafer, Sandra Hofhues, Mandy Schiefner-Rohs, Anne Thillosen, Benno Volk, Klaus Wannemacher (Hrsg.): Vom E-Learning zur Digitalisierung. Mythen, Realitäten, Perspektiven. Waxmann. 2020. S. 84 ff