In einer Welt, die von komplexen finanziellen Entscheidungen geprägt ist, ist eine solide Finanzbildung für junge Menschen von entscheidender Bedeutung. Inspiriert durch den Podcast >>Geld auf dem Lehrplan – Finanzbildung in der Schule<< untersuche ich, warum die Integration von Finanzbildung in den Schulunterricht so wichtig ist und wie Lehrkräfte und Ministerien dazu beitragen können, Schülerinnen und Schüler auf eine finanziell kompetente Zukunft vorzubereiten.
Finanzbildung ist in der heutigen komplexen Wirtschaftswelt von entscheidender Bedeutung, da sie den Schülerinnen und Schülern die grundlegenden Fähigkeiten vermittelt, die sie benötigen, um finanziell kompetent und unabhängig zu sein. In der Sendung werden einige Gründe genannt, warum Finanzbildung in der Schule wichtig ist:
👉 Alltagsrelevanz: Finanzielle Entscheidungen beeinflussen jeden Aspekt unseres Lebens, von der Budgetierung des täglichen Bedarfs bis hin zur Planung größerer Investitionen wie Bildung und Immobilien.
👉 Prävention von Verschuldung: Eine solide Finanzbildung kann dazu beitragen, dass junge Erwachsene zu verantwortungsbewussten Verbrauchern werden und unnötige Verschuldung vermeiden.
👉 Vorbereitung auf die Zukunft: Schülerinnen und Schüler sollten lernen, für ihre Zukunft zu sparen, zu investieren und sich finanzielle Ziele zu setzen.
👉 Stärkung der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit: Durch finanzielle Bildung können junge Menschen besser auf wirtschaftliche Herausforderungen und Unsicherheiten reagieren. (Stichwort: VUCA)
👉 Förderung der wirtschaftlichen Gerechtigkeit: Finanzielle Allgemeinbildung trägt dazu bei, die Kluft zwischen finanziell gut und weniger gut gestellten Menschen zu verringern.
Zusammenfassung der Podcastinhalte
Der Beitrag von Andrea Lueg geht der Frage nach, welche Themen wie Budgetieren, Sparen, Investieren, Krediten und Schuldenmanagement in einem Curriculum zur finanziellen Allgemeinbildung behandelt werden sollten und mit welchen Unterrichtsmethoden sie umgesetzt werden können. Dabei kann es sich nur um Ideen handeln, nichts davon ist bisher in den Bundesländern curricular verankert. Einige der von ihr vorgestellten Protagonisten stelle ich nun vor und ergänze sie um weitere mögliche Ideen:
Schülerinnen und Schüler fühlen sich nicht ausreichend auf den Start ins Erwachsenenleben vorbereitet und bemängeln fehlendes Finanz- und Alltagswissen, bspw. im Bereich Steuern. Fehlende ökonomische Bildung führt dabei zu realen Herausforderungen. Wer keine Ahnung von „Miete“ hat, findet viel schwerer eine bezahlbare Wohnung; wer keine Ahnung von „Finanzen“ hat, hat ein größeres Risiko vor Überschuldung und Altersarmut.
Besonders gravierend ist, dass dieses Wissen maßgeblich von der sozialen Herkunft abhängt. Wir sind deshalb der Überzeugung, dass jeder Jugendliche mit seinem Schulabschluss auch Grundlagenwissen in den vier Themenbereichen des Zukunftstages – Finanzen, Steuern, Miete und Krankenkassen – erhalten haben soll.
Aus diesem Grund ist es unser Ziel, dass jeder Schüler und jede Schülerin in Deutschland und Österreich, egal auf welche Schule er oder sie geht, einmal während der Schulzeit den Zukunftstag erlebt. Dieses Ziel verfolgen wir gemeinsam mit starken Partnern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die uns und unsere Vision unterstützen. Denn wir glauben, dass wir das Problem von fehlender ökonomischer Bildung nur gemeinsam lösen können.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts in Kooperation mit Prof. Dr. Matthias Sutter, Direktor des Max-Planck-Instituts für Gemeinschaftsgüter in Bonn, konnten wir nun wesentliche Voraussetzungen gelingender finanzieller Bildungsprozesse identifizieren. Das zugehörige Working Paper haben wir hier sowie hier eingestellt und Anfang Mai nach 7jähriger gemeinsamer Arbeit mit insgesamt 30 Lerngruppen an 11 Schulen als Revision an das JPE (Journal of Political Economy) übersendet.
In unseren Themendossiers stellen wir Unterrichtsideen und -materialien, Veranstaltungen und Verbrauchertipps zu aktuellen Aspekten der finanziellen Bildung zusammen. So haben Sie alle Informationen und Materialien, um erfolgreich Finanzbildung im Unterricht umzusetzen.
- verbraucherberatung NRW: Learning Snack “Mein Geld im Griff”
Nutzen Sie unser Selbstlernangebot für die Zielgruppe Sek I und II aus dem Programm „Durchblick“. In diesem Snack erfährt man, wie man einen Überblick über seine Ein – und Ausgaben bekommt.
Ergänzungen
Darüberhinaus lohnen sich Besuche und Einblicke in die folgenden Links:
- Thomas Felzmann: Finanzbildung für Jugendliche mit OhMoney
Finanzielle Bildung ist eine Lebenskompetenz, die in der modernen Welt immer unerlässlicher wird. OhMoney, eine Initiative der finlit foundation, nimmt sich dieser Herausforderung an, indem sie Schüler*innen der Klassenstufen 7 bis 10 hochwertige, cross-mediale und sowohl kosten- als auch werbefreie Bildungsmaterialien zur Finanzbildung bereitstellt.
- BMBF/BdF: Mit Geld und Verstand
Finanzielle Bildung zahlt sich aus: Egal ob Konto einrichten, Verträge abschließen oder für das Alter vorsorgen, finanzielle Bildung spielt in jeder Lebensphase eine Rolle. Sie bedeutet Chancen für mehr Teilhabe, Wachstum und Wohlstand – und die wollen wir nicht länger ungenutzt lassen. Entdecken Sie auf der Finanzbildungsplattform der Bundesregierung Angebote, die zu Ihnen passen.
- Stiftung Warentest: Finanztest in der Schule: Finanzwissen für junge Verbraucher
Hilfe im Finanzdschungel und das nötige Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge vermittelt das Projekt „Finanztest in der Schule“. Zentraler Bestandteil ist die Zeitschrift Finanztest, mit der Klassen und Kurse ab Jahrgangsstufe 10 im Unterricht arbeiten können.
- Finanztip Schule: Wir bringen Finanzwissen in den Unterricht
Wir unterstützen Sie dabei, lebensnahes Finanz- und Verbraucherwissen in den Unterricht zu integrieren: mit kostenlosem Unterrichtsmaterial vom einzelnen Arbeitsblatt bis zum fertigen Stundenentwurf.
Die komplett ausgearbeiteten Unterrichtsideen liefern die Arbeitsgrundlage für eine 90-minütige Unterrichtseinheit zu Schlüsselthemen der Finanzbildung. Sie enthalten alle Informationen, Materialien und Arbeitsblätter sowie Begriffserklärungen, die für die Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts und für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema erforderlich sind.
- Matthias Ehrhardt, Michael Günther und Wil Schilders: Erfolgsformeln
Ich habe diese Veröffentlichung (eher mit Fokus auf den Sek. II Bereich) hier vorgestellt. Die Finanzmathematik wird in einem gleichnamigen Kapitel behandelt mit den Beiträgen:
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- Mit Mathematik die Finanzmärkte zähmen
- Modellierung Negativer Zinsen – Nur Bares ist Wahres?
- Beipackzettel für Finanzinstrumente: PRIIPs!
Zwei Begriffe sorgen in der allgemeinen Bevölkerung und bei Finanzexperten für großes Unbehagen, wenn es um den Wert unseres Geldes geht: Inflation und Deflation. Aber was ist darunter zu verstehen? Und warum wird die Entwicklung der Preise stets genau im Auge behalten? (…) Doch wie entstehen Inflationen? Welche Auswirkungen machen sie so bedrohlich? Und warum sind stabile Preise für uns so wichtig? Mit diesen und weiteren Fragestellungen beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler in der vorliegenden Unterrichtseinheit.
- Buchanregung: Kristoffer Reul, Julian Kleij: Finanzbildung 1×1: Alles, was du in der Schule nicht über Finanzen lernst
Julian Kleij (30) ist Lehrer und unterrichtet an einem Hamburger Gymnasium die Fächer Chemie und Physik. Was er über Finanzen weiß, hat er sich nach dem Abitur in Oldenburg selbst angeeignet.
„Finanzbildung 1×1″ richtet sich an alle, die einen leicht zugänglichen Einstieg in das Thema finanzielle Bildung und Finanzen suchen. Die Autoren von Finanzbildung1x1 haben das Arbeitsheft selbst in Ihrer Börsen-AG mit SchülerInnen erprobt, evaluiert und angepasst. Es dient als Ergänzung und Sicherung der Inhalte des Buchs und kann sowohl in der Schule als auch privat genutzt werden.
- wirtschaftswerkstatt: Finanz-ABC digital
Das Finanz-ABC digital verspricht online Spielspaß und das in der Community. Über ein Videokonferenzsystem und im Browser, am PC, Laptop, Tablet oder Smartphone treten die Spieler:innen gegeneinander an und lernen eine Menge über die Finanzwelt. Sie betreuen junge Menschen in der Schule oder in einer Einrichtung und möchten Basiswissen zum Thema Finanzen spielerisch vermitteln, dann können Sie neben dem klassischen Brettspiel das Finanz-ABC nun auch online spielen.
Schlussbemerkung
In einer Welt, in der finanzielle Entscheidungen unseren Alltag prägen, ist eine fundierte Finanzbildung für junge Menschen unerlässlich. Der Podcast >>Geld auf dem Lehrplan – Finanzbildung in der Schule<< unterstreicht die Dringlichkeit dieses Themas. Finanzbildung hat nicht nur Alltagsrelevanz, sondern trägt auch dazu bei, Verschuldung zu vermeiden, die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit zu stärken und wirtschaftliche Gerechtigkeit zu fördern.
Finanzbildung, das ist nicht nur meine Forderung, muss einen festen Platz in den Lehrplänen haben. Lehrkräfte und Ministerien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die vorgestellten Initiativen wie der Zukunftstag, das Forschungsprojekt des Max-Planck-Instituts und die Förderung der Verbraucherberatung bieten konkrete Ansätze, um Finanzbildung in den Unterricht zu integrieren. Es liegt an uns allen, gemeinsam dafür zu sorgen, dass jeder Schüler und jede Schülerin das nötige Grundwissen für eine finanziell kompetente Zukunft erhält.
Und an die Bildungsministerien: Die Integration von Finanzbildung in die Lehrpläne ist ein entscheidender Schritt hin zu einer gerechteren und wirtschaftlich stabileren Gesellschaft. Jetzt ist die Zeit zu handeln.
Update
- Peter Kührt: Finanzbildung digital
Ich habe Herrn Kührt gebeten, seine hinter dieser Webseite stehenden Überlegungen zu teasern. Hier seine Antwort:
Eine Klasse Bankkaufleute an einer kaufmännischen Berufsschule in Nürnberg ist kurz nach der Finanzkrise mit der Überzeugung angetreten, dass man jedem Menschen nach maximal zehn Fragen sagen kann, wie er sein Geld vernünftig anlegen sollte, und dass man alle Anlegertypen und Bankprodukte auch so beschreiben kann, dass man sie versteht. Ihre Website „Anlage-Coach“ schlug dann im Netz wie eine Bombe ein und landete in über 40 Zeitungen, sechsmal im Radio und einmal im Fernsehen. Über 30 Projekte zur Finanzbildung mit anderen Bankklassen später bieten die Bank- und Versicherungs-Azubis aus Nürnberg inzwischen ein umfassendes Onlineangebot zur Geldanlage, das von Erklärvideos bis zu Tests und Unterrichtsmaterialien reicht. Kein Wunder, dass das Webangebot der Azubis bei Google unter „Digitale Finanzbildung“ und „Geldanlagen verständlich erklärt“ auf Seite 1 steht.
- Finanzfluss: Keine Ahnung von Aktien, Anleihen oder diversifizierten Investitionen? Kein Problem!
Seit 2015 ermutigt Finanzfluss Menschen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Angefangen als YouTube-Kanal, hat sich Finanzfluss zur größten Community für finanzielle Selbstentscheider im deutschsprachigen Raum entwickelt. Mit Videos, Ratgebern, Vergleichen, Rechnern und Plattformen zum Austausch bietet Finanzfluss wertvolle Ressourcen für die finanzielle Bildung. Im Rahmen der Finanzfluss Bildungsinitiative engagiert sich Finanzfluss dafür, Schüler:innen grundlegende Finanzkenntnisse zu vermitteln und sie optimal auf die finanziellen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
- Thomas Unkelbach: Selbstlernkurs lineare und quadratische Funktionen
Wer mit der Wiederholung von Linearen und Quadratischen Funktionen in das Schuljahr starten möchte, findet einen Moodle – Kurs, in dem sich alles um eine praxisnahe Anwendung (mit dem Thema Stückzahl: Stückpreis, Umsatz, Selbstkosten, Gewinn) dieser Funktionstypen geht. Dazu viele Erklärvideos und Aufgaben mit Lösungen. Alles kostenlos und zum freien Download.
- Katharina Wiehe, Jascha Quarder: Investieren in ETFs – Eine digitalgestützte Modellierungsaufgabe für den Mathematikunterricht
Es lässt sich ein steigendes Interesse junger Menschen, darunter viele Schülerinnen und Schüler, an Finanzbildung beobachten. Dies zeigt sich unter anderem in der Popularität von YouTube-Kanäle wie “Finanzfluss” oder “Finanztip” bei dieser Zielgruppe. Gleichzeitig wird von vielen Schulabgänger kritisiert, dass die Schule keine hinlängliche Vorbereitung auf die persönliche Geldanlage und Finanzplanung bietet. Die Bearbeitung realitätsbezogener Aufgaben im Mathematikunterricht kann dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Aus diesem Grund wurde eine digitalgestützte Modellierungsaufgabe zum Thema “Investieren in ETFs” entwickelt. Im Rahmen der Aufgabenstellung sollen die Lernenden die Entwicklung eines ETFs mithilfe mathematischer Konzepte wie Steigungsdreiecke, Exponentialfunktionen und Tabellenkalkulation analysieren. Die Aufgabe bietet die Möglichkeit, die mit Börsenprodukten verbundenen Risiken zu thematisieren und das kritische Denken der Lernenden in diesem Kontext zu fördern.
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- Jascha Quarder:
- Investieren in ETFs (Einführung via Youtube)
- Jascha Quarder:
Im Rahmen dieser Aufgabe setzen sich die Lernenden mit einem nach Ländern und Branchen breit diversifizierten ETF auseinander. Einerseits soll die Aufgabe durch die Verwendung realer Daten einen authentischen Kontext schaffen, weshalb sich die historische Entwicklung dieses ETFs an einem realen ETF, nämlich dem MSCI World (https://www.msci-world.de/kurs/), orientiert. Andererseits wollen wir mit der Aufgabe nicht den Eindruck erwecken, ein bestimmtes Finanzprodukt bewerben zu wollen. Aus diesem Grund wurde in der Aufgabe für den ETF der neutrale, fiktive Name Welt-ETF gewählt. Ziel der Aufgabe ist es, dass die Schülerinnen und Schüler anhand eines konkreten Anwendungsbeispiels Kompetenzen entwickeln, um ausgewählte Finanzprodukte in Zukunft selbstständig mit Hilfe der Mathematik analysieren zu können. Dabei bietet die Aufgabe auch die Möglichkeit, die Risiken von Börsenprodukten wie ETFs aufzuzeigen und das kritische Denken der Lernenden in diesem Zusammenhang zu fördern
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- Investieren in ETFs (geogebra-Anwendung)
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Der Welt-ETF ist ein ETF (Exchange Traded Fund, zu Deutsch: börsengehandelter Fonds), der sich durch eine breite Streuung über verschiedene Länder und Branchen auszeichnet. Das bedeutet, dass das Geld der Anlegenden in eine Vielzahl von Unternehmen weltweit investiert wird. Ziel ist die Streuung und damit die Minimierung des Risikos. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Welt-ETFs unterscheiden: die einen zahlen regelmäßig Geld aus, zum Beispiel Dividenden; die anderen behalten erzielte Gewinne im ETF und investieren sie wieder. Wir konzentrieren uns hier nur auf den zweiten Typ, den sogenannten thesaurierenden Welt-ETF.
… Stay tuned …
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