Sal Khan, Gründer und CEO der Khan Academy, setzt sich in einem TED-Vortrag mit den Potenzialen von KI in der Bildung auseinander. Er plädiert dafür, sich nicht auf die aktuelle Schummel-Debatte einzulassen, sondern sich proaktiv mit den Chancen zu befassen, ohne die Risiken aus den Augen zu verlieren. Dabei bleibt er nicht in der Theorie stecken, sondern stellt mit Khanmigo einen Bot vor, der zeigt, wie Lernende und Lehrende in Zukunft von solchen Maschinen unterstützt werden können. Er zeigt an Beispielen, wie er als persönlicher Tutor oder Lehrassistent eingesetzt werden kann. Und er demonstriert, wie der Mathematikunterricht begleitet werden kann (Bilder ggfs. mit rechter Maustaste in einem neuen Tab vergrößert anzeigen lassen):

Eine Standardaufgabe aus der Jahrgangstufe 7/8:
 
 

Die KI zeichnet die Konversation auf, damit sich  die Lehkraft anschließend über den Lernfortschritt des Lernden informieren kann (siehe pinke Markierung).  Der Bot hilft der Schülerin/ dem Schüler mit gezielten Hinweisen und „löst nicht auf“:
 
 

Der blaue Kasten (siehe Bild unten) zeigt eine erste (immer mal wieder falsch vorgenommene) Umformung des Lernenden: 3 – 18 + 2m = m

Und so „antwortet“ der Bot:

 

Darüber hinaus setzt sich Khan mit dem Vorwurf auseinander, dass Kinder durch die KI das Schreiben verlernen würden, da sie das übernehmen würde. Er widerspricht und zeigt an einem Besipiel, wie Schülerinnen und Schüler mit einer KI Geschichten kollborativ entwickeln können (Bilder ggfs. mit rechter Maustaste in einem neuen Tab vergrößert anzeigen lassen):

Eine Schülerin, ein Schüler/ eine Schülerin will eine Horror-Story schreiben …

Die KI antwortet: „Oh, eine Horrorgeschichte, wie gruselig und aufregend. Lass’ uns in die Welt der unheimlichen Schatten und gruseligen Geheimnisse eintauchen …“ und im folgenden entsteht ein Dialog zwischen dem/der Lernenden und der KI, in dem beide Seiten je zwei Sätze schreiben:

Der Schüler, die Schülerin schreibt: “Beatrice war ein falsch eingeschätztes Gespenst. Es wollte Freunde finden, aber es erschreckte sie immer wieder aus Versehen.”
Und die KI ergänzt: „Arme Beatrice, ein einsames Gespenst, das die Kameradschaft (Freundschaft) sucht. Eines Tages stolperte sie über ein altes, verlassenes Herrenhaus, wo sie hoffte, ein paar andere Geister zu finden, mit denen sie sich anfreunden konnte. Das mit Efeu und Spinnweben bedeckte Haus hatte etwas Geheimnisvolles an sich.“

Im weiteren Verlauf des Vortrags stellt Khan einen Prototyp vor, wie die Akademie künftig Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung unterstützen wird und welche Entwicklungen er für den Bildungssektor in naher Zukunft erwartet. Recht frei übersetzt:

  • Interaktives Leseverständnis
  • KI-gesteuerte Interaktion zwischen Lehrkraft und Bot
  • AI-gestuerte Aktivitäten der Lehrenden
  • Dialoggesteuerte Bewertung von schriftlichen und anderen Arbeiten
  • Formativ gesteuerter Bericht über den Lernfortschritt der Lernenden
  • Lernberatung
  • Sprachgesteuerte Interaktionen zwischen Bot und Nutzer*innen

Abschließend geht Khan noch einmal auf die aktuelle Diskussion ein und fordert uns auf, „einen Schritt zurück auf die Metaebene“ zu gehen: Auf der einen Seite beschreiben die einen „dystopische Szenarien“, andere sehen Wendepunkte wie seinerzeit bei der industriellen Revolution. Er fordert uns auf, uns aktiv in den Gestaltungsprozess einzubringen und nicht abzuwarten, was passiert. Und er schließt mit seiner Sicht auf das Potenzial der KI, nämlich durch ihren Einsatz einen Mehrwert zu schaffen:

Because very close to my heart and obviously there’s many potential positive use cases, but perhaps the most powerful use case and perhaps the most poetic use case is if AI, artificial intelligence, can be used to enhance HI (human intelligence), human potential and human purpose.

Kommentar

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen: Mir hat der Vortrag wieder einmal gezeigt, wie sehr die Entwicklungen der KI unser Bildungssystem revolutionieren werden, vor allem wenn man die Zukunftsaussagen von Khan zur Kenntnis nimmt. Wir sollten uns nicht dagegen wehren (wir können es ohnehin nicht verhindern), sondern uns konstruktiv damit auseinandersetzen. Schülerinnen und Schüler werden davon profitieren, wenn sie so früh wie möglich mit Robotik und deren Programmierung, Data Science, Machine Learning und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Arbeitswelt vertraut gemacht werden, damit sie eine aktive Rolle in der sozioökonomischen und ethischen Debatte spielen können.

Wie wichtig es ist, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, zeigt auch der jüngste Job Report des Weltwirtschaftsforums. Der Bericht betont, dass neue Technologien wie künstliche Intelligenz, Robotik und Automatisierung den Arbeitsmarkt weiter verändern werden, was sowohl zur Schaffung als auch zur Verdrängung von Arbeitsplätzen führen wird. Daher wird es für zukünftige Arbeitnehmer*innen unerlässlich sein, neue Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln, um sich für den Arbeitsmarkt anzubieten. Wir müssen diesen Kompetenzerwerb bereits in der Schule sicherstellen. Nicht durch neue Fächer, sondern durch veränderte und fächerübergreifende Curricula. Und vielleicht helfen uns Khans Entwicklungen dabei, wichtige Bausteine für unser tägliches Unterrichtsgeschehen zu finden.

… Stay Tuned …

Quelle:

Bildnachweis: (Teil-)Screenshot der App-Seite