In den letzten Jahren hat der Einfluss künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierter Technologien auf die Arbeitswelt erheblich zugenommen. Von selbstfahrenden Autos bis hin zu intelligenten Chatbots sind wir Zeugen einer rasanten Entwicklung, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir arbeiten, grundlegend zu verändern. Während einige die Vorteile dieser technologischen Fortschritte preisen, stellt sich die Frage, wie sich diese Entwicklungen auf den Arbeitsmarkt auswirken und insbesondere auf die Beschäftigungsmöglichkeiten für die kommenden Generationen.

Ein Thema, das in diesem Zusammenhang immer wieder diskutiert wird, ist der potenzielle Jobverlust durch den Einsatz von KI und Automatisierung. Die Angst vor Arbeitsplatzverlusten ist allgegenwärtig, und viele Menschen fragen sich, ob sie in einer Welt, in der Maschinen immer komplexere Aufgaben übernehmen, noch einen Platz haben werden.

Kürzlich in einem Blogbeitrag von BR 24:

Was wird aus unseren Jobs?

Expertinnen und Experten im Bundes-Arbeitsministerium gehen davon aus, dass es in gut zehn Jahren keine Jobs mehr gibt, die gar nichts mit KI zu tun haben. Durch KI werden bestimmte Arbeitsbereiche mehr und mehr automatisiert, aber dadurch wird nicht unbedingt der ganze Job überflüssig. Emails können zum Beispiel von Chatbots geschrieben werden, genau wie Tabellen-,Präsentationen oder Rechnungen. Das kann alles Zeit sparen, die man für anderes nutzen kann. Arbeitsmarkt-Forschende sehen auch große Chancen. Zum Beispiel in Jobs, in denen Menschen fehlen, Stichwort Fachkräftemangel. In einem Pflegeberuf zum Beispiel. Die Dokumentation und Berichte könnte von KIs übernommen werden, dass sich Pflegende mehr um die eigentliche Pflege kümmern können.Es gibt aber auch Jobs, die sich theoretisch komplett automatisieren ließen. Das Taxi- oder LKW fahren zum Beispiel. In San Francisco fahren fahrerlose Robotaxis schon ganz selbstverständlich durch die Stadt.[1]https://www.br.de/nachrichten/kultur/arbeitsplaetze-werden-verloren-gehen-angst-vor-folgen-der-ki,TfLr3fb

Besonders besorgniserregend ist diese Situation für junge Menschen, die sich auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten. Schulen spielen eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung junger Menschen auf den Arbeitsmarkt, und es ist wichtig, dass sie auf die Herausforderungen und Chancen reagieren, die sich durch den Einsatz von KI ergeben.

Überlegungen aus der Gemeinschaftsschule Nortorf

Um sicherzustellen, dass Schülerinnen und Schüler angemessen auf die Arbeitswelt von morgen vorbereitet sind, müssen Schulen verstärkt Maßnahmen ergreifen, um eine geeignete Berufsorientierung zu fördern. Es reicht nicht mehr aus, traditionelle Karrierewege zu vermitteln. Stattdessen sollten Schulen junge Menschen dazu ermutigen, ihre kreativen und analytischen Fähigkeiten zu entwickeln, um sich den Veränderungen anzupassen und neue Möglichkeiten zu schaffen.

Wie können wir Schülerinnen und Schüler auf diese Herausforderungen vorbereiten? Lehrkräfte der Gemeinschaftsschule Nortorf haben auf Twitter [2]https://twitter.com/MedienheldenSH/status/1662012962230468608 kürzlich Ideen vorgestellt, wie sie sich eine Ergänzung ihrer bereits schon vorhandenen Berufsorientierungsprogramme vorstellen, um den jungen Menschen die bestmögliche Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Zukunft zu bieten.

1. KI-Klasse
  • Lerngruppe setzt auf verstärkte KI-Nutzung
  • wöchentliche KI-Methodenstunden
  • Betreuung durch externe Akteure
  • SuS nutzen Tablets
  • fobizz-Klassenräume + weitere KI-Tools
  • HA + Unterricht + Klassenarbeiten mit #KI
2. WPU - Künstliche Intelligenz
  • Klassen 9/10 + Oberstufe (freiwillig)
  • Ausprobieren gängiger KI-Tools
  • ChatGPT, Bard, Bing, Midjourney und Co.
  • “Students train the teachers”
  • Workshops für Lehrkräfte, Lernvideos, Shortcasts als Leistungsnachweis
  • Blockveranstaltung
3. KI - AG
  • freiwillige Teilnahme
  • Arbeiten mit #KI-Tools
  • Erstellung von Lernprodukten für die Schulgemeinschaft
  • Lernen am anderen Ort
  • Besuch von Institutionen und Unternehmen
4. KI - Fachtage
  • Fachschaften entwickeln Ideen für Fachtage, an denen KI im Vordergrund steht
  • Testen von KI-Unterrichtskonzepten
  • #DeepL für Fremdsprachenunterricht, #ChatGPT für Diskussionen und Sparringpartner, #Midjourney für Kunstunterricht
5. Digital - Rat
  • gewählter Rat
  • regelmäßiger Austausch über die neuesten Entwicklungen im #KI-Bereich
  • Diskussionen mit Schulleitung und anderer Institutionen
  • Newsletter an das Kollegium (neueste Trends + Unterrichtsideen)
6. Projektlernen / Profilseminar mit KI-Fokus
  • Impulse und Planung von Projekten mit #KI
  • KI als Partner im Prozess und in der Reflexion
  • Design / Entwürfe mit KI-Hilfe
7. Festgeschriebene digitale Tage im Kalender
  • Drei digitale Tage pro Schuljahr
  • #KI im Fokus
  • SuS bringen digitale Endgeräte mit
  • Lehrkräfte arbeiten verstärkt digital und mit KI
8. KI-SET (Schulentwicklungstag)
  • Eltern / SuS / externe Akteure und Lehrkräfte
  • Besuch von #KI-Workshops bzw. #KI-Unterricht
  • Alle Beteiligten können zwischen verschiedenen Angeboten wählen
  • Kooperation mit anderen Schulen/Institutionen
9. KI-Festival
  • Schulwettbewerb Mensch vs. Maschine
  • SuS und #KI erstellen Produkte
  • Briefe, Gedichte, Essays, Bilder etc.
  • Gegenüberstellung auf Marktplatz
  • SuS wählen Gewinner aus
10. Jugend debattiert mit / wird geprüft von KI
  • Lehrkraft nutzt vorgefertigte Prompts
  • #ChatGPT als Debattenteilnehmer
  • Prüfungsformat oder als Wettbewerb denkbar
11. KI als Coach und Lernbegleiter für Zuhause
  • Anleitung für SuS, wie ich mich auf Prüfungen und Unterricht mit #KI vorbereiten kann
  • Prüfungsrelevante Texte kopieren und Aufgaben formulieren lassen
  • Nutzung von Avataren für Lernvideos von #D_ID möglich
12. KI-Stationen
  • Offene Stationen von #ChatGPT #Midjourney und Co in der Schule
  • von #Schule bereitgestellte Zugänge fürs Ausprobieren
  • Mögliche Standorte: Bücherei, Fachräume, Medienwagen

Schlussbemerkung

Angemessene und proaktive Ideen/Vorschläge, nicht wahr? Es ist an der Zeit, dass wir die Diskussionen um Prüfungen & Co. (vgl. auch meine Einträge im neuen Newsticker) in den Hintergrund stellen, zumal die Schulgemeinschaft darauf ohnehin keinen Einfluss hat. Das wird schließlich „von oben“ geregelt. Auf das schulinterne Curriculum hingegen können Schulkonferenz und Gesamtkonferenz Einfluss nehmen, so wie es die oben vorgestellte Gemeinschaftsschule tut.

Update (14.06.23):

In der Debatte über Künstliche Intelligenz rücken immer stärker die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von ChatGPT & Co. ins Visier. Die Forscher von McKinsey sehen großes Potenzial, um die wirtschaftliche Leistung in etlichen Branchen zu steigern. Die größten Änderungen sind danach bei Lehrberufen zu erwarten.

Und, da wir wieder am Ende einer Kalenderwoche sind, gibt es einen neuen Newsticker:

 

 

Das Titelbild, das auf dem #barcampKI2023 entstanden ist, deutet an, wie umfassend das Thema ist. Das bestätigen auch die wieder zahlreichen Einträge in den Netzwerken Edutwitter und Mastodon.

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… Stay tuned …

Bildnachweis: Gerd Altmann @pixabay, modifiziert mit einem Schriftzug