Flipped classroom

Wenn ich einen Vortrag in der Vorlesung halte, dann müssen alle im gleichen Tempo folgen. Hier ist nix mit individuellem Lerntempo, Individualisierung, innerer Differenzierung usw. Neee. Alle folgen schön brav im selben Tempo. Wenn jemand zwischendurch aussteigt: selber schuld! Dann gilt für ihn: Einfach alles abpinseln und zu Hause versuchen zu verstehen. Wäre es nicht besser, wenn jeder Lernende den Professor einfach zurückspulen könnte oder auf „Pause“ schalten könnte, wenn er mehr Zeit zum Durchdenken braucht?

Prof. Spannagel

Professor Mathematik, Pädagogische Hochschule Heidelberg

„Das umgekehrte Klassenzimmer“ ist eine Unterrichtsmethode, in der die üblichen Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Hörsaals oder Klassen­zimmers „umgedreht” werden (daher die – allerdings selten verwendete – deutsche Bezeichnung „umgedrehter Unterricht”).
Die ursprüngliche Idee ist, dass die Lehrer ihre Vorträge, die sie sonst als Frontalunterricht vor den Schülern halten, nun aufnehmen. Es könnte auch eine Unterrichtsstunde live aufgenommen werden. Oder: Die Lehrkraft “hält” zu Hause am Computer eine “Stunde” und nimmt sie mit einer geeigneten Software auf. Die Filme oder Screencasts werden im Internet zur Verfügung gestellt. Die Schüler erhalten die Hausaufgabe, sich einen Film anzuschauen und sich ggfs. Fragen zu überlegen. Die Lehrkraft stellt den Schülerinnen und Schülern in dem sich anschließenden Unterricht differenzierende Aufgaben, um sich ein Bild über den Lernfortschritt machen. Dabei entsteht auch der Freiraum für die Lehrkraft, auf die Fragen einzugehen. Es werden also Unterricht und Hausaufgaben vertauscht.

Bevor ich auf Forschungsergebnisse und Folgerungen eingehe, zunächst zwei videobasierte Einführungen in die Methode:

Flipped Classroom – Sebastian Schmidt

Inverted … – innovativer Unterricht an Österreichs Schulen

 

Was sagt die Bildungsforschung?

1. Prof. Zierer (Uni Augsburg)

Berichtet wird zunächst über 27 Meta-Analysen, die zwischen 2017 und 2021 veröffentlicht worden sind und insgesamt die Ergebnisse aus 1933 Primärstudien enthalten[1]Klaus Zierer (2023): Hattie für gestresste Lehrer. 2. Auflage. Der Autor stellte in einem Beitrag für die Zeitschrift Pädagogik[2]https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/zeitschriften/paedagogik.html, Heft 2/23 einige Ergebnisse vor:

  • Die Effekte sind in der Grundschule höher als in den weiterführenden Schulen. Wird Flipped Classroom im Wechsel zu anderen Methoden eingesetzt, ist die Wirksamkeit größer, als wenn es die bestimmende Methode über einen längeren Zeitraum darstellt. Es gibt keinen Unterschied bei den Effekten mit Blick auf das unterrichtete Fach.
  • In der Vermittlungsphase sind aktivierende Elemente (allen voran Lesen) wirksamer als passive (Videos oder PowerPoint- Präsentationen). In der Vertiefungsphase haben jene Methoden höhere Effekte, die Lernende in die Situation bringen, das Gelernte zu zeigen und zu übertragen (Problembasiertes Lernen). Auch ein Lehrervortrag, der das Vorwissen aufgreift, zum Nachdenken anregt und auf das Wesentliche fokussiert, wirkt aktivierend
    und hat hohe Effekte. Die geringsten Effekte treten auf, wenn Schülerinnen und Schüler nur das zusammenfassen müssen, was sie bereits gelernt haben (Referate).

Zierer gibt anschließend folgende Hinweise für die Praxis:

  1. Sowohl in der Vermittlungs- als auch in der Vertiefungsphase sind aktivierende Methoden wirksamer als passive Verfahren.
  2. Die Qualität der Beiträge, die die Lernenden außerhalb des Klassenzimmers erarbeiten sollen, ist nicht unerheblich. Dabei gilt: Wichtiger als das Medium ist die Qualität.
  3. Lernen im Flipped Classroom erfordert eine konstruktive Fehlerkultur. In dieser sind Fehler nicht Makel, sondern Motor des Lernens.
  4. Lernende müssen über bestimmte Fähigkeiten verfügen, um im Flipped Classroom zu lernen. Dazu gehört neben Gewissenhaftigkeit auch die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung.
  5. Erfolgreiches Flipped Classroom erfordert von der Lehrperson nicht so sehr die Rolle eines Lernbegleiters, sondern die eines Change Agent. Sie kann und muss individuell unterstützen und gerade in der Vertiefungsphase die
    Lernprozesse steuern und zusammenführen.

 

2. Manu Kapur,  Tanmay Sinha (ETH Zürich), John Hattie,  Irina Grossman (Uni Melbourne)

Die folgende Studie aus der Schweiz[3]https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/feduc.2022.956416/full hat sich besonders mit den Antagonisten aktives vs. passives Lernen auseinandergesetzt, ist dabei auf scheinbar paradoxe Ergebnisse gestoßen und daraus das sog. 4F-Modell entwickelt. Doch der Reihe nach. Die Schweizer Forschungsgruppe hat 46 Metaanalysen auf die folgenden vier Fragen untersucht:

  • Welchen Gesamteffekt hat die flipped Methode im Vergleich zum traditionellen Unterricht?
  • Wie wirkt sich eine statistische Auswahl (z. B. bevorzugte Veröffentlichung von positiven Resultaten), die sog. Publikationsbias auf den Gesamteffekt aus?
  • Können Unterschiede zwischen aktive und passive Lernaktivitäten (vor und während des Unterrichts) identifiziert werden?
  • Welche Störfaktoren wirken sich innerhalb von Studien auf die Gesamteffekte aus?
Diskussion
  • Aktives Lernen ist nicht entscheidend für den Erfolg der flipped Methode, da es in der Umsetzung weitgehend fehlte.
  • Die größte Auswirkung von Flipped Learning war gegeben, wenn der Unterricht eine Instruktion (lecture) beinhaltete. Wenn also das Ziel der umgedrehten Vorlesung der Inhalt ist und weniger tiefgreifendes Beziehungs- oder Transferdenken, dann ist dieses Ergebnis vielleicht weniger überraschend. Die zusätzliche Zeit, der Übungs- oder Wiederholungseffekt steigerte den Lernerfolg der Studierenden.
  • Gute konzipiertes aktives Lernen ist unabhängig von Rahmen (flipped vs. traditionell) effektiv.
  • Problemlösung als aktive Lernstrategie wirkte sich sowohl beim traditionellen als auch beim umgedrehten Lernen positiv auf das Lernen aus. Der Effekt beim umgedrehten Lernen war größer. Dies deutet darauf hin, dass aktive Lernaktivitäten wie das Lösen von Problemen vor einer Einführung (online oder in der Klasse) und und im Klassenrahmen vorgenommenen Modifikationen auf der Grundlage solcher Problemlösungen effektiv sein können.

Zusammengenommen scheinen diese Ergebnisse paradoxerweise darauf hinzudeuten, dass die Effektivität des umgedrehten Unterrichts im Vergleich zum traditionellen Unterricht größtenteils aus der Aufrechterhaltung des passiven statt des aktiven Lernens resultiert, wohingegen die Wirksamkeit des traditionellen Unterrichts im Vergleich zum umgedrehten Lernen größtenteils aus der Einbeziehung des aktiven Lernens vor dem Unterricht in der Klasse resultiert.

Letztendlich mag es zwar andere Gründe für die Befürwortung des umgedrehten Lernens geben, wie es derzeit umgesetzt wird, aber es ist klar, dass solide wissenschaftliche Beweise für die Qualität der Umsetzung oder seine Wirksamkeit gegenüber dem traditionellen Unterricht nicht dazu gehören. Es scheint sogar so zu sein, dass die Einführung des umgedrehten Lernens genau das fördert, was sie zu reduzieren vorgibt, nämlich das passive Lernen. Es ist das passive Lernen, das im Gegensatz zum aktiven Lernen die größten Auswirkungen auf die Gesamtwirkung zu haben scheint. Die Wirksamkeit der Einbeziehung des aktiven Lernens scheint jedoch eher mit der Forschung zum produktiven Scheitern übereinzustimmen, eine Verbindung, die von der Forschungsgruppe genutzt wird, um ein alternatives Modell, das

4F- Modell

abzuleiten. Es erinnert sehr stark an den PDCA-Zyklus (Demingkreis):

  1. Fail (Scheitern): Dem Lehrenden und dem Lernenden wird die Möglichkeit gegeben, zu diagnostizieren, zu überprüfen und zu verstehen, was verstanden wurde und was nicht. Dieser Vorschlag ist eine unmittelbare Folge der  wichtigsten Erkenntnis, dass sich das Problemlösen, wenn es vor dem Unterricht stattfindet, sei es im umgekehrten oder im traditionellen Unterricht, positiv auf das Lernen auswirkt.
  2. Flip: Bereitstellung eines Inputs, z. B. Video. Dieser Vorschlag steht im Einklang mit der Logik des Lernmodells „Klasse ist umgedreht“, aber noch mehr, wenn ihm eine Fail-Phase vorausgeht.
  3. Fix: Im Unterricht werden nun die Erkenntnisse aus der Fail-Phase aufgearbeitet: Ein Vortrag des Lehrenden greift Missverständnisse auf und gibt anschließend den Lernenden Gelegenheit, sich erneut mit der Aufagabe auseinaderzusetzen.
  4. Feed: Beidseitiges Feedback von/an Lernenden an/von Lehrenden über den Stand des Verständnisses und die nächsten Schritte. Feedback, insbesondere eine formative Bewertung, ist ein wesentlicher Bestandteil des aktiven Lernens.

Zusammengefasst bedeutet dies, dass (1) das Vorwissen der Studierenden durch eine Problemlösung aktiviert wird, so dass sie sich bewusst werden darüber, was sie wissen und was nicht, gefolgt von (2) einer Online-Lerneinheit, in der die Grundlagen vermittelt werden. Darauf folgt (3) eine Präsenzveranstaltung zur Festigung des Gelernten und zum Abgleich der erarbeiteten Lösungen mit dem zu vermittelnden Stoff. Abschliessend erfolgt (4) eine gezielte, kriteriengeleitete individuelle Beurteilung im Sinne eines formative assessments, die für den weiteren Lernprozess genutzt werden kann. 

Für eine genaueres (und übersetzungsbereinigtes) Studium verweise ich auf den o. g. Literaturhinweis.

3. Clearing House Unterricht (TU München)

 

Die Umsetzung eines solchen Modells in den konkreten Unterricht sollte nicht übers Knie gebrochen werden. Wer nicht authentisch hinter dieser Methode steht, sollte die Finger davon lassen.

Es folgen nun eine Reihe von Referenzen, unter denen man sich ausführlich informieren kann:

Blog-Webseiten

Michael Gisiger: Flipped Classroom: You’re doing it wrong!

Spätestens seit #Corona ist das schon länger gehypte Modell des Flipped Classroom in aller Munde. Wahrscheinlich sind wir alle schon einmal damit konfrontiert worden. Offen blieb jedoch die Frage nach dem Nutzen und der Wirkung des Ganzen. Ein Review von 46 Metastudien zum Thema [4]Kapur M, Hattie J, Grossman I and Sinha T (2022) Fail, flip, fix, and feed – Rethinking flipped learning: A review of meta-analyses and a subsequent meta-analysis. Front. Educ. 7:956416. doi: … Continue reading gibt überraschende Antworten.

Workshops im Flipped-Format zu digitalen Skills

Der Bedarf nach Orientierung und Anleitungen für die eigene digitale Lehre ist weiterhin vorhanden. Diese vierteilige Fortbildungsreihe mit Themen rund um das digitale Lehren und Lernen wurde genau dafür konzipiert und umfasste folgende Inhalte: eine individuelle Analyse identifizierte den Lernbedarf der Teilnehmenden, woraus drei Mini-Online-Kurse für die asynchrone Bearbeitung entwickelt wurde. Deren Inhalte wurden anschließend in je zweistündigen synchronen Workshops vertieft und besprochen. 

Die Fortbildnerinnen und Fortbildner, die an diesem Kurs begeistert teilnahmen, konnten  ihr Wissen zu digitalen Fähigkeiten vielseitig vertiefen und neue Methoden für ihre Arbeit mitnehmen.

In den vier Modulen der Workshopreihe lernten die Teilnehmenden, u.a. sich selbst im digitalen Raum zu organisieren und zu präsentieren, digitale und hybride Lernveranstaltungen professioneller zu gestalten und Lerninhalte in Form von Videos aufzubereiten.

 

Flip your class

Das Projekt „Flip your Class!“ ist ein Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, der Bertelsmann-Stiftung und dem Berliner Unternehmen sofatutor. In dem Projekt werden in enger Zusammenarbeit mit der Herman-Nohl-Schule, dem Gebrüder-Montgolfier-Gymnasium und der Evangelischen Schule Berlin Zentrum Unterrichtskonzepte zur Methode „Flipped Classroom“ erstellt und im Rahmen eines Design-Based-Research-Ansatzes untersucht. Ein zentrales Anliegen des Projektes ist die Bereitstellung von wissenschaftlichen Erkenntnissen im Rahmen der Projektarbeit und das Herausarbeiten konkreter Handlungsempfehlungen für den Einsatz digitaler Medien in der Schule. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Ergebnissen im Hinblick auf die individuelle Förderung und Differenzierungsmöglichkeiten durch digitale Medien für die Schul- und Unterrichtspraxis.

Die Bereitstellung der Erkenntnisse möchte das Projektteam u.a. in Form von Blogbeiträgen auf der eigens dafür erstellten Webseite sowie der Berichterstattung im sofatutor Magazin umsetzen. In den Beiträgen wird regelmäßig über Projektfortschritte und wissenschaftliche Erkenntnisse an den Schulen berichtet sowie Beispiele für Ihren Unterricht aufbereitet und zur Verfügung gestellt.

Der umgedrehte Unterricht

Vier Lehrer aus Baden-Württemberg und Bayern (Sebastian Schmidt, Carsten Thein, Felix Fähnrich und Sebastian Stoll) setzen seit mehreren Jahren Flipped Classroom Konzepte erfolgreich ein. Vor Jahren haben sie sich auf die Suche gemacht, gleichgesinnte Kolleginnen und Kollegen zu finden. Ohne voneinander zu wissen, haben sie sehr viele ähnliche Erfahrungen gemacht und sehr viele gleiche Elemente im Unterricht umgesetzt. Auf ihrem ersten Netzwerktreffen verabredeten sie den Aufbau einer Homepage, um einen Austausch unter „Flipper“ weiter voranzutreiben. Gleichzeitig sollen auch Informationen zur Verfügung gestellt werden, damit Interessierte einen ersten Zugang zum Konzept erhalten.

Zusammenfassungen:

 

 

 

Videos, Podcast

Video:

Halbe Stunde zum Flipped Classroom von Jörn Loviscach (@JoernLoviscach)

Wie erstellt man Videos?

Why I flipped my classroom (mit deutschen Untertiteln)

Inverted classroom: Animationsfilm,  in engl. Sprache

Interaktives Lernen mit „Flipped Learning“

Was tun, wenn SuS unvorbereitet sind? Rat von Prof. Spannagel

Podcast:

Pocast mit Guido Brombach, Felix Schaumburg, Tim Proitlove. Kritische Auseinandersetzung mit diesem Konzept (ab 1:43:11): Inverted classroom

 

 

Literatur
Die Coronapandemie hat zu einer vermehrten Nutzung digitaler Plattformen und Tools in der schulischen und universitären Bildung geführt. Dieser Digitalisierungsschub darf bei der Rückkehr zum Präsenzunterricht nicht wieder verloren gehen. Die Akteurinnen und Akteure in Bildungspraxis und -politik sollten vielmehr die zahlreichen Potenziale der Digitalisierung nutzen, indem sie erprobte Instrumente fürs Lernen und Lehren weiterentwickeln.
Dazu gehören unter anderem die wirksamen Methoden des Flipped oder Inverted Classroom: Sie können die Lernerfolge von Schülerinnen und Schülern im naturwissenschaftlichen Unterricht verbessern und nutzen zugleich die Vorteile digitaler Medien.
Zusammenfassung:
Open Educational Resources und Flipped Classroom sind zwei in der aktuellen Bildungs forschung diskutierte Konzepte, die verstärkt auch den Weg ins Klassenzimmer finden. In sozialen Netzwerken, wie bei der Twitter-Community der Bildungspunks, werden Ide en mehr oder weniger offen getauscht und geteilt. In einer quantitativen Untersuchung wurde untersucht, inwieweit sich Flipped Classroom Anwenderinnen und Anwender von Nicht-Anwenderinnen und -Anwendern hinsichtlich der Einstellung zu OER unterscheiden. Es zeigt sich, dass Flipped Classroom Nutzerinnen und Nutzer eher bereit sind, freie und offene Bildungsressourcen zu produzieren und dann auch zu teilen.

Stefanie Schallert: Flipped classroom
Aus dem Vorwort:
Im Folgenden wird erläutert, wie mit dem Flipped Classroom-Konzept unterrichtet werden kann, indem ein Praxisbeispiel genauer beschrieben wird. Eine genaue Vorgangsweise, wie das Modell anzuwenden ist, gibt es jedoch nicht, da es sich hierbei nicht um ein starres Konzept handelt. Daher kann es abgewandelt und auf die jeweilige Lernsituation angepasst werden. Beim vorliegenden Praxisbeispiel wurde das Flipped ClassroomKonzept auf den Mathematikunterricht an einer Wiener Handelsakademie angewandt. Dabei wurden 180 Jugendliche der 9. und 10. Schulstufe ein Schuljahr hindurch mit diesem Ansatz, der selbstverantwortliches Lernen fördern soll, unterrichtet. Die Lernenden sahen sich einmal pro Woche als Hausübung ein von der Lehrperson erstelltes interaktives Video an. In der Präsenzphase wurde dann mittels schüleraktivierender Methoden das in der Hausübungsphase erworbene Wissen angewendet, Fragen geklärt und vertieft.

 

Julia Werner, Christian Ebel, Christian Spannagel, Stephan Bayer (Hrsg.): Flipped Classroom – Zeit für deinen Unterricht. Praxisbeispiele, Erfahrungen und Handlungsempfehlungen. Verlag Bertelsmann Stiftung

Aus dem Vorwort:

In den meisten Schulen ist das neue, stärker digital geprägte Lernzeitalter allerdings noch Zukunftsmusik: Dort ist – abgesehen von einigen »Leuchttürmen« mit digital affinen Lehrerkollegien – von der vermeintlichen Bildungsrevolution noch nicht viel angekommen. Das liegt neben fehlender Technik hauptsächlich daran, dass die pädagogischen Konzepte für einen sinnvollen Einsatz digitaler Medien im Unterricht entweder noch nicht vorliegen oder noch nicht breit und selbstverständlich angewendet werden. Auf die pädagogische Praxis kommt es aber an, soll die digitale Bildungsrevolution mehr als Rhetorik sein und den Schülerinnen und Schülern tatsächlich bessere Lernchancen bieten. Ohne Mut zu Innovation und Experimenten wird es nicht gehen, will man ansprechende Konzepte zum digitalen Lernen im Unterricht entwickeln, erproben und in die Fläche bringen.
Ein denkbares Konzept ist der Flipped Classroom, der wie viele digitale Innovationen aus den USA kommt. Die Idee ist bestechend einfach und hat daher bei vielen Lehrkräften auch diesseits des Atlantiks Anklang gefunden. »Flipped« bedeutet, dass die bisherige Unterrichtsroutine umgedreht wird: Videos vermitteln den Schülerinnen und Schülern den Lernstoff außerhalb der eigentlichen Unterrichtszeit, beispielsweise zu Hause, und die Lehrkräfte konzentrieren sich dann im Unterricht darauf, diesen Lernstoff mit den einzelnen Schülern zu vertiefen. So sollen die Kinder und Jugendlichen mehr lernen und besser individuell gefördert werden.

Viola Geiger. Ines Deibl, Jörg Zumbach (Uni Salzburg): Flipped Classroom – Ein pädagogisches Fehlkonzept?
Abstract der Autorinnen und des Autors:
Das innovative Lehr-und Lernkonzept “Flipped Classroom” erfreut sich sowohl aus Forschungsals auch aus pädagogischer Perspektive zunehmender Begeisterung. Selten fällt der Blick jedoch prüfend auf noch bestehende Unklarheiten. Diese treten beispielsweise in begriffsdefinitorischer Hinsicht auf, was zu einer anwendungsbezogenen Durchmischung unterschiedlicher pädagogischer Konzepte führt. Die theoretische Evaluation des Konzeptes “Flipped Classroom” bezieht sich bislang kaum auf den Schulkontext, auch fehlt es an randomisierten, kontrollierten Studien zur Wirksamkeit digitaler Lernwerkzeuge. Dieser Beitrag zeigt das didaktische Potential der Methode auf, sieht diese jedoch auch durchaus kritisch. Das Fehlen abgrenzbarer theoretischer Modelle impliziert Handlungsbedarf, insbesondere hinsichtlich fachdidaktischer Forschung.

Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): YouTube Leitfaden

Aus der Einleitung:

Wir möchten Sie bei grundlegenden Dingen im Internet unterstützen: In diesem Leitfaden wollen wir Sie mit der Nutzung der Plattform YouTube bekannt machen. Der folgende Leitfaden zeigt Ihnen zunächst wie Sie die Grundfunktionen von YouTube nutzen können. Für Menschen mit Leseschwäche oder mit Behinderung gibt es auf Youtube einfache Funktionen zur Barrierefreiheit und Unterstützung.
Im zweiten Teil zeigen wir wie Sie ihren eigenen YouTube-Kanal einrichten können, wie Sie sich an Diskussionen beteiligen, eine Playlist erstellen und Ihre selbstgedrehten Video-Clips im welt-weitenNetz veröffentlichen können.

Fähnrich/Thein: Flip the classroom im MU

Patrick Bronner: Alles besser mit youTube?Eine kritische Auseinandersetzung zum Einsatz von Erklärvideos im Unterricht. Mit Verweisen zu empirischen Studien.

Christian Spannagel: Hinweise für Tutorials

References

References
1 Klaus Zierer (2023): Hattie für gestresste Lehrer. 2. Auflage
2 https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/zeitschriften/paedagogik.html, Heft 2/23
3 https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/feduc.2022.956416/full
4 Kapur M, Hattie J, Grossman I and Sinha T (2022) Fail, flip, fix, and feed – Rethinking flipped learning: A review of meta-analyses and a subsequent meta-analysis. Front. Educ. 7:956416. doi: 10.3389/feduc.2022.956416.