Gemäß des Mottos: „Und täglich grüßt das Murmeltier“ setzen sich Lehrkräfte wieder einmal mit der Frage auseinander, wie sie mit den anstehenden Pandemieregelungen umgehen können. Neben dem Rückgriff auf eigene Erfahrungen bieten sich Publikationen an, die bei Planungs- und Umstellungsüberlegungen Unterstützung bieten. Darum soll es in diesem Beitrag gehen. Ich führe in zwei Printmedien der Joachim Herz Stiftung ein, die sich praxisnah mit didaktischen Aspekten zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht auseinandersetzen. Abschließend stelle ich noch – passend zum Thema Toolbox – weitere Links zu Beiträgen aus dem EduTwitter vor, die es sich lohnen aufgesucht zu werden. Doch der Reihe nach:

 

Auch wenn in der Überschrift „Naturwissenschaften digital“ steht, sind die Hefte fächerübergreifend nutzbar. Vor allem die Theorie betreffend. Die Praxisbeispiele greifen ausschließlich Themen der Biologie, Chemie und Physik auf, und doch lässt sich m. E. ein Transfer auf andere Fächer herstellen. Das sieht auch der Verlag so:

Die beiden Bände der Toolbox liefern Beiträge zum praktischen Einsatz von digitalen Werkzeugen im Chemie-, Physik- und Biologieunterricht sowie im naturwissenschaftsorientierten Sachunterricht. Darin sind klare Anleitungen, Angaben zu Zeitaufwänden, benötigten Geräten und Materialien sowie direkt einsetzbare Unterrichtsmaterialien enthalten. Von Virtual Reality über digitales Endoskopieren bis hin zu Wärmebildkameras und kooperativem Arbeiten – die Möglichkeiten, die das Lehren und Lernen mit digitalen Medien für den naturwissenschaftlichen Unterricht bieten, sind vielfältig. Die meisten Ansätze sind auf andere Fächer übertragbar, sodass zwei umfangreiche Toolboxen für Lehrkräfte entstanden sind.

Was die Bände auszeichnet, ist deren evidenzbasierter Ansatz. Die Autoren des Einführungskapitels „Didaktische Aspekte zum Einsatz digitaler Medien – Leitlinien zum Lehren mit Multimedia“, Raimund Girwidz und Christoph Hoyer von der Ludwig-Maximilians-Universität München schreiben (u. a.): (Wir nehmen) verstärkt lernpsychologische und didaktisch-methodische Erkenntnisse und weniger technische oder pädagogische Gesichtspunkte (in den Blick). In den Vordergrund rücken dabei Theorien und empirisch fundierte Richtlinien, wie mit Medien Lernprozesse sinnvoll zu unterstützen sind. (…) Im Fokus stehen übergeordnete Merkmale, die generelle Konzepte für ein Unterrichten ermöglichen. In der nachfolgenden Darstellung werden zunächst grundlegende Ansätze skizziert und auf die einschlägige Literatur verwiesen. Obwohl eine Vielzahl von Theorien und Erkenntnissen verfügbar ist, mangelt es bisher an Konkretisierungen speziell zur Physik, Chemie oder Biologie. Hier fehlt oft die konkrete Anbindung an naturwissenschaftliche Unterrichtsthemen. Die Brücke schlagen im Folgenden verschiedene Beispiele in Form von kleinen Programmen und Applets. Sie helfen, wichtige Erkenntnisse und Ansätze aus der Lehr-Lern-Psychologie praxisnah vorzustellen. 

Zum Einstieg werden die besonderen Merkmale multimedialer Lernmittel herausgestellt. Dazu gehören Multimodalität, Multicodierung und Interaktivität. Im Anschluss wird anhand von Beispielanwendungen verdeutlicht, wie ausgewählte lernpsychologische Erkenntnisse umgesetzt werden können. Die Ziele hierbei lauten:

  • Verankerung von Wissen und situiertes Lernen
  • Förderung kognitiver Flexibilität
  • Einfluss multimedialer Anwendungen auf mentale Modelle
  • Wissensstrukturierung und Vernetzung
  • Supplantationsprinzip und Kohärenzbildung

Allerdings ist es auch wichtig, Lehrkräfte für Problemfelder beim Einsatz von Multimedia zu sensibilisieren. Deshalb werden exemplarisch noch die folgenden Themen angesprochen:

  • Kognitive Belastung (cognitive load)
  • Verarbeitungstiefe
  • Multiple Repräsentationen

Nach dieser Einführung kommen dann die Schulpraktikerinnen und -praktiker zu Wort. Gleich das erste Thema setzt sich mit einer Fragestellung auseinander, die mich aktuell sehr beschäftigt: Es geht um Quizwerkzeuge.

Der Autor, Stefan Richtberg vom Wilhelmsgymnasium München, schreibt:

Moderne Quiz-Systeme ermöglichen das einfache und schnelle Erstellen von Fragen und Frageserien, die die Schülerinnen und Schüler individuell beantworten können. Quizze bieten die Möglichkeit, Schülerinnen und Schülern auf spielerische Weise Fragen zu stellen. Quiz-Formate sind aus diesem Grunde eine gute Möglichkeit der Schüleraktivierung. Zusätzlich erhalten die Lernenden automatisiert Rückmeldung über ihren Lernfortschritt und die Lehrkräfte können Probleme ihrer Schülerinnen und Schüler schnell identifizieren sowie evidenzbasiert Rückschlüsse auf die Wirkung ihres Unterrichts ziehen.

Die Umsetzung seiner Unterrichtsidee ist nicht nur als isoliertes PDF-Dokument abrufbar und damit gut in einer SchiLF- Kaffee- und Teestunde (@annekatweiss) einbindbar, sondern ist auch noch auf einer zusätzlichen, dieses Thema begleitenden Webseite ausgeführt, mit einem Webinar, mit ergänzenden Materialien u. v. m.

Die Bücher werden kostenfrei in einer Printversion (Bestellung hier) und als PDF zur Verfügung gestellt:

 

Weitere Apps & Tools

Ich empfehle, die Druckvariante zu bestellen. Was die analoge Lektüre so wertvoll macht? Mich unterstützt beim Lesen auf Papier der haptische Sinneseindruck, die Inhalte buchstäblich besser zu begreifen. Peter Gerjets, Professor für Lehr-Lernforschung am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen, untersucht, wie digitale Medien beschaffen sein müssen, um gutes Lernen zu unterstützen. Das Hirn, sagt Gerjets, verarbeite Reize in Handnähe besser: „Offenbar ist die Aufmerksamkeit größer und die mentale Kontrolle stärker, wenn wir etwas betrachten, das wir anfassen und halten – weil es dann oft um die Steuerung von Handlungen geht.“1. Die Broschüren sind handlich und eignen sich wegen ihres DIN-A4-Formats sehr gut als Kopiervorlage. Man kann die Hefte in die Fachbereichsbibliothek stellen, in Fachkonferenzen „rumgehen“ lassen und damit für zusätzlichen Gesprächsanlass sorgen.

Und nun, wie angekündigt weitere Empfehlungen aus dem EduTwitter:

Viel Spaß nun beim Ausprobieren oder wie Maybritt Illner als Rausschmeißer formulieren würde: „…beim Vermehren der gewonnenen Einsichten.“

In diesem Sinne

Stay tuned

Bildnachweis:

Titelbild: Marvin Meyer @unsplash.com

Beitragsbild: Band 1 @Joachim-Hertz-Stiftung

Footnotes

  1. In: Celine Lauer: Fokus auf das Wesentliche. DIE WELT (App- Edition). 22.11.21