Das neue Schuljahr beginnt, die Schulgemeinde kommt (hoffentlich) gut erholt aus der Sommer(ferien)zeit, Schülerinnen und Schüler sind froh, endlich wieder ihre Freundinnen und Freunde treffen zu können. Die ersten Unterrichtswochen in einigen Schulen zeigen, wie herausfordernd die kommenden Monate werden können, zum einen wegen des Lehrkräftemangels zum anderen wegen der Lernrückstände. Zwei Tweets, die das widerspiegeln:

Und noch etwas anderes gilt es zu berücksichtigen: Zu Beginn eines Schul(halb)jahres kommen neue Lehrkräfte, neue Schülerinnen und Schüler. Gerne werden die Ferien genutzt, Technik upzudaten bzw. neu einzuspielen. Somit benötigen neue wie alte Schulgemeindemitglieder inkl. der Elternschaft ein Update auf Gremien- bzw. Klassenebene. Wie kann die Schulleitung diese (neuen) Lehrkräfte und Eltern darauf vorbereiten? Wie kann ich als Lehrkraft meine Lerngruppe geeignet mit den IT-Angeboten vertraut machen?

Im Folgenden zeige ich einen möglichen Weg auf, wie eine Schule unabhängig von Pandemieentwicklungen Blended Learning Elemente in das schuleigene Curriculum integrieren kann. Diese Strategie ermöglicht Schulen darüber hinaus die Vorbereitung eines möglichen Wechselunterrichts.

Technikeinführung via Onboarding

 

Wer neu zur Schule stößt oder eine Auffrischung benötigt, der/ dem hilft am besten ein sogenannter „Onboarding Prozess“. Im Rahmen unseres uni-ol@schule – Projekts haben wir das 5-Stufen-Modell benutzt.  Dabei hat ein Schulteam diese eindrucksvolle Anleitung zum Kennenlernen der digitalen Kommunikations- und Lernplattform entwickelt. Zur Nachahmung auch für andere Onlinesysteme empfohlen!

Onboarding meint auch: Verteilung der Dienst- und Leihgeräte, damit mit höherer Sicherheit eine zuverlässige Inbetriebnahme gewährleistet werden kann.

Die Kontaktaufnahme mit der Lerngruppe umfasst zunächst eine Abstimmung der Lehrkräfte auf Klassenebene. Dies meint insbesondere die Verständigung auf einzusetzende Tools. Meine Empfehlung ist hier: Weniger ist mehr!

Zum Beispiel kann man sich auf Klassenebene auf

verständigen.

Klaus Ramsaier hat kürzlich eine hilfreiche Broschüre „Datenschutzkonforme Tools“ vorgestellt, die Informationen und Anleitungen zur Nutzung im Rahmen des schulischen Curriculums enthält:

 

 

Auch bezüglich der Organisation von Videokonferenzen ist es sinnvoll, sich schulweit darauf vorzubereiten:

 

Videobasierter Onlineunterricht

 

Es ist wichtig, daran zu denken, dass guter Unterricht guter Unterricht bleibt, ob in der Schule oder zu Hause. All die Dinge, von denen wir wissen, dass sie wirklich gute und bewährte Praxis sind, können auch virtuell durchgeführt werden. Es könnte nur ein bisschen anders aussehen. Erhalten bleiben müssen Aspekte eines guten Unterrichts:

  • Klare und konsistente Kommunikation
  • Schaffung expliziter und konsistenter Rituale und Routinen
  • Verwendung forschungsbasierter Unterrichtsstrategien
  • Bestimmen, ob digitale oder nicht-digitale Werkzeuge für eine Aufgabe verwendet werden sollen
  • Ein Schwerpunkt auf authentischem Lernen, bei dem authentische Produkte geschaffen werden und die Schülerinnen und Schüler bei den Aufgaben Mitspracherecht und Wahlmöglichkeiten haben

Das gilt auch – und erst recht – in Onlinephasen. Sie stellen uns Lehrkräfte immer wieder vor neue Herausforderungen. Frau Sonnig hat in einem sehr empfehlenswerten Blogbeitrag einen guten videobasierten Unterricht mit folgenden Merkmalen beschrieben (Einzelheiten, inkl. weiterer Hinweise bitte hier entnehmen):

  • Klare Strukturierung

    • Regeln vereinbaren
    • Transparente Rahmenbedingungen
  • Lernförderliches Klima

    • Warm-up mit z. B. diesen Vorlagen für eine Stimmungsabfrage von @katiko157
    • Rückversicherung/Tempo
  • Effiziente Zeitnutzung

  • Inhaltliche Klarheit

  • Variierende Methoden und Sozialformen

    • Abwechslung + (Inter)Aktivität
    • Kollaborationstools
    • Gruppenarbeit
    • Digitale Projektarbeit und Lernprodukte
    • Peer-Feedback
  •  Wirkungs- und Kompetenzorientierung
    • Einbindung aller Lernenden
    • Differenzierung und individuelles Lernen
    • Intelligentes Üben

Und abschließend hier noch weitere Beiträge zum Thema:

 

Unterrichtsorganisation

Ziel sollte sein, dass der Lehrer und die Lehrerin in der Lage sind, Lernräume zu gestalten, die analog, digital und auch hybrid funktionieren. Die umfängliches Lernen ermöglichen. Und die in digitalen Formaten Beziehungserfahrungen zulassen und nicht nur das Stellen von Aufgaben und das Abfragen von Ergebnissen. Dabei lohnen die im Video dargestellten Strukturen und Merkmale einer ausgeprägten Unterrichtsqualität in den Blick zu nehmen:

 

 

 

 

 

 

Digitalisierung prägt Kultur und Gesellschaft, damit auch unser Schulsystem. Wir müssen uns lösen von einer getrennten Betrachtung eines analogen und/oder digitalen Unterrichts. Es gilt wirksame hybride Lehr- und Lernformen zu entwickeln. Online wie offline, in Präsenz- wie auch Onlinephasen bewähren sich sogenannte Blaupausen. Sie sorgen für einen schulintern abgestimmten Unterrichtsstandard in der Schule oder zu Hause. Je mehr sie eingeübt werden, desto leichter fällt der Wechsel zwischen den Phasen. Man kann sich die Blaupausen in unterschiedlichen Formaten vorstellen:

 

  • Prozessmodell: Schülerinnen und Schüler erhalten ein in Phasen organisiertes Unterrichtsangebot:
    • Lernen vorbereiten und initiieren
    • Lernwege eröffnen und gestalten
    • Orientierung geben und erhalten
    • Kompetenzen stärken und erweitern
    • Lernen bilanzieren und reflektieren
  • Deeper Learning: Auch dieses Unterrichtsmodell ist in Phasen gegliedert:
    • Instruktionsphase: Zunächst gibt es einen geballten Input, in der Regel durch die Lehrkraft orchestriert (Videos, eigener Vortrag, Textbausteine,…). Diese erste Phase dient dem Aufbau kognitiver Strukturen.
    • Ko-Konstruktion/ Ko-Kreation: Die zweite Phase wird dann von Schülerteams organisiert. Diese Gruppen setzen sich – in Kenntnis des Inputs aus der vorangegangenen Phase – individuelle Lernziele. Die Lehrkraft nimmt hier lediglich eine moderierende Funktion wahr. Schülerinnen und Schüler erleben in diesem Entscheidungsprozess ihre eigene Kompetenzen, eine hohe Autonomie und eine emotionale Zugehörigkeit. Alles Bausteine, die zu einer hohen intrinsischen Motivation führen. In Kanada wird dieser Abschnitt “Voice and Choice” genannt, eine gelungene Kennzeichnung, wie ich finde…
    • Präsentation: Auch hier entscheiden die Schülerinnen und Schüler in der Regel selbst über das Format einer Ergebnispräsentation.
    • Lernpfad: Ein Lernpfad ist eine Unterrichtseinheit mit einzelnen Lernschritten, die die Lernenden im eigenen Tempo selbstständig bearbeiten. Die Lernenden bearbeiten die Lernschritte in der vorgegebenen Reihenfolge, dokumentieren ihren Lernzuwachs nach jedem Schritt und können am Schluss auf vergleichbare Ergebnisse zurückgreifen. Implementationen weisen in der Regel einen abgestimmten Unterrichts- und Aufgabenplan mit wichtigen Daten und Zeiten auf, der immer wiederkehrend einem festen Format folgt, etwa: Thema, Beschreibung, Ziele, Ergebnisse, Lehr- und Lernaktivitäten, Reflexion. Beispiele:

    Bliebt noch eine den Herausforderungen gerecht werdende Stundenplanorganisation. Auch hier gibt es ein Blogbeitrag, gerne zur Nachahmung empfohlen:

     

     

    Schlussbemerkung

    Das Deutsche Schulportal hat einige Koluminstinnen und Kolumnisten nach deren Meinung bezüglich der Herausforderungen gefragt:

     

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    Es gibt eine Reihe von weiteren Tipps aus dem #Edutwitter zum Schulanfang:

    Erneut ein eindrucksvoller Nachweis der Bereitschaft der in den sozialen Netzwerken tweetenden Kolleginnen und Kollegen, sich gegenseitig zu unterstützen.

    Ihnen allen wünsche ich einen erfolgreichen Start ins neue Schuljahr!

    … Stay tuned …

    Bildnachweis: Titelbild by Wokandapix from Pixabay, Datenschutzkonforme Tools by @RamsaierKlaus, Stundenplan by @halbtagsblog, Slider by @schulportal