Quizformate
Ein Quiz bringt Abwechslung in Lehrveranstaltungen, hilft Studierenden, Gelerntes spielend zu vertiefen und offene Fragen zum Veranstaltungsthema zu klären. Es bietet sich besonders am Ende einer Lerneinheit oder zur Prüfungsvorbereitung an.
Einführung
Warum helfen uns Quiz, ein Vergessen zu verlangsamen bzw. das Erinnerungsvermögen zu verbessern?
„Das ist eine gute Frage, und wir kennen die Antwort darauf nicht”, so Mark McDaniel in einem Beitrag des Senders KQED1.
Eine Theorie besagt, dass das Abrufen von Informationen aus den Weiten unseres Gedächtnissystems eine Herausforderung für das Gehirn darstellt und das Abrufen übt diesen Vorgang: Es schmiert sozusagen die Räder des Gedächtnisses.
Eine andere Theorie besagt, dass die Informationen in unserem Gehirn an einen Kontext gebunden sind. Die Beschaffenheit der Buchseite, die wir beim Lesen umblättern, das Brummen der Klimaanlage im Hintergrund, der Geschmack der Chips, die wir beim Lernen knabbern – all das wird Teil einer gespeicherten Erinnerung. (…)
Jedes Mal, wenn eine Erinnerung abgerufen wird, wird sie mit neuen Empfindungen und Kontexten verbunden. „Je mehr Dinge man damit verbindet, desto leichter ist es, sie abzurufen, weil man viele verschiedene Ideen hat, die einen zu diesem bestimmten Material führen können“, so McDaniel. „Und die Dinge, die man abruft, werden später leichter zugänglich, und die Dinge, die man nicht abruft, werden in den Hintergrund gedrängt und sind beim nächsten Mal schwerer abzurufen.“
(…) Prof. Sobel erkannte, dass seine Studenten auf eine falsche Art und Weise lernten, indem sie am Abend vor den beiden Prüfungen ihre Notizen noch einmal lasen. Ein weitaus besseres Modell, so dachte Sobel, wäre eines, bei dem er seine Studenten im Wesentlichen dazu zwingt, das Wissen während des gesamten Kurses immer wieder abzurufen. So begann er, jedes Semester anstelle von zwei Prüfungen neun Quiz zu schreiben. All diese kleinen Tests sollten in die Benotung einfließen, aber sie sollten, so hoffte Sobel, auch als Lernhilfe dienen.
Anfangs, so Sobel, hassten seine Schüler die Tests. Aber er war schockiert, als er feststellte, dass seine Studenten am Ende des Semesters Antworten auf seine Fragen schrieben, die mit denen seiner Oberstufenstudenten vergleichbar waren. “Das war vorher noch nie passiert”, sagte Sobel. “Und das Einzige, was das erklären kann, das Einzige, was sich verändert hat, war die Prüfungsstruktur”.
Daher plädiert nicht nur er „für mehr Tests, nicht für weniger – keine standardisierten Tests, sondern Tests, die Kindern beim Lernen helfen.“
Methode: Fragen stellen
Zur Begründung dieser Methode hier ein kleiner Ausschnitt aus einem Methodenbriefing von Kersten Reich2:
Zu einem multimodalen Lehr- und Lernkonzept gehören in jedem Fall auch fragendentwickelnde Phasen, wie die Vorteile dieser Methode zeigen. Mittels Fragen lässt sich auch die Forderung nach Multiperspektivität und einem Wachstum an Perspektiven, wie es die konstruktivistische Didaktik fordert, recht gut erfüllen. Allerdings leidet die Multiproduktivität bei dieser Methode, weil die Lernerantworten zunächst nur mündlich gegeben werden und im Blick auf Handlungen recht eindimensional kognitiv bleiben. Hier ist es in jedem Fall notwendig, durch einen Methodenwechsel zu Verschriftlichungen, Visualisierungen, Handlungsabfolgen zu gelangen, damit die Lerner möglichst produktiv mit einem Thema umgehen und den Lernstoff im Gedächtnis verankern können.
Fragend-entwickelnde Phasen gehören auch in der konstruktivistischen Didaktik zum notwendigen Methodenrepertoire der Lehrkräfte. Bei dieser Methode ist es besonders wichtig, nicht nur die Fragetechniken hinreichend zu beherrschen, sondern auch auf der Beziehungsseite durch Wertschätzung, Lob und Geduld ein angemessenes Lernklima herzustellen, damit auch stillere, schüchterne oder schwächere Lerner sich trauen, Antworten zu geben.
Die Methode lässt sich phasenweise auch sehr gut mit den großen handlungsorientierten Methoden mischen. In diesen kann es immer wieder zu kurzen Phasen eines fragendentwickelnden Unterrichts kommen. Wünschenswert wäre es allerdings, auch die Lerner zielgerichtet an der Möglichkeit von sich aus Fragen zu stellen, partizipieren zu lassen.
Praxiserfahrungen
Meine Erfahrungen mit der fragend-entwickelnden Methode sind gespalten. Einerseits bevorzuge ich sie als eine Mischform, wenn ein Vortrag zu halten ist, der über eine längere Zeit zu langweilig wird. Andererseits aber erlebe ich auch, dass selbst bei gut gestellten Fragen auch mit dieser Methode die Aufmerksamkeit nicht über eine lange Zeit gehalten werden kann. Das führt dann in der Regel dazu, dass nur einige Lerner oder Zuhörer von der Methode profitieren. Auf lange Sicht wird beim kontinuierlichen Einsatz dieser Methode auch die Passivität der Lerner und ihre Abhängigkeit von der Lehrkraft gesteigert, selbst wenn die Lehrkraft eigentlich eher partizipativ vorgehen will. Deshalb sollte der Grundsatz auch beim fragend-entwickelnden Unterricht gelten, dass diese Methode nur in bestimmten Phasen und zeitlich stark begrenzt eingesetzt wird. Zudem sollte die Lehrkraft nach meinen Erfahrungen auch in diesen Phasen immer wieder einmal die Führung abgeben. Hier hat sich für mich folgendes Verfahren bewährt: Der Lehrende stellt eine erste Frage. Eine Teilnehmerin beantwortet sie nach Melden. Jetzt darf sie die nächste Frage stellen und der Antworter setzt die Reihe fort. Ist dieses Fragesystem erst einmal eingeführt, dann verändert sich in einer Lerngruppe das Frageverhalten positiv. Trauen Sie ihren Lerngruppen zu, dass diese die für sie richtigen Fragen stellen – mich hat oft überrascht, wie gut die Fragen waren.
Und nun zur Vorstellung einiger Tools:
Methode: Quiz
Was können Quiztools? @Woe_Real in einem gleichnamigen Webinarbeitrag:
- Vorwissen aktivieren
- Brainstorming bündeln
- Begriffsabfragen durchführen
- Vokabeln erheben
- Karteikarten ersetzen
- Direktes Feedback geben
- Schüler*Innen motivieren
Und auch hier eine Toolauswahl:
Zusammenfassung
Prof. Persike (RWTH) hat die empirische Evidenz von Quizzes untersucht und kommt zu folgenden Schlussfolgerungen3:
- Die Online-Bearbeitung von Quizaufgaben verbessert Prüfungsleistungen und den Langzeit-Wissensbehalt.
- Dies gilt vor allem dann, wenn Quizinhalte und Prüfungsinhalte konzeptuell hinreichend ähnlich sind.
- Quizzing erhöht Zufriedenheit, Engagement und Selbstwirksamkeitserwartung, aber auch den Workload bei Studierenden.
- Gleichzeitig scheint es eine wichtige Vorbedingung für die Wirksamkeit von Blended Learning Formaten zu sein.
Weiterführende Links
Die Nutzung der auf der Seite quizdidaktik.de bereitgestellten Autorenwerkzeuge ist ohne Anmeldung oder Registrierung möglich und völlig kostenlos. Die Autorenwerkzeuge selbst dürfen nicht auf anderen Domains zur Verfügung gestellt werden.
Aus dieser Webseite: Zufallsgruppengenerator
Karteikarten-App Rezension durch die Zeitschrift c’t mit dem Fazit:
(…)
Wer Formeln pauken muss, sollte sich Brainyoo, Card2Brain, Repetico und StudySmarter genauer ansehen. StudySmarter hat einen MathType-Editor und Card2Brain und Repetico nehmen TeX/LaTeX-Eingaben entgegen, ebenso die Premium-Version von Brainyoo. Zum Lernen im Team bringen Brainyoo, Repetico und StudySmarter die meisten Gruppenfunktionen mit.
(…) Für Schüler empfiehlt sich der Blick auf die Websites der Schulbuchverlage. Zu den meisten gängigen Sprachlehrwerken gibt es dort passende Vokabelpakete. Die dafür vorgesehene Lern-App ist dann die richtige Wahl – auch weil die Verlage die DSGVO ernst nehmen.
- Praxisbeispiel zur Texterschließung
- Live-Feedback-Systeme EVALUATION UND AUSWERTUNG (Auszüge aus der Masterarbeitvon Christian Krauss León)
- tipp-interaktives-quiz-einfach-selbst-erstellen
- Webinar Joachim Herz Stiftung
- E-Assessments und E-Klausuren: Wiki von ELAN e.V.
- Prüfen mit Computer und Internet, TU Graz (Auszug aus einem E-Book(2013))
- Ebenfalls aus der TU Graz: Hochschulübergreifender Leitfaden für den kreativen Teil bei der Erstellung anwendungsorientierter Prüfungsfragen
- Annika Brück-Hübner: Digitale Quizsysteme im Unterricht. Pädagogik (ISSN 0933-422X), Ausgabe 10, Jahr 2021, Seite 39 – 42
- Blogbeitrag über tutory von @KBildung
Englischsprachig:
- Using Quzzing to assist student learning in the classroom
- test-enhanced learning in the classroom long-term improvements from quizzing
- a comparison of in-class and online quizzes on student exam performance
- the promised land of blended learning quizzes as a moderator
- Student Self-Assessment: The Key to Stronger Student Motivation and Higher Achievement
Bildnachweise: geralt @pixabay
Footnotes
- https://www.kqed.org/mindshift/37752/studying-with-quizzes-helps-make-sure-the-material-sticks
- http://methodenpool.uni-koeln.de/download/fragend_entwickelnd.pdf, S. 5ff
- https://www.e-teaching.org/etresources/video/themenspecials/2020_quickstarter-online-lehre_persike_studierende-aktivieren-in-reiner-online-lehre.mp4