Der Tag der Handschrift ist ein jährlich stattfindender Tag, der das Schreiben mit der Hand und die Bedeutung von Handschrift in unserem täglichen Leben betont. Er findet in vielen Ländern am 23. Januar statt und wurde von der Internationalen Graphologischen Gesellschaft ins Leben gerufen, um auf die Wichtigkeit von Handschrift aufmerksam zu machen. Der Tag der Handschrift soll dazu beitragen, das Bewusstsein für diese Vorteile zu schärfen und die Wertschätzung für Handschrift zu fördern.
Handschrift ist eine wichtige Fähigkeit, die die Feinmotorik, die Konzentration, die Kreativität und die persönliche Ausdrucksfähigkeit unterstützt. Handschrift hat in verschiedenen Bereichen des Lebens wichtige Anwendungen:
- Schule: Handschrift ist in der Schule von großer Bedeutung, da Schüler viel schreiben müssen, um ihre Gedanken und Ideen festzuhalten. Eine saubere und lesbare Handschrift ist wichtig, um Notizen, Aufgaben und Hausaufgaben gut lesen und verstehen zu können. Handschrift kann auch als kreatives Mittel eingesetzt werden, um Schriftzüge und Zeichnungen zu erstellen.
- Beruf: Handschrift hat auch im Berufsalltag wichtige Anwendungen. In vielen Berufen müssen Menschen Briefe, Notizen, Protokolle und andere Dokumente schreiben, die oft von anderen gelesen werden müssen. Eine saubere und lesbare Handschrift ist daher wichtig, um sich professionell und kompetent zu präsentieren.
- Alltag: Handschrift hat auch im Alltag viele Anwendungen. Menschen schreiben oft Einkaufslisten, Notizen, Erinnerungen und andere Dokumente, die sie in ihrem täglichen Leben brauchen. Eine saubere und lesbare Handschrift ist wichtig, um diese Dokumente gut lesen und verstehen zu können.
Was sagt die Bildungsforschung?
Laut STEP 2022, einer bundesweiten Studie im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), klagen 90 % der befragten Lehrkräfte über massive Probleme beim Schreiben. Schwierigkeiten bei der Schreibstruktur, im Tempo des Handschreibens sowie bei der Leserlichkeit sind die drei Hauptprobleme, die sich nach Angaben der Lehrkräfte durch den pandemiebedingten Distanz- und Wechselunterricht nochmals verstärkt haben. Die Jungen mit Schreibschwierigkeiten sind in der Pandemie weiter zurückgefallen. [1]https://www.vbe-bw.de/meldung/step-studie-2022-deckt-defizite-beim-handschreiben-auf/
Analog – digital
Die große Mehrheit der Lehrkräfte nimmt an, dass das Schreiben mit der Hand mehr Vorteile für ihre Schüler*innen mit sich bringt als das Tastaturschreiben. Wissenschaftlich ist das allerdings nicht bewiesen. Beide Techniken haben ihre Vorteile. Neurowissenschaftler wissen, dass Handgeschriebenes auf mehreren Ebenen im Gehirn gespeichert wird. Es gibt Hinweise darauf, dass das Schreiben mit der Hand zu besseren Gedächtnisleistungen führt und sich positiv auf die Entwicklung feinmotorischer und kognitiver Fähigkeiten auswirkt. Kein Wunder: Beim Handschreiben sind zwölf Hirnareale aktiv, mehr als 30 Muskeln und 17 Gelenke arbeiten zusammen. Per Hand verschriftlichter Inhalt wird durch das langsamere Handschreiben stärker durchdrungen, als wenn der gleiche Inhalt mit der Tastatur getippt wird.
Geht es hingegen um schnelles Notieren, sind geübte Maschinenschreiber im Vorteil. Insbesondere schwache Handschreiber können vom Tastaturschreiben profitieren, sagt Professor Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln. Laut des Faktenchecks “Handschrift in der Digitalisierten Welt” des Mercator-Instituts hätten Schüler*innen in Untersuchungen, die Computer und Programme zur Textverarbeitung einsetzten, längere, sprachlich richtige und inhaltlich sinnvollere Texte verfasst. Michael Becker-Mrotzek weiter:
Auf Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse ergibt es keinen Sinn, das Handschreiben und Tastaturschreiben gegeneinander auszuspielen. Anstatt die Entweder-oder-Frage zu stellen, sollten Lehrkräfte besser beide Techniken fördern und fordern.
Viele Didaktiker*innen gehen also davon aus, beides – Handschreiben ebenso wie das Schreiben in Digitalmedien – zu schulen. So auch Prof.’in Julia Knop, Inhaberin des Lehrstuhls für Fachdidaktik Deutsch an der Universität des Saarlandes. Sie erforscht digitale Lehr- und Lernprozesse im Deutschunterricht und untersucht dabei, wie Schreiben und Lesen vernetzt gefördert werden kann, analog und digital zugleich. [2]https://www.br.de/nachrichten/wissen/internationaler-tag-der-handschrift,RoJncAJ
Eine nachhaltige Förderung der Schreibfähigkeit sorgt gemäß den Forschungsergebnissen für eine Unterstützung der Feinmototrik, Konzentrationsfähigkeit, Kreativität und Ausdrucksfähigkeit. Darüber hinaus werden ergänzend genannt:
- Verbesserung des Gedächtnisses: Studien haben gezeigt, dass das Schreiben mit der Hand das Gedächtnis verbessert, da es die Verbindung zwischen dem visuellen, auditiven und motorischen Gedächtnis stärkt.
- Verbesserung der Lesefähigkeiten: Studien haben gezeigt, dass Kinder, die mit der Handschrift unterrichtet werden, besser im Lesen und Schreiben werden, als Kinder die nur am Computer unterrichtet werden.
- Erleichterung der Emotionen: Schreiben mit der Hand kann auch dazu beitragen, Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten, da es eine intime und persönliche Art des Ausdrucks ist.
- Erhaltung der Kultur: Schreiben mit der Hand ist auch ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur und ist ein wichtiger Teil der menschlichen Geschichte.
Tipps und Tricks
Im zweiten Teil der STEP 2022- Studie zeigt sich zunächst, dass neun von zehn Lehrkräften, unabhängig von der Schulform, eine Förderung des Handschreibens als kontinuierliche Bildungsaufgabe über alle Klassenstufen hinweg für notwendig halten. Im Primarbereich wird dabei besonders auf individuelle Förderung gesetzt. Auch im Sekundarbereich halten die Lehrerinnen und Lehrer regelmäßiges Üben für sehr wichtig, obwohl die Lehrpläne dies nicht mehr vorsehen. Neben einem speziellen Schreibmotorik-Training sollte nach Ansicht der Lehrkräfte auch die Feinmotorik der Kinder und Jugendlichen geschult werden. [3]ebda.
Es gibt zahlreiche evidenzbasierte und erfahrungsbasierte Tipps und Tricks, die die Handschrift verbessern helfen (Zusammenstellung mit Unterstützung von ChatGPT 😉):
- Übung: Das Schreiben regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg ist der beste Weg, um die Handschrift zu verbessern. Man kann zum Beispiel täglich ein paar Minuten Zeit dafür einplanen, um zu üben.
- Stifthaltung: Eine gute Stifthaltung ist wichtig, um eine saubere und lesbare Handschrift zu erreichen. Der Stift sollte zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten werden, wobei die Finger leicht gekrümmt sind.
- Papierausrichtung: Eine richtige Papierausrichtung ist wichtig, um eine saubere Handschrift zu erreichen. Das Papier sollte waagrecht auf dem Tisch liegen und der Schreibende sollte sich in eine bequeme Position setzen.
- Schriftgröße: Eine angemessene Schriftgröße ist wichtig für eine saubere Handschrift. Es ist wichtig, die Schriftgröße auf das Papier und den Platz zu passen.
- Druck: Ein angemessener Druck ist wichtig für eine saubere Handschrift. Es ist wichtig, nicht zu fest und nicht zu locker auf das Papier zu drücken.
- Schriftarten: Es gibt viele Schriftarten, die sich für eine saubere Handschrift eignen. Es ist wichtig, eine Schriftart zu wählen, die einem gefällt und mit der man gut umgehen kann.
- Grafologie: Eine grafologische Analyse der Handschrift ist ein gutes Mittel, um die Handschrift zu verbessern.
- Kurse: Es gibt Kurse, die speziell darauf abzielen, die Handschrift zu verbessern. Diese Kurse können helfen die Handschrift zu verbessern, indem sie spezielle Techniken und Übungen vermitteln.
Schlussbemerkung
Der heutige Tag der Handschrift ist ein Grund, ihre Handschrift zu feiern. Er könnte Sie und/ oder Ihre Schüler*innen dazu ermutigen, über die Vorteile des Schreibens mit der Hand nachzudenken und sich Zeit zu nehmen, ihre Handschrift zu verbessern und zu nutzen. Er könnte Lehrende und Lernende dazu aufrufen, die Handschrift als kreatives Mittel zu nutzen, um Schriftzüge und Zeichnungen zu erstellen oder als Mittel um Emotionen auszudrücken. Er könnte beide Gruppe dazu motivieren, die Handschrift weiterhin im täglichen Leben zu nutzen, um Gedanken und Ideen festzuhalten, um Kreativität und Ausdrucksfähigkeit zu fördern. Ganz so, wie der Verband Bildungs und Erziehung (NRW) in seinem Tweet zum Tag der Handschrift formuliert:
Heute ist der internationale Tag der #Handschrift, den wir unterstützen. ✍️Der VBE NRW macht sich für die Handschrift stark und hat dazu u. a. eine Umfrage mit dem Schreibmotorik Institut veröffentlicht. #TagderHandschrift #schule #twlz pic.twitter.com/0US2zp2QRs
— VBE NRW (@VBE_NRW) January 23, 2023
Update (Januar 2024): SPIEGEL Wissenschaft: Schreiben mit der Hand könnte dem Gehirn beim Erinnern helfen
Update (Februar 2024):
- Charlotte Hu (SCI-AM): Why Writing by Hand Is Better for Memory and Learning
- Michael Gisiger: Papier und Digital effizient verbinden
- Andrea Weber-Tuckermann (Uni Ulm): Papier und Bleistift gegen Tablet-Computer – Wie wirken sich Schreibwerkzeuge beim Lesen und Schreiben
- Osugi et al.: Differences in Brain Activity After Learning With the Use of a Digital Pen vs. an Ink Pen—An Electroencephalography Study
Update (Juli 2024):
- Valentin Frimmer: So beeinflusst das Schreiben die Gehirnaktivitäten
Menschen schreiben heute anders als früher. Oft tippen sie meist nur mit einzelnen Fingern, statt per Hand etwas zu notieren. Das beeinflusst, wie gut Hirnregionen verknüpft sind. Dank KI und Sprachassistenten muss bald niemand mehr schreiben. Was dann?
Stay tuned
Bildnachweis: zapCulture (Steven Weirather) @pixabay
References
↑1 | https://www.vbe-bw.de/meldung/step-studie-2022-deckt-defizite-beim-handschreiben-auf/ |
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↑2 | https://www.br.de/nachrichten/wissen/internationaler-tag-der-handschrift,RoJncAJ |
↑3 | ebda. |