KI in der Schule: Herausforderungen

In der Diskussion in der ZDF-Talkshow “maybrit illner” unter dem Thema „Künstliche Intelligenz? Maschine gegen Mensch?“ wurden verschiedene Aspekte der KI-Entwicklung diskutiert. Die geladenen Gäste waren der Wissenschaftsjournalist und Physiker Ranga Yogeshwar, die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, die Netz-Aktivistin und Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg, die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken und Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom. Sie waren sich einig, dass die KI-Technologie ein großes Potenzial hat, aber auch Risiken birgt und Regulierungen erfordert. Während Domscheit-Berg und Esken eine staatliche Regulierung forderten, plädierte Yogeshwar für eine Pause in der Entwicklung der KI, um Sicherheitsstandards zu etablieren. Bitcom-Präsident Achim Berg hielt eine solche Pause jedoch für nicht praktikabel und betonte, dass die KI-Entwicklung bereits begonnen habe und nicht mehr aufzuhalten sei. Meckel betonte die tiefgreifenden Auswirkungen, die KI auf die menschliche Kultur haben wird, und die dringende Notwendigkeit von Bildung, um die Technologie zu verstehen.

Darüber hinaus diskutierten die Gäste über Auswirkungen der KI auf die Arbeitsplätze und wie man sich darauf vorbereiten könne? Der Meinungsaustausch blieb recht vage: Einige Gäste betonten, dass KI-Systeme bestimmte Aufgaben schneller und effizienter erledigen können als Menschen, was zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führen kann. Andere betonten jedoch, dass KI auch neue Arbeitsplätze schaffen kann und dass es wichtig ist, die Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln, die für die Arbeit mit KI-Systemen erforderlich sind.

 

Genauere Auskunft gibt eine US-Studie dreier Forscher, die untersucht haben, inwieweit Berufe, Branchen und Regionen von den Fortschritten der KI-Bots betroffen sind.

Sie stellen fest, dass die wichtigsten Berufe, die von der Sprachmodellierung betroffen sind, unter anderem Telemarketer und eine Reihe von (Hochschul)Lehrer*innen wie Anglistik-, Fremdsprachen- und Literatur- sowie Geschichtslehrkräften sind. Weitere wichtige Branchen, die von Fortschritten bei der Sprachmodellierung profitieren werden, seien Rechts- und Wertpapierdienstleistungen, Waren und Investitionen. Darüber hinaus  haben sie eine positive Korrelation zwischen Löhnen und dem Einsatz von AI-Sprachmodellierung gefunden.

Einer weiteren Studie der US-Großbank Goldman Sachs zufolge sind durch Generative KI weltweit 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze gefährdet. Vor allem der Verwaltungs- und Rechtssektor ist betroffen, wo fast die Hälfte aller Arbeitsplätze durch KI ersetzt werden könnten. So hat z. B. in Kolumbien ein Richter ein Urteil mithilfe von ChatGPT verfasst. Weiterhin ist denkbar, dass Sprachmodelle Klageschriften und Urteile verfassen. Bildgeneratoren sorgen zunehmend für technische Lösungen. So hat die Modezeitschrift „Cosmopolitan“ bereits ein Cover mit der Bild-KI Dall-E designen lassen und nutzt das renommierte Architekturstudio Zaha Hadid den Bildgenerator Midjourney als Werkzeug, um Häuser zu entwerfen. Und: Der Künstler Robbie Barrat hat für die Modemarke Balenciaga eine ganze KI-generierte Kollektion entworfen.

Ergänzender Artikel: KI könnte 300 Millionen Jobs vernichten, n-tv vom 13.4.2023

Zurück zum o. g. Panel. Die ZDF-Redaktion kommentiert:

Ausgerechnet Twitter- und Tesla-Chef Elon Musk will den Fortschritt aufhalten. Mit anderen Managern und Wissenschaftlern fordert er eine Pause bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz. KI kann schreiben und sprechen wie ein Mensch und stellt problemlos Bilder, Gedichte oder Klassenarbeiten her. Sie hilft schon heute zum Beispiel in der Medizin, arbeitet aber längst auch in Waffensystemen. KI ist ein Riesengeschäft, aber auch potenziell “gefährlicher als die Atombombe”, sagt zumindest Elon Musk. Was ist noch echt, was gefälscht? Was hilfreich, was schädlich? Was bedeutet die Entwicklung dieser Technologie für unsere Arbeit, unseren Wohlstand, unsere Demokratie und am Ende gar für die Frage nach Krieg oder Frieden? Haben die Deutschen zu viele Bedenken und verspielen gerade ihre Zukunft, in die Amerikaner und China längst uneinholbar gestartet sind?

Auch der Physiker Ranga Yogeshwar spricht sich für eine Pause bei der Entwicklung besonders fortgeschrittener Intelligenz aus. Selbst Expert*innen könnten nicht mehr verstehen, wie diese Programme funktionieren, so der Wissenschaftsjournalist.

Abhilfe schafft vielleicht die ARTE-Dokumentation »Algorithmen – Die unberechenbare Gefahr«.

Was passiert, wenn wir diesen algorithmischen Systemen immer mehr Aufgaben übertragen? Der Film stellt Arbeits- und Wirkungsweisen von Algorithmen vor, die immer öfter unser Leben in Schulen, Sozialämtern, Gerichtssälen und unserer Privatsphäre steuern. Sie erzeugen oft eine ungleiche Welt.  Ob wir kreditwürdig sind, uns Sozialhilfe zusteht oder welcher Partner zu uns passt – darüber befinden mittlerweile Algorithmen. Hinter den Kulissen treffen sie ohne unser Wissen Entscheidungen über unser Leben. Die Hoffnung ist, dass sie effizienter sind als wir und mit ihrer kühlen Logik die Fehlerquelle „Mensch“ eliminieren. Schaut man hinter die Fassade der künstlichen Intelligenz, so findet sich ein ganz anderes, eher beunruhigendes Bild.

Die Filmemacher treffen Menschen, die durch den Einsatz von Algorithmen zu Schaden kamen. Wie zum Beispiel Marie, die durch YouTube-Algorithmen in die Magersucht gelockt wurde. Oder Macarena, die sich sechs Jahre lang verstecken musste, weil ein Algorithmus sie für ungefährdet hielt, während ihr gewalttätiger Ehemann auf freiem Fuß blieb. Oder Derya, deren Ehe in die Brüche ging und die mit ihren Kindern obdachlos wurde, weil ein Algorithmus sie als Betrügerin abstempelte. Folgenschwere künstliche Entscheidungen, deren Fehlerquellen bei genauem Hinsehen nicht den Algorithmen, sondern den Entwicklern und Auftraggebern zuzuschreiben sind. Was passiert, wenn wir diesen algorithmischen Systemen immer mehr Aufgaben übertragen? Neben geschädigten Betroffenen kommen auch Forscher, Manager, Whistleblower, Politiker und Künstler zu Wort.

Auf den ersten Blick erscheinen Algorithmen unbestechlich und fair. Doch sie sind geprägt von den Vorurteilen ihrer Programmierer und der Internetnutzer. Klare Regeln zur Markierung von Fälschungen in Systemen der Künstlichen Intelligenz, fordert zurecht in der o. g. Diskussionsrunde der Präsident des Digitalverbandes Bitkom, Achim Berg. Deep Fake-Bilder müssten „irgendwo ein Wasserzeichen bekommen“. Mithilfe von KI habe nun jede*r die Möglichkeit perfekt gefälschte Bilder und Videos zu erstellen, so die Netzexpertin Anke Domscheit-Berg. Die Linken-Politikerin warnt, dass es durch die leichte Zugänglichkeit immer schwieriger werde, Wahrheit und Lüge im Netz zu unterscheiden.

Für die SPD-Parteivorsitzende und studierte Informatikerin Saskia Esken ist es zukünftig wichtig, dass bereits in der Schule der Umgang mit Künstlicher Intelligenz erlernt wird. Die Menschen müssen „Bescheid wissen darüber, wie die KI arbeitet“, so Esken.

Und damit komme ich abschließend zu einer Vorankündigung meiner Themenplattform Ki in der Schule. Ich denke, es ist deutlich geworden: Digitalisierung und Mediatisierung haben zu entscheidenden Veränderungen in allen Bereichen unserer Lebens- und Arbeitswelt geführt. Diese gehen über einen rein technischen Fortschritt hinaus und führen zu einem weitreichenden kulturellen und gesellschaftlichen Wandel, der sich auf das Lehren und Lernen in der Schule und auf die Bewältigung und Gestaltung von Lebens- und Arbeitsprozessen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auswirkt. Digital gestützte Lehr-Lern-Prozesse müssen daher u.a. jene Kompetenzen fördern, die den Lernenden eine mündige, souveräne und aktive Teilhabe an der digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt ermöglichen.

Hier schon einmal ein Blick auf meine Landingpage:

 

 

… Stay tuned …

KI – AI in der Schule: Update

Mitte der Woche war es so weit: OpenAI hat ein Update zu ihrem ChatGPT veröffentlicht. Wer kein Premium-Abo besitzt, kann zumindest via Bing dieses Tool ausprobieren (hier eine Anleitung von Thomas Felzmann). Dieser Beitrag greift einige Entwicklungen dieser aktuellen Version 4.0 auf …

Was ist ChatGPT eigentlich? Eine erste Antwort kommt vom Tool selbst:

ChatGPT ist ein künstlicher Intelligenz-basierter Chatbot, der auf der GPT (Generative Pre-trained Transformer)-Technologie basiert. Er wurde von OpenAI entwickelt und ist darauf spezialisiert, auf natürliche Spracheingaben zu antworten, indem er maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz nutzt, um menschenähnliche Antworten zu generieren. ChatGPT kann in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden, z. B. als Kundenbetreuungs-Chatbot oder als Werkzeug zur Verbesserung der Sprachkompetenz von Menschen.

Weitere Hinweise sind einem Beitrag eines Redaktionsteams des NDR entnommen, das einen 13-jährigen Schüler in seiner Nutzung des Tools beobachtet hat und sich darüber hinaus u. a. mit folgenden Fragen auseinandersetzt: „Wer steckt hinter ChatGPT? Wie funktioniert der Chatbot, was kann man damit machen? Und kann man ihm vertrauen?“ 

Hier einige Antworten in Schriftform:[1]https://www.ndr.de/ratgeber/ChatGPT-wichtige-Fragen-Antworten-zur-KI-App,chatgpt138.html

Wer steckt hinter ChatGPT?

ChatGPT wurde von OpenAI entwickelt, einem kalifornischen KI-Forschungsunternehmen, das unter anderem von Elon Musk und dem Programmierer und Investor Sam Altman gegründet wurde. Die gewinnorientierte OpenAI LP wird dabei vom nonprofit Unternehmen OpenAI Inc kontrolliert. Seit 2019 kooperiert der Softwareriese Microsoft mit OpenAI. Diese Partnerschaft sieht Investitionen in Milliardenhöhe vor.

Für was kann ich ChatGPT benutzen?

ChatGPT ist ein sprach- und textbasierter Chatbot. Deshalb eignet er sich vor allem für dialogische Anwendungen, als Ideengeber, Inspirationsquelle oder Hilfe bei der Vorstrukturierung von Texten. Die Suchmaschine Bing integriert ChatGPT etwa, um Websuchen zu erleichtern. In Zukunft sind viele Anwendungsbereiche denkbar, zum Beispiel im Kundenservice, bei der Erstellung von Werbetexten, langen Aufsätzen etwa für die Universität oder als Assistent, etwa beim Schreiben von Softwarecode.

Sagt ChaptGPT immer die Wahrheit?

ChatGPT kann Fehler machen oder falsche Informationen bereitstellen, insbesondere wenn es um aktuelle Ereignisse oder komplexe Themen geht. Es gilt die Regel, dass immer dann, wenn der Benutzer Sachverhalte selbst überprüfen kann und es nicht um “Leben und Tod”, also um sehr kritische Sachverhalte geht, ChatGPT gut eingesetzt werden kann. Am Ende gilt es, die Antworten von ChatGPT kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls mithilfe von anderen Quellen zu verifizieren.

Was kann die neue Version ChatGPT-4?

Seit Kurzem steht eine neue Version von ChatGPT zum Testen zur Verfügung. ChatGPT-4 kann neben Texten auch Bilder auswerten, mit längeren Texten bis zu 25.000 Wörter umgehen und soll laut der Entwickler kreativer bei der Texterstellung sein. Außerdem soll der Chat-Bot Falschaussagen zuverlässiger herausfiltern können und weniger “halluzinieren”, also Aussagen erfinden. Vorsicht ist aber weiterhin geboten. ChatGPT-4 kann aktuell nur von zahlenden Kunden genutzt werden. Microsoft verwendet ChatGPT-4 bereits in seiner neuesten Version der Suchmaschine Bing.

Zu diesem freigeschalteten Update liegen bereits erste Erfahrungen vor. Hier einige Beiträge aus der Edu®Vorschaubild der Version vom 19:13, 3. Sep. 2016 und der FediLZ Szene:

    Eine weitere coole Idee stammt von @digitaldurstig, der #midjourney angeworfen hat, um Feedback- bzw. Rollenkarten im Gamificationformat erzeugen zu lassen.

    Abschließend noch

    (lässt sich auch alsPDF-Datei downloaden)

    Schlussbemerkung

    Natürlich stellt sich die Frage, wie das pädagogische Personal damit umgehen kann und soll. Wie schon in meinem ersten, mit vielen Beispielen gespickten Beitrag  KI – AI in der Schule: Ein Fortbildungsskript zu diesem Thema ausgeführt und vorgeschlagen: durch Fortbildungsangebote der ortsansässigen und/ oder überregional organisierten Bildungsinstitutionen. Und: Patrick Bronner (@P_Bronner) hat seine Folien für eine schulinterne Fortbildung zur Verfügung gestellt.

    Dass das Thema in den Bildungsministerien angekommen ist, kann man z. B. an NRW und Thüringen ablesen. Und:

    Auch wenn der folgende sehr hörenswerte und praxisnahe Podcast aus Bremen kommt, kann und sollte er dennoch Vorbildfunktion für Personen auch außerhalb dieser Stadt- und Landgrenzen bekommen:

     

    … Stay tuned …

    Bildnachweis: Gerd Altmann @pixabay