Schul- und Unterrichtsentwicklung benötigt Zeit. Referenzrahmen der Länder geben eine erste Orientierung. Jede Schule tickt anders, daher braucht es individuelle Lösungen, professionelle Projekt- und Prozesssteuerung und einen empathischen Umgang mit Widerständen, wie Claus G. Buhren in einem Beitrag für das Deutsche Schulportal hervorhebt:
In der Zone der Turbulenzen, also in der ersten Praxisphase einer Innovation, werden einige mit Begeisterung und Eifer bei der Sache sein, das Projekt gutheißen und die ersten Schwierigkeiten als notwendig und händelbar betrachten. Andere werden – manchmal unabhängig von ihrem aktuellen Beteiligungsgrad – mit Widerstand reagieren und dies alles als Überforderung betrachten. Das ist die zweite entscheidende Phase der Prozesssteuerung, die die Schulleitung im Blick behalten muss, wenn das Projekt nicht scheitern soll. Auch hier gilt es, den Widerstand nicht zu unterdrücken oder gar zu ignorieren, sondern als notwendige Resonanz zu betrachten, die vielleicht sogar wichtige und richtige Aspekte aufwirft, die für die Praxis des Projekts zu bedenken sind. Es geht in diesem Fall um die Akzeptanz von Widerspruch und individueller Überforderung. Diese Überforderung ist äußerst ernst zu nehmen. Manchmal sind es einfache individuelle Lösungen, die an dieser Stelle greifen können..
Die Ausführungen zur digitalen Didaktik zeigen mögliche neue (?) Wege auf. Sie aufzugreifen und schulintern zu diskutieren, gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer Schulkonferenz in der nahen Zukunft. Vor allem, weil die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit hybriden Lernstrukturen Schwierigkeiten haben:
Die wichtigsten Akteure, die Schüler, sind in ungewohntem Ausmaß in ihrer Selbstständigkeit gefordert – und scheitern oft. Zum einen, weil sie – vor allem in den unteren Jahrgängen – damit schlicht überfordert sind. Zum anderen aber, weil der Unterricht ihnen zuvor zu wenig an Eigenverantwortung für den Lernprozess vermittelt hat. (Wolfgang Schimpf, Vorsitzender der niedersächsischen Direktorenvereinigung)
Lehrkräfte und Schulleitungen werden noch eine längere Zeit zu improvisieren haben. Es ist beeindruckend, wie viele von ihnen zurzeit das eine oder andere Setting ausprobieren, wie auch Schimpf in seinem Artikel bestätigt:
(Sie) sind (als) Vorreiter einer digital basierten Unterrichtskultur im Moment besonders gefragt, wachsen mitunter über sich hinaus, indem sie aufgeschlossenen Kolleginnen und Kollegen die Welt von Chaträumen und Videoportalen eröffnen, die methodischen Möglichkeiten von Kahoot, Trello und ZUMpad aufzeigen und ihre Schulen so einen großen Schritt in Richtung einer sinnvollen Digitalisierung voranbringen. Natürlich würde der größer ausfallen, wenn die versprochenen Ressourcen des Digitalpakts schon zur Verfügung stünden. Aber wenn überhaupt irgendwo, dann hat die Ausnahmesituation hier zweifellos als Katalysator gewirkt. Schulen werden orientierter und mit klarerem Urteil aus der Krise kommen.
Für diejenigen, die noch am Anfang stehen und/ oder nun vom Ministerium, von der Schulaufsicht in die Pflicht genommen werden, den Schülerinnen und Schülern eine schulische Arbeit auch zu Hause zu ermöglichen, denen seien einige Impulse für das Lernen auf Distanz empfohlen. Sie stammen von Axel Krommer, Philippe Wampfler und Wanda Klee, die im Auftrag des Schulministeriums NRW ein didaktisches Unterstützungs- und Reflexionsangebot für Lehrerinnen und Lehrer konzipiert haben.
Es ist unseren Schülerinnen und Schülern zu wünschen, dass sie nach der Pandemie ein Schulleben vorfinden, das sie einerseits in die Klassengemeinschaft zurückfinden lässt, anderseits auf die neuen Herausforderungen in der Berufswelt vorbereitet, gleichgültig ob in Betrieben, in Fachhochschulen oder in Universitäten.
Update 05.04.2022:
Ich habe mittlerweile einen weiteren Band 4 veröffentlicht und mich in Kapitel 1 mit diesem Thema auseinandergesetzt. Dabei ist die Plattform schule50.de entstanden.