Erst kürzlich, in einem Interview mit Prof.’in Uta Hauck-Thum (@ht_uta)1:

Was Schüler aber brauchen, um zeitgemäße Kompetenzen zu erwerben, ist ein grundsätzlich veränderter Unterricht, begleitet von einer funktionierenden intuitiv gestalteten Plattform. 

Und fordert: anders prüfen! Schon während des ersten Lockdowns war das Abitur ein großes Thema. Bob Blume bat z. B. um Beteiligung an einer Umfrage, um ein Stimmungsbild einzufangen:

Auch Dejan Mihajlovic (@DejanFreiburg) fordert: Prüfung abschaffen. Mit den folgenden Argumenten2:

  • Findet das Vernetzen und Vertiefen von Wissen erst durch die Prüfung statt, stellt sich die Frage, weshalb das nicht bereits davor im Schul­all­tag geschehen ist, beziehungs­weise welches Lern­verständnis eigentlich vorliegt. Geht es um banales Auswendig­lernen – im schlimmsten Fall heraus­gelöst aus einem Kontext – oder um persönlich sinn­stiftendes Lernen? Wer von Beginn an wirksame und nach­haltige Lern­prozesse ermöglicht, benötigt keine Prüfung, um das nach­zuholen.
  • Wird die Vorbereitung auf die harte Berufs­welt als Argument bemüht, scheint noch nicht bekannt zu sein, dass gerade diese zunehmend beklagt, junge Menschen seien nicht ausreichend gut auf sie vorbereitet. Wenn Prüfungen also nicht mal diese Versprechen halten, bleiben große Zweifel, ob sie in ihrer Art und Weise auch noch auf die digitale Transformation in der Arbeits­welt und deren veränderte Anforderungen vorbereiten.
  • Wenn Lehrende gefragt werden, weshalb sich der digitale Wandel nicht in ihren Lernsettings abbilde, sie ihren Unterricht nicht öffnen, agile Didaktik verwenden oder Projekt­arbeit anbieten, werden als Grund häufig „Prüfungen“ genannt. Schließlich mündet alles bei ihnen. Sie bestimmen die Abschluss­noten – und über Erfolg oder Miss­erfolg im weiteren Leben. Prüfungsformate beeinflussen somit massiv, wie und worauf­hin gelernt wird.
  • Stünde am Ende keine Prüfung, könnten Lernende und ihre individuellen Lernprozesse in den Mittel­punkt rücken – und nicht die jeweiligen Prüfungs­formate. Wie individuelles Lernen mit standardisierten Prüfungs­formate zusammen­passen soll, bleibt ohnehin ein Rätsel. Und wie sieht es mit der notwendigen Fehler­kultur aus, die im Rahmen der digitalen Transformation genannt wird? Zum Lernen gehören auch Fehler dazu sowie die Fähigkeit, sie zu erkennen, zu verstehen und zu verbessern. Bei Prüfungen hingegen werden Fehler bestraft und sind „schlecht“.

 

 

Von der Theorie zur Praxis

In dem Maße, in dem das Arbeiten in digitalen Lernumgebungen zur Selbstverständlichkeit in schulischen Bildungsprozessen wird, werden sich neue Prüfungsformate bzw. neue Aufgabenformate für Prüfungen entwickeln. Hierzu eine Sketchnote von Anna Lehnhäuser, einer Medienberaterin aus NRW, die das gesamte Spektrum verdeutlicht:

 

 

Es gibt eine ganze Reihe von Autorinnen und Autoren, die sich mit dieser Thematik – auch unter der Überschrift Feedbackverfahren – auseinandergesetzt haben:

Auf meiner Themenseite Feedback setze ich mich u. a. mit einer schulweit unterstützten und mitgetragenen Feedbackkultur auseinander, inkl. einer kuratierten Liste von Methoden. Nicht enthalten ist das von Hauke Pölert (@HPoe) in einem sehr umfangreichen Blogbeitrag vorgestellte Tool Feedback Master, das von zwei Lehrkräften und einem Softwareexperten entwickelt wurde.

 

Bildnachweis: Prüfungsformate: Anna Lehnhäuser, Medienberaterin NRW via Twitter-Post

 

Footnotes

  1. https://www.tagesspiegel.de/wissen/streitfall-homeschooling-wollen-sie-prueflinge-per-kamera-ueberwachen/26732980.html
  2. https://mihajlovicfreiburg.com/2019/08/27/pruefungen-abschaffen/