9 – Schritt – Methode

nach einer Idee eines Schweizer Kantons (Zug)1

Für systematische Schulentwicklung sind entsprechende schulinterne Arbeits- und Organisationsstrukturen notwendig (z. B. Steuer-, Evaluations-, Projekt- oder Arbeitsgruppen). Gut geklärte und in der Schulgemeinde transparente Strukturen sind eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Entwicklungsprozesse.

Jede Schulevaluation, ob intern oder extern, sollte folgenden Qualitätsstandards genügen2:

Nützlichkeit: Die Nützlichkeitsstandards sollen sicherstellen, dass sich die Evaluation auf die geklärten Evaluationszwecke sowie auf den Informationsbedarf der vorgesehenen Nutzerinnen und Nutzer ausrichtet.

Durchführbarkeit: Die Durchführbarkeitsstandards sollen sicherstellen, dass eine Evaluation realistisch, gut durchdacht, diplomatisch und kostenbewusst geplant und ausgeführt wird.

Fairness: Die Fairnessstandards sollen sicherstellen, dass in einer Evaluation respektvoll und fair mit den betroffenen Personen und Gruppen umgegangen wird.

Genauigkeit: Die Genauigkeitsstandards sollen sicherstellen, dass eine Evaluation gültige Informationen und Ergebnisse zu dem jeweiligen Evaluationsgegenstand und den Evaluationsfragestellungen hervorbringt und vermittelt.

Grundsätzlich handelt es sich bei einer internen Schulevaluation um die systematische Auswertung und Bewertung ausgewählter Schwerpunkte des Unterrichts und der Schulentwicklung anhand von vereinbarten Kriterien. Die internen Schulevaluationen sind Teil der permanenten Schulentwicklung, die als «Analyse-, Problemlöse-, Innovations- und Lernprozess» (Dubs) begriffen und von den Schulbeteiligten mitgetragen wird. Sie dienen der Überprüfung fremd- und selbstgesetzter Ziele und zielen ihrerseits – aufgrund der erhobenen Daten – auf eine Optimierung der Schulqualität ab. Als Gegenstände kommen alle qualitätsrelevanten Aufgabenbereiche einer Schule infrage.

Das Vorgehen, das im Folgenden beschrieben wird, umfasst im wesentlichen fünf Phasen mit insgesamt neun Schritten.

Schritt 1

Evaluationsbereich festlegen

Typische Fragen im Schritt 1 sind:

  • Worüber möchten oder müssen wir mehr erfahren?
  • Was ist unser Hauptmotiv, dass wir gerade diesen oder jenen Bereich wählen?
  • Was nutzt uns dieses Mehrwissen im Hinblick auf den Auftrag unserer Institution?
  • Wenn wir diesen einen Bereich evaluieren, welche anderen Bereiche können wir dann nicht bearbeiten?
  • Was könnte geschehen, wenn wir diese Evaluation nicht vornehmen?
  • Lässt sich eine Evaluation so durchführen, dass die Ergebnisse innerhalb einer sinnvollen Frist vorliegen?

Abschluss Schritt 1: Entscheiden

Nach der Diskussion solcher Fragen muss entschieden werden, welcher Evaluationsbereich mit welchen Fragestellungen bearbeitet werden soll. Diese Festlegungen bilden das Fundament für die Ausarbeitung der weiteren Schritte.

Schritt 2

Ziele, Zweck und Form der Evaluation vereinbaren

Typische Fragen im Schritt 2 sind:

  • Welche Ziele wollen wir mit der Evaluation erreichen? Was wollen bzw. müssen wir wissen?
  • Auf welche Fragen soll die Evaluation Antworten liefern?
  • Wie lassen sich die Evaluationsziele so weit klären und eingrenzen, dass für die eigene Praxis nützliche Aussagen gewonnen werden können?
  • Welche Form der schulinternen Evaluation dient unseren Zielen am besten?
  • In welchem Zusammenhang (Kontext) steht unser Evaluationsanliegen?
  • Wer wird vom Evaluationsanliegen betroffen? Wer ist zu beteiligen?
  • Welche Informationsbedürfnisse haben die Betroffenen?
  • Welche Interessenkonflikte sind zu erwarten?

Abschluss Schritt 2

Ziele, Zweck und Form der Evaluation sind formuliert. Aus diesen Beschreibungen wird klar, auf welche Fragen die Evaluation Antworten zu geben versucht. Es muss allerdings damit gerechnet werden, dass längst nicht alle Fragen geklärt werden können. Ebenso können im Verlaufe der Evaluation wesentliche Fragestellungen auftauchen, die zu Beginn noch unbekannt waren.

Schritt 3

Evaluationsauftrag aushandeln

Typische Fragen im Schritt 3 sind:

  • Wer ist der Auftraggeber? (In der Regel die Schulleitung)
  • Wer leitet die interne Schulevaluation bzw. das Evaluationsteam?
  • Wie sind die Aufgaben, Verantwortungen und Kompetenzen des Auftraggebers und des Evaluationsleiters im Hinblick auf diese bestimmte Evaluation definiert?
  • Wie wird das schulinterne Evaluationsteam gebildet?
  • Gibt es je eine Lehrperson, die gut planen kann?
  • Wird dem Evaluationsteam Vertrauen entgegengebracht (Integrität, fachliche Kompetenzen)?
  • Wie und wann stellt der Auftraggeber das Evaluationsteam in der Institution vor?
  • Wer sind die Betroffenen der Evaluation?
  • Welche Betroffenen müssen an der Evaluation unbedingt beteiligt werden?
  • Lässt sich eine interne Schulevaluation so durchführen, dass die Ergebnisse innerhalb einer sinnvollen Frist vorliegen?
  • Sind Ressourcen (finanzielle Mittel, Zeit zum Austausch mit Gremien, Informationen der Kollegien, Räume, Beteiligung eines Sekretariats, Weiterbildungen usw.) so verfügbar, dass die weiteren Schritte befriedigend bearbeitet werden können?

Abschluss Schritt 3

Ein schriftlicher Evaluationsauftrag (als Projektauftrag) ist von den Beteiligten ausgearbeitet und ggfs. unterzeichnet. Die Beauftragten sind in der Institution vorgestellt.

Schritt 4

Ablaufplan und Spielregeln festlegen
Typische Fragen im Schritt 4 sind:

  • Entsprechen die Spielregeln den Zielen der Evaluation?
  • Ist der Ablauf möglichst vernünftig auf das Schuljahr abgestimmt?
  • Wie organisieren wir uns als Evaluationsteam?
  • Welche Betroffenen beteiligen wir an der Evaluation?
  • Wie stimmen wir die Termine mit ihnen wertschätzend ab?
  • Wie organisieren wir die Interpretation der Ergebnisdaten im Kollegium?
  • Wie organisieren wir die nächsten Schritte der Evaluation?
  • Wie gehen wir mit auffällig kritischen Ergebnissen um?
  • Wer bekommt zu welchem Zeitpunkt welche Daten (z. B. Daten-Ergebnisbericht)?
  • Ist der Ablaufplan erstellt und den Betroffenen kommuniziert?

Abschluss Schritt 4

Ablauf- und Aufgabenplanung, inkl. Termine für die kollegiale Dateninterpretation (Schritt 8) z. B. an einer Auswertungskonferenz im Kollegium. Schriftlich vereinbarte Spielregeln. Die wichtigsten Aussagen dieser Dokumente sollten so aufbereitet werden, dass sich alle Betroffenen einer Institution bequem und rasch informieren können.

Schritt 5

Kriterien für die Dateninterpretation klären
Typische Fragen im Schritt 5 sind:

  • Liegen explizite Qualitätsaussagen (Q-Leitbilder, Lehrpläne, Projektziele usw.) zum Evaluationsbereich vor?
  • Welche bereits vorhandenen Indikatoren aus anderen Untersuchungen können wir verwerten?
  • Sind die formulierten Indikatoren für das zu untersuchende Qualitätsmerkmal aussagekräftig und spezifisch genug?
  • Wie wird die Beobachtung und Erfassung der Indikatoren in der Praxis gelingen?
  • Wie gewichten wir die Indikatoren?

Abschluss Schritt 5

Es wird eine Dokumentation der gegliederten Qualitätsaussagen mit Indikatoren erstellt; allenfalls werden Standards ausgewiesen.

Schritt 6

Methoden und Instrumente auswählen und bestimmen

Typische Fragen im Schritt 6 sind:

  • Hat das Evaluationsteam den Überblick (Einsatzmöglichkeiten, Stärken, Schwächen) über die gängigen Evaluationsinstrumente?
  • Soll die geplante Evaluation später wiederholt werden? Durch den wiederholten Einsatz von standardisierten Evaluationsinstrumenten kann der Erfolg von Schulentwicklungsaktivitäten durch «Vorher-nachher-Vergleiche» besser beurteilt werden.
  • Werden vorhandene Evaluationsinstrumente eingesetzt?
  • Werden vorhandene Instrumente angepasst?
  • Muss das Evaluationsteam eigene Instrumente entwickeln? Wie werden die dazu nötigen Kompetenzen aufgebaut? Ist externe Beratung nötig?

Abschluss Schritt 6

Taugliche, validierte und einsatzbereite Evaluationsinstrumente (z. B. Interviewleitfaden; grafisch gestaltete Fragebogen usw.) mit Angaben zu deren Einsatz sind vorhanden.

Schritt 7

Daten erheben und aufbereiten

Typische Fragen im Schritt 7 sind:

  • Sind alle Mitwirkenden für die Datenerhebung ausgestattet und instruiert (Spielregeln, Schritt-für-Schrittanleitung)?
  • Durch welche Maßnahmen wird insbesondere der Datenschutz sichergestellt?
  • Wer wird wann über die Daten informiert und bei der Dateninterpretation einbezogen?
  • Wie soll der allen Lehrpersonen zugängliche schulinterne Ergebnisbericht (mit den aufbereiteten anonymisierten Daten) aussehen?

Abschluss Schritt 7

Ablaufplan der Datensammlung zum Aushang; Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Durchführung der Datenerhebung; die Datenerhebung ist abgeschlossen, der anonymisierte Daten-Ergebnisbericht liegt vor.

Schritt 8

Ergebnisse interpretieren, Konsequenzen ziehen

Typische Fragen im Schritt 8 sind:

  • Wer wirkt bei der Dateninterpretation wie mit?
  • Wie soll die Auswertungskonferenz (oder eine andere geeignete Form der dialogischen Auseinandersetzung mit den Evaluationsergebnissen) gestaltet werden?
  • Welche Fragen stehen bei der Dateninterpretation im Vordergrund?
  • In welcher Form und nach welchen Rubriken (z. B. Kernaussagen, Vorschläge zur Weiterarbeit und Optimierung) will das Evaluationsteam diese Rückmeldungen aufnehmen und verarbeiten?
  • Wie soll über Maßnahmen aufgrund der Evaluation entschieden werden?
  • Welche Kriterien stehen bei den Entscheiden über prioritäre Maßnahmen im Vordergrund?

Abschluss Schritt 8

Die Ergebnisse der Auswertungskonferenz liegen in schriftlicher Form vor.

Schritt 9

Bericht erstatten

Typische Fragen im Schritt 9 sind:

  • Wie soll der schulinterne Evaluationsbericht geschrieben und gestaltet werden? Es erleichtert die Arbeit, wenn eine Person des Evaluationsteams den Schlussbericht schreibt.
  • Wie sollen die Schulkommission und der Gemeinderat über die wichtigsten Ergebnisse der Evaluation unterrichtet werden? Kann dies im Rahmen der jährlichen Berichterstattung durch die Schulleitung geschehen oder soll zwischenzeitlich informiert werden?
  • Wie werden die Befragten (z. B. Erziehungsberechtigte) und weitere externe Beteiligte (z. B. Lehrbetriebe, weiterführende Schulen) informiert?
  • Soll ergänzend zur schriftlichen Information auch eine Schlussveranstaltung durchgeführt werden, die der mündlichen Berichterstattung und dem Dialog zwischen den Schulpartnern dient?

Abschluss Schritt 9

Schriftliche Berichterstattung; ggf. Schlussveranstaltung mit Präsentation der Evaluationsergebnisse und der Folgemaßnahmen (die zu diesem Zeitpunkt gemacht werden können); Abschluss des Evaluationsprojektes.

Weiterführende Literatur

 

Footnotes

  1. Direktion für Bildung und Kultur Amt für gemeindliche Schulen (Hrsg.): Rahmenkonzept Gute Schulen – Qualitätsmanagement an den gemeindlichen Schulen 2. Auflage. Zug. 2011
  2. https://www.degeval.org/fileadmin/user_upload/Sonstiges/STANDARDS_2008-12_kurz.pdf