Der Bildungsauftrag einer Schule wird in der Regel im Schulgesetz verankert, so auch in Niedersachsen im § 2 des entsprechenden Gesetzes. Eine Lehramt Studierende hat sich gefragt, inwieweit die KMK Kompetenzen in der Beschreibung des Niedersächsischen Schulgesetzes aufgehen. Und siehe da: Die sechs KMK Kompetenzen lassen sich den Spiegelpunkten des § 2 zuordnen. Sie schreibt abschließend: Alle Aspekte (KMK- Kompetenzen) sind wichtig für den (Teil)Bildungsauftrag „sich im Berufsleben behaupten und das soziale Leben verantwortlich mitgestalten.
Das ist für mich der Ansatzpunkt für einen Blick nach vorn, für eine geeignete Begleitung einer Schülerin, eines Schülers bei ihrer/ seiner Vorbereitung auf das Berufsleben.
Der PISA-Koordinator Andreas Schleicher hat in Deutschland das Modell 4 K – Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation ins Spiel gebracht. Auch er argumentiert von beruflichen Anforderungen aus, die klassische Unterrichtsfächer in den Hintergrund rücken ließen. Schleicher betont, der Umgang mit Wissen habe sich gewandelt: Inhalte würden nicht mehr gespeichert und dann von Lehrkräften an Lernende vermittelt. Vielmehr flössen sie, meint Schleicher, in Strömen unablässiger Kommunikation und Kollaboration. Die Bildungsforscherin Lisa Rosa teilt diese Sicht und benennt drei Argumente, warum das 4K-Modell zum Orientierungspunkt für die Didaktik werden sollte:
- Immer mehr Arbeiten werden von Maschinen übernommen.
- Jede neue Arbeit verlangt mehr komplexes Denken, situierte selbstverantwortliche Entscheidungen und Beziehungsfähigkeit.
- Die zu lösenden gesellschaftlichen Probleme sind so komplex, dass sie nur noch mit kollektiver Intelligenz bearbeitbar sind.
Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, das Netzwerk Schule- Wirtschaft in Bayern kennenzulernen. Mich hat beeindruckt, wie sehr dieses Netzwerk daran interessiert ist, die Angebote zur Berufsorientierung neu zu denken. In den Vorgesprächen wurde deutlich, wie vernetzt sich die Arbeitsbereiche innerhalb der Betriebe und Unternehmen zeigen. Die zukünftigen Berufe erwarten von den Bewerberinnen und Bewerbern zunehmend (u. a.)
- Kritisches Denken, induktives Denken
- Lösung komplexer Probleme
- Aktives Zuhören
- Soziale Auffassungsgabe
- Programmierung
Und, ganz großes Thema im beruflichen Bereich und in den Universitäten: Bereitschaft und Kompetenz, in interdisziplinären Gruppen zu arbeiten. Da treffen nicht selten Produktentwicklung, Kommunikation, Juristik (Datenschutz, Urheberrecht, Markenschutz), Ethik und einige weiterer Abteilungen zusammen, um an den Fragestellungen zu arbeiten. Und, so ein Universitätsprofessor der Medizin einmal zu mir: Es wäre schön, wenn die zukünftigen Studierenden eine gewisse 4K- Kompetenz mitbrächten.
Warum also nicht Netzwerke wie Schule- Wirtschaft, Universitätsvertretungen einladen und in Gesamt- und Schulkonferenzen zukünftige Berufsbilder vorstellen und beschreiben lassen? Ich bin sicher, dass damit Denkprozesse für eine Erweiterung des Schulangebots in Gang gesetzt werden und in eine beginnende Arbeit an einem Leitbild Schule 2030 münden. Mit diesen ergänzenden Inputs gelingt es den Gremien darüber hinaus, Kompetenzmodelle mit Inhalten zu versehen. Ein häufig vorgetragener Vorwurf an die oben vorgestellten Referenzenrahmen KMK, TPACK und Dagstuhl- Dreieck.