Blended Learning – Ein Leitfaden

Tim Kantereit, Lehrer und Seminarleiter (Ausbilder von angehenden Lehrkräften) aus Bremen, hatte nach Ausbruch der Pandemie die Idee, einen Leitfaden zu entwickeln, der den Präsenzunterricht in der Schule in Kombination mit online gestützten Lehr- und Lernkonzepten beschreibt (sogenannte blended learning Ansätze).

So reifte in mir die Idee, dazu ein Buch zu schreiben. (…) Seit März ist das Netz und Twitter voll von großartigen Ideen, wie man auf Distanz Unterricht gestalten kann, wie sich Videokonferenzen methodisch gestalten lassen oder welche Tools sich für welche Zwecke anbieten. Ich wollte daher diese Multiperspektivität im Buch abbilden, (eingebracht von) Personen, die in einzelnen Bereichen der Leitwerte eine viel größere Expertise haben als ich. (…)

Ich sammelte zunächst Fragen und Eindrücke zur Situation „Corona und Schule“ über eine MentimeterUmfrage:

 

Diese Fragen sollten als Impulse dienen, die einzelnen Kapitel inhaltlich auszufüllen. Es fanden sich 33 bemerkenswerte Persönlichkeiten aus dem #twitterlehrerzimmer und #fl_seminar auf Twitter und im #Instalehrerzimmer, die sich als Autorinnen und Autoren für dieses Gemeinschaftswerk zusammengeschlossen haben.

(…) Das Buch ist nicht linear aufgebaut. Du kannst also im Inhaltsverzeichnis und/oder im Buch stöbern und die für dich interessanten Artikel lesen. Manchmal gibt es zu einem Thema mehrere Artikel, die die unterschiedlichen Möglichkeiten aufzeigen. Wie es für digitale Arbeit typisch ist, findest auch immer wieder Verlinkungen und Beiträge digitaler Art, wie z. B. Videos, Blogs und Podcasts. Es gibt auch Downloadmaterial, das du für deinen Unterricht nutzen kannst. Das Buch ist also ein Ausgangspunkt, die digitale Welt zu ergründen und eine Einladung sich in bestimmte Themen vertieft einzuarbeiten.

Als Ausbildungs- und Seminarleiter hatte er eher die angehenden Lehrkräfte im Blick. Durch die von ihm dann gewählte Autorinnen- und Autorensuche ist nun eine Handreichung für alle entstanden, also auch für ausgebildete Lehrkräfte, Schulleitung, Elternteil, Studentinnen  und Studenten.

Ich selbst habe mich mit dem Beitrag „4.2 Hybrides Lernen – Blended Learning: Blaupausen an diesem Leitfaden beteiligt. Das vorgestellte Modell hat Eingang in sämtliche Kerncurricula des Landes Hessen gefunden und hat sich – zumindest analog – vielfach und in unterschiedlichen Umsetzungen bewährt. Meine Ausführungen beschäftigen sich vornehmlich mit der Adaption im blended learning Setting. Wie Tim hoffe auch ich, dass mein Input zum Nachdenken und vor allem Tun anregt.

Das eBook liegt in einer Windows-Variante und in einer Apple-Variante vor und steht als OER Material (CC-BY-SA 4.0) zur Verfügung. Darüber hinaus wird zurzeit eine Printversion vorbereitet.

 

 

Mit diesem Blogbeitrag verabschiede auch ich mich in die Sommerferien. Ich wünsche allen Bildungs- und Schulengagierten zunächst einmal Entspannung, Entspannung und noch einmal: Entspannung.

 

Das Schuljahr 2020/21 wird – so ist zu befürchten – so beginnen, wie das letzte geendet hat. Der oben vorgestellte Leitfaden möge die Wiederaufnahme erleichtern helfen.

 

Titelbild: Little Girl taking online classes, verändert mit Effects Art. URL: https://www.canva.com/media/MAD865IKO8A

Sommerferien: Ulrike Mai @pixabay

Schulentwicklung – Empfehlungen und Orientierungshilfen

Verfolgt man die aktuellen Interviews in den Print- und Onlinemedien über anstehende Schulentwicklungsthemen zeigt sich die ganze Bandbreite von Forderungen und Wünschen. Der “Lehrerpräsident” Meidinger sieht in einem RND Interview zuvörderst die Politikerinnen und Politiker in der Pflicht: Er fordert von ihnen einen Hygieneplan, Änderungen der auch online zu ermöglichenden Prüfungsmodalitäten, Gebäudesanierung (“warmes Wasser”)1. Keine Hinweise sind zu finden auf seinen eigenen Verantwortungsbereich: die Schule.

Fast gleichzeitig wird ein weiteres Interview zum Thema veröffentlicht. Die WELT befragt die GEW Vorsitzende Marlis Tepe und im Gegensatz zu Meidinger schaut sie nach innen. Hier Auszüge aus den letzten beiden Fragen und Antworten2:

WELT: Längst spricht man von Millionen abgehängten Kindern. Wie kann man ihnen helfen?

Tepe: Die Lehrkräfte und die Institute für Lehrerfortbildung werden die Sommerferien sehr stark nutzen müssen, um zu überlegen, wie man gerade die Schülerinnen und Schüler, die viel versäumt haben, zusätzlich unterstützt. Sie müssen anders mit dem Lernen umgehen. Es geht natürlich nicht, dass die Lehrkräfte im neuen Schuljahr einfach inhaltlich weitermachen, als wäre nichts gewesen. Sie müssen ihren Unterricht sehr viel stärker individualisieren und die Schülerinnen und Schüler da abholen, wo sie stehen.

Lehrkräfte brauchen Zeit für gemeinsame Fortbildung, um Konzepte für ihre Schule zu entwickeln, damit sie die digitalen Medien noch besser als Hilfsmittel für bessere Differenzierung einsetzen können.

WELT: Nun kommen die Schüler nach Monaten, in denen sie notgedrungen individuell gearbeitet haben, wieder in den Unterricht und haben alle ganz unterschiedliche Lernstände. Zeigt das nicht, dass es mit mehr Individualisierung gerade nicht geht?

Tepe: (…) Auch das Lernen mit digitalen Werkzeugen braucht die Anleitung und Motivation durch die Lehrkraft. Jetzt muss die Zeit genutzt werden, um pädagogische Konzepte zu entwickeln und die technischen Voraussetzungen zu schaffen, damit nach den Sommerferien mit einem Mix aus Präsenz- und Fernunterricht ein qualitativ hochwertiger Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler angeboten werden kann.

Konsequenzen aus Sicht der Bildungsforschung

Dem stimmt die Bildungsforscherin Prof.’ Anne Sliwka (Uni Heidelberg) in einem ZDFheute- Interview3 zu und fordert mehr formative Feedbackprozesse:

ZDFheute: Ist die Zukunft eine Kombination aus Lernen in der Schule und Zuhause?

Sliwka: Ja, das ist das Zukunftsmodell. Das bedeutet nicht, dass die Kinder Zuhause lernen werden auf Dauer. Das ist jetzt der Fall wegen Corona, aber was bleibt von dieser Zeit? Wird es tatsächlich das “blended learning” sein in dem Sinne, dass Lehrkräfte die digitalen Möglichkeiten viel stärker nutzen werden, um Kindern und Jugendlichen Erklärvideos oder Arbeitsmaterialien zur Verfügung zu stellen? (…)

ZDFheute: Was hat Schule denn aus der Corona-Zeit Positives mitgenommen?

Sliwka: Dass Feedback enorm an Bedeutung gewinnt und das ist auch eine große Chance jetzt für das Bildungssystem, denn wir könnten jetzt diesen Wandel vollziehen, der Ziffernote etwas weniger Gewicht zu geben und dem formativen Feedback, also dem verbalen Feedback, etwas mehr Gewicht zu geben.

Das haben wir ja jetzt in der digitalen Lernsituation schon gemerkt, das war für die Lehrkräfte gar nicht mehr so einfach, einfach eine schlechte Note zurückzumelden, denn was hilft die schlechte Note?

Also der Schüler, die Schülerin sitzt alleine vor dem PC und bekommt eine schlechte Note und soll sich jetzt motivieren weiter zu lernen? Das funktioniert so nicht, also um Lernen anzuleiten braucht man Feedback und zwar konstruktives Feedback, das auch Freude macht weiter zu lernen, weiter zu arbeiten.

Was wird benötigt? Schulpädagogin Prof.’in Eickelmann fordert die Corona-Krise berücksichtigende pädagogische Konzepte4:

Grundsätzlich sollte das kommende Schuljahr unter den Bedingungen dreier möglicher Szenarien konzipiert werden:

  • Präsenzunterricht als Regelfall,
  • eine Kombination aus Präsenz- und Fernunterricht sowie
  • Fernunterricht als Regelfall.

Dabei ist das Schuljahr so zu planen, dass in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen möglichst reibungslose Wechsel zwischen den Szenarien vollzogen werden können. (…) Wichtig wäre, dass das bevorzugte Szenario den Schulen rechtzeitig vorher mitgeteilt wird, um sich bezüglich der Schulorganisation und Hygienemaßnahmen entsprechend vorbereiten zu können. Ein früh vorgelegtes Konzept hätte den Vorteil, dass Schulen Unterstützungsbedarfe rechtzeitig erkennen und anschließend nachbessern können.

Lesenswert auch die Anregungen von Sliwka/Roth in einem Beitrag für das Deutsche Schulportal.

Schulprogramm - reloaded

Für systematische Schulentwicklung sind entsprechende schulinterne Arbeits- und Organisationsstrukturen notwendig (z. B. Steuer-, Evaluations-, Projekt- oder Arbeitsgruppen). Gut geklärte und in der Schulgemeinde transparente Strukturen sind eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Entwicklungsprozesse. Das Schulprogramm vereint die hervorgehobenen Merkmale. Gleichwohl, dieser Begriff ist leider in der Schulwelt häufig negativ konnotiert:

  • Ein Papier für die Tonne …
  • … steht im Regal und kennt keiner …
  • … schade, um die kostbare Zeit …
  • … kam von oben, mussten wir machen …

Warum will ich diesem Begriff aus den Schulgesetzen wieder Leben einhauchen? Die Antwort gibt die vorbildliche Wikipedia- Definition:

Ein Schulprogramm ist ein schriftliches Dokument, in dem eine Schule ihr Leitbild konkretisiert und mittel- bis langfristige Schwerpunkte der Qualitätsentwicklung setzt. Es wirkt als Orientierungshilfe im Prozess der Schulentwicklung und hat verbindlichen Charakter für die Schulgemeinschaft. (…) Alle an Schule Beteiligten (Schulleitung, Lehrerkollegium, Eltern, Schüler, externe Partner) bündeln im Rahmen der Erarbeitung des Schulprogramms ihre Kräfte und geben ihrem Handeln systematisch und transparent eine Leitlinie und Arbeitsgrundlage vor dem Hintergrund der konkreten Bedingungen an der Bildungseinrichtung. Das Schulprogramm dient neben der innerschulischen Verständigung und Teambildung auch der konkreten Ausgestaltung der Vorgaben und Freiräume, die im Schulgesetz des jeweiligen Bundeslandes festgelegt sind. Dabei wird Unterricht als Kern der schulischen Arbeit betrachtet5.

Vielfach wird das Schulprogramm mit dem Schulprofil verwechselt. Das Schulprofil ist das, was die Mitglieder der Schule, aber auch die Außenstehenden als das Besondere an der jeweiligen Schule wahrnehmen, z. B. MINT-Schule, Musikschule, Sportschule. Es bildet sich durch die besonderen Bedingungen an der einzelnen Schule heraus (Aktivitäten, Umfeld, Personal und Ausstattung) und führen keine Schwerpunkte der schulischen Arbeit für die nächsten ein bis drei Jahre auf. Diese werden in einem konkreten Schul(arbeits)programm festgeschrieben.

Wie kommt man nun zu einem Schulprogramm? Über einen 4- Phasenplan6:

1. Phase: Schulprogramm erarbeiten (PLAN)

Der Schweizer Erziehungswissenschaftler und Entwickler von Q2E- Strategien Norbert Landwehr schlägt vor, die Frage „Was wollen wir erreichen?“ ins Zentrum zu rücken (statt der Frage „Was müssen wir tun?“). Er stellt vier wirkungsorientierte Leitfragen:

  1. Was braucht die Lehrperson, damit sie die Stärken und Schwächen ihres Unterrichts erkennen und als Impulse für den Kreislauf der kontinuierlichen Optimierung des eigenen Handelns nutzen kann?
  2. Was braucht die Schule (Kollegium & Schulleitung), damit die schuleigenen Stärken und Schwächen erkennbar werden und als Impulse für den Kreislauf der kontinuierlichen Optimierung der institutionellen
    Qualität genutzt werden können?
  3. Was braucht die Schulleitung, um sich einen glaubwürdigen Einblick in die Qualität der individuell verantworteten Praxis (Unterrichtsqualität) und der institutionellen Qualität (Schulqualität) zu verschaffen – um Positives zu verstärken und bei Defiziten wirksam zu intervenieren?
  4. Was braucht die Schulaufsicht, um einen glaubwürdigen Einblick in die institutionelle Qualität der Schule zu erhalten und bei gravierenden Defiziten wirksam zu intervenieren?

Besonders wichtig: Die Ziele SMART definieren. Dabei meint:

  • S pezifisch: Ziele nicht vage, sondern so konkret wie möglich formulieren
  • M essbar: Ziele müssen messbar sein (Messbarkeitskriterien)
  • A ktivierend: Ziele sollen Lust auf Umsetzung machen
  • R ealistisch: Die Ziele (Aufgaben) müssen innerhalb des gesetzten Zeitrahmens umsetzbar sein
  • T erminiert: Die Ziele (Aufgaben) sind mit einem Zeitrahmen auszustatten: Was ist bis wann zu erledigen?
2. Phase: Schulprogramm(modul) umsetzen (DO)

Ein weiterer Erziehungswissenschaftler, Prof. Rolff (Uni Dortmund) hat drei Dimensionen der Schulentwicklung definiert, die für diese 2. Phase strukturbildend ist:

  1. Unterrichtsentwicklung
  2. Personalentwicklung sowie
  3. Organisationsentwicklung.

Diese drei Dimensionen gehen auf unterschiedliche Aspekte der Schulentwicklung ein, sind aber in hohem Maße miteinander verbunden. Sie sollten daher gemeinsam bedacht und in einer integrierten Form berücksichtigt werden: So braucht es für Entwicklungen im Unterricht oft vorbereitend oder begleitend Maßnahmen der Personalentwicklung (z. B. Fortbildungen, Austausch im Team) oder auch Organisationsentwicklung (z. B. Schaffung von Schulstufen-Teams). Dieser Verwobenheit der drei Dimensionen wird auch in den Arbeitsplänen Rechnung getragen, in denen Ziele und Maßnahmen für Unterrichts- und Organisationsentwicklung dargestellt und mit Maßnahmen der Personalentwicklung und Fortbildungsplanung verknüpft werden.

 

3. Phase: Schulprogramm(modul) evaluieren (CHECK)

Ohne Evaluation und Feedback ist keine systematische Qualitätsentwicklung möglich. Für diese Phase sind die folgenden vier Schritte denkbar:

  1. Welche Fragestellung soll untersucht werden? Hier ist besonders hilfreich, wenn die Ziele SMART definiert waren (s. 1. Phase)
  2. Methoden/ Instrumente auswählen und Ablauf planen
  3. Daten sammeln, aufbereiten
  4. Daten analysieren und interpretieren
4. Phase: Schulprogramm(modul) modifizieren, abschließen und nächstes Schulprogramm(modul) vorbereiten (ACT)

Leitfrage für diese Phase ist: Was nun?

Sie macht deutlich, dass nach einer Umsetzungs- und Evaluationsphase (Zwischen)Bilanz gezogen werden muss, bevor man mit einem Projekt weitermacht oder sich neue Dinge vornimmt. Und sie steht auch für die aktive Umsetzung von Veränderungsimpulsen aus der vorangegangen Evaluationsphase. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. So kann sich aus der Evaluation oft direkt ein Handlungsbedarf ergeben, dies ist insbesondere dann der Fall, wenn man formativ vorgeht, das eigene Vorgehen also noch anpassen und verbessern will. Dies kann man direkt an die Evaluationsphase anschließen – wozu auch auf das nächste Schuljahr warten?
  2. Wenn sich das Entwicklungsvorhaben so gut bewährt hat, dass es Sinn macht, es weiterzuführen und sozusagen „auf Dauer“ zu setzen, dann kann man auch dies gleich beschließen (summative Entscheidung). Es verliert dann sozusagen seinen „Projektstatus“ und wird zum „Standard“ bzw. zur gängigen Praxis (=Überführung in das Schulprofil)
  3. Wenn eine Erprobung eines neuen Vorgehens in kleinerem Umfang („Pilotprojekt“) stattgefunden hat, sieht man oft relativ rasch, ob es noch weitere Probeläufe braucht (formativ) oder ob man das Projekt auch auf andere Teams, Fächer, Aktivitäten etc. ausdehnen möchte (summativ). Auch darüber kann man sich im Anschluss an die Evaluation gleich Gedanken machen und eventuell erste Aktivitäten setzen.

Wichtig ist in allen Fällen, dass es eine bewusste, möglichst datenbasierte Entscheidung gibt, bestimmte Maßnahmen zu setzen. Auch eine kreative Phase zur Entwicklung von Handlungsalternativen (Fall 1) oder der Planung einer etwaigen Einführung in der ganzen Schule (Fälle 2 und 3) kann dem noch vorausgehen.

Werkzeuge aus Digitalien

Im Folgenden werden für drei Bereiche, die bei der Schulprogrammarbeit eine zentrale Rolle einnehmen, geeignete Instrumentarien ausgewiesen.

  • Beim Projektmanagement handelt es sich um ein Handbuch, das neben strategischen Überlegungen eine Reihe von Printvorlagen enthält. Wer sich noch intensiver einlesen möchte, dem empfehle ich meine gleichnamige Themenseite mit zahlreichen Literaturtipps am Ende der Ausführungen.
  • Die Slideshow Feedback weist eine Reihe von Tools aus, die neben einer Kurzbeschreibung Vor- und Nachteile ausweist sowie Handlingshinweise gibt. Auch hier habe ich eine Themenseite mit ergänzenden Informationen entwickelt, auch zum Zwecke einer schulinternen Fortbildung.
  • Die Slideshow Evaluation ist aus einer in unserer Abteilung durchgeführten Softwareanalyse entstanden. Dabei haben wir ein Pflichtenheft aufgestellt und die Tools intern von Zweierteams evaluieren lassen. In Ergänzung dazu haben wir die Anbieter um eine Eigeneinschätzung gebeten. Am Ende stand IQESonline als kostenpflichtiges Produkt und LimeSurvey als „kostenfreies“ Produkt auf den ersten Plätzen. Die unten stehende Übersicht ist nicht vollständig, sie dient einer Vorauswahl. Für SCHILF- Überlegungen stehen Materialien und weitergehende Informationen auf der gleichnamigen Themenseite zur Verfügung.

bittefeedback

Mit BitteFeedback.de kann man einfach und unkompliziert Feedback geben oder erfragen. Wenn man eine Umfrage erstellt hat, erhält man auf der letzten Seite (nach Eingabe der gewünschten Fragen) sowohl den Link zum Teilen mit den TN, als auch den Link, unter dem dann später die Ergebnisse abrufbar sein werden. Diesen Link muss man sich abspeichern, um später auf die Ergebnisse zugreifen zu können. Man kann selbst entscheiden, mit wem man den Link teilen möchte.
  • Einfache Benutzerführung.
  • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
  • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 
  • Es gibt lediglich zwei Antwortformate: Bewertung durch bis zu fünf Sternen, Eingabe von Text. Für viele Feedbackfragestellungen reichen diese Formate in der Regel.
  • Nur im Webinterface aufrufbar.
  • Alle Eintragungen werden nach 14 Tagen gelöscht. Nähere Informationen findest Du im Impressum und den Hinweisen zum Datenschutz
  • Mentimeter

    Mit dem in der Schulwelt sehr verbreiteten,  webbasierten Tool Mentimeter lassen sich schnell anonyme Umfragen erstellen. Mit ihm lassen sich ohne viel Aufwand Einzel- und Multiple Choice- Fragen erstellen. Außerdem sind freie Antwortformate in Textform möglich. Die Auswertung gestaltet sich in diesem Fall als Wortwolke.

    • Fragen lassen sich schnell generieren
    • Viele unterschiedliche Fragetypen: Neben Multiple Choice, offenen Fragen, auch Bewertung auf einer Skala (100 Punkte, die entsprechend der Anzahl der Items diese Obergrenze rechnerisch berücksichtigt!)
    • Videoeinbettung (allerdings nur in Google Chrome)
    • Keine Begrenzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    • sehr einfach in der Bedienung
    • Vorlagen helfen bei der Erstellung des Feedbacks 
    • keine App notwendig, da im Browser nutzbar 
    • kostenlose Standard-Version, die sehr viele Funktionalitäten aufweist
    • Englischsprachige Benutzerführung
    • Es können in der kostenfreien Variante nur maximal zwei Fragen gestellt werden.

    Oncoo

    Oncoo ist ein digitaler Werkzeugkasten zur Strukturierung von einigen Methoden im Unterricht. Unterstützt werden bisher eine digitale Kartenabfrage, ein Helfersystem, ein Lerntempoduett, Placemat sowie eine Zielscheibe zur Meinungsumfrage.

    • Die meisten Tools sind auch auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Keine Registrierung oder Installation, weder für Lehrkräfte noch für Schüler: Nach der Auswahl eines Werkzeuges wird ein einmaliger Code erstellt, der die Anwender entsprechend zuordnet.
    • Nutzungsstatistik und Feedbacksystem
    • Keine Apps für iOS, Android

    Classroomscreen

    ExitPoll ist ein digitales Werkzeug, um ein schnelles Feedback zu einer zentralen Frage zu erhalten. Zum einen können SuS zu Beginn der Stunde auf die Frage vorbereitet werden (summative Abfrage) oder während es Unterrichtsprozesses, um eine ganz schnelle Einschätzung zu erhalten (formative Abfrage).

    • Das Tools ist auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Keine Registrierung oder Installation, weder für Lehrkräfte noch für Schülerinnen und Schüler.
    • Sofortige Auswertung und Darstellung der Rückmeldung
    • Nur quantitative Rückmeldung. Für eine qualitative Einschätzung benötigt es ein anschließendes Gespräch im Plenum. Vielfach wird der ExitPoll am Ende der Stunde durchgeführt. Dann kann der Abstand zur nächsten Unterrichtsstunde möglicherweise zu groß geworden sein. 

    Edkimo

    Edkimo ist eine digitale Kommunikationsplattform, die Feedback, Partizipation und Evaluation im Lernprozess ermöglicht. Mit Edkimo können Lehrkräfte, Schulen und Bildungseinrichtungen mühelos ein konstruktives und anonymes Feedback der Lerngruppe und des Kollegiums einholen, auswerten und besprechen. Diese Rückmeldungen fließen unmittelbar in Partizipations- und Evaluationsprozesse ein und können direkt für die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden, so die Einführung des Anbieters

    • Das Tool ist auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Apps für iOS, Android
    • Sofortige Auswertung und Darstellung der Rückmeldung
    • Entwickler / Gründer ist Lehrer an einer Berliner Schule.
    • Nur für einige Bundesländer kostenfrei.

    Linzer Diagnosebogen zur Klassenführung (LDK)

    Der Linzer Fragebogen zu Klassenführung” (LDK) ist ein Fragebogen zum Führungshandeln von Lehrkräften. Er ist aus Forschungen zur Klassenführung und aus praktischen Erfahrungen in der Lehrerbildung hervorgegangen. Der LDK ist für Lehramtsstudierende und Lehrer/innen gedacht, die sich Klarheit über ihr pädagogisches Handeln sowie dessen Rahmenbedingungen und Auswirkungen verschaffen möchten, um ihr Handeln weiter zu entwickeln. Der LDK eignet sich auch als Forschungsinstrument.

    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • viele Fragenbogenitems stehen zur Verfügung
    • ausgereiftes und bewährtes Evaluationstool
    • Die Auswahl der Fragen ist nicht veränderbar.
    • Es können keine eigene Fragen gestellt werden.

    SEP-Klassik

    Das klassische Selbstevaluationsportal (SEP-Klassik) bietet Lehrkräften, dem Leitungspersonal an Schulen sowie Haupt- und Fachseminarleitungen die Möglichkeit, Instrumente zur Selbstevaluation online zu nutzen und dadurch schnell und unkompliziert eine Rückmeldung zu zahlreichen Facetten des eigenen Handeln zu erfahren. Berlin und Brandeburg erhalten Unterstützung durch das das Institut für Schulqualität (ISQ).
    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • viele Fragenbogenitems stehen zur Verfügung
    • ausgereiftes und bewährtes Evaluationstool
    • keine Apps verfügbar

    Grafstat

    Grafstat ist eines der ältesten im Schulbereich bekannten Befragungsprogramme. Es wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung. Für Bildungseinrichtungen ist es kostenlos. Die Bedieneroberfläche verdeutlicht noch die Herkunft, sie folgt nicht dem Windows-Standard mit aufklappbaren Menüs. Die einzelnen Aktionen werden durch Klick auf die Buttons aufgerufen. An diese Bedienung muss man sich erst gewöhnen, jedoch findet man sich nach der Eingewöhnungszeit oder nach einer kurzen Anleitung durch einen Kundigen in den Grundfunktionen schnell zurecht.
    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • Druckvorlage kann aus dem Programm schnell erzeugt werden (falls Internet ausfällt bzw. nicht vorhanden)
    • wegen HTML – Seitenstruktur vielfältige Möglichkeiten, den Seitenaufbau selbst zu gestalten
    • Daten können durch Gruppieren verdichtet und durch Filter eingeschränkt werden. Unterschiedliche Diagramme können selbständig gestaltet werden.
    • Es stehen keine vorgefertigten Fragebogen zur Verfügung.
    • Auswertung: Wenig intutiver Ablauf beim Abruf der Daten
    • Benutzeroberfläche nicht mehr zeitgemäß
    • keine Apps verfügbar
  • Informationsseite des Anbieters, Handbuch des Anbieters (aus 2008)
  • Youtube Channel des Anbieters
  • Video-Tutorial von Herrn Lockermann
  • Anleitung desLF-Portals (Baden Württemberg)
  • Einsatzbeschreibung von Grafstat im Rahmen einer Selbstevaluation (Landesprogramm Bildung und Gesundheit NRW): Grafstat Hinweise in den grün hinterlegten Textboxen
  • Limesurvey

    LimeSurvey™ ist eine Software, mit deren Hilfe Web-Umfragen durchgeführt werden können. In einigen Ländern (Baden Württemberg, Sachsen) und Städten (München) werden die Erstellung von Web-Umfragen dadurch erleichtert, dass die Software auf eigenen Servern gemäß DSGVO datenschutzkonform läuft. Schulseitig werden zur Nutzung von LimeSurvey™ folgendes benötigt:

    • einen Computer (z. B. Windows-PC, Mac oder Tablet) mit Internetanschluss
    • einen beliebigen, modernen Web-Browser
    • eine E-Mail-Adresse, um über eine E-Mail eine Einladung zugestellt zu bekommen.
    • Die Software ist kostenfrei (Open Source)
    • Community unterstützt zeitnah
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • Export für individuelle Aufbereitung der daten
    • Ergebnisabruf direkt möglich
    • Import externer Fragebögen (sofern im LS-Format)
    • Benutzerführung gewöhnungsbedürftig
    • Update häufig nötig und umständlich (kompletter Upload per ftp-Server). Sehr nützliches Tool “comfortupdate” ist kostenpflichtig und recht teuer (100€ / Jahr).
    • Unterstützung der Landesinstitute nur auf das Notwendigste beschränkt (Einrichtung der Schule), (in der Regel) kein Support bei individuellen Fragestellungen
  • Onlineumfragen erstellen – eine Anleitung des Medienzentrums München(pdf von Dr. Christian Lorenz), eine Anleitung für Fortgeschrittene vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE)
  • Tutorial zum Anlegen einer neuen Umfrage
  • Tutorial zum Anlegen einer neuen Fragengruppe
  • Kostenpflichtige Tools

    • ist in manchen Ländern kostenfrei,
    • verfügt über übersichtliche Einführungen/Handbücher zum Einsatz von Feedback- und Evaluationsverfahren,
    • Anbieter (Gründer) ist Lehrer in Berlin.

    -> Zum Anbieter

    Das Tool ist sehr zu empfehlen, da es wissenschaftlich begründet ist und technischen Support anbietet. Darüber hinaus besticht der Onlineauftritt mit

    • einer Bibliothek (z. B. Auszüge aus  PÄDAGOGIK – Publikationen, © Verlagsgruppe Beltz, Hans-Günter Rolff (Hrsg.): Handbuch Unterrichtsentwicklung. © Beltz Verlag u.v.m.)
    • Praxisberichten aus Schulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten
    • einem in SElbstpublikationen deutlich wahrnehmbaren pädagogischen Verständnis, die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt des Lehrkräftehandels zu setzen

    -> Zum Anbieter

    Das Tool ist sehr zu empfehlen, da es wissenschaftlich begründet ist und technischen Support anbietet. Die Kosten sind im Vergleich zu den beiden anderen hier vorgestellten Wettbewerbern deutlich niedriger. Es ist keine Verschlüsselung (https) implementiert.

    -> Zum Anbieter

    Weitere Empfehlungen aus #twitterlehrerzimmer (ohne eigene Testerfahrungen)

    Schlussbemerkungen

     

    Patrick Bronner (Aus- und Fortbildner, MINT-Lehrer in einem Freiburger Gymnasium) in einem Tweet: 

    Heute hat sich an der Schule die AG “Fernunterricht 2.0” getroffen. Zunächst wurden die Erfahrungen der letzten Wochen reflektiert. Damit wird ein einheitliches Konzept mit Verbindlichkeiten & päd. Freiheiten für eine evtl. 2. Corona-Welle erarbeitet. 

    Vorbildlich, wie ich finde. Jede Schule muss sich aktuell Gedanken machen, wie es mit/ ohne Corona weitergeht. Gütersloh (Tönnies & Co.) und die Entwicklungen in Israel (Inzwischen sind etwa 200 von 5000 Schulen im Land wieder geschlossen, weil sich dort Hotspots gebildet hatten7) haben gezeigt, wie schnell Schulen eines Kreises in einen Lockdown versetzt werden können. Jede Schule ist verpflichtet für solche Fälle einen Plan B in der Tasche zu haben. Vielleicht hilft dieser Artikel mit neun Tipps, in Kombination mit einer Übersicht Digitalisierung und Schule, beides von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)?! Oder diese Praxisbeispielen, zusammengestellt vom Deutschen Schulportal?! Oder diese Broschüre über Impulse zum Unterrichten mit Videkonferenzsystemen?! Oder dieser Blogbeitrag Skizze des Hybridunterrichts von Frau Dromedar?!

    Vielleicht fördert der Umgang mit den zeitweisen Schulschließungen noch etwas zutage: Die Diskussion über

    und vieles mehr. Das geht nur mit Planung und Einverständnis der Schulgemeinde. Eine digitale Transformation kann sinnvollerweise durch eine geeignete Schulentwicklung initiiert werden. Auch hier steht für interne Diskussionen eine Themenseite bereit. Da man schnell die Übersicht verlieren kann, empfehle ich die aufgebauten Unterstützungssysteme der Länder, wie z. B. in Hessen mit der Einrichtung eines Schulberatungssystems. Ich durfte lange Zeit als Teil dieses Systems Schulen unterstützen. Nicht zuletzt aus diesen Erfahrungen sind die Beiträge der letzten Monate und natürlich die einen Transfer in die digitale Welt herstellenden Praxisbände entstanden.

    In den letzten Wochen gab es eine Vielzahl von online organisierten Austauschformaten (Barcamps, Hackathons, mobile.schule). Es ist nun an der Zeit, zu konsolidieren und schulindividuell nach Lösungen im Umgang mit möglicherweise bevorstehenden Schulschließungen zu suchen. Die Lösungen, die Vorschläge müssen eine belastbare Zustimmung innerhalb der Schulgemeinde finden. Das ist gewiss nicht einfach und angesichts der bevorstehenden Sommerferien eine Herausforderung. Gleichwohl, die Schulgemeinde erwartet belastbare Planungen, die unterschiedliche Szenarien berücksichtigen.

    Dazu wünsche ich den Verantwortlichen vor Ort eine erfolgreiche Arbeit in und außerhalb der Schulmauern!

    Bleiben Sie gesund.

     

    Titelbild, PM: Bild von Pete Linforth @pixabay

    Feedback Gerd Altmann

    Evaluation: Andreas Breitling

    Evaluation. Evaluation. Evaluation. Ein Plädoyer

    Viele Schulen, viele Lehrkräfte experimentieren zurzeit mit den unterschiedlichsten Ansätzen hybrider Lernformen. Meine beiden letzten Beiträge haben eine Reihe von Szenarien vorgestellt. Dr. Persike fordert mit Blick auf die Einführung von Apps & Tools im Blended Learning Umfeld: „Evaluieren, evaluieren, evaluieren!“ In meiner Berufspraxis bin ich keiner Schulleitung begegnet, die eine Evaluation per se ablehnt. Ich habe dagegen vielfach in Steuergruppen- Schulleitungsbefragungen gehört: „Ist sinnvoll, ja, aber: keine Zeit.“ Dieser Beitrag wird zeigen, wie wichtig und zugleich hilfreich die Überprüfung einer Einführung von neuen Lehr-und Lernmethoden ist.

    Beispiele aus der Praxis

    Individuelle Evaluation

    Der Mathe- Seminarleiter Tim Kantereit beschreibt sich in seinem Blog so:

    Während des eigenen Referendariats vor knapp elf Jahren habe ich versucht, Lernplattformen im Unterricht zu etablieren. Seitdem konnte ich mit diversen Plattformen Erfahrungen sammeln. Darüber hinaus habe ich im Unterricht viel Erfahrung mit Portfolios und Lerntagebüchern gesammelt. Meine aktuellen Interessen liegen im Bereich Nutzung digitaler Medien, formative Assessment, agiler Didaktik und Feedback.

    Es verwundert nicht, dass er sich in seinen Lerngruppen vergewissern wollte, wie seine Konzepte ankommen. Er hat eine Umfrage konzipiert, die folgende Hypothesen untersuchen sollte:

    1. SuS setzen vor allem in der Oberstufe bevorzugt auf traditionelle Lernmedien (Tafel, Stift, Papier, Buch) und Methoden (z.B. Lehrervortrag, Einzelarbeit, Partnerarbeit)
    2. Es sind vor allem jüngere Jahrgänge, die sich verstärkt den Einsatz digitaler Medien im Unterricht wünschen und für lernwirksam erachten.
    3. SuS sehen vor allem motivationale Aspekte im Umgang mit digitalen Medien im Unterricht.
    4. Ein Verbot von Smartphones lehnen sie ab.
    5. Das Erstellen von PowerPoint-Präsentationen ist den SuS bekannt und wird daher als Lernform akzeptiert. Podcasts und weitere Formate sind weitgehend unbekannt und werden weniger als lernförderlich angesehen.
    6. Die Nutzung digitaler Medien verändert das Denken und Schreiben und führt zu mangelhafter Konzentration.

    Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen stellt der Seminarleiter in einem Blogbeitrag vor. Sie zeigen: Er verfügt nun über ein Hintergrundwissen, das seinen Unterricht anpassen bzw. neu organisieren lässt.  

     

    schulinterne Evaluation

    Ein Schulleitungsmitglied einer Schweizer Schule berichtet über deren Evaluationserfahrungen bei Einführung eines Lernens in einer Lernlandschaft (LiLO) 1. Was versteht die Oberstufenschule Wädenswil unter einer Lernlandschaft?

    In einer Lernlandschaft arbeiten und lernen bis zu drei Klassen (alters- und stufengemischt) gemeinsam. Alle Lernenden verfügen über einen persönlichen Arbeitsplatz. Dieser kann selber gestaltet werden und bietet einen Ort der Ruhe, wo konzentriertes Arbeiten möglich ist. In den Lernlandschaften arbeiten die Schüler in mindestens einem Drittel der Lektionen vermehrt selbstständig und übernehmen mehr Verantwortung für ihr Lernen. Sie setzen sich mit auf sie individuell angepassten Aufgaben auseinander. Lehrpersonen agieren häufiger in der Rolle der Lernbegleiterin und führen Lernende zu mehr Eigenverantwortung. In regelmäßigen Gesprächen mit den Lehrpersonen wird das Lernen reflektiert, die Arbeitsorganisation thematisiert und Unterstützung gegeben. Die Schüler führen ein Lernbuch (vgl. Abb. 1), in dem sie die Wochenplanung festhalten, persönliche Lernziele formulieren und überprüfen, wo sie in ihrem Lernen stehen. Dies erfordert Eigenverantwortung, die Fähigkeit, eigenes Handeln zu reflektieren, wird dadurch gestärkt. Zudem geben sie den Lehrpersonen regelmäßig Feedback zum Unterricht und zum System LiLO. Natürlich finden neben den Lernlandschaften weiterhin auch ›konventioneller‹ Unterricht statt, in dem die Lehrperson Teile des Schulstoffs vermittelt (Inputlektionen, lehrpersonengesteuert). Lernende, die bereits ein hohes Leistungsniveau aufweisen, erhalten zusätzliche Lernaufgaben und können sich vertiefter mit Inhalten auseinandersetzen. Sie übernehmen auch Aufgaben als Coaches für andere (peer-to-peer-learning). Dadurch können sie auch überprüfen, ob sie selber sattelfest sind, ihre Sozialkompetenz wird geschult. Die soziale Interaktion unter den Jugendlichen wird verstärkt und damit auch der gegenseitige respektvolle Umgang. Den Schülern ist es möglich, den größten Teil ihrer Aufgaben in der Schule zu erledigen, Hausaufgaben im engeren Sinne gibt es nicht mehr2.

    Warum evaluiert die Schule? In dem Beitrag führt die Autorin i. W. die folgenden fünf Gründe an:

    • Ausgangspunkte und Ziele zu klären
    • Hinweise für die Planung zu gewinnen
    • die Entwicklung zu verfolgen und gegebenenfalls zu korrigieren
    • Ergebnisse zu erheben und zu werten
    • nach innen und außen Rechenschaft über unsere Projektarbeit vorzulegen.

    Startpunkt der Schul- und Unterrichtsentwicklung bildete eine Evaluation über die Wahrnehmung der Schule bei den Schüler(inne)n, Eltern und Lehrpersonen. Mit einer großen anonymen Umfrage wurden die Befindlichkeit und das bisherige Schulgeschehen hinterfragt. Die Resultate wurden in einer Klausurtagung der ganzen Schule analysiert und schließlich Schlüsse für die weitere Schulentwicklung und Etablierung von Innovationen gezogen. Dieser Schulentwicklungsprozess wurde fortan jährlich an Planungs- und Evaluationstagungen fortgesetzt, bei denen alle Beteiligte den Fokus gemeinsam auf das Schulprogramm mit den Entwicklungsprojekten legten.

    Das Projekt LILO wurde nicht von allen Lehrkräften durchgeführt. Es hatte somit Projektcharakter und das Ziel, die Lernlandschaften bei Erfolg verbindlich einzuführen. Fasst man die Ergebnisse der unterschiedlichen Evaluationen (IQESonline, Auswertungen, Interviews, Rückmeldungen, Lernbücher) zusammen, lassen sich daraus folgende Gelingensfaktoren für erfolgreiches eigenverantwortliches und individualisierendes Lernen festhalten:

    • Die Verantwortung für das Lernen liegt bei den Schüler(inne)n.
    • Durch Coachinggespräche und schriftliche Rückmeldungen findet individualisierte Lernbegleitung statt.
    • Jede Schülerin, jeder Schüler und alle Lehrpersonen verfügen über einen persönlichen Arbeitsplatz in der Lernlandschaft.
    • Klassen- und/oder Gruppenunterricht und selbstorganisiertes Lernen werden in ausgewogenem Verhältnis angeboten.
    • Das Lernen geschieht weitestgehend individualisiert.
    • Soziales und kooperatives Lernen findet regelmäßig statt (altersdurchmischtes und stufenübergreifendes Lernen sind niederschwellig möglich).
    • Das soziale Zusammenleben und die Räumlichkeiten werden gemeinsam durch die Schüler(innen) sowie deren Lehrpersonen gestaltet.
    • Nachhaltiges Lernen wird durch sorgfältig gestaltete Aufgabenstellungen ermöglicht.
    • Zusätzliche individuelle Lernzeiten werden außerhalb des Stundenplans angeboten.
    • Institutionalisierte Lehrpersonenteams zur Reflexion und Sensibilisierung von Abläufen und Situationen sind installiert.

    Interessant: Die Autorin hebt hervor, dass diese Gelingenbedingungen im übrigen auch für andere Unterrichtsformate festgestellt wurden, mithin man also Indikatoren an die Hand bekam, Unterricht zu evaluieren!

    Resümee der Autorin:

    Es hat sich sehr bewährt, dass solch komplexe Vorhaben durch eine systematische Herangehensweise betrachtet und untersucht werden können, so dass weiterführende Entscheide darauf abstützen können. Es war eine Bestätigung der sorgfältigen Planung und Durchführung des Projekts, dass die Ziele im Bereich selbsttätiges Lernen, aktive Lernbegleitung und engere Zusammenarbeit der Lehrpersonen sehr gut erreicht wurden. Bei der Einbettung von sozialen und kooperativen Lernarrangements sowie der Nachhaltigkeit der Lernaufgaben haben wir die Ziele bisher nur teilweise erreicht, was Ansporn für weitere Entwicklungen und Verbesserungen ist. Innerhalb der OSW wird nun sorgfältig abgewogen, wie die Strukturen der Lernlandschaften aussehen sollten und wie die Teams zusammengesetzt werden. Für eine solch wegweisende Evaluation verantwortlich zu zeichnen, ist auch mit Erwartungsdruck und mit viel Verantwortung verbunden. Die Wichtigkeit eines transparenten Führungsverhaltens und einer sorgfältigen Informationspolitik wurde uns immer wieder vor Augen geführt.

    Weitere Praxisbeispiele:

    • Praxisbeispiele Selbstevaluation. Die Pilotschulen der Selbstevaluation berichten von ihren Erfahrungen im Umgang mit Selbstevaluation und den dabei eingesetzten Instrumenten.
    Externe Evaluation eines Schulträgers

    Regelmäßige Leserinnen und Leser meines Blogs wissen, dass ich meine Medieneinsatzerfahrungen in einem Gymnasium des Wetteraukreises gesammelt habe. Der Kreis zeichnet sich seit Jahren durch eine professionelle Strategie in Implementationsfragen aus. Beeindruckt hat mich immer wieder die Bereitschaft der Lokalpolitikerinnen und -politiker, den Vorschlägen der IT-Gremien zu folgen:

    • Die IT-Abteilung des Kreises sorgte im regelmäßigen Fünfjahresrhythmus mit einem Roll-out neuer PCs, Laptops. Für diese Initiative mussten die Schulen ein Medienkonzept vorlegen.
    • Das Medienzentrum organisierte und unterstützte ab 2008 die Nutzung eines Lernmanagementsystems (wtkedu) mit Fortbildung und technischer Unterstützung.
    • Die Einführung von Tablet-Computern in Grundschulen wurde über den Aufbau einer Modellschule initiiert.

    Die Professionalität der IT-Abteilung zeigt sich nicht zuletzt durch deren Bereitschaft, ihre Umsetzungen immer auf den Prüfstand zu stellen. Dazu nutzte sie einen externen Dienstleister (ifib Bremen). Es entstanden die folgenden beiden Berichte:

    Mit diesen Evaluationen erhält der Schulträger wertvolles Hintergrundwissen, auch im Umgang mit der Kommunikationsplattform wtkedu.

    Blaupause Evaluation

    Orientiert man sich an der Herkunft des Wortes (frz., zu évaluer «abschätzen», «berechnen», von lat. valere «stark sein», «wert sein»), so wird deutlich, dass Evaluation etwas mit «Wert schätzen» zu tun hat, den Wert, die «Stärke» eines Produktes oder Prozesses anhand von nachvollziehbaren Kriterien einzuschätzen. Gute Evaluation hat viel mit einer «wertschätzenden» Grundhaltung zu tun, mit dem Bemühen, die Qualität von Schule und Unterricht zu verstehen, in der Absicht, sie weiterzuentwickeln.
    Interne Schulevaluation basiert auf der Überzeugung, dass Schulqualität erhalten und gefördert werden kann, wenn die Lehrkräfte vor Ort ihre Erfahrungen und ihr Wissen austauschen und für Entwicklungen fruchtbar machen. Sie sind es, welche die Schulqualität hervorbringen und die umfassendsten Kenntnisse über die lokale Schule und ihr Umfeld besitzen.

     

    Gute Evaluationen folgen transparenten Schritten, die Vertrauen und Verlässlichkeit für die Beteiligten schaffen. Wer eine Evaluation plant und durchführt, kann sich an den neun bewährten Schritten orientieren, wie sie in Schulen des Schweizer Kantons Zug vermittelt werden.

    Kleine Schritte und verschiedene Zugänge sind möglich, der Einsatz auch einfacher Evaluationsformen ist realistisch: Mit all dem kann eine tragfähige Evaluationskultur in der Schule längerfristig aufgebaut werden.

    Werkzeuge aus Digitalien

    Evaluationsmaßnahmen können natürlich in Papierform durchgeführt werden. Effizienter scheint mir jedoch, digital unterstützende Instrumente einzusetzen. Der “Markt” ist unübersichtlich. Nach welchen Kriterien sollte man auswählen? Ich würde zuvörderst nach Landeslösungen suchen, denn diese sind in der Regel mit einem Service und Support seitens (nachgeordneter) Landesinstitute verbunden.

    Falls eine eigene Marktrecherche durchgeführt werden soll, empfehlen sich folgende Kriterien:

    • Das Tool sollte webbasiert und weder flash- noch javabasiert sein
    • Mit dem Tool müssen sich Fragebögen online erstellen, beantworten und automatisch auswerten lassen. Fragebögen-Vorlagen müssen kopiert und verändert werden können.
    • Das Tool muss leicht zu bedienen sein.
    • Wenn Apps angeboten werden, müssen sie leicht zu installieren sein und über ein adaptives Design für Smartphone- Nutzung verfügen.
    • Der Anbieter weist eine DSGVO konforme Implementation nach, um die Schulgemeinde (Schulleitung, Eltern, Schülerinnen und Schüler) eine entsprechende Sicherheit zu geben

    Wir haben 2016 in unserer Abteilung eine Softwareanalyse durchgeführt. Dabei haben wir ein Pflichtenheft aufgestellt und die Tools intern von Zweierteams evaluieren lassen. In Ergänzung dazu haben wir die Anbieter um eine Eigeneinschätzung gebeten. Am Ende stand IQESonline als kostenpflichtiges Produkt und LimeSurvey als „kostenfreies“ Produkt auf den ersten Plätzen. Die Anführungszeichen sind berechtigt: Denn im Unterschied zum kommerziellen Produkt muss das Land personell den Service und Support sicherstellen und das geht in der Regel zulasten der Unterrichtsversorgung, da Lehrkräfte mit Entlastungsstunden freigestellt werden.

    Die folgende Übersicht ist nicht vollständig, sie dient einer Vorauswahl.

    Linzer Diagnosebogen zur Klassenführung (LDK)

    Der Linzer Fragebogen zu Klassenführung” (LDK) ist ein Fragebogen zum Führungshandeln von Lehrkräften. Er ist aus Forschungen zur Klassenführung und aus praktischen Erfahrungen in der Lehrerbildung hervorgegangen. Der LDK ist für Lehramtsstudierende und Lehrer/innen gedacht, die sich Klarheit über ihr pädagogisches Handeln sowie dessen Rahmenbedingungen und Auswirkungen verschaffen möchten, um ihr Handeln weiter zu entwickeln. Der LDK eignet sich auch als Forschungsinstrument.

    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • viele Fragenbogenitems stehen zur Verfügung
    • ausgereiftes und bewährtes Evaluationstool
    • Die Auswahl der Fragen ist nicht veränderbar.
    • Es können keine eigene Fragen gestellt werden.

    SEP-Klassik

    Das klassische Selbstevaluationsportal (SEP-Klassik) bietet Lehrkräften, dem Leitungspersonal an Schulen sowie Haupt- und Fachseminarleitungen die Möglichkeit, Instrumente zur Selbstevaluation online zu nutzen und dadurch schnell und unkompliziert eine Rückmeldung zu zahlreichen Facetten des eigenen Handeln zu erfahren. Berlin und Brandeburg erhalten Unterstützung durch das das Institut für Schulqualität (ISQ).
    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • viele Fragenbogenitems stehen zur Verfügung
    • ausgereiftes und bewährtes Evaluationstool
    • keine Apps verfügbar

    Grafstat

    Grafstat ist eines der ältesten im Schulbereich bekannten Befragungsprogramme. Es wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung. Für Bildungseinrichtungen ist es kostenlos. Die Bedieneroberfläche verdeutlicht noch die Herkunft, sie folgt nicht dem Windows-Standard mit aufklappbaren Menüs. Die einzelnen Aktionen werden durch Klick auf die Buttons aufgerufen. An diese Bedienung muss man sich erst gewöhnen, jedoch findet man sich nach der Eingewöhnungszeit oder nach einer kurzen Anleitung durch einen Kundigen in den Grundfunktionen schnell zurecht.
    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • Druckvorlage kann aus dem Programm schnell erzeugt werden (falls Internet ausfällt bzw. nicht vorhanden)
    • wegen HTML – Seitenstruktur vielfältige Möglichkeiten, den Seitenaufbau selbst zu gestalten
    • Daten können durch Gruppieren verdichtet und durch Filter eingeschränkt werden. Unterschiedliche Diagramme können selbständig gestaltet werden.
    • Es stehen keine vorgefertigten Fragebogen zur Verfügung.
    • Auswertung: Wenig intutiver Ablauf beim Abruf der Daten
    • Benutzeroberfläche nicht mehr zeitgemäß
    • keine Apps verfügbar
  • Informationsseite des Anbieters, Handbuch des Anbieters (aus 2008)
  • Youtube Channel des Anbieters
  • Video-Tutorial von Herrn Lockermann
  • Anleitung desLF-Portals (Baden Württemberg)
  • Einsatzbeschreibung von Grafstat im Rahmen einer Selbstevaluation (Landesprogramm Bildung und Gesundheit NRW): Grafstat Hinweise in den grün hinterlegten Textboxen
  • Limesurvey

    LimeSurvey™ ist eine Software, mit deren Hilfe Web-Umfragen durchgeführt werden können. In einigen Ländern (Baden Württemberg, Sachsen) und Städten (München) werden die Erstellung von Web-Umfragen dadurch erleichtert, dass die Software auf eigenen Servern gemäß DSGVO datenschutzkonform läuft. Schulseitig werden zur Nutzung von LimeSurvey™ folgendes benötigt:

    • einen Computer (z. B. Windows-PC, Mac oder Tablet) mit Internetanschluss
    • einen beliebigen, modernen Web-Browser
    • eine E-Mail-Adresse, um über eine E-Mail eine Einladung zugestellt zu bekommen.
    • Die Software ist kostenfrei (Open Source)
    • Community unterstützt zeitnah
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • Export für individuelle Aufbereitung der daten
    • Ergebnisabruf direkt möglich
    • Import externer Fragebögen (sofern im LS-Format)
    • Benutzerführung gewöhnungsbedürftig
    • Update häufig nötig und umständlich (kompletter Upload per ftp-Server). Sehr nützliches Tool “comfortupdate” ist kostenpflichtig und recht teuer (100€ / Jahr).
    • Unterstützung der Landesinstitute nur auf das Notwendigste beschränkt (Einrichtung der Schule), (in der Regel) kein Support bei individuellen Fragestellungen
  • Onlineumfragen erstellen – eine Anleitung des Medienzentrums München(pdf von Dr. Christian Lorenz), eine Anleitung für Fortgeschrittene vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE)
  • Tutorial zum Anlegen einer neuen Umfrage
  • Tutorial zum Anlegen einer neuen Fragengruppe
  • Kostenpflichtige Tools

    • ist in manchen Ländern kostenfrei,
    • verfügt über übersichtliche Einführungen/Handbücher zum Einsatz von Feedback- und Evaluationsverfahren,
    • Anbieter (Gründer) ist Lehrer in Berlin.

    -> Zum Anbieter

    Das Tool ist sehr zu empfehlen, da es wissenschaftlich begründet ist und technischen Support anbietet. Darüber hinaus besticht der Onlineauftritt mit

    • einer Bibliothek (z. B. Auszüge aus  PÄDAGOGIK – Publikationen, © Verlagsgruppe Beltz, Hans-Günter Rolff (Hrsg.): Handbuch Unterrichtsentwicklung. © Beltz Verlag u.v.m.)
    • Praxisberichten aus Schulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten
    • einem in SElbstpublikationen deutlich wahrnehmbaren pädagogischen Verständnis, die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt des Lehrkräftehandels zu setzen

    -> Zum Anbieter

    Das Tool ist sehr zu empfehlen, da es wissenschaftlich begründet ist und technischen Support anbietet. Die Kosten sind im Vergleich zu den beiden anderen hier vorgestellten Wettbewerbern deutlich niedriger. Es ist keine Verschlüsselung (https) implementiert.

    -> Zum Anbieter

    Weitere Empfehlungen aus #twitterlehrerzimmer (ohne eigene Testerfahrungen)

    Schlussbemerkung

    Uneingeschränkt empfehlenswert ist das Tool SEP-Klassik auf der kostenfreien Seite. Die kostenpflichtigen Tools zeichnen sich durch einen umfangreichen Support und im Falle von IQESonline durch die Verfügbarkeit zahlreicher Materialien zur Schul- und Unterrichtsentwicklung aus.

    Eine weitere Empfehlung ist die Suche nach (Schul)Beratung. Es gibt in vielen Bundesländern entsprechend geschultes Personal, das Unterstützung anbietet. Ich selbst habe in einem hessischen Beratungssystem gearbeitet. Wir haben den Schulen externe Evaluationen angeboten, zu vielerlei Fragestellungen. Dabei sind u. a. auch Fragebögen zur Unterrichtsqualität (inkl. Anleitung) entstanden.

    Noch einmal zurück zu Tim Kantereit und seiner LerngruppenbefragungWarum nicht diese Ergebnisse mit Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern anderer Schulen vergleichen? Ich habe dazu eine Limesurvey- Umfrage erstellt. Das gesamte Material hat Tim für Interessierte in einem Google-Drive Ordner3 abgelegt. Dort befindet sich auch meine LimeSurvey- Vorlage zum Import in ein eigenes Limesurvey-System. 

    Abschließend eine Anregung aus aktuellem Anlass:

    Ich hoffe, dass die oben genannten Beispiele viele Schulleitungen und Steuergruppen dazu motivieren, ebenfalls  Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse zu überprüfen. Die Literaturhinweise am Ende der 9-Schritt-Methode enthalten zahlreiche weitere Tipps und Praxisbeispiele. Im Sinne von – das Rad muss ja nicht immer neu erfunden werden – sollen sie auch einer Zeitersparnis dienen.

     

    Bildnachweis: Andreas Breitling @pixabay.com

     

    Hybrides Lernen – Apps & Tools

    In meinem letzten Beitrag habe ich zwei hybrid angelegte Unterrichtsideen vorgestellt, die Lernmanagementsysteme voraussetzen (Webweaver/ lo-net2, Moodle/ Mahara). Im Netz finden sich eine Vielzahl weiterer Ideen. Hier einige Blitzlichter aus den einschlägigen Twitterblasen, die in der vorliegenden Schriftform teilweise kryptisch anmuten:

    Viele dieser medienaffinen Lehrkräfte nutzen ihre Chance, probieren und diskutieren in den sozialen Netzwerken neue Lehr- und Lernwege. In vielen Threadverläufen wird erkennbar, wie unterschiedlich gedacht und gearbeitet wird. Wie nun einen Zugang auch für die Lehrkräfte schaffen, die gerade am Beginn ihrer Unterrichtserfahrung im Umgang mit den Werkzeugen aus Digitalien stehen? Denn auch die weniger in Digitalien agierenden Pädagogen waren von heute auf morgen gezwungen, ihren Unterricht zu überdenken. Vielen fühlten sich nicht wohl bei dem Gedanken, vorgefertigte Inhalte online zu vermitteln, ohne auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler eingehen zu können. Sie wollen zurecht sicherzustellen, dass ihre authentischen Unterrichtsstile intakt bleiben.

    Ich greife die in vielen Schulen und Lerngruppen etablierte analoge Unterrichtspraxis auf, die sich im Wesentlichen auf die Vermittlung der im Kollegium verabredeten Curriculuminhalte konzentriert. In einer hybriden Ausprägung (Erweiterung) steht nun die Nutzung von Videokonferenzsystemen im Vordergrund. Es werden niederschwellige Tools und Wege vorgestellt, wie man diese zum Einsatz bringen kann. Dabei habe ich mich einmal “grenzüberschreitend” im Universitätsbereich (Phase 1) umgeschaut. Denn auch die Hochschulprofessorinnen und -professoren mussten über Nacht ihre Didaktik umstellen, nicht zuletzt durch die Entscheidung der Hochschulpräsidien, das gesamte Sommer- und vermutlich auch das kommende Wintersemester komplett online abzuwickeln. Quasi als Fernuniversität also. Bezüglich einer Transformation passiert da eine ganze Menge. Der Beitrag stellt Forschungsergebnisse vor und soll Mut machen, das eine oder andere in der Uni lernerfolgreich getestete Setting auszuprobieren.

    Vorüberlegungen

    Welche (datenschutzkonforme) Plattform kommt infrage? Eigentlich nur zwei: Jitsi und Big Blue Button. Der Beitrag Videokonferenzen – eine Plattform auswählen gibt Auskunft und begründet die begrenzte Auswahl.

    Eine weitere Frage ist: Welche Voraussetzungen bringen die sogenannten Digital Natives, die Schülerinnen und Schüler eigentlich mit?

    Sie sind vertraut mit

    • TikTok,
    • Snapchat,
    • Insta,
    • Jodel

    und vielem mehr. Sie sind nicht vertraut mit

    • Selbstorganisation
    • Technik: keyboard shortcuts, Videokonferenzen
    • Netiquette zu Videokonferenzen

    Schülerinnen und Schüler sind in Digitalien alberner, unreifer unterwegs, als man denkt. Erfahrene Lehrkräfte aus dem Twitterlehrerzimmer haben zum Thema Sketchnotes entwickelt:

    Nun zu den Forschungsergebnissen aus der Hochschuldidaktik1:

    Erfahrungen aus der Hochschuldidaktik

    Synchron: DOs and DON'Ts

    Videoqualität spielt eine eher untergeordnete Rolle, Teilnehmerinnen und Teilnehmer akzeptieren durchaus Übertragungsbrüche, aber nicht akzeptiert werden Abstriche bei der Audioqualität. D. h. zu Beginn einer Konferenz sollte den Schülerinnen und Schülern mitgeteilt werden, dass sie sich sofort melden sollen, wenn man nicht gut verstanden wird.

    Weitere Erfolgsfaktoren:

    • Klare Anweisungen
    • Lernwirksamkeit ist im Livesetting höher, umso mehr, je mehr Interaktionen (Quizze, FAQ, Spiele) eingebaut werden
    • regelmäßige Beteiligung ermöglichen
    • unterschiedliches Schwierigkeitsniveau
    Synchron: Audio Response Systemen (ARS)

    Sogenannte Audience Response Systeme (ARS) bzw. Classroom Response System (CRS) erlauben das Stellen von Fragen an alle Lernenden gleichzeitig. Bei diesen Systemen stehen Echtzeit-Kommunikation und Interaktivität im Mittelpunkt der Anwendung. Bei webbasierten Systemen können Lehrkräfte in ihrem Account auf einfache Art und Weise die Fragen vorbereiten, editieren und die Ergebnisse anzeigen lassen. Während des Unterrichts haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit Laptop, Smartphone oder Tablet die von den Lehrkräften gestellten Fragen auf einer durch sie bekannt gegebenen URL (in der Regel wird automatisch ein QR-Code generiert) anonym zu beantworten. Zum Beantworten der Fragen ist kein Log-in notwendig. Die Resultate werden ohne Zeitverzug und grafisch aufbereitet im Browser angezeigt und können so nach Abschluss der Beantwortungszeit den Schülerinnen und Schüler präsentiert und durch die Lehrkraft (oder beiden) kommentiert werden.

    Es gibt in der Unterrichtsforschung (noch) keine Aussagen über eine statistische Evidenz. Allerdings lassen Forschungsergebnisse aus der Hochschullehre vermuten, dass sich mit dem Einsatz von ARS/CRS eine Qualitätssteigerung erreichen lässt2:

    • ARS erhöhen Teilnahme, Aufmerksamkeit und Engagement und führen kurzfristig zu besserer Lernleistung.
    • ARS kontrollieren Wissen und steigern fachbezogenes Selbstvertrauen. Es finden sich kaum negative Effekte.
    • Aktive und passive Studierende haben gleichermaßen positive Einstellungen zu ARS, allerdings nur bei Freiwilligkeit und ohne Benotung.
    • ARS erfordern gründliche Einarbeitung in Technik wie auch Fragenkonstruktion. Zudem ist hinreichend Zeit einzuplanen. Moderationsfrage klären!

    Konkret:

    • Wortwolken sind eine gute Wahl für Einschätzungen aus dem Auditorium, z. B. (answergarden.ch)
    • Vorteil von Systemen wie Sli.do: Man kann das System noch offen halten für Nachfragen. Lehrkräfte können ggfs. nachsteuern.
    • Multiple Choice Systeme helfen bei der Überprüfung von Verständnis.
    • Ergebnisse von Schülerinnen und Schüler dokumentieren lassen (E-Portfolio, Blog, Wiki). Auch hier gilt: Technik, Spielregeln, Arbeitsziele klar kommunizieren.
    • Breakout Rooms, Subspaces bilden. Bei der Einführung eines Videokonferenzsystems darauf achten, dass der Lehrkraft aus dem Raum heraus ein Handzeichen gegeben werden kann.
    Synchron: Fragen und Antworten (Live Q&A)

    Audience Response Systeme eigenen sich auch für die Umkehrung, also das Stellen von Fragen der Schülerinnen und Schüler an die Lehrkraft. Diese Systematik kommt häufig zum Einsatz, wenn die Lehrkraft (oder die Referentin, der Referent) bei einem Frontalvortrag, bei einer Präsentation vermeiden möchte, unterbrochen zu werden. Häufig beobachtet man z. B. bei Webinaren, dass der Präsentierende dauerend auf den Chat schaut, um Fragen “abzufischen”. Das schafft nachweisbar große Unruhe auf beiden Seiten.

    Während des Vortrags haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, anonym mit Laptop, Smartphone oder Tablet Fragen auf einer durch die Lehrkraft bekannt gegebenen URL (in der Regel wird automatisch ein QR-Code generiert) einzugeben. Anonym vor allem deswegen, um auch sogenannten “dumme” Fragen zuzulassen. Denn diese erweisen sich häufig plötzlich gar nicht mehr als so dumm. Zuhörerinnen und Zuhörer können die Frage ebenfalls lesen und mit einem Like nach oben “spülen”, d. h. dem Vortragenden beim Aufruf der URL als prioritär zu beantwortende Frage ausweisen. Es erweist sich als Vorteil, wenn der Vortragende, die Lehrkraft eine Moderation bestimmt (kann auch ein Schüler, eine Schülerin sein), zum einen, um die Fragen zu sichten, zum anderen, um sie freizugeben. Manche machen sich einen Jux daraus, posten rechtsradikale Statements u. v. m. und schaffen somit Unruhe im Raum. Gleichwohl sollte die Moderation diese Vorfälle publik machen, auch wenn man wegen der Anonymität kaum auf die Urheber direkt zu gehen kann.

    Vorteil von solchen Systemen wie z. B. Sli.do, frag.jetzt, tweedback, strawpoll, flinga: Man kann das System noch offen halten für Nachfragen. Lehrkräfte können ggfs. nachsteuern.

    Synchron/ asynchron: Multiple Choice Fragen

    Multiple Choice oder deutsch Mehrfachauswahl, auch Antwort-Wahl-Verfahren, ist eine in Prüfungen, Tests, Klausuren und Umfragen verwendete Fragetechnik, bei der zu einer Frage mehrere vorformulierte Antworten zur Auswahl stehen. Dabei ist es zu beachten, dass multiple choice im Englischen strikt eine gültige Antwort aus mehreren bedeutet, was im Deutschen Single Choice entspricht, während mehrere gültige Antwortmöglichkeiten im Englischen als multiple response bezeichnet wird. Es handelt sich um eine „erzwungene Wahl“ im Unterschied zum freien Antwortformat. Die Fragen bezeichnet man auch als geschlossene Fragen im Gegensatz zu offenen Fragen, bei denen der Proband eine freie Antwort eintragen muss. In einzelnen Tests oder Befragungen ist auch eine Kombination beider Fragetypen üblich3.

    Hier einige Tipps zur Fragenkonstruktion:

    • Fragen sollten so formuliert werden, dass man sich die Antwort
      • bereits aus der Frage erschlossen werden kann, man also ohne die Antwortoptionen auskommen kann (meist bei MINT- Fächern). Oder:
      • die Antwort alle Informationen enthält, um die Frage beantworten zu können
    • Vermeidung von “Cue-Words”. Das sind ungewollte Lösungshinweise (Nie, immer,…), die meist auf Antworten hinweisen, die falsch sind
    • Antwortalternativen
      • sollten gleich lang sein (also Vermeidung von sehr kurzen und sehr langen Antwortitems)
      • gleich plausibel sein
      • nicht zu ähnlich, z. B. Wortwiederholungen
      • an unterschiedlichen Positionen liegen
      • wenig Negationen aufweisen (z. B. doppelte Negation)
    • Vier oder mehr Antwortalternativen, um die Wahrscheinlichkeit, die richtige Antwort per Zufall auszuwählen niedrig zu halten

    Literaturhinweis: Hochschulübergreifender Leitfaden für den kreativen Teil bei der Erstellung anwendungsorientierter Prüfungsfragen, Verein Forum Neue Medien, Graz (2013)

    Asynchron: Peer Assessment

    Als Peer Assessment (engl. assessment „Beurteilung“) wird eine Methode bezeichnet, bei der Peers (= Personen, die die gleiche Rolle in einem bestimmten Kontext haben, wie beispielsweise Schüler einer Klasse), das Produkt eines Lernenden evaluieren. Falkichov (1986) beschreibt das Peer Assessment als eine Methode, bei der Peers reflektierte Kritik an dem Produkt eines anderen Lernenden üben und diesem Feedback zu vorher definierten Kriterien zur Verfügung stellen. Dabei kann das Ziel die abschließende Bewertung eines Endproduktes sein – summatives Peer-Feedback – beispielsweise die Endnote für ein Referat. Das Ziel kann aber auch die Verbesserung des Ergebnisses durch Einflussnahme während der Produkterstellung bzw. während des Lernens sein – formatives Feedback – beispielsweise Feedback zum ersten Entwurf eines Referats. Peer Assessments mit formativem Peer-Feedback können aufgrund ihres iterativen Charakters als Lernmethode angesehen werden.

    Das Peer Assessment Verfahren wird je nach Variation dem Feld des kooperativen oder kollaborativen Lernens zugeordnet, wobei Peer Assessment eine globale Bezeichnung ist. Es gibt je nach Forschungsbereich und Themenfeld (siehe Variationen) auch weitere Begriffe für Peer Assessment Verfahren, wie beispielsweise „Peer response“, „Peer editing“ & „Peer evaluation“.4

    Ich selbst habe im Informatikunterricht gute Erfahrungen mit sogenannten Peer Review Verfahren gemacht. Schülerinnen und Schüler haben in zufälligen Konstellationen die Umsetzung von Arbeitsaufträgen evaluiert. Mir wurde auf Nachfrage immer wieder zurückgemeldet, dass sie zum einen von den Lösungen anderer profitiert hätten, zum anderen aber auch die genaue Analyse des eigenen Codes geschätzt hätten. Schülerinnen und Schüler sind stets fair in der Beurteilungs(=Noten)rückmeldung. Meine Aufgabe war die Prozessevaluation: Die Lernenden bekamen von mir eine Rückmeldung über den gesamten Arbeitsprozess (Haltung, Unterstützung der Lerngruppe, Fairness beim Peer Review). Dabei habe ich dann exemplarisch den einen oder anderen Code angeschaut. Ich habe mich fast ausnahmslos dem Meinungsbild der Evaluatorinnen und Evaluatoren angeschlossen.

    Forschungsergebnisse, kurz zusammen gefasst:

    • Peer Grading funktioniert dann, wenn Haus- bzw. Rollenregeln eingehalten werden und klar ist, was genau bewertet werden soll
    • Student Generated Content:
      • Schülerinnen und Schüler konzentrieren sich meist mehr auf Darstellung/ Aussehen, weniger auf Inhalt/ Konzept
      • Erfolgreiche Formate:
    Asynchrone Methode: Wiki

    Ein Wiki (hawaiisch für „schnell“) ist eine Website, deren Inhalte von den Besuchern nicht nur gelesen, sondern auch direkt im Webbrowser bearbeitet und geändert werden könnenDas Ziel ist häufig, Erfahrung und Wissen gemeinschaftlich zu sammeln und in für die Zielgruppe verständlicher Form zu dokumentieren. Die Autoren erarbeiten hierzu gemeinschaftlich Texte, die ggf. durch Fotos oder andere Medien ergänzt werden. Ermöglicht wird dies durch ein vereinfachtes Content-Management-System, die sogenannte Wiki-Software oder Wiki-Engine. Das bekannteste Wiki ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia, welche die Wiki-Software MediaWiki einsetzt. Zudem nutzen auch viele Unternehmen Wikis als Teil des Wissensmanagementsystems in ihrem Intranet (standortübergreifend). Ein einzelnes Dokument, eine Wiki-Seite, kann mit wenigen Klicks (Button Bearbeiten und Button Speichern oder Veröffentlichen) geändert werden. Zu diesem Zweck ist die Wiki-Seite zumeist in Form von Wikitext, einer leicht erlernbaren Auszeichnungssprache, gespeichert5.

    Wikis sind besonders interessant wegen ihres eingebauten kollaborativen Schreibens, seinen sozialen Kommunikationsfunktionen und ihrer Fähigkeit, leicht ein öffentliches Produkt zu erzeugen. Der Wert von Wikis als Werkzeug für das Lernen ist jedoch nicht so klar. Persike hat in einem Webinar die Rolle der Lehrkraft besonders hervorgehoben: Muss sehr aktiv sein und muss das Thema sehr sorgfältig auswählen. Wiki darf nicht als Befüllungsmaschine dienen (= Text aus Internetrecherche einfach reinkopieren): Da lernen Schülerinnen und Schüler gar nichts.

    Weitere Tipps sind:

    • Klare Arbeitsanweisung & Erwartungen formulieren
    • Detaillierte Anleitungen einbinden
    • Klare Bewertungsregeln nennen
    • Authentische Aufgaben entwickeln
    • Rollen und Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler klar definieren
    • Enges Monitoring der Schülerinnen und Schüler einziehen
    • Review und Kommentierungen obligatorisch machen

    Abschließend empfiehlt Dr. Persike seinen Kolleginnen und Kollegen kurz und knapp:

    • Nutzt Funktionen des Videokonferenzsystems, achtet auf Datenschutz. Studentinnen und Studenten reagieren allergisch auf Verletzungen (z. B. Übernahme von Klarnamen, Einblick in private Räume)
    • Nutzt ARS & Live Q&A
    • Wenn ARS, dann auch Quiz (asynchron)
    • Kollaborationsformate nutzen (breakout rooms, messenger, chat, student generated content)
    • (Aus)Probieren, und: Evaluieren, evaluieren, evaluieren…

    Im Folgenden habe ich in einer Art “Positivliste” geeignete Tools identifiziert und entsprechenden Kategorien zugeordnet. Neben einer Kurzbeschreibung finden sich zu jeder Anwendung Vor- und Nachteile sowie ergänzende Bemerkungen. Mir sind jederzeit Tipps und Ergänzungen willkommen, gerne via Kontaktformular.

    Werkzeuge aus Digitalien: Q&A Live (ARS)

    ArsNova

    Dieser Audience-Response-Service ist aus einem EU-Projekt entstanden und verfügt über zahlreiche Frageformate. Man kann damit Vorträge der Lehrkräfte wie der Schülerinnen und Schüler interaktiv gestalten: Live und anonym antworten die Schülerinnen und Schüler auf die Fragen, stellen eigene Fragen oder geben Feedback zum Tempo und Verständnis des Vortrags. Das Live Assessment – die Lernstandsanzeige von arsnova.app – spiegelt den Grad der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler und die Lernwirksamkeit Ihres Unterrichts wider.
    • Sehr gut dokumentiertes ARS (siehe auch Bemerkungen).
    • Funktioniert aus Sicht des Inputgebers/des Vortragenden auch völlig ohne Registrierung.
    • Kostenfrei, ohne jede Einschränkung
    • Ausgereiftes didaktisches Modell, wenn auch aus der Hochschullehre stammend. Vieles lässt sich aber in die Schulwelt übernehmen.
    • Durch die enorme Vielfalt des Systemangebots bedarf es einer Einarbeitungszeit.
  • Handbuch des Anbieters
  • Beispiel des Anbieters
  • Feedbackr

    Bei diesem System stehen Echtzeit-Kommunikation und interaktive Eventgestaltung im Mittelpunkt der Anwendung. Das System wurde für die Hochschullehre der Uni Graz entwickelt und steht auch Schulen zur Nutzung zur Verfügung.

    • Es sind unbegrenzt viele Einzel- und Mehrfachauswahlfragen möglich.
    • Die Befragung ist schnell und intuitiv organisierbar, man kann bereits während der Erstellung der Fragen beobachten, wie die Frage auf den Geräten der Zielgruppe aussehen wird.
    • In der kostenfreien Version sind keine Fragebogenitems mit einer Textrückmeldung möglich, können gegen Bezahlung dazugebucht werden.

    Klickers

    Das Tool ist eine Webanwendung, die die Interaktion zwischen Lehrkraft und Schülerinnen und Schüler unterstützt. Es wurde vom Lehrzentrum des Departements für Bankwesen und Finanzen der Universität Zürich, Schweiz, entwickelt. Es wird seit vielen Jahren stark genutzt (in Universitäten in Schulen), die Rückmeldungen haben zu einem kompletten Re-Design geführt.

    • Als Fragetypen stehen Single-, Multiple Choice- und Textfragen zur Verfügung.

    • Die Präsentation der Ergebnisse ist übersichtlich und mit ausreichend vielen Optionen möglich: z. B.  Bar-Charts und Pie-Charts oder Wortwolke

    • Open Source (kann also auf einem eigenen Schulserver installiert werde

    • Englischsprachige Benutzerführung
    • Das Videotutorial des Anbieters zeigt, dass sich der Umgang mit dem System sehr intuitiv und verständlich gestaltet.

    Pingo

    Pingo wird seit 2011 interdisziplinär in der Uni Paderborn entwickelt. Beteiligte sind die Lehrstühle Wirtschaftsinformatik und -didaktik, das Department Chemie und das Fachgebiet Didaktik Informatik. Das Tool verhält sich ansonsten wie ein klassisches ARS (s.o.). Es erlaubt  eine unbegrenzte Teilnehmerzahl, unbegrenzt viele Fragen und verfügt über vier Fragetypen (neben den gängigen Typen Single- und Multiple-Choice-Frage kann man mit Pingo auch Freitext- und numerische Schätzfragen stellen).

    • Die Fragen lassen sich zur Vorbereitung in einem Katalog speichern, mit Schlagworten versehen und mit anderen Lehrkräften teilen.

    • Pingo unterstützt  den Import und Export von gängigen Formaten wie Moodle, XML und CSV.

    • Die Antworten können als Diagramm, Histogramm oder Wortwolken dargestellt werden. Richtige Antworten lassen sich visuell hervorheben

       

    • Das System ist nicht sehr performant, die Antwortzeiten sind im Vergleich zu den anderen Anbietern recht lang.

    • Das Löschen ganzer Kataloge kann nicht in „einem Rutsch“ organisiert werden, es muss Item für Item gelöscht werden

    • Videotutorial des Anbieters
    • Tutorial des Anbieters
    • Zu Testzwecken kann man das System zunächst ausgiebig testen. Benutzername: demo@pingo-projekt.de. Passwort: demouser. Aber Achtung: Der Testzugang ist nicht gepflegt.

    SliDo

    Slido ist eine preisgekrönte F & A- und Umfrage-Plattform. Slido setzt sehr stark auf ein intuitives Design ohne große Barrieren. Das Tool erlaubt die Anzeige von Umfragen (Polls), die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Fragen einreichen (die bei Bedarf auch moderiert werden können), sie können Fragen „liken“ und sie damit priorisieren und das Tool kann Tweets anzeigen (z. B. als Social Media Wall).

    • Schülerinnen und Schüler benötigen keine persönliche Registration für die Teilnahme
    • Das System ist webbasiert, benötigt also keine Installation
    • SliDo lässt sich leicht in Powerpoint, Keynote oder Prezi integrieren
    • Das System eignet sich insbesondere für eine Nachbereitung einer Videoveranstaltung: Schülerinnen und Schüler können weiterhin Fragen stellen, die Lehrkraft kann feststellen, inwieweit das Thema “verstanden” wurde.

       

    • Die Gratisversion erlaubt nur drei Umfragen pro Session

    Tweedback

    Tweedback ist ein Web-basiertes Live-Feedback-System der Universität Rostock, das den Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden vor allem in Lehrveranstaltungen fördern soll. Der Name “Tweedback” ist eine Zusammensetzung aus den englischen Begriffen “to twitter” (“sich etwas erzählen”, “zuflüstern”) und “feedback”.

    • Der Panic-Button ermöglicht Studierenden während der Lehrveranstaltung dem Lehrenden mitzuteilen, dass sie nicht folgen können. Dieser kann in Echtzeit darauf reagieren und zudem feststellen, ob die Aufmerksamkeit oder die Konzentration des Publikums schwindet.
    • Das Quiz-Feature bietet die Möglichkeit Multiple-Choice-Fragen an die Zuhörenden zu stellen.
    • Über die Chatwall können die Studierenden Fragen stellen, die dann entweder direkt von dem Lehrenden oder den anderen Studierenden mit Hilfe der Chatwall beantwortet werden können.
    • Webbasiert, also keine App verfügbar

    ... und sonst

    Empfehlungen aus #twitterlehrerzimmer (ohne sie getestet zu haben):

    • StrawPoll

    Werkzeuge aus Digitalien: Quizze

    h5p

    H5P ist ein hochwertiges Web-Tool mit dem verschiedene interaktive Lerninhalte (z.B. Zuordnungen, Zeitstrahl, Quiz, Diktat,…) erstellt werden können. Diese Inhalte lassen sich zum Beispiel auf der eigenen Schulwebseite oder in einen Moodle-Kurs einbinden. Sie sind auch auf mobilen Geräten abrufbar. 
    • kostenfrei via zum.de
    • schnelle Erstellung von Inhalten und Lernmaterialien
    • Verknüpfung mehrere Lernmaterialien (z. B. Videos mit Quizfragen, Texten oder Bildern)
    • Interaktive Gestaltung, die verschiedene Lerntypen anspricht 
  • Internetanschluss ist notwendig
  • genaue Anleitung für Lernende nötig
  • Anmeldung auf der Website notwendig oder Moodle- oder WordPresszugang 

    learningApps

    Mit LearningApps.org können Lehrende und Lernende interaktive und multimediale Übungen auf einfache Weise erstellen. Hierfür werden eine Reihe von Vorlagen angeboten (z.B. Varianten von Zuordnungs- und Ordnungsaufgaben, Quizze, Umfragen), die mit eigenen Inhalten gefüllt werden können.

    • kostenlos
    • webbasiertes Angebot
    • viele Vorlagen für Übungen und Spiele
    • kurze Einarbeitungszeit
    • erstellte Apps sind über Code-Snippets leicht auf andere Websites oder in ein LMS einbindbar (Source-Code herunterladbar)
    • versierte Entwickler können eigene Vorlagen erstellen und anderen Nutzern zur Verfügung stellen
    • Vorlagen sind nur eingeschränkt anpassbar.
    • Aufgabenfeedbacks könnten etwas differenzierter sein.
    • Internetverbindung benötigt

    kahoot!

    Kahoot ist ein interaktives Quiz- und Umfragetool für die ganze Klasse. Die Fragen werden im Klassenzimmer mittels Beamer oder beim Fernunterricht mittels Videokonferenz präsentiert und die SchülerInnen können mit ihren mobilen Endgeräten antworten.

    • Wiederholung sowie Festigung von Wissen
    • Spielerische Überprüfung der Lernziele
    • Interaktiv
    • Anregung zur Diskussion, führt zur gesteigerten Meinungsäußerung
    • Anwednung und Benutzerführung in der englischen Sprache 
    • Das Spielerische dieser Methode könnte vom Wesentlichen (Inhalt) ablenken

    quizlet

    Die App Quizlet ist vor allem für den Fremdsprachenunterricht ein ausgesprochen nützliches Tool, mit dem sich digitale Lernsets erstellen lassen, die wie ein Karteikartensystem zum Lernen von Vokabeln angelegt sind.

    • schnelles Erstellen von Materialien

    • Inhalte können nicht nur aus Texten, sondern auch aus Audiodateien und Abbildungen bestehen

    • großer Materialpool

    • Browser- und App-basiert

    • Lernende benötigen keine Anmeldung

    • Zur Erstellung der Karteikarten ist eine Anmeldung notwendig

    • Werbung in der kostenfreien Version

    Werkzeuge aus Digitalien: Kollaboration

    answergarden

    AnswerGarden ist das ideale Web-Tool zum schnellen Sammeln von kurzen Antworten, Ideen und Rückmeldungen der SchülerInnen. Die Anzeige der eingegebenen Begriffe erscheint in Echtzeit in Form einer Wortwolke. Der Dienst ist kostenlos und erfordert keine Registrierung. 
    • Einfache Benutzerführung.
    • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
    • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 

    Padlet

    Eine sehr einfache Möglichkeit, Aufgaben zu formulieren und von Schüler/innen dazu Input in Form von Text zu erhalten ist das ZUMpad.
    • Einfache Benutzerführung.
    • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
    • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 

    Flinga

    Flinga ist ein webbasiertes Tool, mit dem sich sehr einfach Online-Kollaborationsumgebungen gestalten lassen. Grundsätzlich steht eine Brainstorming-Umgebung (Flinga Wall) und ein kollaboratves Whiteboard (Flinga Whiteboard) zur Auswahl zur Verfügung. Zum Teilen wird ein direkter Link, ein Code zum Eingeben und ein QR-Code zur Verfügung gestellt.
    • Einfache Benutzerführung.
    • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
    • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 
    • Englische Benutzerführung

    Werkzeuge

    Und sonst ...

  •    
  • Wie lässt sich in einem Online-Kontext kollaborativ und kreativ lernen, Newsletter von Nele Hirsch (01.05.2020)

    Online-Werkzeuge für den E-Learning-Unterricht aus der Ferne, Tools vorgestellt von Andreas Kalt (Kreisgymnasium Neuenburg)

    Tools für kollaboratives Arbeiten, Nele Hirsch, Nina Toller und Bob Blume in einem bpb-Beitrag

    Digitale Lern- und Arbeitsprodukte kollaborativ erstellen, Ergebnisse aus dem Prozess der Werkstatt schulentwicklung.digital 2018/19

    Klärerzimmer – Blogbeitrag zu Kollaborative Tools

    Werkzeuge aus Digitalien: Feedback

    bittefeedback

    Mit BitteFeedback.de kann man einfach und unkompliziert Feedback geben oder erfragen. Wenn man eine Umfrage erstellt hat, erhält man auf der letzten Seite (nach Eingabe der gewünschten Fragen) sowohl den Link zum Teilen mit den TN, als auch den Link, unter dem dann später die Ergebnisse abrufbar sein werden. Diesen Link muss man sich abspeichern, um später auf die Ergebnisse zugreifen zu können. Man kann selbst entscheiden, mit wem man den Link teilen möchte.
    • Einfache Benutzerführung.
    • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
    • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 
    • Es gibt lediglich zwei Antwortformate: Bewertung durch bis zu fünf Sternen, Eingabe von Text. Für viele Feedbackfragestellungen reichen diese Formate in der Regel.
    • Nur im Webinterface aufrufbar.
  • Alle Eintragungen werden nach 14 Tagen gelöscht. Nähere Informationen findest Du im Impressum und den Hinweisen zum Datenschutz
  • Mentimeter

    Mit dem in der Schulwelt sehr verbreiteten,  webbasierten Tool Mentimeter lassen sich schnell anonyme Umfragen erstellen. Mit ihm lassen sich ohne viel Aufwand Einzel- und Multiple Choice- Fragen erstellen. Außerdem sind freie Antwortformate in Textform möglich. Die Auswertung gestaltet sich in diesem Fall als Wortwolke.

    • Fragen lassen sich schnell generieren
    • Viele unterschiedliche Fragetypen: Neben Multiple Choice, offenen Fragen, auch Bewertung auf einer Skala (100 Punkte, die entsprechend der Anzahl der Items diese Obergrenze rechnerisch berücksichtigt!)
    • Videoeinbettung (allerdings nur in Google Chrome)
    • Keine Begrenzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    • sehr einfach in der Bedienung
    • Vorlagen helfen bei der Erstellung des Feedbacks 
    • keine App notwendig, da im Browser nutzbar 
    • kostenlose Standard-Version, die sehr viele Funktionalitäten aufweist
    • Englischsprachige Benutzerführung
    • Es können in der kostenfreien Variante nur maximal zwei Fragen gestellt werden.

    Oncoo

    Oncoo ist ein digitaler Werkzeugkasten zur Strukturierung von einigen Methoden im Unterricht. Unterstützt werden bisher eine digitale Kartenabfrage (z. B. für Brainstorming, Feedbackgabe), ein Helfersystem, ein Lerntempoduett, Placemat sowie eine Zielscheibe zur Meinungsumfrage.

    • Die meisten Tools sind auch auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Keine Registrierung oder Installation, weder für Lehrkräfte noch für Schüler: Nach der Auswahl eines Werkzeuges wird ein einmaliger Link, QR-Code erstellt, der die Anwender entsprechend zuordnet (DSGVO-konform)
    • Leichte und unkomplizierte Erstellung
    • OER
    • Keine Apps für iOS, Android
    • Wortwolkendarstellung nicht optimal, answergarden ist hier besser
    • kein langfristiges Arbeiten möglich

    Classroomscreen

    ExitPoll ist ein digitales Werkzeug, um ein schnelles Feedback zu einer zentralen Frage zu erhalten. Zum einen können SuS zu Beginn der Stunde auf die Frage vorbereitet werden (summative Abfrage) oder während es Unterrichtsprozesses, um eine ganz schnelle Einschätzung zu erhalten (formative Abfrage).

    • Das Tools ist auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Keine Registrierung oder Installation, weder für Lehrkräfte noch für Schülerinnen und Schüler.
    • Sofortige Auswertung und Darstellung der Rückmeldung
    • Nur quantitative Rückmeldung. Für eine qualitative Einschätzung benötigt es ein anschließendes Gespräch im Plenum. Vielfach wird der ExitPoll am Ende der Stunde durchgeführt. Dann kann der Abstand zur nächsten Unterrichtsstunde möglicherweise zu groß geworden sein. 

    Edkimo

    Edkimo ist eine digitale Kommunikationsplattform, die Feedback, Partizipation und Evaluation im Lernprozess ermöglicht. Mit Edkimo können Lehrkräfte, Schulen und Bildungseinrichtungen mühelos ein konstruktives und anonymes Feedback der Lerngruppe und des Kollegiums einholen, auswerten und besprechen. Diese Rückmeldungen fließen unmittelbar in Partizipations- und Evaluationsprozesse ein und können direkt für die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden, so die Einführung des Anbieters

    • Das Tool ist auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Apps für iOS, Android
    • Sofortige Auswertung und Darstellung der Rückmeldung
    • Entwickler / Gründer ist Lehrer an einer Berliner Schule.
    • Nur für einige Bundesländer kostenfrei.

    ... und sonst

    Tipps aus dem #Twitterlehrerzimmer:

    Padlet von Andreas Schmitt zum Thema

    Entgegen vielen Unkenrufen bewegt sich etwas in der Hochschuldidaktik. Es hat Spaß gemacht, den Professorinnen und Professoren in einem Qualifizierungsspecial von e-teaching.org über die Schulter zu schauen. Diese Erfahrungen bzw. Einsatzszenarien müssen nun auch Eingang finden in der Aus- und Fortbildung. Denn immerhin warten ja nun examinierte Lehrkräfte auf ihre Vorbereitung auf den Schuldienst. Daher ist es nicht verwunderlich, auch hier auf Kolleginnen und Kollegen zu stoßen, die sich vergleichbare Überlegungen machen, z. B.:

    Der Beitrag hat mit einigen Sketchnotes in das Thema eingeführt und soll nun auch mit einer visualsierten Zusammenfassung enden. Das Bild von Jutta Korth ist im Rahmen eines Webinars von Adriane Langela-Bickenbach und Philippe Wampfler entstanden:

     

     

    Titelbild, Slidebild quizze, feedback: Gerd Altmann @pixabay

    Slidebild Kollaboration: civilservicelocal, Q&A Live: coyot

    Hybrides Lernen – Blended Learning: Blaupausen

    Kürzlich in der FAZ: Zwei Monate Distanzunterricht – und noch immer fehlt an vielen Schulen ein Konzept für das Homeschooling. Warum gibt es eigentlich keine Mindeststandards für Fernunterricht? Die Unzufriedenheit aller Beteiligten nimmt ja zu – und der Fernunterricht kann noch weit ins nächste Schuljahr hineinreichen1. Diese Aussage wird auch von einer Lehrkraft im Twitterlehrerzimmer bestätigt:

    Prof.’in Eickelmann rief dazu auf, erfolgversprechende Konzepte zur Bewältigung der Corona- Zeiten vorzustellen. Die geringe Resonanz ist letztlich eine weitere Bestätigung ihrer Befunde, wie weit wir in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten zurückliegen, etwa Dänemark2.

    Ich will das Thema aufgreifen und zwei Ideen zur Diskussion stellen. Sie sind in der vorgestellten Form im Sinne einer hybriden Umsetzung (noch) nicht erprobt. Gleichwohl basiert er in großen Teilen auf langjährige Erfahrungen im Einsatz digitaler Medien im (Präsenz)Unterricht. Um es vorneweg zu sagen: Für die Abwicklung benötigt es (Dienst)Laptops für Lehrkräfte, Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler, datensichere Lernplattformen und Konferenzsysteme. Alles da, nichts muss erfunden werden. Und: Es braucht das Know-how der Lehrkräfte, die Ideen auch umsetzen zu können. Es ist effektiv, das in Teamarbeit zu entwickeln. Steigen wir also in eine Art Mini-Fortbildung für ein virtuell gebildetes Team ein …

    Blended Learning: Definition

     
    Blended Learning ist ein integriertes Lernkonzept, das die heute verfügbaren Möglichkeiten der Vernetzung über Internet oder Intranet in Verbindung mit ‚klassischen‘ Lernmethoden und -medien in einem sinnvollen Lernarrangement optimal nutzt. Es ermöglicht Lernen, Kommunizieren, Informieren und Wissensmanagement, losgelöst von Ort und Zeit in Kombination mit Erfahrungsaustausch, Rollenspiel und persönlichen Begegnungen im klassischen Präsenztraining. (Sauter, 2004) 3

    Alternative Begriffe wie „hybride Lernarrangements“ oder „internetgestützte Lehre“ finden angesichts der Corona-Zeit deutlich breitere Verwendung. Die Grafik von Claudia Wiepcke (2006) verdeutlicht die Komplexität dieses didaktischen Modells. Die Qualität eines hochwertigen Blended- Learning– Angebotes zeichnet sich aus durch

    • ein durchgängiges, über alle Phasen des Lernprozesses gehendes Curriculum
    • eine Wahl des Mediums, welches die Stärken der jeweiligen Phase voll zur Geltung bringt
    • ein Programm, das den Lernenden möglichst viel Freiraum einräumt (Lerntempo, Lernstil, Eingangskanäle, soziale Bindung, Module usw.)
    • eine Didaktik, die dem Spaß am Lernen Priorität einräumt.

    Direkt übersetzt heißt Blended Learning „vermischtes Lernen“. Beim Blended Learning werden zwei Lernformen (Präsenzschulung und E-Learning) kombiniert und zu einer Einheit zusammengeführt. Wie jede schulweit vereinbarte Didaktik ist auch diese Form hybriden Lernens, also die Mischung aus der traditionellen Lernform (Präsenzveranstaltung) und der Online-Lernform curricular zu verankern.

    Michael Kerres hat sich bereits zu SaN Zeiten mit dieser Lehr- und Lernform beschäftigt: Hybride Lernarrangements: Personale Dienstleistungen
    in multi- und telemedialen Lernumgebungen

    Im Folgenden stelle ich eine in den Lehrplänen des hessischen Kultusministeriums veröffentlichte Blaupause vor. In den Leitfäden der kompetenzorientierten Kerncurricula wird für eine Umsetzung ein didaktisches Modell vorgeschlagen. Das hessische Schulgesetz ermöglicht eine aus diesen Kerncurricula weiter entwickeltes, schulinternes Curriculum. D. h. das Kultusministerium “lädt” Schulgemeinden geradezu dazu ein, eine die schulinternen Bedingungen und Erwartungen berücksichtigende Fassung zu erstellen.
     

    Hybrides Lehr- Lernarrangement: Blaupause

    Viele Fachschaften denken mit Blick auf temporäre Schulschließungen darüber nach, wie ein Unterricht auch zu Hause stattfinden kann. Tools werden ausprobiert. Videokonferenzen werden abgehalten, Kultusministerien denken über die Einführung von Clouds und Learningmanagementsystemen (LMS) nach. Nur: Wie kann digital gestützter Unterricht und damit hybrides Lernen gelingen? Wie gestaltet sich ein didaktischer Plan, der niederschwellig genug ist, um alle Lehrkräfte mit ins Boot zu nehmen, auch und gerade diejenigen, die beginnen, sich die digitalen Wege zu erschließen?

    Das in allen hessischen Kerncurricula verankerte Prozessmodell wurde mit seiner Einführung durch eine Fortbildungsinitiative begleitet. Auch wenn Werkzeuge aus Digitalien eine eher untergeordnete Rolle spielten, haben sich einige medienaffine Lehrkräfte überlegt, wie diese (analoge) Unterrichtsfolie mit Hilfe digitaler Elemente zu einem kompetenzorientierten und um digitale Elemente erweiterten Lernarrangement genutzt werden kann. Der Lehr-Lernzyklus besteht aus einer mit fünf Handlungsfeldern ausgewiesenen Spirale und zielt darauf ab, Lehrenden und Lernenden bezogen auf einen an Kompetenzen orientierten Unterricht ein Handlungsgerüst zur Verfügung zu stellen. Neue Medien werden Lerngruppen abhängig hinzugezogen, wenn sie dem individuellen Lernprozess dienlich sind.

    Das Schaubild stellt, wie die Spirale andeutet, einen Lehr-Lernzyklus dar, der in eine Folge von Lehr-Lernzyklen eingebunden ist, die insgesamt einen langfristigen Kompetenzerwerb ermöglichen sollen. Lehr-Lernzyklen können eine unterschiedliche Dauer haben. Es kann sich zum Beispiel um die Bearbeitung einer Lernaufgabe, um eine fachbezogene Unterrichtseinheit, um ein fächerübergreifendes Projekt oder um die langfristige Entwicklung von Kompetenzen mit wechselndem Inhaltsbezug (etwa beim Aufbau von Argumentationskompetenz) handeln. Im Zentrum des Prozessmodells stehen Lernende und Lehrende, die in fünf Handlungsfeldern aktiv sind und Verantwortung übernehmen. Lernende erwerben Kompetenzen dadurch, dass sie selbst aktiv sind.

     

    1. Phase: Lernen vorbereiten und initiieren

    Aus Lehrerinnen- und Lehrersicht ist

    • ein Bezug zu Kern- und Schulcurriculum bzw. Lehrplänen herzustellen,
    • die Lernausgangslage zu bestimmen,
    • eine Transparenz der Kompetenzerwartungen herzustellen und
    • eine kognitive Aktivierung sicherzustellen.

    Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:

    • Warum ist es wichtig, den Kenntnisstand vor dem Unterricht zu erfassen?
    • Wie können wir Schülerinnen und Schüler mit anregenden Unterrichtseinstiegen besser auf das Lernen vorbereiten?
    • Wie lassen sich Kontrastierungen nutzen, um Unterrichtsinhalte lernwirksamer zu vermitteln?
    • Wie kann mit geistigen Werkzeugen die Übertragung des Gelernten auf neue Situationen unterstützt werden?
    • Welche Aufträge eignen sich zur Vertiefung des Wissens?
    • Wie können wir die Lernenden darin unterstützen, Fehlvorstellungen zu bemerken und zu ersetzen?

    Aus Schülerinnen- und Schülersicht: Ich weiß und kann schon etwas. Ich habe eine Vorstellung davon, was wir vorhaben. Ich stelle Fragen und entwickle Ideen.

    Hilfreiche Werkzeuge aus Digitalien: Text- und Bildverarbeitungsprogramme, Mindmap, Padlet. Lernstände ermittlen (Tutory Arbeitsblatt).

    2. Phase: Lernwege eröffnen und gestalten

    Aus Lehrerinnen- und Lehrersicht:

    • Situierung
    • Anforderungssituationen (Lernaufgaben)
    • Anknüpfung und Vernetzung
    • Konstruktion und Instruktion
    • Dokumentation der Lernwege

    Aus Schülerinnen- und Schülersicht:
    Ich arbeite alleine und mit anderen. Ich habe Ziele und erhalte Unterstützung. Ich nutze mein Können und lerne Neues. Ich sammle und zeige Spuren meiner Arbeit.

    Hilfreiche Werkzeuge aus Digitalien: Text- und Bildverarbeitungsprogramme, Mindmap, Padlet. Plus: flipped classroom, Lernpfade, Quizze

    3. Phase: Orientierung geben und erhalten

    Aus Lehrerinnen- und Lehrersicht:

    • Lernstandsfeststellung (formativ: beurteilend, orientierend, unbewertet)
    • Selbst- und Mitschülereinschätzung
    • Feedback: Lerngespräche
    • Stärkung und Ermutigung

    Aus Schülerinnen- und Schülersicht:
    Ich weiß, was ich schon kann und woran ich noch arbeiten muss. Ich bekomme Rückmeldung und Beratung. Ich setze mir neue Ziele.

    Hilfreiche Werkzeuge aus Digitalien: Text- und Bildverarbeitungsprogramme, Feedbacktools

    4. Phase: Kompetenzen stärken und erweitern

    Aus Lehrerinnen- und Lehrersicht:

    • Differenzierte Anforderungssituationen: Übung, Vertiefung, Anwendung und Transfer

    Aus Schülerinnen- und Schülersicht:
    Ich arbeite auf meine Ziele hin und erhalte dabei Unterstützung. Ich nutze mein Wissen und Können – auch in für mich neuen Situationen. Ich erprobe und festige, was ich gelernt habe.

    Hilfreiche Werkzeuge aus Digitalien: Digitale Plattform mit Aufgaben- und Lösungsmanagement, Blog, Wiki.

    5. Phase: Lernen bilanzieren und reflektieren

    Aus Lehrerinnen- und Lehrersicht:

    • Anforderungssituationen (Leistungsaufgaben)
    • Leistungsfeststellung (summativ: bezogen auf Kompetenzniveaus, i. d. R. bewertet)
    • Reflexion
    • Perspektiven

    Aus Schülerinnen- und Schülersicht:
    Ich weiß, welche Ziele ich erreicht habe und wo ich stehe. Ich halte fest, was ich mir vornehme. Ich bringe meine Vorschläge für die Weiterarbeit ein.

    Hilfreiche Werkzeuge aus Digitalien: Blog, Digitale Plattform mit individuellen Förder- und Forderplänen

    Hybrides Lehr- Lernarrangement: Praxis I

    Der Vorschlag ist nun eine Unterrichtseinheit (UE) in einer Lernspirale darzustellen, d. h. in den Textboxen zu den Handlungsbereichen die Links (bzw. Auftragsbeschreibungen) unterzubringen, die dann den Unterricht abbilden helfen. Im Unterricht (Präsenzphase) wie zu Hause, z. B. bei einer Videokonferenz wird dann – mittels Screensharing – der entsprechende Link (bzw. Auftrag) “aufgerufen” und abgearbeitet. Alle Materialien liegen auf der digitalen Lernplattform (siehe meinen letzten Beitrag Digitale Plattform (LMS)).

    In dem o. g. Beispiel (Mathematik, Klasse 8, UE Parabel) beginne ich mit der Mitteilung an die Schülerinnen und Schüler, was die UE voraussetzt (Kasten in orange ganz oben). Dazu setze ich eine Übersicht “Who is who” ein, um das Verständnis zur Terminologie zu erleichtern (erster Link in der rechten oberen Textbox, hier in Word erstellt). Mit einem Textverarbeitungsprogramm oder mit einem Padlet sammle ich die Rückmeldungen ein. So verschaffe ich mir einen Überblick darüber, was ich im Laufe der nächsten Unterrichtswochen nachsteuern muss, entweder individuell oder – wenn es viele Lernende betrifft – global, für alle.

    Anschließend stelle ich das Thema vor (2. Link: L-Präsentation: Was erwartet uns?). Die Vorstellung des Themas habe ich mit einem Präsentationsprogramm erstellt (PPP). Erneut sammle ich mit Word und/ oder einem Padlet Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler ein, was sie mit dem Thema verbinden und welche Erwartungen sie bereits jetzt an das Thema haben.

    Und so weiter, und so weiter.

    Hybrides Lernen kann auch bedeuten, dass man mit einem Teil der Klasse in der Schule zusammenarbeitet, während der andere Teil zu Hause ist. Wie gelingt hier eine Zusammenarbeit? Mit einer Videokonferenz, mit classroom Screen und Screensharing. Voraussetzung: Die Lerngruppe ist in das Verfahren eingeführt und benötigt somit “nur noch” den Arbeitslink. Ich entscheide noch, mit welcher Sozialform ich das Ganze abgearbeitet bekommen will: Einzelarbeit, Gruppenarbeit (dann in Nutzung eines sogenannten Breakout- Room Verfahrens), Think-Pair- Share, u. v. m. Alles koordiniert durch die tollen kleinen Tools innerhalb der Anwendung classroomScreen:

     

     

    In dem Screenshot habe ich nun zur Bearbeitung “Einstiegsaufgaben in Gruppenarbeit mit S-Präsentation” aufgerufen (letzte Option im ersten Handlungsfeld, noch zu verlinken mit einer Worddatei mit Aufgaben, passend zu den zuvor eingesammelten Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler, siehe oben). Im Klassenraum bilden sich Kleingruppen, zu Hause werden mittels der Videokonferenz Breakout Rooms gebildet. Hier muss die Lehrkraft unbedingt auf die Rollen Zeitwächter, Moderation und Präsentator/-in aufmerksam machen, da die oben abgebildete Uhr nicht “mitgenommen” wird. Ich kann natürlich als Lehrkraft in den Raum gehen und “nach dem Rechten” schauen. Jede Intervention will jedoch gut überlegt sein, sie schafft Unruhe. Daher habe ich bereits nach 20 Minuten eine Unterbrechung eingeplant, um sich im “Plenum” abzugleichen bzw. um sich über das weitere Vorgehen zu verständigen.

    Ich habe den Ablauf der 1. Phase in einem “Quick & dirty Video” aufgezeichnet. Einfach anhalten, wenn es zu schnell wird …

     

     

    Evaluation

    Noch einmal, zu großen Teilen ist das bereits von mir ausprobierte und bewährte Praxis. Ich habe regelmäßig meinen Unterricht evaluiert. Die Rückmeldungen waren immer hilfreich, für beide Seiten. Sie haben mich darin bestärkt, in der Erarbeitungsphase (Phase 2) vor allem die Instruktionsmethode zu nutzen. Die Schülerinnen und Schüler haben mich, so deren Rückmeldung, dann als sehr authentisch wahrgenommen. Sie begrüßten, dass ich viel Zeit für die Phase 4 (“Selbstständige Übungsphase”) eingeräumt habe, zwischen 1,5 und drei Wochen, je nach Jahrgangsstufe. Hier waren die Rückmeldungen: “Sie gaben uns Zeit, uns auf die Klassenarbeit/ Klausur vorzubereiten, individuellen Interessen nachzugehen (z. B. individuelle Exkursionen in Betriebe, Universitäten, wenn es sich anbot), uns auch herausfordernden Aufgaben aus dem Anforderungsbereich III zu stellen (ich habe bei der Auswahl der Aufgaben im Übungsbereich wie bei Klassenarbeiten immer die Anforderungsbereiche I, II, und III ausgewiesen) u. v. m. Die Zeit dafür habe ich eben durch den hohen Instruktionsanteil in der Phase 2 gewonnen, die ich nun in dieser Konstruktionsphase 4 sinnvoll nutzen konnte.

    Das Prozessmodell funktioniert wie bereits oben ausgeführt in jedem Fach: In den hessischen Kerncurricula wird das Modell im sogenannten Leitfaden A eines jeden Faches vorangestellt. Gleichwohl gibt es – natürlich – unterschiedliche Praktiken. Mir wurde immer von fachfremden Kolleginnen und Kollegen gesagt, ein Backwards Planning System sei nur in MINT Fächern sinnvoll und meinen damit, dass es in den anderen Fächern nicht möglich sei, von der Klassenarbeit/ Klausur ausgehend, dort Kompetenzerwartungen ausweisend rückwärts den Unterricht zu entwickeln. Aus vielen Rückmeldungen der Fortbildnerinnen und Fortbildner aus dem Sprach- und geisteswissenschaftlichen Bereich weiß ich, dass das so nicht stimmt. Wie auch immer: Es gilt, einen eigenen Weg zu finden

    Daher noch eine weitere Möglichkeit, das hessische Modell zu leben. Das folgende Video stellt eine Umsetzung einer Deutsch- und Englisch- Kollegin vor, die vor allem auf ein sogenanntes E-Portfolio setzt. Ich habe ihren Plan – Do – Check – Act – Ansatz4 per Videoscreen einmal aufgezeichnet:

    Hybrides Lehr- Lernarrangement: Praxis II

    Schlussbemerkungen

    Die hier vorgestellten Ideen haben sich bereits in der Unterrichtspraxis bewährt. Bezüglich Videokonferenz müssen sich die Ansätze noch bestätigen … hier muss also ein Test her … durch Sie? Gerne arbeite ich in Updates Erfahrungen von Ihnen ein. Lassen Sie es mich ggfs. via Kontaktformular wissen …

    In aktuellen Twitterbeiträgen ist immer wieder von einem “großen Wurf”, “Bildung 4.0” etc. die Rede. Ich bin da zugegebenermaßen zurückhaltender. So sehr ich meine Blaupausen einmal umgesetzt sehen möchte, akzeptiere ich die aktuellen Rahmenbedingungen. Mein Vorschlag ist niederschwellig gedacht, z. B. eine Steuergruppe/ die Schulleitung

    • stellt einen Plan B dafür auf, der nach den Sommerferien auch dann einen Unterricht ermöglicht, wenn es zu einer Zwei- und Mehrteilung einer Lerngruppe kommen sollte
      • Endgeräte für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler
      • Bereitstellung einer datenschutzkonformen digitalen Plattform (LMS)
      • Bereitstellung eines datenschutzkonformen Videokonferenzsystems
    • ermöglicht Teams, hybride Modelle
      • zu testen und
      • dem Kollegium vorzustellen
    • wertet Erfahrungswerte anderer Schulen aus:
      • In einem ZEIT- Artikel5 wird das Gymnasium Neubeuern, eine Privatschule südlich von Rosenheim vorgestellt. Die Schule hat ein Modell aus New York adaptiert, das von der Bertelsmann-Stiftung in einem Videobeitrag näher vorgestellt wird: Die Schülerinnen und Schüler entscheiden selbst, mit welchen Lernmodulen sie sich beschäftigen wollen. Videobasierte Module sind über die schulinterne Lernplattform abrufbar. Jede Schülergruppe wird von zwei Lehrkräften begleitet, die bei Verständnisfragen helfen. Für die Erledigung der Module werden Termine gesetzt.  In den nachfolgenden Unterrichtsstunden wird das Erlernte vertieft, geübt und praxisnah angewandt.
      • Marc Albrecht hat ein Padlet entwickelt und lädt Schulleitungen ein, ihre Überlegungen, Ideen, Umsetzungen einzutragen. Eine tolle Idee, wie ich finde …

    Auch organisatorisch ist vieles zu überdenken und auszuprobieren. Auch hierzu einige Ideen6:

    • Einführung von A / B-Stundenplänen, bei denen einige Schülerinnen und Schüler an A-Tagen und andere an B-Tagen kommen. Diejenigen, die nicht in der Schule sind, werden zu Hause eingebunden (s.o.). Eine andere Variante: Halbe Tage, an denen die eine Hälfte der Lernenden morgens und die andere Hälfte nachmittags zur Schule kommt.
    • Kohorten: Die Lernenden werden in kleine Gruppen eingeteilt, die den ganzen Tag zusammen bleiben, z. B. lernschwach – lernstark. 
    • Auflösung der 45-90 Minuten RhythmenDie Lerngruppe/ Kurs wird über ein-zwei Wochen von derselben Lehrkraft unterrichtet und wechselt dann zu einer anderen Lehrkraft. Anstatt den Fachunterricht einmal pro (Doppel)Stunde zu wechseln, findet ein Wechsel etwa alle zwei Wochen statt.
    • Eine Lehrkraft unterrichtet mehrere Fächer. Damit das funktioniert, muss die Lehrkraft möglicherweise auf einen eher projektbasierten Lernansatz umsteigen, bei dem die Schülerinnen und Schüler an langfristigen Projekten beteiligt sind, mit einem vernetzten Lernen über mehrere Fächer.
    • Individuelle Lernpläne
      • Einige Schülerinnen und Schüler erhalten einen Vollzeitunterricht zu Hause ohne digitale Unterstützung. Diese Lernenden erhalten die Aufgaben in Papierform und werden regelmäßig von einer Lehrkraft (i. d. R. der/ die Klassenlehrer/-in) besucht (Prinzip Nachhilfe). Mag im ersten Moment unrealistisch klingen, ist aber m. E. ein Gedanke wert. Dieses Format ist vor allem dann einzuplanen, wenn Lernende wie Eltern einen digital gestützten Unterricht ablehnen.
      • Schülerinnen und Schüler erhalten einen Vollzeitunterricht zu Hause mit digitaler Unterstützung, z. B. via digitaler Plattform.
      • Es werden Kohorten (s.o.) gebildet, die einige Tage zur Schule kommen. Für diese Gruppen werden Wochenpläne erstellt, deren Bedürfnisse ähnlich sind. Das hilft den Aufwand zu reduzieren.
    • Fernunterricht im klassischen Sinne, mit videobasierten Angeboten der Lehrkräfte.
    • Prüfungsformate: Rechtliche Bewertung (Oliver Schmitz, Schulleiter der Kaiserin-Theophanu-Schule Köln-Kalk), Leistungsbewertung zu Hause (ehemals Oberstufenkoordinator bei Voltaireschule Potsdam)
    • Lernstand diagnostizieren, z. B. via Lernbrücken aus Baden-Württemberg

    Und zum Abschluss eine, auch für Schulen nutzbare Sketchnote von Evelyn Kraft, eine eindrucksvolle Übersicht mit ergänzenden Ideen von Michael Graf sowie ein Wakelet mit Rückmeldungen nach einem Aufruf im Twitterlehrerzimmer.

    Übrigens, Jennifer Gonzales (Pädagogin, USA) hat sich ebenfalls mit dem Blackwards Design auseinandergesetzt. Wie immer mit einem individuellen Blick auf ihre Unterrichtserfahrung: Backward Design: The Basics

     

    Jetzt fehlt es eigentlich nur noch an einer professionellen Auswertung (Evaluation) dieser Konzepte. Vielleicht finden sich ja eine Didaktikerin, ein Didaktiker für diese wertvolle Arbeit? Den Schulen wäre es jedenfalls zu wünschen …

    Bild: Luisella Planeta Leoni @pixabay