Transformation analog – digital: Lernen zu Hause

Bin Lehrerin, Mutter, und arbeite im Bereich der digitalen Bildung. Zu erwarten, dass Eltern in den nächsten Wochen mit ihren Kindern den digitalen Unterricht begleiten und stemmen sollten, ist eine Zumutung1. So beginnt ein Thread von @CaroBlume. Und – wie man in vielen anderen Netzkommentaren nachlesen kann – steht sie nicht allein mit ihrer Meinung, als Elternteil versteht sich.

Richtig heftig hat es eine Mutter aus Israel in einem youtube-Video beschrieben:

 

Denn viele Lehrkräfte aus #twitterlehrerzimmer, #twlz sind nahezu elektrisiert unterwegs. Stellvertretend dafür @MatWrede: Ich habe es als Vater bereits vor 20 Jahren wahrgenommen und kenne etliche Eltern, die schon jetzt Freude haben, mit ihren Kindern zusammen neue Möglichkeiten zu entdecken. Und manch anderen wird dieser Zeit die Weltfremdheit der Schule bewusst werden2. Abschließend @ciffi mit seinem in einem WELT-Artikel beschriebenen Ausblick: Schule wird nach der Virusquarantäne nicht mehr dieselbe sein wie die ante Corona. Es ist jetzt keine marginale Gruppe von 40 bis 80 Familien mehr, die trotzig #Homeschooling betreibt, sondern es sind praktisch alle. Eine Revolution findet gerade statt3.

 

Abgleich mit der Realität

Viele Lehrkräfte meinen damit die Einführung der schon Mitte der 90er Jahre entwickelten Learning Management Systeme (LMS), wie z.B. moodle, it’s learning, lo-net2. @Helmutsdottir beschreibt ein Dilemma, was dem digitalen Unterricht, in welcher Form auch immer entgegensteht: Die Ausstattung, auch wenn sie in ihrer Schule

ganz gut ist. Ich könnte Dateien zur Verfügung stellen. Ich könnte Video- oder Tonaufnahmen machen. Kein Ding. Aber meine Schüler*innen? Klar, da sind einige (viele), die das abrufen können, die zu Hause einen Laptop haben, die dort auch Office installiert haben. Aber ich habe auch viele, die genau das alles nicht können. Weil das Geld gerade für Smartphones für die ganze Familie reicht. Aber nicht mehr für Laptops, Drucker, Scanner, Headsets, Office-Programme, … Und wenn wir jetzt sagen: „Hey, wir machen digitalen Unterricht!“ – dann bleiben genau diese Schüler*innen SCHON WIEDER auf der Strecke. Wie bisher schon so oft in ihren Schulkarrieren. So lange eine digitale Ausstattung nicht gestellt wird für alle Beteiligten, so lange sehe ich nicht ein, digitalen Unterricht zu machen4.

Viele Eltern aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis baten mich um Tipps. Die will ich gerne genauso aufschreiben, wie ich sie weitergegeben habe. Vielleicht helfen sie dem einen oder anderen Elternteil aus meiner Leserschaft?!

Tipps zum Umgang mit der Herausforderung

 

  1. Empathie für die Fragen / Sorgen der Kinder aufbringen. Eine Schulpsychologin dazu:

    Als Schulpsychologin möchte ich hier mal allen Eltern, die sich derzeit von der Verantwortung, ihren Kids den Stoff beizubringen, überrannt fühlen Folgendes sagen: Nichts ist wichtiger als die Beziehung zu euren Kindern!! Seht nicht nur den Stoff, den die Kinder verpassen, die Aufgaben, die sie machen müssen. Schaut vielmehr, ob sie Angst vor der aktuellen Situation haben, ob sie Fragen haben. Was sie beschäftigt. Besprecht mit ihnen, dass es für euch alle komisch ist. Dass ihr manchmal auch nicht wisst, wie man eine Aufgabe rechnet oder ein Wort schreibt. Dass ihr jetzt alle gemeinsam versucht, das zu schaffen. Gebt ihnen Sicherheit. Kocht ihnen ihr Lieblingsessen, lest ihnen vor, kuschelt gemeinsam. Schaut, was euch als Familien gut tut. Und wenn etwas von den Aufgaben nicht klappt oder es nur zu Streit darüber kommt, legt die Sachen beiseite und macht etwas Schöneres. Versucht es später noch einmal. Stresst euch nicht! Nichts ist wichtiger als eure Beziehung zu einander. Wer entspannt ist und keine Angst haben muss, der/die kann auch gut lernen5.

  2. Organisationsrahmen setzen. Ruhigen Arbeitsplatz und Zeitplan schaffen, etwa:
    9.00 -10.30 Uhr: Wochenplan,
    10.30 – 11.00 Pause,
    11.00 – 13.00 Uhr Freies Lernen,
    13.00 – 15.00 Uhr: Mittagspause
    15.00 – 16.30 Uhr: Vertiefung
    Anschließend: Zeit zur freien Verfügung der Schülerinnen und Schüler (Netflix & Co.).
    Die Tochter einer im Businessbereich arbeitendenen Mutter hat eine abgespeckte Kanban-Variante entwickelt6:

    Übrigens findet die SCRUM/ Kanban-Methode immer mehr Anhänger unter den “agil” arbeitenden Lehrkräften. Hier ein Video und eine Beschreibung zur/ der Kanban- Methode.
  3. Wochenplan
    Ein Wochenplan ist natürlich abhängig von der Vorgabe der Lehrkräfte einer Schule. Gibt es eine entsprechende Arbeitsvorlage, sorgen Sie “nur” dafür, dass sich Ihr Kind damit auseinandersetzt. Wenn Fragen aufkommen, abwägen, ob sie diese beantworten (wollen) oder lieber auf die Lehrkraft verweisen. Ich bevorzuge aus zwei Gründen den zweiten Weg: Erstens ist die Lehrkraft dazu da, zweitens sorgt sie für einen sozialen Frieden zwischen Ihnen und Ihrem Kind.Wenn gar nichts aus dem schulischen Umfeld vorgegeben ist (weil z.B. schlicht nicht dafür gesorgt wurde), ist mein Rat, trotzdem die o.g. Struktur zu schaffen. Denn es setzt den über Jahre eingeübten Lern- und Lebensrhythmus fort. Und: Ihr Kind kann endlich das tun, wozu in der Schule fast nie, z. B. nach der Klassenarbeit, nach der Klausur Zeit bleibt: Den eigenen Schwächen nachzugehen. Dazu kann man die Schulbücher nutzen, die alten Klassenarbeiten hervorholen, Apps nutzen (z. B. für Deutsch und Mathematik die App @anton), die Lehrkraft anrufen und um Unterstützung bitten, sowohl im Setting wie auch bei den Inhalten und der anschließenden Betreuung.
  4. Freie Arbeit
    Was die freie Arbeit angeht, lassen Sie Ihr Kind entscheiden. Natürlich ist es hilfreich, wenn Sie bei der Auswahl beteiligt sind, denn dann könnten Sie Ihr Kind bei Materialbeschaffung, Handling, u.v.m Unterstützung anbieten. Tolle Vorschläge hat von Katrin Scheib gesammelt:

 

Als Naturwissenschaftler und MINT-Lehrer empfehle ich neben dem Programmierkurs mit der Maus (siehe Thread von Frau Scheib), zwei weitere Programmierkurse für Schülerinnen und Schüler: 

Ab Klasse 7: Python – Spielend Programmieren lernen

Ab Klasse 10: Java – Objektorientierte Programmierung für Schüler

Laut Anbieter (Hasso Plattner Institut) sind keine Vorkenntnisse oder spezielle Software erforderlich.

Weiterhin lohnt sich ein Blick in eine Broschüre der Helmholtz-Stiftung: Experimente für Zuhause. Verständnis fördernd und fächerübergreifend wird es dann, wenn man die Versuche protokolliert, etwa durch diese Protokollvorlage. Und so ganz nebenbei lernt die ganze Familie naturwissenschaftliche Phänomene kennen.

Und, wer bezüglich Mathematik nach Anregungen für Basteleien, Rätsel, Knobelspiele, Tipps für Apps und Webseiten und Kurzfilme sucht, dem sei Mathe Basteln empfohlen. Mit den dort gegebenen Tipps kann man zu Hause alleine oder mit Ihnen als Eltern spannende, lustige, kniffelige und kreative Spielereien erleben.

Abschließend sei noch auf ein Übersichtsartikel des Medienpädagogik Praxis-Blog verwiesen.

Schlussbemerkung

Ich hoffe, mit den o. g. Vorschlägen ein wenig beizutragen, Lagerkoller zu umgehen (@caroblume). Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass – auch in Nutzung der o. g. Angebote die soziale Schere größer zu werden droht. Umso mehr muss es uns eine Aufforderung sein, bei der Wiederaufnahme des von vielen Schülerinnen und Schülern (und auch Eltern) herbeigesehnten Schulunterrichts endlich zu einer professionellen Transformation von der analogen zur digitalen Welt zu kommen.

Bildnachweis: Gerd Altmann, Pixabay

Transformation analog – digital: @MOLOL20

Aktuell müssen viele Tagungen abgesagt werden. So auch die #MOLOL20. In den Twitterblasen werden digitale Kompensationen erörtert: Webinare, Lernpfade auf digitalen Plattformen und vieles mehr. Ich greife die Diskussion auf und biete meinen geplanten face – to – face Vortrag als digitalen Magazinbeitrag an.

In meinem Vortragsangebot zur #molol20 heißt es:

Einführung eines digital gestützten Lehr- Lernkonzepts 

Vielfach werden im Rahmen von Schul- und Unterrichtsentwicklungen Vorschläge und Ideen umgesetzt, ohne sich – formativ – im Prozess selbst wie summativ zum Abschluss zu vergewissern, ob es “etwas gebracht” hat. Vorgestellt wird das PDCA-Modell, das nachweislich vielen Schulleitungen und Steuergruppen geholfen hat, nicht nur den Überblick zu behalten, sondern auch den Evaluationsprozess an den eingangs formulierten Zielsetzungen auszurichten.

Los geht’s… 

 

Einleitung

Im Zusammenhang mit dem Digitalpakt wird immer wieder Schul- und Unterrichtsentwicklung eingefordert. Dabei wird diese (Schulprogramm)Maßnahme sinnvollerweise über einen Schul- und Gesamtkonferenzbeschluss initiiert. Vielfach – so meine Erfahrung aus der externen Schulevaluation – ist anschließend nur den unmittelbar Beteiligten bekannt, worum es eigentlich geht, wie die Planungen aussehen und was schließlich dabei herausgekommen ist. Mit dem Plan-Do-Check-Act (PDCA)-Zyklus wird eine Strategie vorgestellt, die für mehr Transparenz sorgen kann, zum einen in Richtung Schulgemeinde, was Schule mit Blick auf Schul- und Unterrichtsentwicklung tatsächlich plant, zum anderen in Richtung pädagogisches Personal, inwieweit die pädagogischen Ziele mit der implementierten Strategie wirklich erfolgreich war.

Mit der Etablierung eines PDCA-Zyklus beginnt die Entwicklung einer Qualitätskultur (Q-Kultur) in der Schule. Instrumente aus dem Qualitätsmanagementbereich sind ein Mittel, Kurs zu halten. Sie sorgen für eine schulinterne Normierung von Qualität. Im Zentrum der Qualitätsbemühungen steht der Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler: Ihre fachliche und methodische, aber auch ihre persönliche und soziale Kompetenz, ihr Laufbahnerfolg. Dabei geben die Kultusministerien den Rahmen und die Ziele bzw. Standards vor. Der Schulträger sorgt für eine leistungsfähige Infrastruktur und stellt die dazugehörigen Betriebsmittel und das Personal bereit.

 

Szenarien aus der Praxis

Szenario I: Prozessmodell (Unterrichtsentwicklung)

Dieses auf Kompetenzorientierung ausgerichtete Lehr- Lernkonzept wurde in Hessen im Rahmen der verbindlichen Einführung der Kerncurricula (August 2011: Sekundarstufe I, August 2016: gymnasiale Oberstufe) vorgestellt. Es wurde vor allem entwickelt, um der Heterogenität in den Lerngruppen gerecht zu werden. Digitale Überlegungen spielten in der seinerzeitigen Arbeitsgruppe des Ministeriums (noch) keine Rolle, das Modell „funktioniert“ also analog. Das folgende Bild beschreibt eine erste Umsetzung im PDCA- Format1:

Medienaffine Lehrkräfte nutzen die digitalen Werkzeuge, um Lernangebote den individuellen Bedürfnissen einer Lerngruppe anzupassen. Die erweiterte Schulleitung beschließt, eine erste Initiative im Umgang mit dieser Unterrichtsfolie zu starten.

Szenario II: Folgerungen aus Lernstandserhebung

Eine Lernstandserhebung Jahrgang 8, Mathematik bringt ein Resultat, das eine Lehrkraft wie folgt hinterfragt2:

Wie kann es sein, dass so viele Schülerinnen und Schüler bei mir sitzen,

  • die 35:7 nicht im Kopfrechnen können,
  • die nicht wissen, ob 1/2 oder 1/4 größer ist,
  • die nicht erweitern, nicht kürzen können,
  • die keinen Winkel messen und abtragen können,
  • die behaupten, 10% von 50 ist 10?

Nach einem Blick in die Schülerakte fragt sie weiter: Wie kann es sein, dass dieses Schülerinnen und Schüler seit Jahren weit über ihrem Niveau unterrichtet werden, ohne die Chance auf Erfolgserlebnisse, ohne die Chance darauf, ihre Defizite aufholen zu können. Das Schulleitungsteam sieht Handlungsbedarf.

Szenario III: Feedback Lerngruppe

Eine Lehrkraft stellt fest, dass sein digital gestützter Unterricht auf geteiltes Echo stößt. Das zumindest signalisieren ihm aufgeschnappte Kommentare der Schülerinnen und Schüler. Sie will dem „Bauchgefühl“ nachgehen3.

Szenario IV: Medienkonzept (Schulentwicklung)

Die Ausgangslage: Das Kultusministerium hat per Erlass bekannt gemacht, wie Schulen bei der Förderung der Medienkompetenz vorzugehen haben. Infrastruktur und Hardware gibt der Schulträger vor, die Softwareausstattung soll die Schule vorbereiten helfen.

Der Schulträger bittet die Schulleitung um Unterstützung beim Aufbau eines kommunalen Medien(ausstattung)plans, am besten durch Einreichung eines Medienkonzepts. In einer ersten Stufe erwartet der Sachaufwandsträger einen Konsens unter den Lehrenden über die Anwendungen, die auf den Endgeräten installiert werden sollen.

 

Das P D C A Modell: Theorie

Wie können nun Schulen ihre Qualität unter den jeweils gegebenen Rahmenbedingungen kontinuierlich sichern und weiterentwickeln? Wie kommen sie zu richtigen Entscheidungen? Wie finden sie heraus, ob sie das, was sie tun, gut machen?

Der Aufbau eines systematischen Qualitätsmanagements und die regelmäßige Anwendung eines Qualitätskreislaufs (PDCA-Zyklus) sind hierfür wesentliche Steuerungsinstrumente. Sie umfassen die Bereiche der Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung sowie das Zusammenspiel unterschiedlicher Elemente der Qualitätsentwicklung (Selbstevaluation, Fremdevaluation, Zielvereinbarungen) und der daran beteiligten Institutionen. 

 

Der P-D-C-A Zyklus teilt sich auf in nachfolgende Phasen auf:

Plan = Planen (Wo stehen wir und mit welcher Priorität gehen wir die Dinge an)

DO = Umsetzen (Umsetzung der abgesprochenen Maßnahmen)

Check = Überprüfen (Ich prüfe, ob die eingeleiteten Maßnahmen den gewünschten Erfolg gebracht haben)

Act = Absichern Nachdem sich der gewünschte Erfolg eingespielt hat, gilt es nun, den den erreichten Zustand abzusichern. Hierbei kommt es in der Regel zu verbindlichen Vereinbarungen.

 

So weit, so übersichtlich. Der Teufel steckt jedoch im Detail, hier in der Check-Phase. Sie gelingt umso besser, je klarer vorab die Ziele definiert wurden. Auch dazu gibt es ein leicht zu merkendes Akronym:

 

 

Die SMART-Methode wird im Projektmanagement eingesetzt, um Klarheit in die Zielsetzung zu bekommen. Dabei meint:

  • S pezifisch: Ziele nicht vage, sondern so konkret wie möglich formulieren
  • M essbar: Ziele müssen messbar sein (Messbarkeitskriterien)
  • A ktivierend: Ziele sollen Lust auf Umsetzung machen
  • R ealistisch: Die Ziele (Aufgaben) müssen innerhalb des gesetzten Zeitrahmens umsetzbar sein
  • T erminiert: Die Ziele (Aufgaben) sind mit einem Zeitrahmen auszustatten: Was ist bis wann zu erledigen?

 

Dem Zielsetzungsprozess muss ausreichend Zeit gegeben werden. SMARTe Ziele helfen, sich  weniger zu verzetteln. Sie sorgen dafür, dass der Evaluationsprozess in der Check- Phase gelingt.

Wieder zurück zu den oben beschriebenen Szenarien. Wie sehen mögliche PDCA Skizzen, wie mögliche SMARTe Ziele aus?

Das P D C A Modell: Praxis

Szenario I: Einführung Prozessmodell

Das hessische Kultusministerium führt Kerncurricula verbindlich ein. Im Erlass ist der Umgang damit geregelt. Zu allen Fächern gibt es einen Leitfaden, in dem das Prozessmodell vorgestellt wird. Das Schulleitungsteam berät über das weitere Vorgehen.

Aus meiner Fortbildungspraxis weiß ich, dass lehrkraftindividuell recht unterschiedliche Umsetzungen gefunden werden. Ich bevorzuge einen „Backwards Planning“- Ansatz4, andere die Umsetzung im Rahmen eines E-Portfolios, wieder andere ein Constructive Alignment – Ansatz. Somit macht es bei einer ersten Annäherung wenig Sinn, nach einer gemeinsamen Strategie – auch nicht fachspezifisch – zu suchen. Was allerdings sehr wohl schulweit beschlossen werden kann und sollte, ist eine qualifizierte Auseinandersetzung. Hier lohnt sich eine Koordination auf Fach(bereichs)ebene.

Plan: individueller Umgang mit der Lernspirale (oder anderen Konzepten)

Do:

  • Pädagogischer Tag mit Input zum Konzept, zu Feedbackinstrumenten. Erste Ideen auf Fach(bereichs)ebene entwickeln, Verabredungen zur Teamarbeit, ggfs. Festlegung von Feedbackinstrumenten
  • Jede Lehrkraft definiert individuelle SMARTe Ziele. Bei mir waren das seinerzeit:
    • S pezifisch: Konzentration auf Handlungsfeld 1: Lernen vorbereiten und initiieren, AF I – Anforderungen (Reproduktion) sind SuS bekannt
    • M essbar: Feedback bzw. Umfrage innerhalb der Lerngruppe bestätigen meine Intention auf Verbesserung der Zieltransparenz im Anforderungsbreich I (Reproduktion)
    • A kzeptiert: SuS fühlen sich sicher, weil sie sich auf Klausur/ Klassenarbeit gut vorbereitet sehen.
    • R ealistisch: Umstellung der Unterrichtseinheit durch spezifische Materialentwicklung (Mindmap, Advance Organizer (AO), Plakate, Tafelanschriebe)
    • T erminiert: Vier bis sechs Wochen, in Abhängigkeit der Unterrichtseinheit
  • Durchführung von zwei Unterrichtseinheiten mit der Lernspirale (oder anderen Konzepten)

Check:

  • Klassenarbeit- bzw. Klausurergebnisse zeigen sich im Reproduktionsbreich (AF I) verbessert
  • Selbstevaluation durch Rückmeldung der SuS zum Lernprozess bzgl. Handlungsfeld 1

Act: Auswertung und Folgerungen

Szenario II: Folgerungen auf Lernstandserhebung

Die Schulleitung bittet die Fachschaft Mathematik um eine Analyse der Ergebnisse in allen Lerngruppen des Jahrgangs 8 und um Vorschläge, wie die nicht hinnehmbaren Schwächen vermieden werden können. Vor allem sieht die Schulleitung einen Handlungsbedarf im Feld Lückenschluss des Prozessmodells mit den folgenden Zielen:

S pezifisch: Förderplan so abfassen, dass er bis zur nächsten Klassenarbeit überprüft werden kann. Komponente Forderplan aufnehmen

M essbar: Jede Schülerin, jeder Schüler erhält – je nach Ausgang der Klassenarbeit – einen Förder- oder Forderplan

A kzeptiert: Die Lehrkräfte sehen dringenden Handlungsbedarf im Umgang mit dem Anforderungsbereich I (Reproduktion)

R ealistisch: Lehrkräfte sind ausgebildet, Stärken und Schwächen zu identifizieren und ggfs. mit Unterstützungsangeboten nachzusteuern

T erminiert: Pädagogischer Tag, Fachschaftssitzungen nach jeder Klassenarbeit

Darüber hinaus fordert die Schulleitung die Fachschaft auf, mindestens einmal pro Halbjahr eine verbindliche, klassenübergreifenden Leistungsüberprüfung, sprich Klassenarbeit durchzuführen.

In der sich anschließenden Fachschaftssitzung Mathematik wird Folgendes beschlossen:

Plan: Überarbeitung Förder- und Forderplan, mindestens jede dritte Klassenarbeit wird klassenübergreifend angesetzt.

Do:

  • Pädagogischer Tag mit Input eines Entwurfs „Förder- und Forderplan nach Klassenarbeit“. Diskussion, Modifikation und Verabschiedung „Förder- und Forderplan nach Klassenarbeit“
  • Nach jeder Klassenarbeit wird der Plan eingesetzt.
  • Zweierteams werden benannt, die die klassenübergreifenden Klassenarbeiten konzipieren.
  • Prozessevaluation: monatliche Sitzungen der Fachschaft (immer 1. Donnerstag im Monat resp.  1. Donnerstag nach den Ferien)

Check: Selbstevaluation durch Rückmeldung der Lehrkräfte zum Umgang Lehr- und SuS zum Effekt des Förder- und Forderplans

Act: Auswertung und Folgerungen

 

Szenario III: Feedback Lerngruppe

Plan: Überprüfung von sechs Hypothesen5

  1. SuS setzen vor allem in der Oberstufe bevorzugt auf traditionelle Lernmedien (Tafel, Stift, Papier, Buch) und Methoden (z. B. Lehrervortrag, Einzelarbeit, Partnerarbeit)
  2. Es sind vor allem jüngere Jahrgänge, die sich verstärkt den Einsatz digitaler Medien im Unterricht wünschen und für lernwirksam erachten.
  3. SuS sehen vor allem motivationale Aspekte im Umgang mit digitalen Medien im Unterricht.
  4. Ein Verbot von Smartphones lehnen sie ab.
  5. Das Erstellen von PowerPoint-Präsentationen ist den SuS bekannt und wird daher als Lernform akzeptiert. Podcasts und weitere Formate sind weitgehend unbekannt und werden weniger als lernförderlich angesehen.
  6. Die Nutzung digitaler Medien verändert das Denken und Schreiben und führt zu mangelhafter Konzentration.

Do: Entwicklung eines Fragebogens, der die (Über)Prüfung der Hypothesen ermöglicht.

Check: Erhebung und Auswertung

Act: individuelle und / oder Lerngruppen bezogene Folgerungen aus der Analyse der Ergebnisse

Szenario IV: Entwicklung Medienkonzept, 1. Phase

In Absprache mit dem Personalrat bittet die Schulleitung um Mitarbeit in einer eigens dafür gegründeten Steuergruppe. Aus der Schulleitungsgruppe nehmen die Fachbereichsleitungen teil. Die Steuergruppe konstituiert sich, stellt sich der Gesamtkonferenz vor und erhält das Mandat, in acht Wochen ein Grobkonzept vorzustellen. Die inhaltliche Setzung des nächsten pädagogischen Tages wird zunächst ausgesetzt.

Termingerecht legt die Steuergruppe der Gesamt- und Schulkonferenz einen Plan vor, der folgende SMARTe Ziele verfolgt:

S pezifisch: Erstellung Softwarekatalog

M essbar: Fach(bereichs)schaften benennen Anwendungen, Tools, die für einen digital gestützten Unterricht wünschenswert sind

A kzeptiert: Die LK unterstützen die Konsensfindung durch eine konstruktive Mitarbeit

R ealistisch: Es liegen genügend Erfahrungen beim Schulträger, bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Medienzentrums vor, die die Abstimmungsphase zeitlich im überschaubaren Rahmen halten lässt

T erminiert: Pädagogischer Tag und ggfs. zwei weitere Fach(bereichs)sitzungen

Folgender Plan wird vorgestellt:

Plan: Leitfragen zur digitalen Transformation

  • Wo ergeben sich konkrete Anknüpfungspunkte zum Lernen mit Medien? Welche Folgerungen ergeben sich bezüglich Softwareauswahl?
  • Welche Methodenkompetenzen sollen die Schülerinnen und Schüler erwerben? Welche Folgerungen ergeben sich bezüglich Softwareauswahl?
  • Welche Lehr- und Lernformen sollen umgesetzt werden? Welche Folgerungen ergeben sich bezüglich Softwareauswahl?

Diese Fragen werden im Rahmen eines pädagogischen Tages und ggfs. mit zwei weiteren Fach(schafts)konferenzen beantwortet. Die Steuergruppe übernimmt die nächste Phase:

Do:

  • Konsolidierung und Erstellung einer Ausstattungstabelle zur Vorlage beim Schulträger.
  • Die Steuergruppe informiert sich über Konzepte zur digitalen Lehr- und Lernumgebung und nimmt Kontakt zu Schulen (oder Schulträger) auf, die bereits mit entsprechenden Plattformen arbeiten.

Check:

  • Validierung durch Schulträger (Prüfung auf Übernahmemöglichkeit auf Endgeräten)

Act:

  • Beschluss zum weiteren Verfahren:
    • Pilot mit einer ersten Erprobung auf Jahrgangsebene
      • in Nutzung der Endgeräte
      • in Nutzung einer digital gestützten Lehr- und Lernumgebung
    • Fortbildung der beteiligten Lehrkräfte
    • Medienentwicklungsplan für Umsetzung der Erlassvorlage

Hier sind jeweils eigene PDCA Plänen mit ausgewiesener Priorisierung aufzusetzen.

In allen PDCA – Skizzen sind in den Checkphasen Feedback- und Evaluationsmaßnahmen aufgeführt. Sie können natürlich in Papierform durchgeführt werden. Effizienter scheint mir jedoch, digital unterstützende Instrumente einzusetzen. Der “Markt” ist unübersichtlich. Nach welchen Kriterien sollte man auswählen? Ich würde zuvörderst nach Landeslösungen suchen, denn diese sind in der Regel mit einem Service und Support seitens (nachgeordneter) Landesinstitute verbunden. Als in NRW tätige Lehrkraft würde ich z. B. Edkimo wählen, als BW- Lehrkraft auf minnit bzw. Limesurvey. Ansonsten bleibt nur: Wer suchet, der findet… Wenn man im #twitterlehrerzimmer (#twlz) um Empfehlungen bittet, bekommt man viele Rückmeldungen. Allerdings ohne eine qualitative Einschätzung (kann man bei Twitter auch nicht erwarten bzw. verlangen …). Das habe ich mit den beiden folgenden Slideanwendungen versucht.

Die folgende Übersicht ist nicht vollständig, sie dient einer Vorauswahl. Ich empfehle auf pädagogischen Tagen / Konferenzen den Test auf mehrere Personen zu verteilen. Auch hier gilt es zu Beginn festzulegen, nach welchen Kriterien bewertet werden soll. Wir haben 2016 in unserer Abteilung eine Softwareanalyse durchgeführt. Dabei haben wir ein Pflichtenheft aufgestellt und die Tools intern von Zweierteams evaluieren lassen. In Ergänzung dazu haben wir die Anbieter um eine Eigeneinschätzung gebeten. Am Ende stand IQESonline als kostenpflichtiges Produkt und LimeSurvey als „kostenfreies“ Produkt auf den ersten Plätzen. Die Anführungszeichen sind berechtigt: Denn im Unterschied zum kommerziellen Produkt muss das Land personell den Service und Support sicherstellen und das geht in der Regel zulasten der Unterrichtsversorgung, da Lehrkräfte mit Entlastungsstunden freigestellt werden.

Feedbackmethoden

bittefeedback

Mit BitteFeedback.de kann man einfach und unkompliziert Feedback geben oder erfragen. Wenn man eine Umfrage erstellt hat, erhält man auf der letzten Seite (nach Eingabe der gewünschten Fragen) sowohl den Link zum Teilen mit den TN, als auch den Link, unter dem dann später die Ergebnisse abrufbar sein werden. Diesen Link muss man sich abspeichern, um später auf die Ergebnisse zugreifen zu können. Man kann selbst entscheiden, mit wem man den Link teilen möchte.
  • Einfache Benutzerführung.
  • Es werden keine persönlichen Daten erhoben.
  • Eine Registrierung ist nicht erforderlich. 
  • Es gibt lediglich zwei Antwortformate: Bewertung durch bis zu fünf Sternen, Eingabe von Text. Für viele Feedbackfragestellungen reichen diese Formate in der Regel.
  • Nur im Webinterface aufrufbar.
  • Alle Eintragungen werden nach 14 Tagen gelöscht. Nähere Informationen findest Du im Impressum und den Hinweisen zum Datenschutz
  • Mentimeter

    Mit dem in der Schulwelt sehr verbreiteten,  webbasierten Tool Mentimeter lassen sich schnell anonyme Umfragen erstellen. Mit ihm lassen sich ohne viel Aufwand Einzel- und Multiple Choice- Fragen erstellen. Außerdem sind freie Antwortformate in Textform möglich. Die Auswertung gestaltet sich in diesem Fall als Wortwolke.

    • Fragen lassen sich schnell generieren
    • Viele unterschiedliche Fragetypen: Neben Multiple Choice, offenen Fragen, auch Bewertung auf einer Skala (100 Punkte, die entsprechend der Anzahl der Items diese Obergrenze rechnerisch berücksichtigt!)
    • Videoeinbettung (allerdings nur in Google Chrome)
    • Keine Begrenzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    • sehr einfach in der Bedienung
    • Vorlagen helfen bei der Erstellung des Feedbacks 
    • keine App notwendig, da im Browser nutzbar 
    • kostenlose Standard-Version, die sehr viele Funktionalitäten aufweist
    • Englischsprachige Benutzerführung
    • Es können in der kostenfreien Variante nur maximal zwei Fragen gestellt werden.

    Oncoo

    Oncoo ist ein digitaler Werkzeugkasten zur Strukturierung von einigen Methoden im Unterricht. Unterstützt werden bisher eine digitale Kartenabfrage, ein Helfersystem, ein Lerntempoduett, Placemat sowie eine Zielscheibe zur Meinungsumfrage.

    • Die meisten Tools sind auch auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Keine Registrierung oder Installation, weder für Lehrkräfte noch für Schüler: Nach der Auswahl eines Werkzeuges wird ein einmaliger Code erstellt, der die Anwender entsprechend zuordnet.
    • Nutzungsstatistik und Feedbacksystem
    • Keine Apps für iOS, Android

    Classroomscreen

    ExitPoll ist ein digitales Werkzeug, um ein schnelles Feedback zu einer zentralen Frage zu erhalten. Zum einen können SuS zu Beginn der Stunde auf die Frage vorbereitet werden (summative Abfrage) oder während es Unterrichtsprozesses, um eine ganz schnelle Einschätzung zu erhalten (formative Abfrage).

    • Das Tools ist auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Keine Registrierung oder Installation, weder für Lehrkräfte noch für Schülerinnen und Schüler.
    • Sofortige Auswertung und Darstellung der Rückmeldung
    • Nur quantitative Rückmeldung. Für eine qualitative Einschätzung benötigt es ein anschließendes Gespräch im Plenum. Vielfach wird der ExitPoll am Ende der Stunde durchgeführt. Dann kann der Abstand zur nächsten Unterrichtsstunde möglicherweise zu groß geworden sein. 

    Edkimo

    Edkimo ist eine digitale Kommunikationsplattform, die Feedback, Partizipation und Evaluation im Lernprozess ermöglicht. Mit Edkimo können Lehrkräfte, Schulen und Bildungseinrichtungen mühelos ein konstruktives und anonymes Feedback der Lerngruppe und des Kollegiums einholen, auswerten und besprechen. Diese Rückmeldungen fließen unmittelbar in Partizipations- und Evaluationsprozesse ein und können direkt für die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden, so die Einführung des Anbieters

    • Das Tool ist auf allen Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone) nutzbar.
    • Apps für iOS, Android
    • Sofortige Auswertung und Darstellung der Rückmeldung
    • Entwickler / Gründer ist Lehrer an einer Berliner Schule.
    • Nur für einige Bundesländer kostenfrei.

    Evaluationsmethoden

    Linzer Diagnosebogen zur Klassenführung (LDK)

    Der Linzer Fragebogen zu Klassenführung” (LDK) ist ein Fragebogen zum Führungshandeln von Lehrkräften. Er ist aus Forschungen zur Klassenführung und aus praktischen Erfahrungen in der Lehrerbildung hervorgegangen. Der LDK ist für Lehramtsstudierende und Lehrer/innen gedacht, die sich Klarheit über ihr pädagogisches Handeln sowie dessen Rahmenbedingungen und Auswirkungen verschaffen möchten, um ihr Handeln weiter zu entwickeln. Der LDK eignet sich auch als Forschungsinstrument.

    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • viele Fragenbogenitems stehen zur Verfügung
    • ausgereiftes und bewährtes Evaluationstool
    • Die Auswahl der Fragen ist nicht veränderbar.
    • Es können keine eigene Fragen gestellt werden.

    SEP-Klassik

    Das klassische Selbstevaluationsportal (SEP-Klassik) bietet Lehrkräften, dem Leitungspersonal an Schulen sowie Haupt- und Fachseminarleitungen die Möglichkeit, Instrumente zur Selbstevaluation online zu nutzen und dadurch schnell und unkompliziert eine Rückmeldung zu zahlreichen Facetten des eigenen Handeln zu erfahren. Berlin und Brandeburg erhalten Unterstützung durch das das Institut für Schulqualität (ISQ).
    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • viele Fragenbogenitems stehen zur Verfügung
    • ausgereiftes und bewährtes Evaluationstool
    • keine Apps verfügbar

    Grafstat

    Grafstat ist eines der ältesten im Schulbereich bekannten Befragungsprogramme. Es wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung. Für Bildungseinrichtungen ist es kostenlos. Die Bedieneroberfläche verdeutlicht noch die Herkunft, sie folgt nicht dem Windows-Standard mit aufklappbaren Menüs. Die einzelnen Aktionen werden durch Klick auf die Buttons aufgerufen. An diese Bedienung muss man sich erst gewöhnen, jedoch findet man sich nach der Eingewöhnungszeit oder nach einer kurzen Anleitung durch einen Kundigen in den Grundfunktionen schnell zurecht.
    • Der Dienst ist kostenlos.
    • Kein eigener Webserver nötig.
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • Druckvorlage kann aus dem Programm schnell erzeugt werden (falls Internet ausfällt bzw. nicht vorhanden)
    • wegen HTML – Seitenstruktur vielfältige Möglichkeiten, den Seitenaufbau selbst zu gestalten
    • Daten können durch Gruppieren verdichtet und durch Filter eingeschränkt werden. Unterschiedliche Diagramme können selbständig gestaltet werden.
    • Es stehen keine vorgefertigten Fragebogen zur Verfügung.
    • Auswertung: Wenig intutiver Ablauf beim Abruf der Daten
    • Benutzeroberfläche nicht mehr zeitgemäß
    • keine Apps verfügbar
  • Informationsseite des Anbieters, Handbuch des Anbieters (aus 2008)
  • Youtube Channel des Anbieters
  • Video-Tutorial von Herrn Lockermann
  • Anleitung desLF-Portals (Baden Württemberg)
  • Einsatzbeschreibung von Grafstat im Rahmen einer Selbstevaluation (Landesprogramm Bildung und Gesundheit NRW): Grafstat Hinweise in den grün hinterlegten Textboxen
  • Limesurvey

    LimeSurvey™ ist eine Software, mit deren Hilfe Web-Umfragen durchgeführt werden können. In einigen Ländern (Baden Württemberg, Sachsen) und Städten (München) werden die Erstellung von Web-Umfragen dadurch erleichtert, dass die Software auf eigenen Servern gemäß DSGVO datenschutzkonform läuft. Schulseitig werden zur Nutzung von LimeSurvey™ folgendes benötigt:

    • einen Computer (z. B. Windows-PC, Mac oder Tablet) mit Internetanschluss
    • einen beliebigen, modernen Web-Browser
    • eine E-Mail-Adresse, um über eine E-Mail eine Einladung zugestellt zu bekommen.
    • Die Software ist kostenfrei (Open Source)
    • Community unterstützt zeitnah
    • zahlreiche Einsatzmöglichkeiten
    • Export für individuelle Aufbereitung der daten
    • Ergebnisabruf direkt möglich
    • Import externer Fragebögen (sofern im LS-Format)
    • Benutzerführung gewöhnungsbedürftig
    • Update häufig nötig und umständlich (kompletter Upload per ftp-Server). Sehr nützliches Tool “comfortupdate” ist kostenpflichtig und recht teuer (100€ / Jahr).
    • Unterstützung der Landesinstitute nur auf das Notwendigste beschränkt (Einrichtung der Schule), (in der Regel) kein Support bei individuellen Fragestellungen
  • Onlineumfragen erstellen – eine Anleitung des Medienzentrums München(pdf von Dr. Christian Lorenz), eine Anleitung für Fortgeschrittene vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE)
  • Tutorial zum Anlegen einer neuen Umfrage
  • Tutorial zum Anlegen einer neuen Fragengruppe
  • Kostenpflichtige Tools

    • ist in manchen Ländern kostenfrei,
    • verfügt über übersichtliche Einführungen/Handbücher zum Einsatz von Feedback- und Evaluationsverfahren,
    • Anbieter (Gründer) ist Lehrer in Berlin.

    -> Zum Anbieter

    Das Tool ist sehr zu empfehlen, da es wissenschaftlich begründet ist und technischen Support anbietet. Darüber hinaus besticht der Onlineauftritt mit

    • einer Bibliothek (z. B. Auszüge aus  PÄDAGOGIK – Publikationen, © Verlagsgruppe Beltz, Hans-Günter Rolff (Hrsg.): Handbuch Unterrichtsentwicklung. © Beltz Verlag u.v.m.)
    • Praxisberichten aus Schulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten
    • einem in SElbstpublikationen deutlich wahrnehmbaren pädagogischen Verständnis, die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt des Lehrkräftehandels zu setzen

    -> Zum Anbieter

    Das Tool ist sehr zu empfehlen, da es wissenschaftlich begründet ist und technischen Support anbietet. Die Kosten sind im Vergleich zu den beiden anderen hier vorgestellten Wettbewerbern deutlich niedriger. Es ist keine Verschlüsselung (https) implementiert.

    -> Zum Anbieter

    Weitere Empfehlungen aus #twitterlehrerzimmer (ohne eigene Testerfahrungen)

    Schlussbemerkung

    Das PDCA Modell ist auf Unterrichtsentwicklungs- wie auf Schulentwicklungsebene ein Struktur gebendes Verfahren, das Transparenz herstellt und absichern hilft, ob der gewünschte Effekt eingetreten ist (Feedback/Evaluation). Eine Überprüfung gelingt dann besonders gut, wenn die Ziele SMART definiert werden. Es gibt eine Reihe von Instrumenten aus dem Projektmanagementbereich, die über Vorlagen die Organisation erleichtern helfen.

    Vielleicht haben sich einige gewundert, im Eingangsbild (s. o.) den Begriff Schulprogramm vorzufinden. Vielfach wird das Schulprogramm mit dem Schulprofil verwechselt. Das Schulprofil ist das, was die Mitglieder der Schule, aber auch die Außenstehenden als das Besondere an der jeweiligen Schule wahrnehmen, z. B. MINT-Schule, Musikschule, Sportschule. Es bildet sich durch die besonderen Bedingungen an der einzelnen Schule heraus (Aktivitäten, Umfeld, Personal und Ausstattung) und führen keine Schwerpunkte der schulischen Arbeit für die nächsten ein bis drei Jahre auf. Diese werden in einem konkreten Schul(arbeits)programm festgeschrieben. Wer mehr zum Thema digitale Transformation mit Fokus auf eine damit verbundene Unterrichts- und Schulentwicklung nachlesen möchte, sei auf meine Praxisbände verwiesen.

    Dieser Beitrag war – zugegebermaßen weniger umfangreich – für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Nachgang der #molol20 vorgesehen, auch für einen Einsatz im Rahmen schulinterner Fortbildung der Daheimgebliebenen. Ich hoffe, er hilft bei der systemischen Weiterentwicklung Ihrer Schule!

    Bildnachweis:

    Titelbild: Drabe, M. (2020): Schulentwicklung und Medienkonzept. Ein Praxisheft für Schulleitungen und Steuergruppen. Schule in der digitalen Welt. Augsburg: Auer (2020), S. 44

    SMART: Gerd Altmann @pixabay

     

    Transformation analog – digital: Praxisbände

    Rechtzeitig zur Didacta 2020 ist meine dreiteilige Praxisreihe erschienen. Damit erhält das digitale Angebot, nämlich diese Webseite, ein Analogon im Printformat. Ich hätte sie gerne persönlich in Stuttgart vorgestellt. Nun auf diesem Wege eine kurze Einführung in Motivation und Umsetzung…

    Motivation

    Seit der Veröffentlichung der Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ (2016) bekam ich in meiner Schulberatungstätigkeit häufiger Anfragen von Schulleitungen, wie man denn die digitale Transformation gestalten könne? Ein weites Feld, wie sich schnell zeigte: Wollten die einen eher im Unterricht wirksame Konzepte kennenlernen (Stichwort: Pädagogik vor Technik), wollten andere eher mit der Diskussion über die Endgeräte starten, da der Schulträger Druck mache. Wieder andere berichteten über Gesamtkonferenzen, die das Brauchen wir das überhaupt weniger in Frage stellten, als: „Wie gehen wir das denn überhaupt an?“

    Ich beschloss, ein Informationsangebot „Schule in digitalen Welt“ unter der gleichnamigen Webadresse zu entwickeln. Sie ging mit der Veranstaltung #KONFBD19 online. Bei meinen vor Ort Besuchen bzw. Fortbildungen bin ich immer nach niederschwelliger Literatur gefragt worden, am besten solcher, die Praxisbeispiele vorstellt und gleichzeitig Konzeptionen beschreibt. Im Auer-Verlag traf ich dann auf eine nicht nur interessierte, sondern auch hoch motivierte Gruppe von verantwortlichen Redakteurinnen und Redakteuren, die mich bei meinen Überlegungen zur Umsetzung der analogen – digitalen Transformation tatkräftig unterstützten.

    Umsetzung

    Und das führt mich zu den drei Praxisbänden. Sie lassen sich unabhängig voneinander lesen. Während der erste Band eher die unterrichtliche Arbeit der Lehrkräfte in den Blick nimmt, wird im zweiten Band die Arbeit am Medienkonzept thematisiert, u. a. ausgerichtet an erfolgreichen Curriculum- und Leitbild(weiter)entwicklungen anderer Schulen. Der dritte Band schließlich stellt – wie der Titel schon sagt – schnell einsetzbare und damit niederschwellige Apps & Tools vor, ergänzt mit Beiträgen zur Weiterentwicklung von Ganztags- und Wahlpflichtangeboten (Maker/Coding). Die Bände schaffen einen ersten, analogen Zugang zu den Themen. Die digitale Entsprechung, eben schule-in-der-digitalen-welt.de wird für erweiterte Informationen und Detailarbeit genutzt. Der gleichnamige Webauftritt gibt mir die Möglichkeiten, schnell und gezielt auf Fragestellungen einzugehen, die sich aus den Hinweisen des BMBF, der Kultusministerien, des #twitterlehrerzimmer bzw. #twlz ergeben, siehe meine diesjährigen Magazinbeiträge…

    Genug der Vorrede. Hier geht es zur Vorstellung der Praxisbände. Ich hoffe sehr, dass sie den Weg zur digitalen Transformation erleichtern helfen. Viel Erfolg!

     

    Transformation analog – digital: Mathematikunterricht

    In diesem Beitrag geht es um die digitale Transformation im Mathematikunterricht (MU). Es kommen Fachdidaktikerinnen und -didaktiker zu Wort, die den MU nicht nur analysiert, sondern – und das ist sehr lobenswert – auch Praxisbeiträge entwickelt haben. Viele Unterrichtsmaterialien sind sofort nutzbar, andere dienen als Anregung bzw. benötigen Vorbereitungszeit.

    Doch der Reihe nach. Aus aktuellem Anlass, die Bruchrechnung war wieder Thema in einem kürzlich geposteten Tweet:

    Mir geht es nicht um die – sicher berechtigte – (Nach)Frage zum Bewertungsschema. Mir geht es um das Päckchen rechnen. Muss das im Jahr 2020 noch sein?

    Seit PISA (2001) wird der Notwendigkeit einer Kompetenzorientierung das Wort geredet. In Aus- und Fortbildungen der Mathematiklehrkräfte wird hervorgehoben, dass sich laut Wittmann1 ein guter Mathematikunterricht primär ausrichtet an

    • der Ausweisung der Lernziele (im Kontext zur Bruchrechnung etwa: argumentieren, darstellen, mit formalen Elementen umgehen)
    • einem entdeckenden Lernen als Unterrichtsprinzip
    • der Forderung nach Anwendungs- und Strukturorientierung mit expliziten Verweisen auf arithmetische und geometrische Muster
    • der Forderung nach produktivem Üben (und dazu gehört ganz sicher nicht das Päckchen rechnen)

    In einer Studie zum Mathematikunterricht im 9. Jahrgang schließen die beiden Autorinnen Rjosk und Henschel einen Beitrag mit folgenden Fazit ab2:

    Insgesamt weisen die Ergebnisse in Übereinstimmung mit früheren Studien darauf hin, dass der Lernerfolg weniger damit zusammenhängt, wie Lehrkräfte das Lernen im Unterricht organisieren, also welche Lern- und Organisationsformen oder Methoden sie einsetzen. Wichtiger ist vielmehr, wie gut Schülerinnen und Schüler dazu angeregt werden, sich intensiv mit dem Unterrichtsthema auseinanderzusetzen und wie sehr sich die Jugendlichen konstruktiv unterstützt und ernst genommen fühlen. 

    Zurück zur Bruchrechnung. Welche digital unterstützte Methoden bieten sich hier an?  Der erste Vorschlag setzt auf die Einführung eines neuen (OER)-Lehrbuchs, der zweite auf die Nutzung eines Web-Tools, auch zum Zwecke einer ersten Diagnostik:

      • Bruchrechnen – Bruchzahlen & Bruchteile greifen und begreifen, ein neuartiges Lehr- und Lernbuch zum Selbstlernen und zur Benutzung im Schulunterricht (TU München). Das Buch gibt es auch in einer E-Book-Variante, allerdings nur für die iOS-Welt. Ein User “smoothlobster” hat das Buch unter der Überschrift „Da steckt wirklich was dahinter“ wie folgt rezensiert: Das Buch macht nicht nur Spaß, man merkt auch, dass die Inhalte wirklich sinnvoll und didaktisch aufgearbeitet wurden. Nicht einfach nur stumpfes Üben mit bunten Bildchen, sondern Lernen mit System. Auf solche Schulbücher habe ich lange gewartet!

    Update (07.06.2021): Evaluation

     

    • Unterstützung aus Digitalien kann möglicherweise die App Anton geben. Sie ist in der Primarstufe sehr beliebt und die Anbieter haben ihr Angebot nun auch auf Sekundarstufe 1 ausgeweitet, sowohl für das Fach Deutsch als auch für das Fach Mathematik. Vieles aus dem Lehrplan findet sich hier wieder, z. B. Bruchrechnung. Man wird sich anfangs dazu setzen müssen. Zum einen, um zu verstehen, wie die Schülerinnen und Schüler (SuS) das Kalkül (falsch) anwenden. Zum anderen, um die SuS im Umgang mit dem Tool zu begleiten. Die Tipps sind – so meine Vermutung – nicht immer für die SuS verständlich genug geraten.

    Da wir uns gerade in der Mittelstufe (Sek. I) bewegen, hier noch weitere Beispiele:

    • Längenmaße greifbar machen. Wie gut schätzen Kinder Distanzen ein?  Ein Unterrichtsprojekt aus Österreich unter Nutzung von iPads (Maßband, Keynote) . Was gefällt mir daran?
      • Geeignet für einen fächerübergreifenden Ansatz (Mathematik, Sachunterricht)
      • Protokoll eines Stundenablaufs
      • Aufträge für stärkere SuS möglich (durch herausfordernde Fragestellungen, z.B. Messung größerer Distanzen)
      • Sehr praxisnah

    Kosima ist ein langfristig angelegtes Forschungs- und Entwicklungsprojekt für den Mathematikunterricht der Sekundarstufe I. Im Projekt werden vielfältige Aspekte von mathematischen Lernprozessen in sinnstiftenden Kontexten untersucht. Dabei werden Schritte der Entwicklung- und Erforschung von Lernarrangements, der Fortbildung und Auswertung eng aneinander gekoppelt und die Arbeit aller entscheidenden Partner eng miteinander verzahnt. Hochschule, Schulbuchverlag (Cornelsen) und Lehrkräfte aus der Praxis befassen sich mit der Entwicklung und Untersuchung von Lernarrangements.

    • Das Wohnungsprojekt, ein Unterrichtsprojekt von Jan Vedder mit seinem Fazit:
      Die größte Stärke des Wohnungsprojekts besteht für mich darin, dass die Lernenden sich die Lernschritte möglichst eigenständig erschließen, das Erlernte anwenden & teilen sowie ihr eigenes Lernen planen und reflektieren. Der Prozess des Lernens und der Lernorganisation liegt bei den Schüler*innen selbst. Mit der verbundenen authentischen Lernsituation und einem ‘echtem’ Lerninteresse (Wieviel Farbe brauche ich denn nun?) werden mathematische Themen für die Lernenden relevant. Diese Ausgangslage ließe sich auch fächerübergreifend ausbauen. (…) So ließen sich in dieses Projekt einfach und unkompliziert Fachaspekte aus den Fächern Deutsch (Expose schreiben und layouten), Chemie (Farben herstellen), Wirtschaft und Politik (Wohnungsmarkt, Versicherungen, Mietpreise etc.), Erdkunde (urbane Lebensräume u.a.), Kunst (Modellbau, 3D-Druck der Wohnungen), Werken (Möbelbau) und vielerlei mehr integrieren und zu einem großen Ganzen mit reziproken Bezügen verschmelzen.

    Bevor ich gleich auf die Oberstufe überleite, hier noch ein Angebot für die Primarstufe:

    • PIKAS (Prozessbezogene und Inhaltsbezogene Kompetenzen durch die Anregung fachbezogener Schulentwicklung) ist ein Angebot des Deutschen Zentrums für Lehrerbildung Mathematik (Kooperationsprojekt der TU Dortmund und Uni Münster). Im Projekt PIKAS werden Materialien zur Weiterentwicklung des Mathematikunterrichts in der Primarstufe erarbeitet. Es geht sowohl darum, Basiskompetenzen zu sichern, als auch darum, Problemlösefähigkeiten zu entwickeln. Mathematikunterricht soll die prozessbezogenen Kompetenzen und die inhaltsbezogenen Komptenzen der Lernenden entwickeln. Zehn Doppelhaushälften bieten Ihnen dort forschungsbasierte, praxiserprobte Materialien und Konzeptionen zur Umsetzung guten Mathematikunterrichts mit Videos, Handreichungen, Links und vielem mehr.

    MU in der gymnasialen Oberstufe: Kompetenzmodell

    Ich will nicht verheimlichen, dass die Entscheidung der Länder nach dem PISA-Schock Bildungsstandards einzuführen, kritisch gesehen wird (siehe “Brandbrief“). Gleichwohl gibt es eine in etwa gleichstarke Professorinnen- und Professorengruppe, die die Kritik zurückweisen. Gilbert Greefrath, Didaktikprofessor in Münster und Mitunterzeichner des Briefs3:

    Es gibt ein Problem bei den Mathematikfähigkeiten, da sind wir uns einig. Die Frage ist aber, ob die Bildungsstandards Teil des Problems sind oder Teil der Lösung. Der Unterricht hat sich durch die Standards bereits positiv verändert. Die Kompetenzorientierung sorgt dafür, dass die Schüler gerade nicht – wie noch in den neunziger Jahren üblich – Fertigkeiten abspulen, ohne die Inhalte zu verstehen. Der Einfluss der Bildungsstandards hat aber auch Grenzen. So könnten etwa Prüfungsaufgaben im Abitur bestimmte in den Standards verlangte Kompetenzen nicht so gut abrufen, wie es im Unterricht möglich ist, etwa die in den Bildungsstandards verlangte Kompetenz „Mathematisches Kommunizieren.“

    Was nun genau fordert die Kultusministerkonferenz (KMK) beim Übergang in die gymnasiale Oberstufe (Sek. II)4:

    Bildungstheoretische Grundlagen des Mathematikunterrichts sind der Allgemeinbildungsauftrag wie auch die Anwendungsorientierung des Unterrichtsfaches Mathematik. Demnach wird Mathematikunterricht durch drei Grunderfahrungen geprägt, die jeder Schülerin und jedem Schüler vermittelt werden müssen:

    • Mathematik als Werkzeug, um Erscheinungen der Welt aus Natur, Gesellschaft, Kultur, Beruf und Arbeit in einer spezifischen Weise wahrzunehmen und zu verstehen,
    • Mathematik als geistige Schöpfung und auch deduktiv geordnete Welt eigener Art,
    • Mathematik als Mittel zum Erwerb von auch über die Mathematik hinausgehenden, insbesondere heuristischen Fähigkeiten

    Die Kompetenzbereiche haben folgende Struktur5:

    Und weiter heißt es (u.a.):

    Die allgemeinen mathematischen Kompetenzen werden von den Lernenden nur in der aktiven Auseinandersetzung mit Fachinhalten erworben. Dabei beschreiben die drei Anforderungsbereiche unterschiedliche kognitive Ansprüche von kompetenzbezogenen mathematischen Aktivitäten. Die allgemeinen mathematischen Kompetenzen manifestieren sich in jedem einzelnen mathematischen Inhalt, d. h. allgemeine mathematische Kompetenzen und Inhalte sind untrennbar miteinander verknüpft (in der Abbildung durch ein Raster angedeutet). Man wird erst dann vom hinreichenden Erwerb einer allgemeinen mathematischen Kompetenz sprechen, wenn diese an ganz unterschiedlichen Leitideen in allen drei Anforderungsbereichen erfolgreich eingesetzt werden kann.

    Für den Erwerb der Kompetenzen ist im Unterricht auf eine Vernetzung der Inhalte der Mathematik untereinander ebenso zu achten wie auf eine Vernetzung mit anderen Fächern. Aufgaben mit Anwendungen aus der Lebenswelt haben die gleiche Wichtigkeit und Wertigkeit wie innermathematische Aufgaben.

    Die Entwicklung mathematischer Kompetenzen wird durch den sinnvollen Einsatz digitaler Mathematikwerkzeuge unterstützt. Das Potenzial dieser Werkzeuge entfaltet sich im Mathematikunterricht

    • beim Entdecken mathematischer Zusammenhänge, insbesondere durch interaktive Erkundungen beim Modellieren und Problemlösen,
    • durch Verständnisförderung für mathematische Zusammenhänge, nicht zuletzt mittels vielfältiger Darstellungsmöglichkeiten,
    • mit der Reduktion schematischer Abläufe und der Verarbeitung größerer Datenmengen,
    • durch die Unterstützung individueller Präferenzen und Zugänge beim Bearbeiten von Aufgaben einschließlich der reflektierten Nutzung von Kontrollmöglichkeiten.

    MU digital: Aus Sicht der Bildungsforschung ...

    Im Fach Mathematik bestehen riesige Chancen, durch einen guten Medieneinsatz die grundlegenden Werkzeuge und Techniken für mathematische Anwendungen beherrschen zu lernen. (…) Mathematische Zusammenhänge lassen sich mit dem Computer visualisieren. Man findet sie heutzutage auch schon oft in visueller Form, und deshalb muss man lernen, damit umzugehen.6

    Timo Leuders

    Prorektor für Forschung an der Pädagogischen Hochschule Freiburg

    Ergebnisse einer Metaanalyse zeigen, dass Schülerinnen und Schüler im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht vom Einsatz digitaler Medien profitieren können. Insbesondere deuten sich folgende Implikationen für den MINT-Unterricht an:7

    • Digitale Medien haben im MINT-Unterricht einen größeren positiven Einfluss auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, wenn sie ergänzend zu traditionellen Unterrichtseinheiten eingesetzt werden als wenn sie diese ersetzen.
    • Der Einsatz digitaler Medien scheint erfolgreicher zu sein, wenn Schülerinnen und Schüler in Paaren und nicht alleine mit den Geräten arbeiten.
    • Wirken Lehrerinnen und Lehrer während der Arbeit mit digitalen Medien unterstützend, deutet sich ein größerer positiver Effekt an als wenn die Schülerinnen und Schüler ohne Hilfestellung arbeiten müssen.
    • Es deutet sich an, dass der sog. „Neuheitseffekt“ sich auch in der Leistung der Schülerinnen und Schüler bemerkbar macht: Kürzere Unterrichtssequenzen mit digitalen Medien haben einen größeren positiven Effekt als längere Sequenzen.
    • Es zeigt sich, dass Schülerinnen und Schüler von einer Ausbildung ihrer Lehrkräfte an den konkreten digitalen Geräten und der im Unterricht benutzten Software direkt profitieren können.
    • Der positive Einfluss digitaler Medien zeigt sich verstärkt, wenn die Schülerinnen und Schüler selbst an den Geräten und mit den Programmen arbeiten und diese nicht nur von den Lehrerinnen und Lehrern vorgeführt werden.

    Hilfreich der kritische Blick von Markus Hohenwarter8:

    Die Meinung, dass sich allein durch die Einführung neuer Technologien wie grafikfähiger Taschenrechner und Computer der Mathematikunterricht verbessern würde, ist aus heutiger Sicht sicherlich verfehlt. Die Hoffnung, dass neue Medien Lernerfolge schlagartig erhöhen können, hat es auch früher schon gegeben – sie war stets vergebens. So haben zahlreiche Medien-Vergleichsstudien der letzten Jahrzehnte gezeigt, dass Lernerfolge de facto unabhängig vom verwendeten Medium sind. Die Medien haben an sich nur eine untergeordnete Bedeutung. Primär wichtig sind die an ihnen ausgeführten Aktivitäten. Medien, die nicht „bearbeitet“, sondern nur betrachtet werden können, haben daher nur sehr beschränkten Wert.

    Und, abschließendes Resumee von Rainer Känders9:

    In jedem Einzelfall müssen wir als Lehrerinnen und Lehrer mit unserem gesamten Fachverstand schauen, was ein digitales Hilfsmittel zur Begriffsentwicklung beitragen kann. Werkzeuge haben keinen Wert an sich. Mathematikunterricht beschäftigt sich mit der Entwicklung begrifflicher Systeme: Erst lokal, dann global und dazu gehören Explorieren, Entdecken, Raten, Analogisieren, Begründen, Beweisen, Ordnen, Exemplarizität, klärende Beispiele, gute Probleme, usw. Ab und zu ist GeoGebra oder vergleichbare Software hilfreich dabei. Zudem macht es Spaß und ist daher … eine der schönsten Nebensachen der Welt!

    MU digital: ... Beispiele ...

    Für den Mathematikunterricht der GOS gibt es eine Reihe von Veröffentlichungen.

    Weitere Unterrichtsbeispiele enthält der Band Norbert Noster, Hans-Georg Weigand (Hrsg.): Mathematische Erkundungen – Praxiserprobte Unterrichtseinheiten mit digitalen Werkzeugen – 

    Aus dem Vorwort: In vielen Beiträgen dieses Buches werden Unterrichtssequenzen zur Einführung eines neuen Begriffs beschrieben, wie zum Beispiel der Signifikanztests (S. 39) oder die irrationalen Zahlen (S. 23). Allerdings verbirgt sich hinter mathematischen Erkundungen unserer Ansicht nach weit mehr. So erhält das Erkunden spezieller Eigenschaften eines Begriffs eine eigene Kategorie. Dazu gehört neben der Untersuchung der Auswirkungen von Parametern auf die Binomialverteilung (S. 70) auch die Bestimmung der Kreiszahl π (S. 85). Weiterhin ist das Erkunden der Beziehungen eines Begriffs zu einem anderen Begriff wichtig, wenn es etwa darum geht, Funktionsterme mit Schaubildern in Beziehung zu setzen (S. 97) oder das exponentielle Wachstum in Abgrenzung zum linearen Wachstum zu betrachten (S. 139). Eine weitere bedeutende Kategorie stellt das Erkunden der Beziehung von Begriffen zur Umwelt dar. So kann die Frage nach der Dauer des Ladevorgangs des Akkus eines mobilen Telefons untersucht werden (S. 151), oder es kann erkundet werden, was elliptische Kurven sind und wie mittels dieser Nachrichten verschlüsselt werden können (S. 161). 

    Und, nicht ganz unwichtig für uns Mathe-Lehrkräfte: Die Autoren haben Lösungsideen skizziert. Die CAS Befehle stammen aus der Casio-Systemwelt. Das ist opportun, wie ich finde, schließlich finanziert die Firma das Projekt MaLeNe (Mathematik-Lehr-Netzwerk). Im Übrigen ähneln viele Befehle denen der Geogebra- und TI-Systeme.

      Noch nicht ausgearbeitet, eher Ideenskizzen für einen sehr anspruchsvollen fächerübergreifenden Deeper Learning Ansatz.

      • BahnMining – Pünktlichkeit ist eine Zier, Vortrag von David Kriesel auf der 36. Chaos Communication Congress
        • Geeignet für ein fächerübergreifenden Projektunterricht in der Sekundarstufe II unter Beteiligung Mathematik (Statistik), Informatik und PoWi
        • Deeper Learning sagt: Von Verständnisfragen zum (sensationellen) Vortrag über ein Brainstorming (Verständigung über kleinere Data-Mining-Projekte) hin zur Implementation. Hierzu gibt es eine Anleitung des Autors (Vortragsfolien ab S. 28). Ich empfehle die abschließende Reflexion aufzuteilen: Lernprozess durch die Lehrkraft und Inhalt durch ein Peer- Assessment der SuS untereinander (ich habe damit im Informatikunterricht der Sek. II sehr gute Erfahrungen gemacht)
        • Was mir darüber hinaus gefällt:
          • Sehr praxisnah, weil sich der Vortrag auf reale Daten stützt.
          • Netiquette ist wichtiger Bestandteil des Vortrags: David ruft zurecht immer wieder zur Fairness auf. Wirklich erfreulich angesichts des Getöses in den sozialen Netzwerken…

      MU digital: ... Blick ins Ausland

      Ich hatte in einem meiner früheren Magazinbeiträge den Aufbau regionaler Netzwerke angeregt. Sie können hier helfen, die Überlegungen mit Lehrkräften anderer Schulen zu diskutieren. In Ottawa (Kanada) habe ich einmal ein solches Netzwerk kennengelernt. In ihm sind neben den Schulen Firmen und die kommunale Selbstverwaltung vertreten. 

      In vielen nordamerikanischen Schulen ist die Nutzung von Grafikinformationssystemen (GIS) curricular verankert. Mit dem GIS ist es möglich, die Region bzw. den Ort wie auf einer Landkarte zu suchen und durch entsprechende Markierung solange zu vergrößern, bis man abschließend auf die textuell hinterlegten Informationen stößt. In Ottawa gab es eine Reihe von GIS- Software herstellenden Firmen. Sie suchten seinerzeit immer wieder konkrete Anwendungs- und Testszenarien. In Absprache mit der Kommune wurden seitens der Firma Aufgaben gestellt, die die Schülergruppen umsetzen sollten. Die SuS entwickelten Apps zu:

      • Sightseeing in OttawaWas bietet Ottawa? Wie organisiere ich mir eine Museen-Tour? Wie sieht ein günstiger (Fuß-) Weg aus? Wann sind die Öffnungszeiten?
      • Verkehrsdichte im Ballungsbereich: Wann kommt es zu besonders gefährlichen Situationen wie Staus? Wie sieht zu unterschiedlichen Tageszeiten der günstigste Weg aus?
        Hier wurden von einer Schülergruppe eine Umfrage in ausgewählten Bezirken durchgeführt und Zahlen ermittelt, die entsprechende Rückschlüsse zulassen. Die für das Projekt verantwortlichen SuS erkannten dabei die hohen Gefährdungspotenziale für die befragten Einwohner und machten bei ihrer Befragung nicht nur auf den Datenschutz aufmerksam, sondern nahmen ihn auch so ernst, dass sie bereits bei der Umsetzung sehr verantwortungsvoll geeignete Sicherheitsmaßnahmen vorsahen. So musste z. B. verhindert werden, dass Unbefugte dieses System benutzten, um für jeden befragten Haushalt ermitteln zu lassen, wann das Haus verlassen wird und somit »frei« steht.

      Ich habe einmal mit meiner Homepage-AG (Sek. I/II) etwas Vergleichbares umgesetzt (Virtueller Rundgang in unserer Schule und Umgebung). Warum sollte das nicht auch im projektorientierten Mathematikunterricht möglich sein? 

      Außerhalb der Schulmauern und international aufgestellt: Das ist das Prinzip von MathCityMap

      MathCityMap verknüpft die „alte Idee“ der mathematischen Wanderpfade, also die Auseinandersetzung mit Mathematik an interessanten, realen Orten mit technischen Möglichkeiten wie GPS-Lokalisierung und mobilem Internetzugang. MathCityMap besteht aus einer Aufgabendatenbank, bei der jede Aufgabe mit GPS-Koordinaten versehen ist. Weiter ist MathCityMap eine webbasierte interaktive App, welche in der Lage ist, mit dem Benutzer in einfacher Form zu kommunizieren um z. B. Lösungshilfen zu geben oder die Lösung der Aufgabe zu kontrollieren. Ebenso ist es möglich, dass sich jeder (Lernende, Lehrer oder Privatpersonen) an der Aufgabenentwicklung beteiligen kann und so eine MathCityMap Community  entsteht10.

       

       

      Schlussbemerkung

      Es macht viel Sinn, die Ausflüge in die digitale Welt mit einem Medienkonzept zu begleiten, denn sonst läuft man Gefahr, dass lehrkraftabhängig die eine Lerngruppe die oben vorgestellten Unterrichtsbeispiele kennenlernt, und die andere eben nicht. Bärbel Barzel hat sich dazu im Rahmen eines Vortrags einige Gedanken gemacht. Auch hier gilt: Es werden Ideen vorgestellt, die fachschaftsindividuell diskutiert gehören. Der Verdienst der Kollegin liegt ganz sicher darin, dass wir nicht bei null anfangen müssen …

       

      Bildnachweis: Oberholster Venita by pixabay