So ganz überraschend kommt das ja nicht (hier am Beispiel der HPI- Schulcloud):
Ähnlich klangen auch die Hiobs- Botschaften zu mebis, it’s learning, lernsax und weiteren Schulcloudanbietern. Wieso zeigen sich Schulen bzw. Lehrkräfte so überrascht? Wir haben das alles ja bereits beim ersten Lockdown erlebt. Warum sollte das jetzt anderes laufen? Keiner hat in den Sommermonaten entsprechende Szenarien durchgespielt. Ganz sicher auch eine Nachlässigkeit der Ministerien und Cloudanbieter. Und: Hackerangriffe und/oder ein Caching- Fehler wegen eines vor Tagen aufgespielten Updates kommen auch in der „freien Wirtschaft“ vor. Verhindern muss man aber das Gefühl von Handlungs- und Orientierungslosigkeit bei Eltern wie auch Schülerinnen und Schülern.
Anna Günther (SZ) kann nur man nur beipflichten1:
Statt besonnen nach Lösungen zu suchen, schleudern viele Lehrkräfte ihre Wut in den sozialen Medien. (…) Zumal findige Lehrer ihre Schüler halt anders beschäftigt haben.
Wie nun „besonnen“ nach Lösungen suchen?
1. Befragung der Schulgemeinde
Für eine erste Orientierung kann eine vom Kultusministerium Bayern beauftragte Umfrage dienen. Man erhält validierte Items und kann sie in eigene Fragebögen einbauen. Die Fragen an die Erziehungsberechtigten finden sich in der nicht mehr aktiven Befragung, die der Schülerinnen und Schüler entweder in diesem pdf- Dokument oder in dieser, ebenfalls nicht mehr aktiven Befragung.
Aus der Auswertung ergeben sich Planungsideen, die man dann in ein Plan- Do- Check- Act (PDCA)- Verfahren einbetten kann. Ich habe dazu Mitte des Jahres eine Themenseite mit vielen Tipps und Materialien angelegt:
2. Pädagogische Konferenz mit SAMR und/ oder Schieberegler
Mehr die Didaktik der Lehrkräfte einbeziehend, aber ebenso zielführend sind die im folgenden vorgestellten Ideen, die man ebenfalls kurzfristig angehen kann. Für eine pädagogische Konferenz schlage ich zwei Verfahren vor:
Das SAMR- Verfahren
Wesentliche Fakten zum bekannten SAMR-Modell in einem Tutorial findest du hier: https://t.co/FbEnJVEx3P
Die wichtigsten Fragen rund um das Modell kläre ich zusammen mit @ivi_unterricht in diesem Interview: https://t.co/HVW2BY9TFU#twitterlehrerzimmer pic.twitter.com/AKB4bDqHku
— Jan Vedder (@vedducation) December 16, 2020
Der Schieberegler
Für die Spätschicht:
Wer (Distanz-)Lernen sinnvoll organisieren will, muss als DJ die Schieberegler eines didaktischen Equalizers bedienen können.https://t.co/pc214uAkUE#TwitterCampus pic.twitter.com/tnOsioxM0z
— Axel Krommer (@mediendidaktik_) July 2, 2020
Was beiden Vorschlägen gemeinsam ist: Es lädt ein zu didaktischen Gesprächen. Das SAMR Modell ermöglicht darüber hinaus einen Stufenaufbau von analog nach digital, wie aber auch – und das wird bei Cloudausfällen besonders wichtig – vice versa. Mit diesen Modellen kann auch eine konzeptionelle Planung einer Integration digitaler Medien eingeleitet werden. Mit dem Ziel, das schulinterne Curriculum bzw. das Methodencurriculum geeignet zu ergänzen. Auch hier empfehle ich die Umsetzung via PDCA Modell, sorgt es doch für eine professionelle Organisation und Transparenz.
3. SELFIE
Man kann für eine Medienkonzeptentwicklung auch einen anderen Einstieg wählen: Mit einer IST- SOLL Analyse durch eine Instrument der Europäischen Kommission: SELFIE – Wie kann Ihre Schule digitale Technologien noch besser für den Unterricht nutzen.
Und, man ahnt es bereits: Auch hier empfehle ich von Anfang an auf das PDCA Modell zu setzen, bereits bei den ersten Planungsüberlegungen.
Das erste Video ist an die Schulgemeinde, das zweite an die Lehrkräfte und das dritte – sehr gelungen, wie ich finde – an die Schülerinnen und Schüler gerichtet (englischsprachig, mit deutschen Untertiteln).
4. Selbstevaluationsbögen der ICILS-2018-Transferbroschüre
Soeben, kurz vor „Redaktionsschluss“ eingetroffen:
Passend auch als Weihnachtsgeschenk:
Im Open-Access-Fornat haben wir von #icils @unipb eine Transferbroschüre u. anpassbare digitale Begleitmaterialien für die Unterstützung digitalisierungsbezogener Schulentwicklung erstellt. #twlz
Alle Materialien unterhttps://t.co/C5SW9VWLZK https://t.co/07M3Qs3GJN— Prof Birgit Eickelmann (@prof_birgit) December 18, 2020
Dort findet sich u. a. der Link zur ICILS-2018-Transferbroschüre. Ich kann mir gut vorstellen, interessierende Fragestellungen aus den Selbstevaluationsbögen ab S. 95 für eine schulische IST- SOLL Analyse einzusetzen.
Schlussbemerkung
Noch einmal zurück zu den aktuellen cloudbasierten Systemeinbrüchen. Wie könnte eine „Quick and dirty“- Lösung aussehen?
Für ältere Jahrgangsgruppen kann man möglicherweise unser Konzept von uni-ol@schule adaptieren:
- Briefing am Montag (synchron)
- Individuelles Arbeiten bis Donnerstag (in der Regel asynchron, auf Nachfrage – Terminvereinbarung via Messenger – synchron)
- Feedback am Freitag (synchron als Lerngruppe, asynchron individuell)
Synchron meint Videokonferenz, Präsenzphase, asynchron häuslicher Arbeitsplatz mit Zugriff auf Kommunikationsplattform (z. B. LMS). Man kann für die Präsenzphase dann auch die unterschiedlich kommentierte Idee von Peter Altmaier nutzen: Nutzung von zusätzlichem Hotel- und Gaststättenraum, um den Hygiene- und Abstandsregeln gerecht werden zu können. Außergewöhnliche Zeiten benötigen außergewöhnliche Lösungen.
Des Weiteren nützen zur Unterstützung dieses Settings die von Herbert Hertramp modifizierten Unterlagen von Kristina Wahl, die kürzlich in den Twitternetzwerken vorgestellt wurden:
Oder, ein Vorschlag aus einer Hamburger Reformschule. Die Schule hat sich die Förderung eines hohen Selbstständigkeitsgrads der Schülerinnen und Schüler auf die Fahne geschrieben. Das ist natürlich einzuüben:
Ab Mittwoch schalten wir komplett in Hybridbetrieb. Hier ein Beispiel für den Stundenplan im #digifernunterricht des Teams 5-7grün. Komplett kompatibel zum parallel stattfindenden Präsenzunterrricht, regelmäßige hybride Konferenzen mit allen…#twlz #hybridlearning #lockdown pic.twitter.com/fqUSyRoK44
— Winterhuder Reformschule (@stswir) December 13, 2020
Viel Erfolg bei der Suche und Umsetzung Ihres Erfolgsrezepts!